FolkWorld Ausgabe 37 11/2008

FolkWorld CD Kritiken

Marc Tyson "One more try"
Label: Eigenverlag; 2006; 14 Tracks; 51:58 min
Wenn man Marc Tyson sieht, so glaubt man seinem jungen Äußeren kaum, dass er bereits seit 20 Jahren im Geschäft ist. Wenn man ihn spielen hört glaubt man nicht, dass man es hier mit Musik aus Deutschland zu tun hat. Die Musik Marc Tysons, die auf seiner CD "One more try" zu hören ist, klingt nach bester Songwritertradition. Ein rein akustisches Album, bestes Handwerk und sensibel eingespielt. Die Songs, weitgehend Coverversionen von Bob Dylan, Kris Kristofferson und Bob Seeger, aber auch eigene Kompositionen, die sich kaum von den Klassikern, die er interpretiert unterscheiden, lassen Tysons Liebe zur Country- und Folkmusic und der Ära der einsamen Songwriter erkennen. Ein souveränes, sauberes Album bei dem man Tyson leise im Verdacht hat, ein Enkel von Johnny Cash zu sein, was er mit seiner Interpretation von Cashs "I still miss someone" auch recht deutlich unterstreicht.
www.marc-tyson.info
Karsten Rube


Barrio Viejo "Biorritmo"
Label: Eigenverlag; 2007; 12 Tracks; 53:00 min
Barrio Viejo ist eine Band aus Liverpool. Das könnte man erstmal so stehen lassen, glaubt man aber nicht, wenn man die CD "Biorritmo" hört.
"Biorritmo"klingt wie eine launige Tanznacht auf einer Dachterrasse über Barcelona, voller Sterne, isotonischen In-Getränke und dem anregenden Geruch tanzender Leiber. Getragen wird diese stimmungsvolle CD von der einnehmenden Stimme von Sonia Linares Berroy, die der Band die spanische Kopfnote aufsetzt.
Es ist eine gelungene und sehr lebendige Musik, die sich als Fusion aus Jazz, Spanish Folk und ein bisschen Latinpop versteht. Also genau das Richtige für den Sommer und ein Trost in der kälteren Jahreszeit.
www.barrioviejomusic.com
Karsten Rube


Oliver Podesser "Columbus"
Label:
Extraplatte; 2008; 14 Tracks; 60:58 min
Oliver Podesser erkundet von der Steiermark aus die Welt. Und wie Columbus wagt er sich weit vor. Jetzt mag man ja mit einem klaren Weltbild bestückt davon ausgehen, dass die Welt eine Scheibe ist und man niemals irgendwo neues Land findet, aber letztlich findet man eine realistische Antwort nur mit dem Ausprobieren. Columbus in Oliver Podesser findet sich, weil er es wagt hinaus zu segeln in eine musikalisch festgefahrene Welt, mit Experimenten, die nicht funktionieren dürfen, es auf seiner CD "Columbus" aber mühelos tun.
Die CD "Columbus" von Oliver Podesser ist eine sehr geschickt arrangierte Weltmusik-CD. Satzgesänge, Crossover aus Celtic, Blues, Ballade, steirischen Heimatklängen, mediterraner Mandoline, kurzem Zigeunertanz und dem Geruch der weiten Welt vermischen sich zu einer erstaunlich harmonischen Einheit. Das gewagteste Element ist dabei die Mundart, in der er meist singt. Doch das ist kein störendes Moment, sondern ein Teil der Welt und damit Weltmusik so konsequent man sie sich nur denken kann.
Oliver Podesser hat bereits zwanzig Jahre Bühnen- und Musikerfahrung. Mir war er zwar bisher unbekannt, doch sein Album "Columbus" zeigt, dass Podesser in dieser Zeit sehr viel Erfahrung gesammelt haben muss. "Columbus" ist ein ausgereiftes, spielfreudiges, zeitweise gewagtes, aber durchweg gern zu hörendes Album. Das dort, wie er im sehr schön gestaltetem Booklet erwähnt: "...viel Herz und Hirn..." steckt, ist durchaus zu bemerken. Mir gefällt es.
www.oliverpodesser.at
Karsten Rube


Yami "Aloelela"
Label:
HM Música; 2007; 11 Tracks; 40:46 min
Fernando Araújo wurde in Angola geboren. Mit vier Jahren verließ er das Land, das zu dieser Zeit revoltierte und sich von den Portugiesen lossagte. Portugal erlebte gerade seine eigene Revolution. Die Welt änderte sich und aus einem kleinen Jungen aus Angola, wurde ein Mann in Portugal. Eine Geschichte, wie sie viele Familien erlebten. Yami, nennt sich der Künstler Fernando Araújo heute. Eine persönliche Assoziation seines Afrikabildes.
"Aloelela" bedeutet "Sie lachen". Und tatsächlich kann man das, wenn man Yamis Musik hört. Fröhlich, tanzbar und von einnehmender Freundlichkeit sind seine Lieder. Dabei greift er auf die Vielfalt lusophoner Klänge zurück, bedient sich der Tanzrhythmen afrikanischer Städte genauso, wie der Musik, die afrikanische Migranten in aller Welt spielen: Afrobeats, Reggae, Rumba und Funk. Kapverdische Morna und brasilianischer Forro schimmern durch und einen Schuss von der portugiesischen Saudade fehlt natürlich auch nicht.
Doch nicht allein die Vielfalt und die dezente Mischung macht das Album zu einem gelungenen musikalischen Debüt, sondern auch die Harmonie des instrumentalen Zusammenspiels. Hier beweisen ein paar Musiker nicht nur ihre Virtuosität, sondern zeigen auch, welchen großen Spaß sie am Musik machen haben.
Yamis Album "Aloelela" kann auch einem noch so niederdrückenden Herbstanfang eine optimistische Facette hinzufügen.
www.hmmusica.com
Karsten Rube


No Blues "Ya Dunya"
Label:
Rounder Europe; 2008; 11 Tracks; 37:48 min
Irgendein Miesepeter hat mal den Satz von sich gegeben, dass da, wo zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen, unweigerlich Krieg herrschen wird.
Sieht man sich die Weltlage an, so stehen sich besonders die amerikanische und die arabische Welt nicht unbedingt wohlwollend gegenüber.
Der Miesepeter hat allerdings die zweite wesentlichere Erkenntnis unerwähnt gelassen, nämlich, dass da, wo zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen, unweigerlich Kulturaustausch stattfindet.
Ein Beispiel für diese Form des Weltenaufpralles ist die CD "Ya Dunya" des in den Niederlanden ansässigen Projekts No Blues. Hier trifft die Kultur des amerikanischen Blues und Bluegrass auf die reichhaltigen Einflüsse der arabischen Musik. Die arabische Laute, namentlich Oud und grammatikalisch männlich paart sich hier hervorragend mit der Gitarre. Der Oud ist ein altes Saiteninstrument, das vor allem im Mittelmeerraum seit dem 10. Jahrhundert die Runde macht. Kreuzfahrer und Mauren verfielen seinem Klang gleichermaßen.
In Haytham Safia findet sich ein Meister auf diesem Instrument. Die arabischen Klänge sind ein Seidenfaden im Teppich der hauptsächlich bluesorientierten CD. Der Südstaatensound und die Bluegrass-Countryanklänge stehen in einem ungewöhnlich harmonischen Gegensatz zu den arabischen Klängen. Der gradlinige Gesang, die kurzgehaltene Bluesgitarre und der verspielte Oud wirken, als hätten sie schon immer zusammen gehört.
Ein Beweis, dass man Fusion nicht erzwingen kann. Kulturen harmonieren, wo sie sich respektieren, ohne in Ehrfurcht zu erstarren.
www.myspace.com/nobluesnl
Karsten Rube


Etran Finatawa "Desert Crossroads"
Label:
Riverboat Records/World Music Network; 2008; 16 Tracks; 64:20 min
Lange Wege durch goldenen Wüstensand kann man nur mit Ausdauer und Geduld bewältigen. Ein innerer Rhythmus ist nötig, der einen gleichmäßig durch Hitze und Entbehrung trägt.
Dieser innere Rhythmus ist der Grundtakt vieler Nomadenvölker. Das wohl bekannteste Nomadenvolk der Sahara ist das Volk der Tuareg, Reiter im indigoblauen Gewand. Ein anderes weit verbreitetes Volk sind die Fulbenomaden aus der Sahelzone. Beide Völker haben ein traditionell nicht besonders gutes Verhältnis zueinander.
Dass das ein Problem zwischen den beiden Völkern sein kann, merkt man dem musikalischen Programm von Etran Finatawa allerdings nicht an. Drei Tuareg- Musiker vereinen sich mit drei Musikern der Fulbenomanden, um eines der ungewöhnlichsten musikalischen Projekte in Gang zu setzen, das ich in den letzten Jahren zu Gehör bekommen habe. Die CD "Desert Crossroads" vermittelt die Stimmung des Rock & Roll der Sahelzone. Man hört lange E-Gitarrenriffs die von traditionellen Percussionsinstrumenten begleitet werden. Der gestreckte Gesang der Fulbemusik, die ausdauernde Rhythmik der Tuareg, Lieder vom harten und schönen Leben am Rande der Wüste, das macht eine Stimmung erfahrbar, die weitab vom touristischen Afrikabild für Authentizität sorgt. Selbst das Bild, dass einem Hilfs- und Rettungsorganistionen vom hungernden Afrika bieten, will nicht recht passen beim Hören der Musik. Es ist wie der Farbkontrast, den man beim Betrachten von Nachrichtenbildern und Reisedokumentationen oder privaten Erlebnissen hat. In den Nachrichten ist Afrika immer blass und ausgewaschen. Die Farben sind so grau und kontrastarm, dass sie unendliche Armut und unerträgliches Leid widerspiegeln. Eigenes Erleben und Reisedokumentationen zeigen, dass dort in einigen Regionen extrem bunte Farben um Aufmerksamkeit schreien, dass manche Völker schlichtes Leben nicht als Armut betrachten.
Die Musik Etran Finatawas hat eine ähnliche Wirkung auf mich. Es ist eine wunderbare Huldigung an einen Kontinent, der um vieles bunter ist, als das, was hiesige Meinungsmacher als medientaugliche und karitativ nützliche Information übermitteln.
"Desert Crossroads" ist farbenfrohes Afrika und eine musikalische Offenbarung. Weltoffenheit ist mir noch nie so leicht gefallen.
www.etranfinatawa.com
Karsten Rube


V/A "Culture Pop"
Label:
Culture Taxi Records; 2008; 11 Tracks; 45:58 min
Wo immer Sie in der Welt mit einem Taxi reisen müssen, das Radio ist immer an. Taxifahrer sind Einzelgänger, selbst wenn sie in größeren Schlangen am Straßenrand herumlungern. Sie brauchen Unterhaltung, wenn sie in ihren einsamen Blechkisten auf Kundschaft lauern.
Taxifahrer sind die mit Abstand multikulturellste Gruppe von Arbeitnehmern und Freiberuflern der Welt. In jedem Land, in dem man nach einem Taxi giert, weiß man beim ranpfeifen nicht, ob ein Einheimischer oder ein Migrant am Steuer sitzt. Entsprechend ist die Beschallung.
Culture Taxi nimmt sich diesem Phänomen an. Ihre Sammlung unter dem Titel "Culture Pop" macht mit dem Hörer eine kleine Sause durch mögliche Songsammlungen aus den Taxiradios dieser Welt. Dabei stehen auf dieser Sammlung die Taxis mit afrikanischen und lateinamerikanischen Fahrern im Vordergrund. Das ist angenehm hörbarer Worldbeat, nicht spektakulär, aber unterhaltsam. Passt in jedes Taxi in dem nicht gerade ein grummliger Bild-Leser am Steuer sitzt, der seine Weltweisheit am Gast ausprobieren muss.
www.culturetaxi.com
Karsten Rube


Tächa & Eunan McIntyre “Challenge Between Cultures”
Label: Eigenverlag; 2007; 13 Tracks; 61:01 min
Manchmal liefert Kulturaustausch Ergebnisse, die so nicht vorherzuahnen sind.
Wenn eine Weltmusikband aus dem Berner Oberland auf einen irischen Sänger trifft, so bekommt man Einordnungsprobleme. Zum einen ist die Musik der Schweizer Kapelle Tächa ohnehin schon weit davon entfernt, alpenländische Schokoladenidylle vorzutäuschen, zum anderen ist McIntyre so deutlich irisch, dass man sich schnell eine Überdosis keltischen Songwritings zuziehen könnte. Doch bei dem Live-Album von Tächa und McIntyre kommt eine Symbiose zustande, die zwar nach Kulturverschmelzung schmeckt, aber trotzdem die Eigenständigkeit der einzelnen Musiker bewahrt. Wenn McIntyre den musikalischen Frontkampf übernimmt, tritt Tächa als Begleitband leicht in den Hintergrund. Doch dem zauberhaften Wechselspiel zwischen Bruno Raemys Schwyzerorgel, einem diatonischen Akkordeon, das mich schwer an die Triktixa von Kepa Junkera erinnert, Ueli von Allmens Gitarre, dem Piano von Stefan Dorner und der energischen Songwriterstimme Eunan McIntyres kann man sich nur schwer entziehen. Eunan McIntyre scheint hier auf eine einfache Weise den irischen Folksong mit neuem Leben zu füllen. Er besitzt genau die Menge an Energie und Romantik, die den Hörer berühren und wachrütteln kann, ohne ihn wütend auf die Barrikaden zu hetzen. “Why, why, why” ist so ein Lied, und der “Harvest Song” ist allerschönstes Songwritertum.
Tächa wiederum sind hervorragende Musiker, die mit ihrer Verbindung aus Jazz und Folk Klangbilder erzeugen, die sie mit Fotos aus der Schweizer Bergwelt untermalen. Das hat erfrischende, entspannende und spirituelle Qualität. Selbst europäische Esoteriker mit Hang zur spirituellen Durchgeistigung buchen die Band. Und im Herbst 2008 sind sie sogar in Asien unterwegs. Mir persönlich liegen sie mehr, wenn sie die Bilder akustisch erzeugen und die Bilderauswahl der Fantasie des Zuhörers überlassen. Deutlich wird es bei dem Lied “Bärgbach”. Hier sprudelt es und dem Akkordeon Raemys ist es geschuldet, dass der Bach lebendig durch die Ohren des Zuhörers plätschert. Eine Art frische Wildwasserversion der Moldau Smetanas.
Die Live-CD “Challenge Between Cultures” ist trotz leichtem irischen Übergewichts eine sehr schöne, stimmungsstarke Aufnahme aus Fusion, Jazz, Irisch Folk und schwyzerdeutschem Charme.
www.taecha.ch
Karsten Rube


Hair of the Dog "Donegal"
Label: Eigenverlag; 2007
Die im Staate New York ansässige Irish Folkrock Band Hair of the Dog wurde 1992 gegründet und bringt mit ihrem aktuellen Album „Donegal“ ihr viertes Album heraus. Bei den Aufnahmen der 14 Songs wurden die sechs Jungs von hervorragenden Gastmusikern unterstützt. Es gibt sechs Cover Versionen, fünf traditionelle Lieder und vier Kompositionen von Gitarrist und Sänger Mike DeAngelis zu hören.
„Dooley“ ist ein Bluegrass Song in halsbrecherischem Tempo, bei dem der Gastmusiker Chris Leske mit dem Banjo den Takt angibt. John Haggerty übernimmt den Leadgesang bei dieser Komposition von Rodney Dillard und Jayne Mitchell. Eric Finn singt das traditionelle „Marie’s Wedding“, ein rhythmisches Lied mit großartiger Perkussion, Aaron Hurwitz am Akkordeon und schönen Chorgesängen. „Devil’s Coal“ ist ein mitreißender Folkrock Song von DeAngelis, der auch die Hauptstimme singt. Elektrische Gitarren, Tony Perrino an der Orgel und das Schlagzeug dominieren neben dem Gesang dieses Stück, das mein persönlicher Favorit ist. Joanie Madden (Cherish the Ladies) begleitet DeAngelis gefühlsvollen Gesang auf der Whistle bei dem romantischen Liebeslied „Fisherman’s Lady“, ein wunderschöner Song.
Das Album ist eine ausgewogene Mischung von rhythmischen, melodiösen und manchmal auch rockigen Songs. Zwar verkauft sich die Band als Irish Act, aber der Einfluss von nordamerikanischer Country und Bluegrass Musik ist nicht zu verleugnen. Mit vier Leadsängern liegt die Stärke sicherlich im Gesang und es fehlen daher auch die sonst unabdingbaren instrumentalen Sets. Die CD gefällt mir gut, ganz besonders die Kompositionen von DeAngelis.
www.hair-of-the-dog.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Katie Moore "Only Thing Worse"
Label: Borealis Records; 2007
Montreal ist die Heimat von Katie Moore, Folksängerin und Liedermacherin. Auf ihrem aktuellen Album „only thing worse“ hat sie gemeinsam mit ihrem Freund Warren C. Spicer und einigen hervorragenden Musikern 10 Songs eingespielt, davon zwei Cover Versionen, einen Song von Spicer und sieben Eigenkompositionen.
Moore hat eine fantastische Stimme, was sie bereits beim ersten Song, „Getting Older“, beweist. Die Begleitung bleibt diskret im Hintergrund und setzt nur wenige Akzente, die den wunderschönen Gesang ins rechte Licht rücken. Das Schlagzeug wird mit Besen gespielt und Gitarre und Piano harmonieren perfekt mit Moores Stimme. „The Waiter“ ist eine melancholische Komposition von Spicer und wird auch von den beiden Freunden im Duett gesungen. Die Stimmung auf der CD bleibt durchgehend eher ruhig, der Gesang dominiert und die Musiker beweisen ihr Talent ohne der Sängerin den Rang streitig zu machen, so wie man es vom Jazz her kennt. Oft klingt Moores Musik auch eher nach Jazz als nach Folkmusik. So auch Moores „The Jig“, ein Song dessen Titel eigentlich ganz andere Erwartungen aufkommen lässt, einzig das Tempo des Songs weist Parallelen zu dem typischen keltischen Tanz auf. Bei „Sun don’t know“ setzt Heather Schnarr mit ihrer Fiddle ein starkes Zeichen und macht diesen Song neben Kris Kristoffersons „Sunday Morning coming down“ wohl zum „folkigsten“ auf dem Album.
Mir gefällt das Album ausgesprochen gut. Gefühlvolle Gesänge, schöne Melodien und meisterhafte Musikalität vereinen sich zu einem bemerkenswerten Ganzen wie bei dem außergewöhnlichen Titelsong.
www.katiemoore.ca
Adolf 'gorhand' Goriup


Bernie Conrads "Irgendwo dahinten"
Label:
Conträr Musik; 2008
Bernie Conrads tourte in den 70er und 80er Jahren mit Bernies Autobahn Band durch deutsche Lande. Danach verschwand er 15 Jahre lang von den Bühnen und beschränkte sich darauf als Liedermacher für unter anderen Peter Maffay sein Geld zu verdienen. Seit 2005 ist er nun wieder selbst aktiv und mit „irgendwo dahinten“ hat er sein zweites Album in drei Jahren aufgenommen. Gemeinsam mit seinen Freunden Stefan Stoppok, Danny Dziuk und Bernhard Schumacher sowie einigen Gastmusikern hat er dafür zehn Eigenkompositionen und eine etwas farblose Cover Version von Dylans „Simple Twist of Fate“ aufgenommen.
Das Rezept ist einfach: witzige bis sarkastische und kritische Texte werden mit einfachen Mitteln vertont, ohne technische Tricks oder aufwendigen Arrangements. Der Stil ist irgendwo zwischen Liedermacher, Blues und Folk einzureihen und für meinen Geschmack nicht eigenständig genug, die Lieder klingen alle irgendwie als ob man sie schon mal gehört hat. Erwähnenswert sind für mich der Anti-Nazi Song „4 Pferde davor“, ein Blues mit kritisch sarkastischem Text, und „Mauerblümchen“, ein humorvolles Liebeslied, das mit Banjo und Mandoline aufgepeppt wurde.
Bernie Conrads Album ist eine Sammlung netter Lieder mit Sprechgesang und braven Arrangements. Die Interpretationen sind musikalisch tadellos, aber es fehlen die Akzente und die Kompositionen sind manchmal etwas eintönig.
www.contraermusik.de/kuenstler/conrads/index.php
Adolf 'gorhand' Goriup


Frankie Gavin, Rick Epping & Tim Edey "Jiggin’ the Blues"
Label:
Greentrax Recordings; G2CD7011; 2008
Rick Epping ist nicht nur ein hervorragender und preisgekrönter Harmonikaspieler, sondern auch Produkte Manager von Hohner Harmonicas. Er spielt auf „Jiggin’ the Blues“ auch die Concertina und Maultrommel. Frankie Gavin hat sein meisterhaftes Fiddlespiel bereits bei offiziellen Anlässen vor verschiedenen Staatspräsidenten bewiesen. Tim Edey spielt Gitarre und Keyboard und hat bereits bei einigen hochinteressanten Projekten mitgespielt: Session A9, Michael McGoldrick Band, die Filmmusik zu „Gruath is Uachdar“ mit Donald Shaw und Charlie McKerron um nur einige zu nennen.
Die drei Musiker haben 14 traditionelle Stücke neu arrangiert und auf ihre eigene Art aufgenommen. Man erkennt die bekannten Tunes oft nicht sofort, da sie in einem ungewohnten Gewand daherkommen, so musste ich zweimal hinhören bis ich „Silver Spears“ erkannt habe. Fiddle, Harmonika, Maultrommel und Gitarre verleihen diesem Stück einen Sound irgendwo zwischen Blues und Folk, eben Jiggin’ the Blues. Mit „Baby please don’t go“ beginnt die CD mit einem puren Bluessong, bei dem die Musiker großartiges Zusammenspiel zeigen. Es folgen Reels im halsbrecherischem Tempo (Frank Quinn’s Reels), mitreißende Jigs (Foxhunter’s Jig), festliche Märsche (Unst Bridal March), rhythmische Hornpipes (Sean Maguire’s Hornpipes) und wunderschöne Airs (Eagle’s Whistle). Letzteres wird für einmal ohne Whistle und nur mit Fiddle, Gitarre, Concertina und Harmonika vertont.
Hier haben sich drei experimentierfreudige und innovative Musiker getroffen, die auch über die musikalische Kompetenz verfügen ein so ehrgeiziges Projekt durchzuziehen. Mir gefällt die CD mit ihrer brillanten Musikalität, den einfallsreichen Arrangements und dem perfekten Zusammenspiel ausgesprochen gut.
www.greentrax.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Brent Moyer "Gypsy Rendezvous"
Label:
Brambus Records; 2007
Brent Moyer, seines Zeichens Singer und Songwriter hat in Nashville, Tennessee, ein neues Album mit zwölf Eigenkompositionen und einer Cover-Version aufgenommen. „Gypsy Rendezvous“ ist eine abwechslungsreiche Sammlung von Songs, die dem Genre Unterhaltungsmusik zuzuordnen sind. Unterstützt wurde er dabei von einer Schar talentierter Studiomusiker und Sänger.
Das Titelstück ist eine instrumentale Zigeunerballade, die sich in jeder Dance Hall behaupten würde. Eine wunderschöne Melodie gepaart mit südamerikanischen Rumba-Rhythmen und den Klängen des Banjo würde den Tanzboden jederzeit füllen. „Butt, Bop, Boogie“ ruft die Rock’n’Roll-Fans auf den Plan, wobei mir hier etwas die Leidenschaft fehlt. Diese findet man eher bei „Pauvre Coeur Cassé“, einem rhythmischen Cajun mit Piano, Akkordeon und Moyers schönem Gesang. Natürlich fehlen auch die echten Herzschmerz-Songs nicht. Hier sticht Brents Version von dem Country-Klassiker „Ring of Fire“ hervor. Seine Interpretation mit Tabla, Trompete und dem Duett mit Beth Malone ist wohl einer der Höhepunkte des Albums.
Die Stücke sind perfekt arrangiert, die Aufnahmen von erster Qualität und die Musiker spielen tadellos. Moyer ist ein sehr guter Sänger mit einer schönen Stimme. Mir fehlt auf dem Album ein wenig der Tiefgang, das was es von einer Dance Hall Combo unterscheidet.
www.globalcowboy.tv
Adolf 'gorhand' Goriup


The Tom Collins Band "Dublin was Your Home"
Label: Haggard Sounds; 2008
Der aus Westirland stammende Tom Collins begann seine Karriere als Strassen Musiker in London. Mit „Dublin was Your Home“ stellt er uns sein Erstlingswerk vor. Gemeinsam mit seiner Band hat Tom sieben Songs und drei instrumentale Stücke aufgenommen. Zwei Cover Versionen und ein traditionelles instrumentales Set ergänzen die Eigenkompositionen von Tom und Jo Collins.
Vom Titelstück, das von Jo Collins stammt, bis zu Tom Collins Set „The Long Hill Waltzes/Phil Cunningham’s Reel” wird dem Zuhörer Irish Folk zum Mitsingen und Mitspielen geboten. Die Songs von Jo sind melancholische Balladen und Tom zeichnet für zwei der instrumentalen Stücke verantwortlich. Zwei der Songs stechen mit einem flotten Rhythmus hervor: Andy Irvines „Sweet County Clare“ und die Co Produktion von Jo und Tom Collins „Out on the Wren“. Beide Songs enden mit einem tollen instrumentalen Finale, bei dem Tom sein Banjo erklingen lässt und Feliks Templeman an der Fiddle brilliert. Überhaupt gefallen mir die instrumentalen Parts besser als die für meinen Geschmack etwas zu gefühlvollen Songs. Eine Ausnahme stellt „Carry me over the Water“ mit wunderschönem Duett und musikalischer Begleitung dar. Höhepunkte sind aber sicherlich die Tanzsets, egal ob Walzer oder Reel, hier zeigt Tom seine wahren Qualitäten.
Das Album ist sicherlich eine gelungene Mischung von altem und modernem Irish Folk, einwandfrei eingespielt und aufgenommen. Für meinen Geschmack fehlt jedoch der innovative Touch, den so viele andere Künstler der grünen Insel mitbringen.
www.thetomcollinsband.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Steven Alvarado "Let it go"
Label: Eigenverlag; 2008
Der in New York ansässige Singer und Songwriter Steven Alvarado hat mit „Let it go“ bereits sein fünftes Album herausgebracht. Er hat dafür gemeinsam mit einigen Gastmusikern zehn Eigenkompositionen aufgenommen. Alvarado sagt, dass er auf dem Album sehr viele emotionelle Erfahrungen verarbeitet hat. So gibt es auch in erster Linie stille und melancholische Songs. Ausnahmen sind „Get this far“, ein bluesiger Rocksong oder das rhythmische „Burning Bridges“. Die Songs sind einfach gestrickt und wurden ohne musikalische Höhepunkte interpretiert. Alvarados näselnder Gesang wirkt auch eher eintönig, es fehlen die Akzente. So plätschert das Album still während weniger als 30 Minuten vor sich hin und ich für meinen Teil konnte dem Ganzen nichts Aufregendes abgewinnen. Alvarados Album ist eine unspektakuläre Sammlung von Liedern, die weder durch stimmliche oder musikalische, noch durch kompositorische Höhepunkte aufhorchen lässt.
www.stevenalvarado.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Willy Michl "Den sie Willy Michl nennen"
Label:
Trikont; 2008
In den Isarauen gibt es einen Indianer, der vom Blues besessen ist, und „den sie Willy Michl nennen“. Geboren 1950 und aufgewachsen in den wilden 60ern verbindet der bayrische Barde die hektisch-schmutzige Welt der Münchner Strassen mit der klaren Luft und dem weiten Blick der Berge. Sein neuestes Album ist eine Sammlung seiner besten Songs aus 35 Jahren, von seinem Debütalbum „Blues goes to Mountain“ bis hin zum aktuellen indianischen Lied „Earth Mother is talkin’ to you“. Neben 14 Eigenkompositionen gibt es auch das „G’fängnislied“ von Kraudn Sepp zu hören.
Mit dem aus dem Jahr 1979 stammenden Lied „Der Falk“ beginnt der musikalische Reigen mit einem mitreißenden Blues, wie er wohl in der Art nur in Bayern gespielt werden kann. Großartig gesungen und hervorragend musikalisch interpretiert ist es auch einer meiner Favoriten auf dem Album. Beim Titelstück seines Debütalbums schleicht sich die Zither lautstark in die Bluesszene ein. So wechseln sich langsam schleppende Bluesballaden mit rhythmischen Bluesrocknummern ab. Ein weiterer Höhepunkt ist das Heurigenlied aus dem 19. Jahrhundert von Kraudn Sepp, das Willy 1973 gemeinsam mit dem Zitherspieler Friedl Lichtmanegger eingespielt hat. „Isarflimmern“ ist eine Liebeserklärung an Michls Heimat, hier will er als Donnerschall die Ewigkeit verbringen. „Geh mit mir“ ist wohl der leidenschaftlichste Song, ein Liebeslied aufgenommen Live 1982. Aber auch „Die 5. Dimension“ bereiteten mir eine Gänsehaut.
Willy Michl ist Bayerns Antwort auf die Globalisierung. Der Blues wird an der Isar neu erfunden und von einem Wahlindianer ohne lukrativen Plattenvertrag vertrieben. Für mich eines der besten Bluesalben, die in den deutschen Landen produziert wurden.
www.willymichl.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Grand Dérangement "Live"
Label: Eigenverlag; 2007
Seit 1997 ist die kanadische Band Grand Dérangement aus Nova Scotia auf den Bühnen der Welt zu Hause und begeistert die Liebhaber der traditionellen musique acadienne. Das aktuelle Live Album ist bereits ihre fünfte CD und wurde an einem einzigen Konzertabend aufgenommen. Die sieben Musiker und Tänzer interpretieren 16 Eigenkompositionen, eine traditionelle Tune und ein Medley von traditionellen und gecoverten Tanzstücken. Das Line-up wird von der Fiddle, den Keyboards, den Gitarren, dem Schlagzeug und dem Bass dominiert und von Stepptanz und den Spoons ergänzt.
Songs und instrumentale Stücke wechseln sich ab, wobei ich vorwegnehme, dass mir die Instrumentals in der Regel besser gefallen. So auch das rockige „Pollen“, mit dem die CD beginnt. Das rhythmische Tanzstück „Bourrasque“ hat mich mit der Vermischung von traditionellem Geigenspiel und Stepptanz mit den fetzigen Tönen der E-Gitarre und dem Schlagzeug begeistert. Richtig folk-rockig wird es dann beim Medley von zwei traditionellen (Bee’s Wax / Julia Delaney’s) und zwei gecoverten Tunes (Brenda Stubbert’s / Big John MacNeil). Von den Liedern gefallen mir am besten das rockige „Danse dans les flammes“, das zum Mitsingen einladende jazzig angehauchte „C’est pas un pays“ und das still beginnende und sich langsam steigernde „Plane d’un aigle“.
Das Album besticht wie bei den meisten kanadischen Folkbands mit hervorragenden musikalischen Leistungen, halsbrecherischen Rhythmen und da es eine Live Aufnahme ist mit großartiger Stimmung. Mir fehlt dabei oft das Gefühl beim Spiel, das auf Grund des musikalischen Showdowns verloren geht. Dennoch sicherlich ein gelungenes Album.
www.grandderangement.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Fabula "Cult~ur"
Label: Eigenverlag; 2008
Gewebt aus dem Stoff unserer Träume. Wind trägt den Klang, Licht wirft den Schatten. Fabula since 1995 liest man auf der Rückseite der neuen Fabula CD „Cult~ur“. Wild sehen sie aus, die drei Musiker von Fabula, und wild ist auch ihre Musik. Wie ein Überbleibsel aus dem finsteren Mittelalter tönt ihre rhythmische Dudelsackmusik, die eine Mischung aus traditionellen Melodien, hochinteressanten eigenen Adaptationen und modernen Kompositionen ist.
Briantanus der Einsiedler nennt sich der Dudelsackspieler mit Irokesen Schnitt, der auch Bombarden, Flöten, Hackbrett und Horn erklingen lässt. Wie ein germanischer Recke sieht Asmon mit seiner umgehängten Bassdrum aus. Er spielt aber auch exotische Perkussionsinstrumente wie Davul oder Djembe, und andere Rhythmusinstrumente. Stevo’klat ist der zweite Dudelsackspieler, Blechbläser (Low Whistle und Horn) und Perkussionist. Für ihr neues Album konnten sie Thomas Zöller an den Border Pipes, der Low Whistle und dem Practice Chanter (einer Übungsflöte für den Dudelsack) als Gastmusiker gewinnen.
Die CD beginnt mit einer aus den 70er Jahren stammenden Vertonung eines nordländischen Zauberspruchs gegen die Verwurmung von Pferden der Gruppe Ougenweide. Rhythmisch, mystisch und hypnotisch klingt das Stück „Contra Uermes“ und lässt eine Ahnung aufkommen von den heidnischen Bräuchen der Nordländer. Aus Schottland werden ein traditioneller rhythmischer Tanz und ein Klagelied intoniert. Beide Stücke gehören für mich zu den Höhepunkten des Albums. Die Bretagne ist selbstverständlich auch mit vier großartigen Tanzstücken dabei. Am besten gefallen mir der Hanter-Dro und der An-Dro. Es gibt aber durchaus auch starke Eigenkompositionen zu hören wie „Karavan“, das unter dem Projekt Elisir von Produzent Tec und Briantanus läuft.
Nachdem ich die Band erst vor kurzem bei der Besprechung ihres vorherigen Albums Panta Rhei kennen gelernt habe, zähle ich mich heute wohl schon zu ihren Fans. Ihre Mischung aus mittelalterlichen Klängen mit innovativen Ideen hat mich überzeugt.
www.fabula-aetatis.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Susie Burke and David Surette "When the small birds sweetly sing"
Label: Madrina Music; 2008
Seit 20 Jahren arbeiten die beiden Musiker aus Neu England bereits zusammen, aber nicht exklusiv. Beide haben auch andere Projekte am Laufen. Das bringt der Musik der beiden Abwechslung und Vielseitigkeit, wie sie es auf ihrem aktuellen Album „when the small birds sweetly sing“ beweisen. Elf Songs und ein instrumentales Set haben die beiden gemeinsam mit drei langjährigen Musikerfreunden aufgenommen. Die Besetzung besteht aus Gitarren, Mandoline, Bouzouki, Bass, Piano, Fiddle und Akkordeon.
Die CD beginnt mit Pierce Pettis’ romantischer Ballade „I will be here“, wunderschön gesungen von Burke. Romantik und Liebe sind auch die zentralen Themen der Lieder. Die meisten Songs sind Cover Versionen, zwei jedoch sind traditionellen Ursprungs: die atemberaubend schöne englische Ballade „The Seeds of Love“ und „Beau Rossignol“, ein frankokanadisches Lied. Das Zusammenspiel von Surette an der Gitarre und Jeremiah McLane am Akkordeon und die Stimme von Burke sind dabei ein Ohrenschmaus. Pete Sutherland hat „Richard Cote“ geschrieben und den beiden erlaubt den typischen Folk-Song als erste aufzunehmen. Joyce Andersen begleitet mit der Fiddle Burkes Gesang hervorragend. „Blind Mary“ von Turlough O’Carolan, einem irischen Harfenspieler aus dem 18. Jahrhundert, und das traditionelle „The Rambling Pitchfork“ wurden zu einem tollen Set zusammengeschmolzen. Surette spielt dabei die Mandoline und die Bouzouki. Der absolute Höhepunkt für mich ist „Now ist he Cool of the Day“ von Jean Ritchie. Surette an der Mandoline und Kent Allyn am Bass erzeugen eine mystisch, hypnotisch und beinahe psychedelische Stimmung und Burkes großartiger Gesang, der hier ein wenig an Grace Slick (Jefferson Airplane) erinnert, lassen Erinnerungen an die 70er Jahre, in dem der Song auch geschrieben wurde, aufleben.
Das Album ist eine schöne Sammlung von traditionellen, historischen und zeitgenössischen Kompositionen, wunderbar interpretiert, perfekt arrangiert und aufgenommen. Ich kann die CD jedem Liebhaber von Folk Musik empfehlen.
www.burkesurette.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Vivid Curls & Band "Allgäu"
Label: Eigenverlag; 2008
Seit 2003 begeistern die beiden jungen Frauen aus dem allgäuschen Dorf Wiggensbach mit den lebhaften Locken auf regionalen und auch immer mehr überregionalen Bühnen mit ihrer frischen und originellen Musik. Auf ihrem Debütalbum „Allgäu“ gibt es zwölf selbst komponierte Songs zu hören, neun davon im für außen stehende recht schwer verständlichen Allgäuer Dialekt. (N.B. obwohl ich starke Ähnlichkeit mit dem ebenso unverständlichen, doch mir mittlerweile geläufigen Walliser Dialekt entdecken konnte). Zwei englische und ein spanischer Text runden das Album ab.
Irene Schindele (Gesang und Akustikgitarre) und Inka Kuchler (Gesang und Mundharmonika) werden von Peter Wachter (Bass), Werner K (Gitarren und Bass) und Markus Wohner (Drums und Percussion) begleitet. Die beiden letzteren zeichnen auch als Produzenten.
Fetzige Gitarrenriffs und großartiges Schlagzeugspiel leiten den Einsteiger ein. „Ganz oifach it miad“ (ganz einfach nicht müde) ist ein rockiger Song, der mich sofort aufhorchen ließ: Zwei wunderschöne Gesangsstimmen, mitreißende Rhythmen und perfektes Handwerk an den Instrumenten. Aber es gibt auch einzigartige melodiöse Liebeslieder und die melancholische Ode an den „Allgäu“ zu hören. Hier hört man die klassische Gesangsausbildung heraus. Bei „Sternakind“ bekomme ich regelrecht eine Gänsehaut; nicht nur wegen des Textes, sondern auch weil das Zusammenspiel von Gesang und Gitarren erstklassig ist. Überhaupt sind die Texte hervorragend, ob es eine Erinnerung an einen geliebten Menschen ist (Numma so lang – nicht mehr so lang) oder einfach eine Erklärung in eigener Sache (D’eigne Grind – der eigene Kopf).
Unverbogen, unvollkommen, ungekämmt, ungezähmt und echt steht auf der Rückseite der CD Hülle. Ob sich das auf die Haare der beiden hübschen Frauen bezieht oder auf die Musik muss wohl jeder für sich entscheiden. Für mich kommt die Scheibe auf jeden Fall daher wie ein Sommergewitter, ungezähmt, kraftvoll und wunderschön.
www.vivid-curls.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Sarah Noni Metzner "Daybreak Mourning"
Label: Dog My Cats Records; 2008
Sarah Noni Metzner ist eine der jungen kanadischen Singer/Songwriter, die die internationalen Bühnen betreten. Mit „Daybreak Mourning“ hat sie ihr drittes Album mit 13 selbst komponierten Songs und einem traditionellen Lied veröffentlicht. Die Arrangements und Aufnahmen sind einwandfrei und eine Reihe hervorragender Gastmusiker garantieren erstklassige musikalische Begleitung.
Es gibt einen interessanten Mix von Stilen zu hören. Wunderschöne romantische bis rockige Balladen wie „Blessed Be“ oder „This is not real“ wechseln sich ab mit rhythmischen Songs. Im Mittelpunkt steht dabei immer Sarahs klare Stimme, die auf der professionell arrangierten Begleitung zu schweben scheint. Traditionelle Einflüsse hört man eher selten, wie bei „Little Bird“. Dieser rhythmische Country Song brilliert mit Banjo, Mandoline und Saxophon Begleitung und dem treibenden Rhythmen der Drums und des Bass. „Sleepless“ dagegen überzeugt mit souligen Rhythmen, wahwah Gitarrenklänge und gefühlvollen Gesängen. Ein sexy Song, bei dem Produzent und Musiker Corwin Fox ein wunderschönes Duett mit Sarah singt. Die Texte sind sehr engagiert und erzählen von Problemen mit Alkohol und Drogen aber auch von Liebe, Trauer und Verlust. Oft greift Sarah zu Sprechgesang um ihren Worten Nachdruck zu verschaffen wie bei „us and them“. Eine der Höhepunkte ist sicher die funkige Vertonung des traditionellen Blues „Death“. Hier treffen Flamenco Gitarre, Synthesizer, Drums und Sarahs leidenschaftlicher Gesang aufeinander.
Das Album ist ein abwechslungsreich, musikalisch hochwertig und beweist nicht nur, dass Sarah eine hervorragende Liedermacherin ist, sondern auch über eine tolle Gesangsstimme verfügt. Diese junge attraktive Musikerin wird sicherlich noch von sich hören lassen.
www.sarahnonimetzner.ca
Adolf 'gorhand' Goriup


John Vester "All the Way out West"
Label: Eigenverlag; 2008
Der in Kalifornien lebende Singer/Songwriter John Vester hat mit „All the Way out West“ sein viertes Album aufgenommen. Die 14 Songs stammen alle aus der Feder von Vester und produziert wurde das Album von Begleitmusiker Michael Lennon und John Vester.
Die musikalische Begleitung ist abwechslungsreich arrangiert und wurde mit guten Studiomusikern aufgenommen. Neben den Standardinstrumenten wie Gitarren, Keyboards, Schlagzeug und Bass, gibt es natürlich die für amerikanische Liedermacher typischen Instrumente zu hören.
Da dürfen wie beim rhythmischen Titelsong auf keinen Fall die Pedal Steel Gitarre und die Mundharmonika fehlen. Bei anderen Songs gesellen sich Geige, Akkordeon, Mandoline, Banjo und Dobro dazu. Bei dem an wenig an die Beatles erinnerndem „Night becomes the Day“ wird der Zuhörer vom Klang der japanischen Zither, dem Koto, und der Shakuhachi Panflöte überrascht. Es dominieren vor allem melodiöse Songs, die aber oft rhythmisch flott daherkommen wie „Beeswax is my Beeswax“. Dieser Blues sticht mit seinem einfachen Arrangement mit Gitarre, Bass, Drums und Gesang und hervor. Als Abschluss gibt es bei dem melancholischen Lied „I don’t want to say Good-bye“ noch die Uileann Pipes im Zusammenspiel mit Piano und Violine zu hören.
Das Album ist eine Sammlung von eher stillen Songs, die dem Genre Americana zuzuordnen sind. Vester ist ein annehmbarer Sänger und seine Kompositionen sind sicherlich ansprechend, allerdings fehlt mir auf der CD etwas die Spielleidenschaft. Es gibt kaum Höhepunkte und die Musik plätschert etwas dahin.
www.johnvester.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Brendan Keeley "ReUnion…dreams for Ireland"
Label: Artisthouse and Rockbottom Records; 2008
Der irische Singer/Songwriter Brendan Keeley hat sein viertes Album „ReUnion…dreams for Ireland“ in Köln aufgenommen. Mit wenigen ausgewählten Studiomusikern und den Klangmeistern von Parklane Music und Outnow Music (Keyboards und Programming) hat er fünf eigene Songs, vier Cover Versionen und drei traditionelle Stücke eingespielt.
Die CD startet mit dem Klassiker „Belfast Child“, mit dem schon viele populäre Musiker auf die Welle der traditionellen Musik aufgesprungen sind. Keeleys Fassung ist dank seiner tollen Stimme der von U2 ebenbürtig. Die Uillean Pipes geben dem Song noch zusätzliche Fülle, wunderschön. Auch sonst nützt Keeley durchaus die Popularität der Songs aus. Cover Versionen von Bob Geldolf, „ The great Song of Indifference“, und der Kelly Family “David’s Song” gehen sofort ins Ohr. Auch kann sich Keeley durchaus mit den Originalversionen messen. Die Eigenkompositionen sind für meinen Geschmack dann schon etwas zu kommerziell. Liebe, Friede, Freude, Eierkuchen Themen werden in nette Melodien verpackt und kommen bei mir als seichte Popsongs an. Ausnahme ist vielleicht „Wishing“, auch ein Liebeslied, aber wunderschön arrangiert, gesungen und gespielt. Der Höhepunkt ist für mich das traditionelle „Lannigan’s Ball“, das mit tollem Rhythmus und großartigen Dudelsackklängen brilliert. Hier hört man Keeleys irische Seele heraus, besonders als am Ende die Whistle und die Pipes zum Tanz aufspielen.
Die locker leichten Arrangements, der poppige Sound und die rockigen Elemente werden Keeley sicher Erfolg bescheren. Er hat eine schöne Stimme und ist ein hervorragender Sänger und mit dieser kommerziell angehauchten Mischung kann er durchaus in die Fußstapfen seiner berühmten Landsmänner treten.
www.brendankeeley.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Steve Forbert "Strange Names & New Sensations"
Label: Hypertension; 2008
Der aus dem Süden der USA stammende Singer und Songwriter Steve Forbert ist vor 30 Jahren nach New York aufgebrochen, um in die Fußstapfen seiner Vorbilder Bob Dylan und The Byrds zu treten. Das Ergebnis war wie eine Fahrt mit der Achterbahn, es gab Höhen und Tiefen. Heute hat er sich in der Szene etabliert und veröffentlicht mit „strange names & new sensations“ bereits sein 12. Studioalbum.
Das Album wurde mit einer Reihe hervorragender Studiomusiker aufgenommen und beinhaltet zwölf Eigenkompositionen, davon ein instrumentales Stück. Aufnahmen und Arrangements sind einwandfrei und die Songs abwechslungsreich.
Der rhythmisch melodiöse Titelsong „strange names“ handelt von den eigenartigen Ortsnamen im Norden New Jerseys. Der Song erinnert an britische Songwriter der 70er Jahre in denen Forbert seine Karriere gestartet hat. Das romantische Liebeslied „You’re meant for me“ erhält durch die Pedal Steel Gitarre einen Hauch von Americana. Stille karibische Rhythmen halten Einzug bei „My Seaside brown-eyed Girl“. Und bei „Baghdad Dream“ äußert Forbert seine Wut mit rockigen Tönen und markigen Gitarrenriffs. Das instrumentale „Around the Bend“ schließlich besticht mit einer ins Ohr gehenden Melodie.
Forberts neues Album wird Freunden amerikanischer Liedermacher sicherlich gut gefallen. Es präsentiert sich professionell produziert und aufgenommen und bietet für jeden Geschmack etwas. Ein wenig fehlt Norberts Musik jedoch die Eigenständigkeit.
www.steveforbert.com
Adolf 'gorhand' Goriup


B.B. and The Blues Shacks "Unique Taste"
Label:
CrossCut Records; 2008
Die Hildesheimer Band B.B. and The Blues Shacks hat mit “Unique Taste” bereits ihr viertes Album auf dem CrossCut Label veröffentlicht. 17 Eigenkompositionen wurden von den fünf Bandmitgliedern aufgenommen. Der Name der Band spricht dabei für sich.
Der Zuhörer glaubt sich in die frühen 60er Jahre zurückversetzt. Da tönt es aus dem CD Player wie es damals aus dem Wurlitzer getönt hat, nur die Aufnahmequalität ist natürlich zeitgemäßer. Rock’n’Roll, Boogie Woogie und Blues scheinen wieder unverändert auferstanden zu sein. Angefangen von den Instrumenten (Gitarre, Harmonika, Bass, Piano, Schlagzeug und als Zugabe noch die Hammond Orgel) bis hin zum Gesang und den Arrangements scheint alles frisch aus einer Zeitmaschine gestiegen zu sein. Mein persönlicher Favorit ist „Little Pins“, ein großartiger Blues mit Gitarrenspiel im Stil von Jimmy Page (Led Zeppelin).
Back to the future scheint hier irgendwie wahr zu werden. Für Liebhaber des Genres ist die CD sicher ein Leckerbissen und auch ich konnte es nicht vermeiden im Takt mitzuwippen. Das Album ist eine gelungene Reminiszenz an vergangene Tage, professionell eingespielt und klingt zu 100% authentisch.
www.bluesshacks.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Wheelers & Dealers "Full House"
Label: Eigenverlag; 2007
Die australische Band Wheelers and Dealers hat mit „Full House“ erst ihr zweites Album aufgenommen. Die vier hervorragenden Musiker haben darauf ein selbst komponiertes und zwei traditionelle Instrumentalstücke und elf gecoverte Songs eingespielt.
Gründungsmitglieder sind Leadsängerin Chris Wheeler (Gitarre, Whistles und Flöten) und Ged Corben (Gitarre und Mandoline). Im Laufe der Zeit gesellten sich Mike Kerin (Gesang, Gitarre, Fiddle und Mandoline) und Michael Vidale (Bass) dazu. Tinker Duffy und Iain MacLeod am Akkordeon und Luke Robinson an den Percussions wurden als Gastmusiker eingeladen.
Die CD beginnt mit einer wunderschönen akustischen Fassung von Julian Lennons romantischer Ballade „Saltwater“. Der Gesang von Chris Wheeler und Kerins Fiddle- und Mandolinspiel sind bezaubernd. Die CD brilliert in erster Linie mit stillen, akustischen und melodiösen Songs, dennoch zeigen uns die Musiker aus Down Under, dass sie durchaus auch temperamentvoll spielen können. Das instrumentale Set „The Old Maid from Galway/Tommy’s Taburkas“ ist der beste Beweis. Das Zusammenspiel von MacLeod am Akkordeon, Kerin an der Fiddle und Wheeler an der Whistle ist ausgezeichnet und Corben macht dazu mit seiner Gitarre Dampf. Schade dass es nur drei instrumentale Stücke zu hören gibt. Für Abwechslung ist jedenfalls gesorgt, denn vom bluesigen Song „Don’t listen to the Wind“, bei dem Kerin seine Stimme im Hintergrund erklingen lässt, bis zum rhythmisch jazzigen Bluegrass „Nasgasaki“, wo er sogar die Lead Vocals singt, hört man Einflüsse aus den verschiedensten Stilrichtungen und Kontinenten. Als Leckerbissen gibt es zum Abschluss dann noch Kerins „Mac’s Delight" zu hören, ein wahrer Ohrenschmaus.
Das Album ist eine atemberaubend schöne Sammlung von akustischen Songs und einigen wenigen instrumentalen Zwischenspielen. Wheeler ist eine begnadete Sängerin und die Musiker sind ebenso erste Sahne. Leider hört man hier in Mitteleuropa viel zu selten Musik von der anderen Seite des Planeten.
www.wheelersanddealers.com.au
Adolf 'gorhand' Goriup


Dave Insley "West Texas Wine"
Label: Eigenverlag; 2008
Der in Arizona lebende Country Sänger Dave Insley hat mit „West Texas Wine“ sein drittes Solo Album aufgenommen. Seine Begleitband hat einen viel sagenden Namen, die Careless Smokers. Da weiß der Zuhörer bereits was auf ihn zukommt: original Country Musik, die in den verrauchten Saloons des Wilden Westens entstanden ist. Dort wo sich keiner um den Gesundheitswahn des modernen Amerika schert. Fünf eigene Songs und ebenso viele Cover Versionen wurden in Austin, Texas, von Insley und Co-Produzent Dale X. Allen aufgenommen.
Das Album beginnt mit einer tollen Country Rock Nummer, „Beatin’ ya down“. Insleys Gesang wird von Allen an der E-Gitarre und Bobby Snell an der Steel Gitarre großartig begleitet. Vance Hazen am Bass und Daniel Jones am Schlagzeug sorgen für den mitreißenden Rhythmus. Jenny O’Bert gesellt sich bei Johnny Darrells „Come see what’s left of your man“ an der Fiddle zu diesem Line-up. Ein Country Song über eine durchzechte Nacht im halsbrecherischen Tempo. Die Texte handeln dem Genre entsprechend von der Liebe, dem Trinken und dem Farmleben. „Everything’s broken again“ ist ein beinahe verzweifeltes Lied über die Tücken des Lebens. Insley intoniert seine Klage in einen langsamen Walzertakt.
Wenn man diesem Album zuhört, kann man beinahe die heiße trockene Luft des Südwestens der Staaten riechen. Für Freunde des amerikanischen Country ist diese CD wohl ein Muss. Sie ist hervorragend eingespielt, authentisch und Insley hat eine Stimme, die irgendwie dazu geschaffen ist, von einer Lap Steel Gitarre begleitet zu werden.
www.daveinsley.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Los Gigantes & The Texas Torpedos "Highway Patrol"
Label: Eigenverlag; 2008
Für ihr neuestes Album „Highway Patrol“ haben sich die beiden stimmgewaltigen Sänger von Los Gigantes – Ralf Groher an der Trompete und Stefan Hiss am Akkordeon und an der Hammond Orgel – mit den beiden Musikern von The Texas Torpedos – Bernd Öhlenschläger am Schlagzeug und Winfried Wohlbold an der Pedal Steel Gitarre und dem Ped-a-Bro (der Lap Steel ähnlich) – zusammengetan. Aufgenommen wurde die CD Live an einem einzigen Konzertabend außer einer Bonus Studioaufnahme. Zwei Songs und ein Instrumentalstück stammen von Hiss, die anderen Stücke sind Coverversionen.
Um es gleich vorwegzunehmen, hier erwartet uns reine Unterhaltungsmusik, die wohl jedes Volksfest zum Kochen bringen würde. Der Süden der USA und Mittelamerika feiern hier ihre Party und man erwartet beinahe irgendwo in einem Weiher ein Krokodil vorbeischwimmen zu sehen. Melancholische mexikanische Canzones, kitschig romantische Cowboy Balladen, fetzige Jive Nummern und mitreißender Cajun wechseln sich ab. Vorgebracht wird das Ganze glaubhaft authentisch und auf ansprechendem musikalischem Niveau.
Hervorheben möchte ich den tollen mexikanischen Tango „Flor sin Retoño“, der mit Akkordeon, Lap Steel und Trompete zum Tanze ruft. Wo ist die heißblütige dunkelhäutige Mexikanerin? Aber auch der darauf folgende Titelsong, ein flotter Jive, bringt Schwung in die Beine. Zwischendurch gibt’s markige unzensierte Sprüche zu hören, die sonst wohl nur am Lagerfeuer in der Prärie zu hören sind. Bei manchen erwarteten die Boys selbst, dass die Schere der Zensur wohl einschreiten würde, wie bei dem kurzen Intermezzo „About Life in Prison“, das Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“ vorangeht. Das Album verbreitet gute Laune und überzeugt mit guten musikalischen Leistungen und einer abwechslungsreichen Mischung von Musikstilen. Genau das, was man brauchen kann, um ein Fest zu einer unvergesslichen Gaudi zu machen.
www.los-gigantes.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Leon Rosselson "A Proper State"
Label: Fuse Records; 2008
Der englische Liedermacher Leon Rosselson ist vielleicht vielen kein Begriff, aber seine Songs wurden bereits von einigen der ganz Grossen gecovert. Zum Beispiel „The World turned upside down“, ein Song über einen Aufstand der Minenarbeiter im 17.Jahrhundert, wurde unter anderen von Karan Casey, Billy Bragg and Dick Gaughan vertont und populär gemacht.
Auf seinem neuen Album „A proper State“ stellt er uns zehn neue komische, satirische, kritische und nachdenkliche Lieder vor. Dazu kommt ein Shanty aus dem Jahr 1979, „Barney’s Epic Homer“, der in „Barney’s got a Job now“ eine traurige Fortsetzung findet. Unverständnis gegenüber Außenseitern wie in dem vorgenannten Lied ist ebenso ein Thema wie die Unfähigkeit in der heutigen Gesellschaft zu kommunizieren wie bei „Conversation on a Mobile“. Darum hat Rosselson begonnen mit Toten zu sprechen, wie bei der Ode an einen genialen französischen Chansonnier, „The Ghost of Georges Brassens“. Das Titelstück wiederum ist eine bitterböse Satire auf den Konsumwahn und das Geltungsbedürfnis der heutigen Gesellschaft, die so oft in einer persönlichen Katastrophe enden… Bei Rosselson gibt es keine Tabus: der Tod wird ebenso zynisch betrachtet wie der Karrieredurst und die Liebe. Aber er engagiert sich auch für politische Probleme wie die Herstellung von Atomwaffen oder den Widerstand gegen militärische Gewalt.
Das Album endet mit „The Power of Song“, einem Kampflied für den Widerstand. Egal ob die Apartheid in Südafrika oder ein Streik der Minenarbeiter in Pennsylvania Anfang des letzten Jahrhunderts, viele Veränderungen wurden unter anderem von Liedern, Büchern oder auch Filmen unterstützt.
www.leonrosselson.co.uk
Adolf 'gorhand' Goriup


Jenny Gunn "One thousand Words"
Label: Asoma; 2007
Die kanadische Liedermacherin Jenny Gunn hat mit „One thousand Words“ ihr Debütalbum herausgegeben. Gunn singt zehn Eigenkompositionen, spielt dazu die Akustikgitarre und wird von einigen sehr guten Studiomusikern begleitet: Errol Francis (Bass, Gitarren und Perkussion), Glenn Woods (Keyboards), Mike Martel (Drum Kit) und Robbie Andermann (Flute).
Die Flöte eröffnet auch den musikalischen Reigen auf meinem Lieblingsstück „Daffodil Girl“, einem wunderschönen Song, bei dem Gunns Gesang eingebettet ist in deren sanften Klang. Dazu gibt es stille Gitarren-, Bass und Perkussions-Töne. Das Album brilliert vor allem mit stillen schönen Liedern und einfachen aber wirkungsvollen Arrangements. Manchmal scheint jedoch das Temperament mit Gunn durchzubrechen und dann gibt es etwas rockigere Töne zu hören wie bei „Rem Man“ oder „Storm“. Wobei jedoch vor allem der Gesang an Intensität zunimmt und gemeinsam mit Bass und Schlagzeug den Rhythmus beschleunigt. Die Texte sind in erster Linie poetisch, Gunn legt mehr Wert auf die Sprache als auf gewichtige Aussagen, was auch perfekt zu ihrem Musikstil passt.
Gunns Erstlingswerk macht Lust auf mehr, da taucht eine neue sehr eigenwillige und talentierte Musikerin in der kanadischen Szene auf. Sie hat eine einprägende Stimme und schreibt außergewöhnliche Songs.
www.jennygunn.com
Adolf 'gorhand' Goriup


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2008

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