FolkWorld Ausgabe 37 11/2008

FolkWorld CD Kritiken

Sliotar "Cirque de Sliotar"
Label: Idrone Media; 2008
Der sliotar ist der kleine Ball beim gälischen Hurling-Spiel, eine Art Hockey, dass es nur in Irland gibt (-> FW#36). Genauso wie dieser Ball über das Feld flitzt, genauso geht die gleichnamige Band Sliotar (-> FW#32) ab. Das Trio aus Dublin spielt seit zwölf Jahren traditionelle irische Musik, acht Jahre in der Besetzung Ray MacCormac (Whistle, Uilleann Pipes), J.P. Kallio (Gitarre, Bouzouki, Kantele) und Des Gorevan (Schlagzeug, Percussion). Sagte ich traditionelle irische Musik? Auf ihrem vierten Album "Cirque de Sliotar" befinden sich die drei irischen Musiker irgendwo an der Grenze zwischem akustischen Power-Folk a la Solas (-> FW#32) und Neunziger-Jahre-Folk-Rock. Ihre meisten Stücke haben sie selbst geschrieben, neben instrumentaler Tanzmusik gibt es noch einige Songs wie z.B. "The False Fly". Dieser Zirkus ist außer Rand und Band, die Löwen sind los. Warum gibt es eigentlich solche Bands nicht bei uns?
www.sliotarmusic.com
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Rose Laughlin "The Chicago Sessions"
Label: Ramblin' Rose Records; 2008
Nach fünf Jahren Aufenthalt in Chikago, wo Rose Laughlin (-> FW#35) zusammen mit dem Gitarristen Mike Kirkpatrick keltische und amerikanische Folkmusik gespielt hat, kehrt sie in ihre Heimatstadt Seattle zurück. Ihr Abschied wird versüsst durch die "Chicago Sessions". Rose singt Lieder aus dem traditionellen Liederkanon des Folks; wie sie sagt mit ihren drei menschlichen Geschichten: Geschlechterbeziehungen und Liebe, Abschied und Heimatliebe, Leben und Tod. Die traditionellen Stücke sind die alten Klassiker: "Cold Rain and Snow", "Wild Mountain Thyme", "Unquiet Grave", "Pretty Saro", "Barbara Allen", "Snow It Melts the Soonest". Ausnahme ist einzig Gerschwins "Summertime" als zeitloser Auftakt. Rose hat eine angenehme Stimme, mit ziemlich amerikanischer Prägung, auch bei den irischen Stücken. Aber das muss ja nicht unbedingt ein Nachteil sein. Jedenfalls enthalten die "Chicago Sessions" eine ganze Reihe interessante und originelle Interpretationen.
www.roselaughlin.com
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Lee's Company "White Mansions"
Label: Own label; 2008
Jimmy Lee ist ein den meisten eher unbekannter Teil der Londoner Folkszene Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre. Seine musikalischen Helden sind denn auch Ralph McTell und Ian Campbell, um nur einige zu nennen. Jimmys aktuelles Unterfangen heisst "White Mansions" und ist eine Folk-Oper und ein Konzeptalbum. Der Amerikanische Bürgerkrieg, hier Ende 1860 bis Beginn 1867, wird von Paul Kennerly durch eine Liederserie erzählt. Die CD wurde live vor Publikum im Blue Coconut in West Sussex eingespielt. Lee's Company besteht aus Jimmy Lee (Gesang, Guitarre, Banjo), Jon Wigg (Fiddle, Mandoline), Clare Juliet (Akkordeon), Steve Ball (Gitarre) und Warren Ball (Bass). Musikalisch sind die einzelnen Stücke zwischen Country- und Folkmusik, Country- und Folkrock angesiedelt. Obwohl die Geschichte im amerikanischen Süden des Sklavenhaltertums spielt, ist das Unterfangen als Friedenshymne gedacht. Man hätte in diesen Zeiten auch durchaus etwas anderes erwarten können. Vielleicht ist es ein Vorteil, dass es Briten sind, die die Geschichte erzählen. Es ist jedenfalls kein Nachteil, dass dieses ur-amerikanische Thema von Ausländern behandelt wird. Musikalisch ist es eh so amerikanisch wie es nur sein kann.
www.whitemansions.co.uk
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Anne Wylie "Deep Waters" [DVD+CD]
Label: Eigenverlag; 2008; Spielzeit: 1:21:52
Auch Anne Wylie (-> FW#21, FW#31) hat einmal als ganz stinknormale Irish-Folk-Sängerin angefangen, wie ihre frühen Studioaufnahmen und Konzerte zeigen. Dann bewegte sie sich vermehrt in pop- und weltmusik-orientierte Gefilde. Wenn ich nun "Deep Waters" höre und anschaue, denke ich, dass es sich um einen ganz eigenen Roots-Musik-Stil handelt, den man nicht länger Irish Folk Music, sondern - in Ermangelung besserer Worte - Irish Jazz Music nennen sollte. Anteil daran haben auch ihre kongenialen musikalischen Begleiter bei dem Konzert im Scala Ludwigsburg im März 2007: Henrik Mumm am Bass (-> FW#34), Florian King an der Bouzouki (-> FW#20) und Helge Andreas Norbakken am selbst-konstruierten Schlagzeug (gerade hatte ich ihn noch als Mitmusiker des norwegischen Saxophonisten Karl Seglem in Rudolstadt gesehen -> FW#37). Anne singt neun traditionelle gälisch-sprachige Lieder ("Dulaman" und "Aililiu na Gamha" sind besser bekannt), das traditionelle "The Grey Silkie", sowie William Butler Yeats' "Silver Apples of the Moon" und vier Eigenkompositionen. Anne zerlegt selbst altbekannte Lieder in ihre Bestandteile, sie atomisiert und setzt sie zu ganz neuen Molekülen zusammen. Pubgängern wird bei dieser Musik grausen, andere vielleicht einen Zugang zu Irish Music finden, zumindest einen ganz neuen. Das DVD-Bonusmaterial beinhaltet Backstage- und Soundcheck-Aufnahmen und man sollte nicht verpassen, wenn Helge Norbakken den Eisbärwitz erzählt.
www.annewylie.com
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Malinky "Flower & Iron"
Label:
Greentrax; CDTRAX330; 2008
Mark Dunlop "Islands on the Moon"
Label: Greentrax; CDTRAX307; 2008
"Flower & Iron", Blumen und Eisen ist eine ausgezeichnete Beschreibung für eine der florierendsten Folkbands Schottlands derzeit: Malinky (-> FW#14, FW#16, FW#32, FW#32). Steve Byrne (Bouzouki), Mark Dunlop (Whistle, Flute), Fiona Hunter (Cello), Mike Vass (Fiddle) und Dave Wood (Gitarre) spielen auf ihrem vierten Album hauptsächlich gedeihliche Lieder sowie drei heiße instrumentale Sets. Unter letzteren befindet sich auch ein Reel namens "The Drunken Duck", komponiert von Daves Lebenspartnerin, der Flötistin Lillias Kinsman-Blake (siehe CD-Rezension unten). Malinky können allerdings auch elegischere Töne anschlagen, "Ruaraidh Mor's" Walzer könnte in seiner Phrasierung bei "Mull of Kintyre" abgekupfert worden sein. Die Lieder sind zur Hälfte traditionellen Ursprungs, z.B. "The Broomfield Hill", zur anderen Hälfte jüngeren Datums, z.B. Archie Fishers "The Shipyard Apprentice" (siehe Rezension in der englischen FW). Steve, Fiona und Mark teilen sich den Leadgesang, der gebürtige Nordire Mark Dunlop singt Liam Weldons "Dark Horse on the Wind" und das traditionelle "The Ploughboy and the Maid" (aka "The Jolly Ploughboy"). Mark hat sich zusätzlich zu seinem gefühlvollen Flötenspiel zu einem ebensolchen Sänger und Interpreten irischer Songs entwickelt. I am a bold undaunted youth from the county of Tyrone ..., singt er passenderweise im Lied "The Breaking of Omagh Jail" auf seinem Solo-Gesangsalbum "Islands on the Moon". Gut, korrekt hätte es County Antrim heißen müssen. Quelle seines Materials ist die berühmte Liedersammlung "Songs of the People" des Nordiren Sam Henry aus den Dreißiger Jahren (-> FW#37). "Islands on the Moon" beginnt mit "The Nightingale", einem Lied bekannt von Frank Harte (-> FW#34) und Marks Stimme kann mit der des verstorbenen Dubliner Sängers verglichen werden. Sieben Stücke sind traditionell, zwei Eigenkompositionen und "The Lag's Song", ein Unbekannteres von Ewan MacColl (-> FW#6, FW#35). Mark hat sich nicht in der Top-Ten-Kiste vergriffen, obwohl "The Black Velvet Band" nicht fehlt. Seine Quelle ist every single bloody pub singer you've ever heard; er hat dem Lied den Refrain geraubt, es verlangsamt und in eine Moll-Tonart transponiert. Nun, urteilt selbst! Unterstützt wird Mark von Heather Montgomery (Fiddle), Chris Wright (Gitarre, Cittern, Mandoline) und Steve Byrne (Maultrommel, Gitarre, Percussion).
www.malinky.com
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Rachel and Lillias "Dear Someone"
Label:
Fellside; FECD215; 2008; Spielzeit: 46:08 min
Dear someone, lieber irgendjemand, ich möchte dir eine äußerst feine CD näherbringen. Rachel und Lillias - oder, um exakter zu beginnen, die Harfenistin Rachel Newton aus Edinburgh und die Flötistin Lillias Kinsman-Blake von den Scottish Borders - haben sich an der University of Newcastle-upon-Tyne kennengelernt und miteinander zu musizieren begonnen. Die Kombination Harfe und Flöte ist schon an sich interessant, zudem handelt es sich auch noch um eine metallerne Boehm-Flöte mit Klappen. Es ist allerdings vor allem Rachel und ihr Harfenspiel, das beeindruckt, obwohl es leider nicht so im Vordergrund steht. The Harp Set ist allerdings ein beeindruckendes Medley. Das Duo spielt traditionelle Musik der schottischen Highlands und der Scottish Borders; fünf Instrumentalsets, darunter Eigenkompositionen von Lillias. Rachels Gesang macht sich gut bei englisch- und gälisch-sprachigen Songs. Enthalten sind Lieder von Tony Cuffe (er spielte einst mit Ossian und Jock Tamson's Bairns) und Gillian Welch, sowie die traditionellen "Rich Man's Daughter" und "Bonnie Young Horseman", "Nighean nan Geng" und "Mo Thruaigh Leis Thu Ille Bhuidhe". Die beiden gälischen Stücke wurden von Maeve MacKinnon gelernt (siehe Rezension in der englischen FW). Ein ordentliches Debut, liebe Leute, einer außerordentlichen Instrumenten-Kombination.
www.rachelandlillias.com
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Kerr Fagan Harbron "Station House"
Label:
Fellside; FECD211; 2008; Spielzeit: 52:44 min
Nancy Kerr und James Fagan aus Northumberland im Osten Englands sind seit einem Jahrzehnt ein bekanntes Duo in der englischen Folkszene. Bereits zweimal, 2003 and 2007, wurden sie von der BBC als bestes Folk-Duo ausgezeichnet. Komischerweise haben sie in der FolkWorld bislang noch keine Aufmerksamkeit erfahren. Nun taten sie sich mit Konzertina-Spieler Robert Harbron aus Cambria (-> FW#21, FW#22) zusammen, der bereits das letzte Album des Duos produziert hat. Kerr Fagan Harbron ist kein evolutionäres Projekt, sondern etwas ganz Neues. Nancy Kerr spielt Fiddle, Viola und Autoharp, James Fagan eine sechssaitige (Gitarren-)Bouzouki, Robert Harbron schließlich englische Konzertina und Gitarre. Alle singen, und das vorzüglich. Das Repertoire besteht aus traditionellen und jüngst verfassten Liedern der englisch-sprechenden Welt - von England bis Australien -, zum Beispiel das bekannte Stück des australischen Geigers Hugh MacDonald, "Diamantina Drover". Das traditionelle "Leaving Old England" hat von Nancy eine neue Melodie und einen neuen Text erhalten. Wenn englische Musik nur immer so wäre.
www.kerrfaganharbron.co.uk
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Novi Sad "Rise"
Label:
Extraplatte; EX 810-2; 2008; Spielzeit: 44:25 + 36:44 min
Unsere alpinen Nachbarn sind manchmal schwer zu verstehen. Galt unlängst die Staatstrauer dem rechten Rattenfänger oder dem betrunkenen Raser? Hätte es das Beleidsgefasel auch gegeben, wenn er in seinem Suff jemanden umgenietet hätte? Nun, mögen manche Kärntnerinnen und Kärntner auch glauben, mit dem peinlichen Abgang des Rechtsaußens gehe die Sonne unter, wir vergießen keine Krokodilstränen und suchen nach anderen Sternen ... in the air. So heisst auch das gleichnamige zweite Stück auf "Rise", grandiose 13 Minuten lang. Der Musik kann man jedenfalls keine Geschwindigkeitsübertretung vorwerfen, es ist auch kein Trauerspiel. Der Bandname Novi Sad spielt mit verschiedenen Assoziationen. Einmal der Stadt in Nordserbien und den osteuropäisch-orientalischen Einflüssen in ihrer Musik; bekanntlich beginnt der Balkan direkt hinterm Semmering, und für manche schon in der Wiener Vorstadt. Vielleicht steht es aber auch für das englische sad und dem Sound der Gruppe, obwohl Lieder und Texte eher melancholisch als traurig sind. Melancholie ohne Sentimentalität, wie die besten Volkslieder, und es erinnert mich manchmal an Kate Bush zu ihren besten Zeiten. Exzentrisch und akkordeon-lastig überzeugt das siebte Album des Wiener Quintetts um Sängerin Evelyn Blumenau. Obwohl Liedtitel wie "What will remain", "Lebwohl" und My Funeral Lunch" in diesem Zusammenhang eine ganz andere Bedeutung bekommen, möchten wir nicht glauben, dass der Albumtitel "Rise" irgendetwas mit Auferstehung des Messias aus dem Bärental zu tun hat. Lasst uns dieses Kapitel österreichischer Geschichte endlich abschließen!
www.novisad.at
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Griffin House "Flying Upside Down"
Label:
NETTWERK; 5 037703 076129; 2008; Spielzeit: 52:12 min
Der Singer-Songwriter Griffin House legt mit "Flying Upside Down" sein zweites Album vor. Dreizehn, verflixte Dreizehn?, äußerst persönliche Titel über die Höhen und Tiefen seines Lebens, eingebettet in einen Liederzyklus über eine Liebesbeziehung, beginnend mit dem ersten scheuen Kuss, endend mit dem Termin vor dem Scheidungsrichter. Nebenbei besingt er noch seine Familienmitglieder, die u.a. Militärdienst im Mittleren Osten verrichten. Bei Amerikanern liegen Liebe und Krieg offenbar immer eng zusammen. Der End-Zwanziger aus Springfield, Ohio, hofft, dass seine Lieder spirituell anregend sind und dabei helfen, seinen Platz in der Welt zu finden. Ob Rocknummern und Balladen dies vermögen? Zum musikalischen Gelingen der dennoch äußerst flotten Nummern tragen insbesondere Keyboarder Benmont Tench und Gitarrist Mike Campbell (Tom Petty & The Heartbreakers), sowie Nickel-Creek-Geigerin Sara Watkins bei. Griffin House selbst fühlt sich von Bono Gesangsstil inspiriert (vielleicht auch von dessen Messianismus), die meisten vergleichen ihn jedoch mit Jackson Browne. Die Stimme, meine ich, ich weiss nichts über Brownes Ansichten.
griffhousemusic.com
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Alamaailman Vasarat "Maahan"
Label:
Nordic Notes; 2007
Ein nicht ganz unbegründetes Vorurteil besagt, dass finnische Musiker ein Rad abhaben oder dass - in diesem Zusammenhang - der Hammer schief hängt. Oder so ähnlich. Nun, machen wir's auf Finnisch. Was soll man sich unter Ethnic-Brass-Punk oder punkiger Blechmusik für Geheimagenten, kosherem Kebab-Jazz oder dem Kontinent Vasaraasia (Hammer-Asien) vorstellen? Am besten nichts, das ist eh alles Quatsch. Die Hämmer der Unterwelt, so die deutsche Übersetzung von Alamaailman Vasarat (-> FW#37), lassen sich in keine Schublade stecken: Gypsy-Musik, Klezmer, Polka, Tango, manchmal Punk und Heavy Metal, denn nur Posaune und Klarinette klingen auch nach diesen Instrumenten. Zum Schlagzeug kommen zwei Cellos dazu, das eine klingt wie eine hämmernde Stromgitarre, das andere nach knarrenden Türen. Kommt einem das komisch, bizarr oder schräg vor? Kein Wunder, die 1997 gegründete Band ist ja auch eine Band aus Finnland. Noch Fragen?
www.vasarat.com
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Sarah-Jane Summers "Nesta"
Label: Dell Daisy; Dell001; 2008
"Nesta" beginnt mit zwei Melodien auf der Hardangergeige, "The Happy Hardanger" ist allerdings gar nicht so fröhlich. Melancholisch geht es gleich weiter. Der gälische Titel des zweiten Stückes "Tha m'aigne fo ghruaim" bedeutet soviel wie meine Seele ist bedrückt. Aber alsbald gibt es glücklicherweise auch fröhlichere Momente, bei einem dutzend Stücken aus Schottland mit skandinavischen Tunes und der ein oder anderen Eigenkomposition zwischendurch muss es doch auch etwas beschwingter zugehen. Sarah-Jane Summers stammt aus der Nähe von Inverness in den schottischen Highlands, das Fiddlespiel liegt in ihrer Familie im Blut. Ihr Vorfahre Alexander Grant of Battangorm, der auch ihre Geige fabriziert hat, war ein Busenfreund von James Scott Skinner (-> FW#24). Sie selbst wurde von dem bekannten Geiger Donald Riddell unterrichtet. Sarah gilt als Schottlands einzige Hardangerfiddlerin und spielt in der schottisch-nordischen Band Fribo (-> FW#34), deren Repertoire überwiegend aus norwegischen Liedern und Melodien besteht. Darum enthält ihr Debütalbum auch noch genügend nordisches Material, wenn es ihr hier auch hauptsächlich um die schottische Fiddle-Tradition geht. Aber Sarah-Jane wäre nicht Sarah-Jane, wenn sich nicht beides miteinander verbinden ließe: "Lady Madelina Sinclair" ist einer der klassischen Strathspeys, möglicherweise komponiert von einer Koryphäe wie William Marshall oder Niel Gow, und wird auf der Hardanger gespielt, gefolgt von einem amerikanischen Old-Time-Reel mit dem bezeichnenden Titel "Tomahawk". Sarah-Jane wird unterstützt durch Gitarre (Ewan McPherson von Fribo), Bass und Perkussion; Donald Riddells Weise "Dancing Dolly" ist ein Duett mit der amerkanischen Geigerin Liz Knowles.
www.sarah-janesummers.co.uk
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Hubert von Goisern "Goisern Goes East" [DVDs]
Label:
Sony BMG/Blanko Musik; 8697346549; 2008
Das Boot reloaded! Die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz ist nächstes Jahr europäische Kulturhauptstadt und erfüllt Wünsche (www.linz09.at). Als Linzer Kulturbotschafter hat sich Hubert von Goisern (-> FW#19, FW#23, FW#24, FW#26, FW#27, FW#36) einen langgehegten Wunsch erfüllt, nämlich 2000 km die Donau hinunterzufahren, die Menschen und ihre Musik kennenzulernen, und auch Musik zu machen. Idee war, an jeder Anlegestelle mit lokalen Musikern zu konzertieren. Europa trifft sich auf einem schwimmenden Dorf und das global village bekommt eine ganz andere Bedeutung. Huberts neue Band war mit von der Partie, sowie Gastmusiker wie Willi Resetarits (Ostbahn Kurti), Rambo Amadeus aus Serbien, Zdob Si Zdub aus Moldavien (-> FW#36), Haydamaky aus der Ukraine (-> FW#36), die bulgraische Gadulka-Spielerin Darinka Tsekova, die Sängerin Tamara Obrovac aus Kroatien, letztendlich die 15-köpfige Karandila Brass Band aus Bulgarien. Die während der spannenden Reise, in der nicht nur Ost und West, sondern auch Folklore und Rockmusik aufeinanderprallten, entstandene TV-Dokumentation von Markus Wogrolly, Harald Aue und Robert Lakatos (dessen Film "Bahrtalo!" war gerade in den besseren Kinos zu sehen) wurde bereits im ORF und im Bayerischen Fernsehen ausgetrahlt. Jetzt sind die fünf 30-minütigen Folgen auf DVD zu sehen. Eine drei-monatige Odyssee von der Wiener Donauinsel bis zum Schwarzen Meer und zurück nach Linz. Hubert & Co. trotzen den Naturgewalten und den von Menschen verursachten Problemen vor Ort. Weg und Ziel sind hier eins, und am Schluss finden sich Zufriedenheit und Melancholie. Die Reise dauerte eine kleine Ewigkeit und ist doch viel zu schnell zu Ende. Die DVD auch!
www.hubertvongoisern.com
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Jens Kommnick "Síúnta"
Label: Siunta Music; SM 2204; 2008; Spielzeit: 50:54 min
Multi-instrumentalist und Multi-Talent Jens Kommnick ist bestens bekannt von deutschen Irish-Folk-Gruppen wie den dahingeschiedenen Limerick Junction und Friel's Kitchen (-> FW#23), und neuerdings durch Iontach (-> FW#30, FW#32, FW#34, FW#34), als auch als langjähriger Begleiter des Singer-Songwriters Peter Kerlin (-> FW#31). Nach viel zu langer Zeit hat Jens es endlich geschafft, ein Soloalbum einzuspielen: "Síúnta", auf gut Deutsch Klang, Maserung, Schicht. Irisch verwurzelt, vereint er mühelos verschiedenste Stile: Celtic und Nordic Folk, Jazz and (Ba)Rock. Acht Stücke sind Eigenkompositionen, dazu Tanzweisen aus Asturien (gelernt von Llan de Cubel -> FW#2), die Polska "Alla Gossar" (Triakel -> FW#9), irische Reels und eine Lautenkomposition von John Dowland. Jens spielt vor allem Gitarre, aber auch Mandoline, keltische Harfe, Laute Fiddle, Viola, Cello, Bass, Piano, Uilleann pipes, Tin & Low Whistle, Bouzouki ... Das macht eine öffentliche Aufführung zumindest in dieser Form unmöglich. Schade eigentlich, denn gerade Telemanns "Konzert D-Dur für 4 Violinen ohne Basso Continuo", arrangiert für vier Bouzoukis, würde ich gerne mal live erleben. Wer Jens aber unbedingt nachspielen will, für den gibt es auch ein Buch mit Gitarrenarrangements. Sowohl Buch als auch CD machen sich bestimmt gut unter dem Weihnachtsbaum.
www.jenskommnick.com
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Harmony Glen "Streaming Tunes"
Label: Eigenverlag; EIMM 003; 2007; Spielzeit: 59:23 min
Harmony Glen ist eine niederländische Band, die traditionelle irische Musik spielt; eine von dem Dutzend oder mehr Gruppen aus den Niederländen (vgl. Fling -> FW#33, oder Maalstroom -> FW#35). "Streaming Tunes" ist das zweite Werk der Band. Instrumentiert mit Fiddle, Banjo, Akkordeon, Gitarre, Bass und Bodhran werden sechs instrumentale Tune-Sets dargeboten, sowohl traditionellen als auch jüngeren Ursprungs. Die CD beginnt mit fünf Tunes in unmittelbarer Folge, um gleich einmal klarzustellen, dass Gefangene nicht gemacht werden. Man findet aber auch die schwedische Weise "TrillTrall", die man von der Gruppe Dråm gelernt hat (-> FW#32). Das Lied-Spektrum reicht von dem traditionellen "House Carpenter" über Cyril Tawneys (-> FW#29) "Chicken on a Raft" bis zu drei Eigenkompositionen, inklusive dem unvermeidlichen "Harmony Glen". Das Sextett behauptet, es sei eine jazz-flavoured folk-group, und gelegentlich gibt es da Anflüge von Jazz wie auch von Cajun oder Klezmer. Ansonsten Power-Folk irischer Provenienz.
www.harmonyglen.com
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Duncan Chisholm "Farrar"
Label: Copperfish; CPFCD003; 2008
Der schottische Fiddler Duncan Chisholm ist ein vielbeschäftigter Mensch. Er spielt mit der Folk-Rock-Band Wolfstone, im Duo mit dem Sänger und Gitarristen Ivan Drever, einer ganzen Reihe anderer schottischer Gruppen (-> FW#2, FW#8, FW#8, FW#14, FW#21, FW#21, FW#23, FW#24, FW#29). Manchmal muss man dann einfach ein wenig runterkommen, und Duncan zeigt eine deutlich sanftere Seite in seinen Soloalben, insbesondere der letzten "Farrar". Die CD lässt das Feuer von Wolfstone vermissen, aber wenn man in der Stimmung für Kaminfeuer ist, ist "Farrar" genau das Richtige. Duncan demonstriert die Beherrschung der Geige meisterhaft bei einer Reihe von Slow Airs. Die CD beginnt mit einer traditionellen gälischen Weise, insgesamt vier Tunes sind traditionell Schottisch, drei Kompositionen sind von Duncan selbst. Was noch? Gordon Duncan (-> FW#31), Charlie McKerron (-> FW#36). Alles wunderbare Melodien, z.B. ist Duncans "Farley Bridge" ein schöner Slow-Reel. Duncan spielt Fiddle und Viola, Kris Drever steuert Gitarre bei (-> FW#33), Phil Cunningham Klavier, Whistle und Akkordeon (-> FW#30), sowie Ross Hamilton Bass und elektrische Gitarre. Und gelegentlich beginnt die Flamme dann doch noch aufzuflackern; Duncan legt los mit seinen eigenen Reels "303", sowie einer Reihe treibender Tunes von Fred Morrison, Michael McGoldrick und Angus Grant (Shooglenifty -> FW#31).
www.duncanchisholm.com
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Annie Keating "Belmont"
Label: Eigenverlag; 2008; Spielzeit: 50:51 min
Die US-amerikanische Sängerin und Liedermacherin Annie Keating ist bezeichnenderweise in Belmont, Massachusetts, aufgewachsen. In New York verbrachte sie viele Jahre mit politischer Arbeit - Bürgerrechte, Umweltschutz, usw. -, bevor sie zu ihren Wurzeln zurückfand, der Musik. Auf ihrem dritten Album, das sie nun "Belmont" betitelt hat, spielt sie eine Mischung aus akustischem Folk-Rock und Alt-Country-Musik. Vergleiche mit Lucinda Williams drängen sich auf, oder wenn Steve Earle (-> FW#30) oder Willie Nelson (-> FW#29) sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hätten. Nicht dass das jetzt auf eine falsche Fährte führt, nicht nur gesanglich ist Annie Keating ganz sie selbst und äußerst weiblich. Ihre Balladen sind intim und gefühlvoll, demgegenüber stehen bluesige und erdige Rocknummern. Sie erzählen von Kampf und Hoffnung, Integrität und Mut. Wie die Texte ist die Musik ehrlich und unverbogen.
www.anniekeating.com
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ZebraSommerwind "Wach auf mein's Herzens Schöne"
Label:
Westpark; 87162; 2008; Spielzeit: 63:04 min
Ist es sinnvoll, Texte und Melodien zu verändern? fragte sich der Folker!-Rezensent unlängst in seiner Kritik: Umschreiben lässt diese Lieder auch irgendwann verschwinden! Für diese Zeitschrift seltsam konservativ und puristisch anmutend, und auch eine ziemliche Ahnungslosigkeit des Kritikers offenbarend. Genau das macht doch gerade Volkslieder aus, dass sie eben nicht statisch sind, sondern auf ihrem Weg durch die Jahrhunderte immer wieder umgeschrieben worden sind. Sie haben sich entwickelt. Besser gesagt: sie wurden entwickelt - von Menschen aus Fleisch und Blut und nicht dem Hegelschen Weltgeist. In letzter Zeit hat es verschiedene Arten der Herangehensweise an das deutsche Volkslied gegeben: die Düsternis Bobos (-> FW#33), das Keltische von Deitsch (-> FW#32), der Pop-Mainstream von Peter Braukmanns Schöneweile (-> FW#33). Und nochmal ganz anders: ZebraSommerwind. Urs Fuchs (Gesang, Gitarre, Bass), bekannt durch seine Arbeit mit Farfarello, Andrea Leonhardi (Gesang, Gitarre, Schlagwerk) und Thomas Kagermann (Gesang, Gitarre, Geige, Flöte), in den 1970ern mit Fiedel Michel (-> FW#11), wollen zwar nicht verraten, was der Bandname bedeuten soll, aber es weht einen ein warmer, lauer Wind an. Das Zebra mag für das Bunte und Exotische stehen. Das Repertoire besteht aber aus Urdeutschem: ein bißchen Traditionelles, ein wenig Herder, Heine, Fontane und Goethe. Das süß' Getöne besteht aus dreistimmigem Gesang, hauptsächlich Gitarrenbegleitung und hie und da ein wenig Geige und Flöte. Das Tempo ist eher ruhig, die alten Weisen leicht angejazzt, die Atmosphäre freundlich, entspannt und selten dramatisch - selbst wenn vom "Grauen Meer" gesungen wird. Alles in allem eine behutsame Modernisierung deutschen Volksliedgutes. (Siehe Interview mit Urs Fuchs in dieser FW-Ausgabe -> FW#37.)
www.zebrasommerwind.de
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Paul McGlinchey "Unearthed"
Label: Eigenverlag; PMG001; 2008; Spielzeit: 46:34 min
"Drag Her Around the Road" ist ein populärer traditioneller irischer Jig, der Name bezieht sich wahrscheinlich auf die irische Tradition, Tänze an Straßenkreuzungen abzuhalten. Seitdem hat sich auch in Irland vieles geändert, aber die Musik des Crossroads Dancing ist lebendig geblieben und wenn der Flötist Paul McGlinchey "Drag Her Around the Road" spielt, fühlt man sich ein wenig in vergangene Zeiten zurückversetzt. Nun, ein wenig, denn die Begleitung ist up-to-date: Fiddler Brid Harper und MacDara O Raghallaigh, Gitarrist und Banjospieler Stevie Dunne, Pianist Ryan Molloy sowie Bodhransieler Seamus O'Kane. Paul McGlinchey stammt aus Omagh im County Tyrone in Nordirland. Neben anderen Auszeichnungen hat er von 1993 bis 1995 in drei aufeinanderfolgenden Jahren die All-Ireland-Championship in der Kategorie Flöte gewonnen. Erst jetzt ist Paul dazu gekommen, einmal ein Album einzuspielen. "Unearthed" besteht aus ausgezeichnetem Flötenspiel und großartiger Tunes. Beginnend mit einem flotten Dreier aus der Feder von Josie McDermott bis zum grandiosen Zieleinlauf von "Paddy Mills' Fancy". Die Hälfte der Stücke sind traditionellen Ursprungs, die andere Hälfte von Komponisten wie dem gerade verstorbenem Vincent Broderick (-> FW#37) oder der US-amerikanischen Fiddlerin Liz Carroll (-> FW#24). "Charlie Lennon's" Reel (-> FW#34) wird in Belfast von den Flötisten geliebt, wo er der loudest tune in the world genannt wird. Zwischen den Jigs und Reels gibt es Flings, Hornpipes und zwei gewaltige Slow-Airs, "Anachuin" und "O'Donnell's Lament".
www.flutemcglinchey.com
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Tailteann "The Yellow Steeple"
Label: Eigenverlag; 2007; Spielzeit: 48:25 min
Anfang dieses Jahres hießen sie noch Inish, aber da auch zwei andere Gruppen diesen Namen führen, haben die vier in Deutschland lebenden Irish-Folk-Veteranen sich einen neuen Namen zugelegt. Sonst hat sich nicht viel geändert. Tailteann sind Marty Byrne (Gitarre), Robbie Doyle (Bodhran), Hugh McBrien (Banjo) und Eddie Smyth (Knopfakkordeon). Der Bandname leitet sich vom mythischen Tailteann Fair im irischen County Meath her, wo sich die alten Irinnen und Iren zu Handel und Wandel, Sport und Musik getroffen haben, sozusagen die Vorläufer der Fleadhs und anderer Festivitäten von heute. Persönlich stelle ich mir das Quartett eher im Pub als auf einem Open-Air vor. Sie spielen traditionelle Songs und Tunes, Jigs, Reels und Hornpipes, bekannte Session-Tunes als auch Kompositionen von Eddie Smyth, wie die den Titel liefernde Hornpipe "The Yellow Steeple" oder Air und Jig "Cruising Down the Boyne", benannt nach dem Fluss, der durch seine Heimatstadt Trim fließt. Unter den Songs befinden sich Robbie O'Connells "The Man from Connemara", John Gibbs "Irish Ways and Irish Laws" (bekannt von Christy Moore), Archie Fishers "Men of Worth", Allan Taylors "It's Good to See You" und das traditionell gälisch-sprachige "Caileach a Airgid" (Die Hexe mit dem Geld, was auch immer der Titel bedeuten soll). Das traditionelle "Glasgow Barber" beleuchtet die irische Reiselust und die Suche nach Arbeit, Abenteuer und Spaß - immerhin hat diese irische Dreieinigkeit vier umtriebige irische Musiker vom mittelalterlichen Tailteann zu den kelten-begeisterten Teutonen des 21. Jahrhunderts geführt.
www.tailteann.com
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Kieran Halpin "Live in Canberra" [DVD Video]
Label: SOS DVD 018; 2008; Spielzeit: 59:06 min
Der irische Singer-Songwriter Kieran Halpin (-> FW#24, FW#31) hat in den vergangenen drei Jahrzehnten nach meiner Zählung siebzehn Alben aufgenommen, dazu zwei Liederbücher mit rund fünfzig seiner Lieder veröffentlicht. Seine letzte CD, "A Box of Words and Tunes", kann gut als der Höhepunkt seines Schaffens gelten. Aber ich denke, dass die meisten mir zustimmen werden, dass Kieran auf der Bühne zu Hochform aufläuft. Das ist ja oftmals so, man benötigt nur eine verdammte Gitarre, eine starke Stimme und ein dutzend guter Lieder - und der ganze überproduzierte Blödsinn ist Makulatur. Diese Live-DVD wurde im März 2008 auf dem National Folk Festival in Canberra in Australien aufgezeichnet. Kieran zeigt sich in seinen Liedern sowohl leidenschaftlich als auch innig und intim. Er weiss, worüber er singt. Die Texte sind vielsagend, die Melodien graziös. In seinen Ansagen zeigt er sich humorvoll bis süffisant. Kieran spielt zwölf Eigenkompositionen, einige Klassiker und einige Lieder des "Box"-Albums wie die wunderbaren "The Perfect Time" und "Yellow Like Van Gogh". Der Abschluss ist "Sister and Brother" und endlich kriege ich einmal das Original zu hören, wo ich den Song doch schon so lange mit meiner eigenen Band spiele.
www.kieranhalpin.com
Walkin' T:-)M


Skelpaig "...aye?"
Label: Eigenverlag; SKELPCD001; 2008; 58:37 min
Die meisten Halbstarken würde man wegen Geschwindigkeitsübertretung festnehmen und bei Titeln wie "Malt on the Optics" auch nicht so schnell wieder auf die Menschheit loslassen. Das würde ich bei Skelpaig, dem jungen Trio aus Schottland, nicht empfehlen. Katherine Liley von der Isle of Skye spielt eine rhythmische Fiddle, David Adam aus Inverness, der auch mit der Samba-Fusion-Band MacUmba auftritt, wechselt vom Dudelsack zu Whistle und Flöte, David Sutherland aus Lochaber schließlich ist der begnadete Begleiter an Bass und Gitarre, wobei er auch ein ganz passabler Melodiespieler ist. Bei mir kommt dieselbe Erregung auf wie damals beim ersten Solas-Album (-> FW#32). Skelpaigs Debütalbum zeigt jugendlichen Enthusiasmus, manchmal vielleicht ein wenig zuviel davon, tief verwurzelt in der traditionellen Instrumentalmusik der Highlands & Islands. Die CD beginnt mit einem furiosen Set von Strathspeys und Reels, weiter mit fetzigen Tanzmelodien, die den Zuhörer auf die "Dancing Feet" bringen, ein paar Jigs, bretonische Schottische, eine Tarantella, inklusive Eigenkompositionen mit solch vielsagenden Titeln wie "Fiona Beaton, Rock Fiddler Extraordinaire". Das Finale nach ein paar langsameren Nummern kommt viel zu schnell. Da wird jeder Verkehrsrichter weich: In Ordnung, Klage abgewiesen, aber das nächste Mal auf die Autobahn und nicht auf dem One-Way-Track durch die schottischen Highlands.
www.skelpaig.co.uk
Walkin' T:-)M


Jim Stanson "Heart Full of Fire"
Label: Eigenverlag; 2007; Spielzeit: 58:03 min
Der Sänger und Gitarrist Jim Stanson aus Philadelphia mit den üblichen Musik-Stationen Nashville und Austin lädt ein zu einem Herz erfüllt mit Feuer, aber auch einem Herz erfüllt von Kummer und Leid. Jim Stanson textet: Lord won't you help me find some peace of mind, seems like I've been on my knees one too many times. Während seiner laufenden Scheidung schrieb er therapeutische Songs über Beziehungskrisen, Trennung und Verlust. Musikalisch ist das Roots-Rock mit Einflüssen von Tom Petty und Keith Richards und einer gehörigen Dosis Alt.Country a la Steve Earle etc. (-> FW#30). Jim Stanson nimmt von allem das Beste und lässt das Schwächere links liegen. Er hat dieselbe Phrasierung und Intonation wie Dylan, ist allerdings der bessere Sänger. Mit musikalischen Gasteinlagen von Gurf Morlix und Jud Newcomb ist dies ein gelungenes Rockalbum, bei dem nicht nur das Herz full of fire ist.
www.jimstanson.com
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Erledanz "Nimmerleis"
Label: Eigenverlag; 2008; Spielzeit: 38:06 min
Das Duo Erledanz besteht aus Klaus Eckhardt (Gesang, Zister, Mandola, Epinette - eine einfache Griffbrettzither aus den französischen Vogesen) und Henrike Fritzinger (Blockflöten, Streichpsalter, Gesang). 2007 gegründet spielen sie Deutschfolk mit dem Schwerpunkt Lothringen an der deutsch-französischen Grenze. Pfarrer Louis Pinck hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Volksliedsammlung "Verklingende Weisen" zusammengetragen, ihr sind fast alle Lieder entnommen. Beispielsweise das wunderschöne traditionelle Lied von der Rose, "Edelmann und Knecht"; dazu instrumentale Tanzweisen und Eigenkompositionen im Stile französischer Tanzmusik. "Nimmerleis" ist im Gegensatz zu seinem Titel nicht zu laut, sondern unaufgeregt, mit leicht mittelalterlichem Anstrich. Es ist sauber eingespielt, leider mit knapp vierzig Minuten viel zu kurz, aber es ist erfreulich zu hören, dass und auf welche Weise traditionell deutsches Liedgut im Augenblick blüht.
www.deutschfolk.de
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Franz Josef Degenhardt "Dreizehnbogen"
Label:
Koch Universal; 06025 1765705 (2); 2008; Spielzeit: 47:42 min
Polit-Altbarde Franz Josef Degenhardt (-> FW#23, FW#32) nimmt seine drei verschiedenen, altbekannten Melodien, um als Digitaler Bohemien auf das Trauerspiel in Afghanistan (die Ballade von Theodor Fontane) anzuwenden. Country-, Pop- und anderen Schmus, tanzen, rocken, walzen, springen sollen jetzt die Jungen tun, lästert er, kann es aber selbst nicht lassen: Weiter spielt, ihr Musikanten, auch, wenn's donnert, blitzt und kracht. Degenhardt & Co. sind die letzten vom Gonsbachtal, und sie fahren den Fluss hinunter, der Troubadour stimmt seine Saiten, hockt achtern, der Troubadour, sein Gesang leicht näselnd und von tief unten, dieser raue, nostalgische Klang lässt einem den Wein so munden. Degenhardt wettert: Talkshow, Pfaffe, Schutzpatron trainieren den Beruhigungston. Die Habenichtse warten gern, bis dass die Zeiten besser wer'n. Die Spekulanten wetten, dass nicht überläuft das volle Fass. Kurt Tucholskys "Das Leibregiment" ist dabei, aber auch nach Louis Fürnberg: Jeder Traum, an den ich mich verschwendet, jeder Kampf, wo ich mich nicht geschont, jeder Sonnenstrahl, der mich geblendet - Alles hat am Ende sich gelohnt. Für Freunde des Degenhardtschen Schaffens lohnt sich "Dreizehnbogen" auch wieder.
www.franz-josef-degenhardt.de
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Erich Schmeckenbecher "2007"
Label: POLK Musikverlag; 2007; Spielzeit: 52:44 min
Der schwäbische Ex-Zupfgeigenhansel (-> FW#21, FW#24, FW#24, FW#29) Erich Schmeckenbecher wollte zu seinem 30jährigen Bühnenjubiläum eine CD veröffentlichen, die eine Best-of-Schmeckenbecher geworden wäre, wie er lästert: Aldi Lidl für eine Hand voll Penny. Glücklicherweise verran die Zeit und er konnte sich in Ruhe an neue Sachen heranwagen. Erich Schmeckenbechers Leitmotiv ist die Heimat, oder: Heim A.D., Heim MAD. Die CD beginnt mit Dieter Süverkrüps "Kein schöner Land"-Version, es folgen Texte von Johann Wolfgang von Goethe bis Klaus Lage, Hans-Eckardt Wenzel (siehe CD-Rezension unten), Zupfis "Ein stolzes Schiff", ein paar mal Theodor Kramer (-> FW#33), und zum guten Schluss der Klassiker schlechthin, das 1979 vertonte "Andre, die das Land so sehr nicht liebten". Das Lied kann gar nicht oft genug aufgenommen werden. Gastmusiker sind Bassist Henrik Mumm (siehe CD-Rezension Anne Wylie) Geigerin Gudrun Walther und Jürgen Treyz von Deitsch (-> FW#32), letzterer spielt diesmal eine Waldzitter, an den Dudelsäcken Christoph Pelgen (siehe nachfolgende Rezension), sowie Tambura-Spieler Karl Adamek und Schlagzeuger Herbert Wachter. Gesanglich Unterstützung erfährt Erich von Kerstin Wahl, Hannes Wader (-> FW#32) und dem Black (-> FW#36). Das schlicht betitelte "2007" ist ein deutsches Romantik-Album, das gleichzeitig beruhigend und anregend ist, flott und mit einem beinahe irisch anmutenden Sound. Erichs Motto : Alt ist man erst dann, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat, als an der Zukunft (John Knittel). Doch es geht nie zurück, nicht mal ein kleines Stück, denn es ist noch nicht vorbei! In meinem Herzen glüht immer ein neues Lied. Noch ist mir nichts einerlei!
www.polkart.de
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Cassard "Pengobilo"
Label:
Klangwelten; KW 20037; 2008; Spielzeit: 59:32 min
Jacques Cassard war ein bretonischer Freibeuter zur Zeit des Sonnenkönigs, Cassard ist ein deutsches Duo bestehend aus Christoph Pelgen (Gesang, diverse Sackpfeifen, Mandoline) und Johannes Mayr (Akkordeon, Schlüsselfiedel, Orgel, Gesang -> FW#30). Das bedeutet die langjährige Spielerfahrung aus Gruppen wie La Marmotte (-> FW#33), Estampie, Adaro (-> FW#29), Hölderlin Express, Dan (-> FW#33) und Lynch the Box (-> FW#25). Dazu kommen Gäste wie der Harfenist Rüdiger Oppermann (-> FW#32), Gitarrist Jørgen W. Lang und Perkussionist Murat Coskun (siehe CD-Rezension unten). Im Repertoire befinden sich drei traditionelle französische Lieder, drei traditionelle Instrumentalstücke, sowie jeweils drei Kompositionen von Pelgen und Mayr. Besondere Schmankerl sind Lieder wie "Meine Augen sind müde geworden" und das jiddische "Wi a sheine blum", sowie das ausgiebige Spiel der Orgel. "Pengobilo" ist eine musikalische Reise vom Atlantik bis zum Balkan, mal stürmisch, mal romantisch - wie der beste Piratenfilm: Being an account of Buccaneers and the Spanish Main, the Jolly Roger, Golden Galleons, bleached skulls, Buried Treasure, the Plank, dirks and cutlasses, Scuttled Ships, Marooning, Desperate Deeds, Desperate Men, and -- even on this dark soil - Romance. Das ist keine Beschreibung der CD, sondern die erste Texttafel aus dem Douglas-Fairbanks-Stummfilm "The Black Pirate" aus dem Jahre 1926 (-> FW#37). Aber schon irgendwie passend, oder?
www.duo-cassard.de
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Rainald Grebe & Die Kapelle der Versöhnung "1968"
Label: Versöhnungsrecords; 2008
Das Presse-Anschreiben beginnt: Die 68er sind an allem schuld! Hey, was weiss denn dieser Jungspund, Jahrgang 1971, denn schon von meinem Geburtsjahrgang? 40 Jahre später, passenderweise zwischen Anti-68er-Bashing und RAF-Blockbuster hat sich Musik-Kabarettist Rainald Grebe (-> FW#34, FW#35) mit seiner Kapelle der Versöhnung des Themas angenommen: Die 68er sind an allem Schuld. Vorher waren alle Menschen froh. Alle Menschen waren hetero. Singleparties gab es keine. Die SPD hatte noch Ortsvereine. Die Ehe hielt bis zur Beerdigung und nicht bis zur Selbstverwirklichung. Und Arbeit hatte Vati, Mutti blieb zuhaus. In der Schule ging Gewalt noch vom Lehrer aus - aber dann: dann kamen diese Langhaarprolos und spielten ewige Gitarrensolos. Live eingespielt im Berliner Tipi am Kanzleramt enthält die CD fast alle Lieder aus dem gleichnamigen Bühnenprogramm. 1968 ist nur der Ausgangspunkt, die Folgen kann man im "Wellnesshotel" bestaunen: ich sah Rentner mit Gurken im Gesicht, unter Adenauer gab es so was nicht. Die Zeitreise geht in "Die 90er" weiter: den Eisbären ging es prima, Wetter war noch kein Klima, Jan Ullrich war noch nicht gedopt, Peter Hartz war noch glücklich im Bordell. Doch die neunziger Jahre sind vorbei. Seufz! Ankunft im Jahre 2008: Ich höre nur Musik von Menschen, die nicht rauchen, und sieh da: mein Plattenschrank ist leer. Ich lese nur noch Bücher von Menschen, die nicht rauchen, eigentlich nur Kafka, denn der hatte TBC. Nicht ist Rainald Grebe sicher, nichts ist heilig - von Aalräuchereien bis Zylinderstifte. Festzuhalten bleibt: Ohne '68 kein Rainald Grebe, aber auch kein Westerwelle. Mit beidem und vielem mehr müssen wir leben lernen.
www.rainaldgrebe.de
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Trio Tonage "Time"
Label: 241Music; 2008
Beim Bardentreffen in Nürnberg ist mir dieses Trio aufgefallen und ich war überrascht von der Bühnenpräsenz. Eines hat mich bei der CD "Time" enttäuscht, beim Bardentreffen spielten sie eine wunderbare Version von Men At Works "Down Under", das leider hier nicht enthalten ist. Aber es ist die einzige Enttäuschung. Neben den Eigenkompositionen von Florian Bässler sind enthalten: Arlo Guthries "Darkest Hour" (-> FW#35), ABBAs "Dancing Queen" (sic!) und Hank Williams "Long Gone Daddy". Das Trio Tonage spielt akustischen Folk-Pop, der selbst bei Stücken funktioniert, wo man denkt: das geht eigentlich gar nicht. Florian Bässler singt mit bassiger Stimme und spielt eine passable Gitarre, Obi Barthmann steuert zwei Instrumentalstücke auf dem Banjo bei, Kontrabassist Heinrich Filsner liefert den festen rhythmischen Grund. Um auf den CD-Titel anzuspielen, kann ich abschließend nur noch sagen: das wurde aber auch Zeit.
www.wilderpilger.de, www.obibarthmann.de
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Emerald "The Great Divide"
Label:
Leiselaut; LLCD 1-013; 2008
Die seit vielen Jahren in Deutschland lebende amerikanische Sängerin Sue Sheehan (-> FW#23) trat schon vor gut zwei Jahrzehnten mit Fiddler Michael Möllers als Duo Emerald auf. Man nehme Micks alten DeReelium-Kameraden Reiner Köhler (Bouzouki) dazu (-> FW#17), sowie einige Musiker der Hannoveraner Irish-Folk-Szene (Ceolta) wie Gitarrist Cornelius Bode, Flötistin Gabi Bretscher und Bodhranspielerin Astrid Heldmaier. Mischt man all das zusammen ergibt sich Emerald, wobei der musikalische Smaragd aus Hannover vom irischen Grün bis zum Gold der amerikanischen Weiten funkelt. Die sieben Instrumental-Sets erinnern aufs Angenehmste an selige DeReelium-Zeiten. Die acht Lieder beinhalten Keltisches wie Ewan MacColls "Sweet Thames Flow Softly" und eine flotte, amerikanisierte Version von Jimmy McCarthys "Ride On". Es sind vor allem die Americana von Kate Wolf, Tim O'Brien und Si Khan, die Sues (und Micks) gesangliche Stärke sind, das gälisch-englische "Brighid's Kiss" ist zwar schön gesungen, kommt aber weder an La Lugh noch die Iontach-Version (-> FW#30) mit ihrem starken Harmoniegesang heran. Insgesamt ist "The Great Divide" ein gelungenes Werk und Emerald kann sich mit ihrem Debütalbum weit oben in der deutschen Irish-Music-Szene einordnen. Ungewöhnlich finde ich persönlich nur das computer-generierte CD-Cover, und kurioserweise sind die deutschen und englischen Erläuterungen zu den Stücken im Booklet nicht identisch.
www.emerald-music.de
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2008

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