FolkWorld #62 03/2017

CD & DVD Rezensionen

Dry Dudes "Fairytale"
Timezone, 2017

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www.drydudes.de

Junge Leute bei ihren ersten Schritten ins Musikbusiness zu beobachten ist, als schlage man ein altes Märchenbuch auf. Man sieht die Hoffnungen und die Erwartungen in einer Welt voller Wunder, Gefahren und unerwarteten Lösungen. Vielleicht sogar etwas Zauberei. Und letztlich sollte immer alles gut gehen. Vielleicht war dies der Grund, warum die beiden jungen Männer aus dem Emsland unter dem Bandnamen Dry Dudes ihr Debüt-Album "Fairytale" nannten. Erwin Holm und Patrick Schütte haben sich auf einem Musikwettbewerb in Norddeutschland kennengelernt. Ihre Vorstellungen von Akustik-Pop überschnitten sich. Sie probierten sich musikalisch aus und testeten ihre ersten gemeinsamen Versuche im Internet. Auf sozialen Netzwerken verbreiteten sie ihre Melodien, ein Ort auf den die Talentscouts ebenso aufmerksam ihre Teleskope gerichtet haben, wie die musikalischen Skalpjäger. Nun ist es also erschienen, ihr erstes musikalisches Ausrufezeichen auf CD, mit zwölf gefühlvollen Liedern, Liedern voller Fantasie. Mal spielvergnügt, mal von einer leisen Melancholie durchzogen, breiten die Dry Dudes ihre eigenen Ideen von Akustikpop vor dem Hörer aus. Singen vom Leben, von Erfahrungen, von Hoffnungen und von Liebe. Die überraschend reife Stimme Erwin Holms und das feinfühlige Gitarrenspiel von Patrick Schütte ergänzen sich hervorragend, ganz dezente elektroakustische Verfeinerungen unterstützen die beiden Jungs an passender Stelle. Ein feines Debüt auf dem Weg in den Märchenwald der Musikindustrie. Mögen sie den bösen Wolf erkennen, wenn sie ihn sehen.
© Karsten Rube


Dry Dudes "Fairytale"
Timezone, 2017

Artist Video

www.drydudes.de

Sänger Erwin Holm und Gitarrist Patrick Schütte sind das norddeutsche Duo Dry Dudes, das für ihr Debütalbum zwölf selbst komponierte Akustik Popsongs aufgenommen hat.
Die Dry Dudes singen rhythmisch melodiöse Songs mit orchestralem Arrangement wie "Dreams", melancholische Balladen wie "Wrong man" oder poppige Rockballaden wie "Nothing left". Die Songs plätschern dahin ohne Höhepunkte, Holms schöne Tenorstimme wird von teilweise aufwendigen Arrangements, die nicht nur akustische Elemente enthalten, begleitet. Es geht meist um die Liebe, vergangene wie bei "That was love" oder bestehende wie bei "Sunset". Mit dem Titelsong, einer melancholisch hymnischen Ballade, verabschieden sich die beiden Popbarden.
Nachdem die beiden ihre Karriere mit Coversongs von Michael Jackson, Ed Sheeran und Co gestartet haben, schreiben sie jetzt ihre Mainstream Songs selbst. Dabei stehen sie den großen Popstars in nichts nach, stechen aber auch nicht heraus aus der Masse dieses anspruchslosen Genres.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Zur Wachauerin "ka gmahte Wiesn"
non food factory, 2016

www.zurwachauerin.at

Wolfgang Kühn schreibt die Mundart Texte und trägt sie zur Musik von Michael Bruckner (Gitarre) und Fabian Pollack (Gitarre) vor. Die Wachau ist ein Weinbaugebiet in Niederösterreich und eigentlich bekannt für seine Heurigenlieder, das Trio jedoch distanziert sich von deren Weinseligkeit und geht neue Wege.
Kühn träumt von „a Woidviertl am Meer“ ohne die Kälte des Winters und dafür das Dolce Vita einer mediterranen Küste, ein romantisch relaxtes Lied. Wortspiele werden bei „Wia fost-Viecha so tickn“ zelebriert und bluesige Gitarrenklänge begleiten die „Hochzeit am Laund“. Zur Melodie von Oh du lieber Augustin bittet Kühn um ein letztes Glas, „Wirtin, liebe Wirtin“, und das Titellied kommt im ¾ Takt und teilweise von atonalen Gitarrenklängen begleitet daher.
Auf ihrem dritten Studioalbum bleiben die drei ihrem Konzept treu, Mundart Lyrik begleitet von einfachen Gitarren Arrangements zwischen Folklore und Moderne.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Oubérét "But alors, you are Celte?"
Eigenverlag, 2016

www.ouberet.fr

Das fünfköpfige französische Ensemble Oubérét hat sich der keltischen Musik verschrieben, Nicolas Contamine (Drums, Perkussion, Gesang), Jocelyn Epinette (Whistles, Dudelsack, Gesang), Thomas Hegay (Gitarren, Banjo, Gesang), Sylvain Jully (Akkordeon, Gesang) und David "Maya" Neron (Bass, Gesang) haben für ihr aktuelles Album 13 Songs und Instrumentalstücke zu verschiedenen Tanzrhythmen aufgenommen.
Sie spielen instrumentale Tänze wie den Schottisch "Basmat et Robin", alte französische Gesellschaftstänze, die den Weg zu den Bretonischen Fest Noz fanden, die Gavotte "Illian Breizh", oder den lebhaften Reel "Reel/Roll/Rollen". "Notr' musicien" ist ein Walzer, der zum Mitschunkeln einlädt, "Mon arbre" der wohl bekannteste Bretonische Tanz, ein Andro, und "La polka du démon" ist ein rasanter Song mit Punk Rhythmus. Die instrumentale Mazurka "Les 6 gars à moustache" wird vom Spiel der Whistle verzaubert und Patrick Coulais spielt die Fiedel bei der Bourree "De temps en tant". Zurück in der Bretagne laden die Musikanten zum Hanter Dro, "La reine déneige", und "Un gars sans couardise" ist ein Rond d'Argenton, ein Rundtanz aus dem Berry im Zentrum Frankreichs. Den Abschluss macht eine Adaption von Mendelssohns Hochzeitmarsch, gespielt im Jig Rhythmus mit Sebastien Luthers an der Violine, "Les nouveaux princes charmants".
Mit ihrem neuen Album werden Oubérét wohl auf manch einem Fest Noz Furore machen, auf ihrer Homepage gibt's weitere Infos.
© Adolf „gorhand“ Goriup


RD "früh im Hotel"
Dr. Music Records, 2016

Artist Video

www.rdmusic2016.com

Der Berliner Schauspieler und Synchronsprecher Rainer Doering debütiert als Liedermacher mit elf selbst komponierten und zum Großteil solo vorgetragenen Liedern, dazu spielt er Gitarre, Piano, Synthesizer und Schlagzeug.
Die Einleitung zum rockigen Titellied ist ein kurzer Sketch am Piano, Johannes Brahms Guten Abend, gute Nacht, Klemens Weiß gastiert am Schlagzeug und Doering singt über soziale Ungerechtigkeit. Die "Bahnballade" ist ein bluesiger Song gemischt von Hans Georgi und "Die Bank" ist ein träumerisch romantisches Lied mit sarkastisch kritischem Text. Die melancholische Ballade "Münchner Freiheit" ist die Geschichte eines schüchternen Jungen, der sich aus der Ferne in ein Mädel verliebt und dann liefert er in eigener Sache eine humorvolle "Gebrauchsanweisung" wie man ein Gedicht liest.
Rainer Doering ist ein Poet und seine Texte sind durchaus klug und sozialkritisch, musikalisch gibt es noch Entwicklungspotential.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ar Men "Earth air fire and water"
Eigenverlag, 2016

www.facebook.com/...

Der aus Niedersachsen stammende Liedermacher Peter Lindwedel hat für sein Debütalbum beinahe im Alleingang 14 eigene Songs und eine Coverversion aufgenommen. Er spielt Gitarre, Mundharmonika, Akkordeon, Whistle und Midi-Bass.
Lindwedel beginnt mit einem stillen englischen Folksong, "Rionnagan Proitze/Bass Rock", er singt über den Zug der Vögel im Wechsel der Jahreszeiten begleitet von Gitarre, Whistle und Mundharmonika, mein Lieblingssong. Es folgen Folkballaden wie "She offers me a flower" oder dramatische Songs wie "Born male", bei dem er es bereut ein Mann zu sein, die Spezies, die für Krieg, Gewalt und Ungerechtigkeit verantwortlich ist. Von den Instrumentalstücken gefällt mir das Set "Salmon in the Whitewater/Ken Porter's Jig/The Quiraing" am besten, begleitet von Jens Kommnick an der Mandoline spielt Lindwedel drei selbst komponierte Jigs. Den Text von Steve Knightleys Roots hat er ins Deutsche übersetzt und mit dem klassisch anmutenden Bonuslied "Bergseen" endet die CD.
Peter Lindwedel hat ein abwechslungsreiches Album aufgenommen, die Texte sind durchaus anspruchsvoll und ertönen zu schönen Melodien, musikalisch gibt es da noch Entwicklungspotential.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Kimberly Haynes "Awaken me"
Wise Old Owl Records, 2016

www.musicmedicinewoman.com

Die kalifornische Singer/Songwriterin Kimberly Haynes hat gemeinsam mit Co-Produzent und Multi-Instrumentalist David Vito Gregoli zehn selbst komponierte New Age Stücke aufgenommen.
Das Titelstück ist ein träumerisches Arrangement mit einer esoterisch-religiösen Botschaft, Haynes hat eine wunderschöne Gesangsstimme und wird von exotischen wie auch modernen Instrumenten begleitet. In diesem Stil geht es weiter, Haynes erklärt my songs are my prayers und so erklingen rockige Balladen wie „My heart knows the way“, bluesige Songs wie „The jewel“ oder „You’re the one that I want/Govinda Jaya“, letzteres überrascht mit tollen Flötenklängen und coolem Pace.
Das Debütalbum von Kimberly Hayes ist für Freunde der New Age Bewegung sicherlich ein Juwel, für mich klingt das Ganze ziemlich Mainstream und Esoterik gehört nicht zu meinen Interessen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Benni Benson "Alles ist ehrlich"
Kick The Flame Music, 2016

www.benni-benson.com

Der Multi-Instrumentalist und Liedermacher Benni Benson hat in Augsburg sein Debütalbum mit zwölf Eigenkompositionen aufgenommen. Er spielt Gitarren, Banjo, Bass, Klavier, Vibraphon, Schlagzeug, Mundharmonika, Posaune und Melodica, folgedessen hat er einige Lieder solo aufgenommen und es gibt nur wenige Gastauftritte.
Benson beginnt mit dem rhythmischen "Was ich alles kann", aufgenommen solo mit Gitarren, Klavier, Bass und Schlagzeug. Es folgt "Die Probleme der anderen", ein von Händeklatschen und Schlagzeug angetriebenes Lied mit rockigen Elementen. "Flimmern" ist eine melancholische Ballade mit elektronischen Effekten, Ruth Rossel am Cello und Maria Schönthiers Chorgesang und beim Rocksong "Hier & da" wird er von Maximilian Stephan an den Fender Rhodes, Jakob Mader am Schlagzeug, Bruno Tenschert an der Perkussion und Markus Christ an Flügelhorn und Trompete begleitet, mein Favorit. Nach dem kurzen elektronischen "Vorglühen II" singt Benson eine weitere Ballade, "Wie alles war", begleitet von Stephan an Fender Rhodes und Moog Synthesizer.
Benson ist ein bemerkenswerter Multi-Instrumentalist, zwar ist er nicht unbedingt ein Virtuose auf allen Instrumenten, aber sein Spiel ist durchaus solide. Seine Lieder sind manchmal etwas Mainstream, aber die tollen Arrangements und seine schöne Stimme machen einiges wett.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Kofelgschroa "BAAZ"
Trikont, 2016

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www.kofelgschroa.by

Kofelgschroa sind Matthias Otto Meichelböck, Maximilian Paul Pongratz, Michael Christian und Martin Anton von Mücke. Auf ihrem aktuellen Album begleiten die vier Oberammergauer die 14 hochdeutsch wie auch im Dialekt gesungenen Lieder mit einer Klangfülle von Blechblasinstrumenten, Orgel, Zither, Akkordeon, Gitarre und Schlagzeug.
Da ist der experimentelle Einsteiger "Pokal", dominiert von mehrstimmigen Gesängen und dem Klang der Orgel, der schwungvolle instrumentale Walzer "Hotel Kovél" mit Akkordeon, Blechbläsern und Gitarre oder das neun Minuten lange Titellied, das mit rockig psychedelischem Sound an die Jahre des Krautrocks erinnert. Dann heben die vier mit dem "Ballon" ab, musikalisch wie auch textlich, verfangen sich in der "Loopmaschine" und drehen endlose Schleifen. Ein weiterer Hinhörer ist "Pauline", ein romantisches Instrumentalstück mit Zither und Akkordeon.
Das mittlerweile dritte Album von Kofelgschroa ist erstaunlich vielfältig, volkstümliche Instrumente werden in moderne Arrangements eingebaut, hinzu kommen experimentelle Elemente und poetisch kreative Texte.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Andrea Pancur Alpen Klezmer "Zum Meer"
Galileo Music, 2016

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www.andrea-pancur.de

Nachdem die Münchner Sängerin Andrea Pancur 2012 gemeinsam mit dem lettisch-russisch-jüdischen Komponisten und Multi-Instrumentalisten Ilya Shneyveys das Projekt Alpenklezmer[51] startete, gibt es nun ein zweites Album mit traditionell Bayrischem, Jüdischem und sonstiger Weltmusik auf die Ohren. Für die Aufnahmen wurden erneut eine Reihe hervorragende Musiker jiddischer wie auch bayrischer Herkunft eingeladen.
Der Ukrainische Literat Hirsh Bloshtein (1895-1979) ist Autor des von Andrea auf Deutsch übersetzten Lieds „Die Humpm mit Wein“, die Musik stammt von der Britischen Musikerin Polina Shepherd. Guy Shaloms (Drums, Las Palmas), Johann Bengen (Perkussion), Alex Haas (Bass) erzeugen den treibenden Pace, dazu singen und jodeln Andrea, Lorin Sklamberg, Bengen, Ilya und Christian Dawid, Saxophon, Klarinette (Dawid) Akkordeon (Ilya) und Dulcimer (Michel Watzinger) setzen Akzente, ein atemberaubendes Arrangement von Alex Haas. Dann gibt’s einen traditionellen Zwiefachen von Andrea und Ilya zu hören, «Is do wos?», Drums, Bass, Dulcimer, Akkordeon und Klarinette werden mit Trompete (Stofferl Well) und Posaune (Hansjörg Gehring) ergänzt. Andrea schrieb einen neuen Text zu einem italienisch-jüdisch traditionellen Lied und singt das wunderschöne Lied «Aufm Markt in Obagiasing» mit kräftiger Stimme, dazu zaubern Evi Heigl an der Violine, Alan Bern am Piano, Watzinger am Dulcimer und Ilya am Akkordeon. Weitere Höhepunkte sind das zentrale traditionelle Lied «Isar», ein textlich von Andrea angepasster Tango, «A Treyfener Nign», ein vielstimmiger kraftvoller Jodel aus Österreich mit Andrea, Ilya, Heigl, Sklamberg, Gehring, Haas, Bengen und Loni Kuisle und das dreisprachig gesungene «Bella Ciao», Sklamberg singt eine jiddische Version, Andrea das Widerstandslied der italienischen Partisanen und Davide Casali Eschmann eine norditalienische Version für Kinder. Andrea schrieb den Text und singt «Pippi Langstrumpf werden» zur Musik von der Klarinettistin Anja Günther und Szilvia Csaranko spielt am Piano, ein einfaches aber brillantes Arrangement der drei Damen.
Das neue Album von Andrea Pancur und Alpenklezmer strotzt vor innovativen Ideen, kritischen Texten und großartiger Musik, auf ihrer Homepage gibt’s Samples.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Silberen "Blumenstein"
Zytglogge Verlag, 2016

www.silberen.ch

Die silbrig schimmernde Bergkuppe über dem Muotatal gab den vier hervorragenden Schweizer Musikern den Namen. Barbara Berger (Stimme, Harmonium, Perkussion, Sounds), Christian Schmid (Kontrabass, Perkussion, Gitarre, Harmonium, Stimme), Roli Strobel (Guitalele, Schlagwerk, Harmonium, Stimme), Hannes Boss (Hackbrett, Hanottere, Stimme) und Gastgeiger Misa Stefanovic haben für ihr Debütalbum 16 traditionelle und selbst komponierte Lieder und Instrumentalstücke aufgenommen.
Der traditionelle Rugguserli „Appen Zell“ wurde von Berger mit einem experimentellen Arrangement versehen, dazu jodelt sie virtuos. „Die kranke Königstochter“ ist ein Schweizer Volkslied musikalisch begleitet von einer jazzigen Komposition von Berger und Schmid, an Kontrabass, Hackbrett, Guitalele und Harmonium. Instrumentale Stücke wie die im gemäßigten Tempo vorgetragene „Plötsche Mazurka“ gehören ebenfalls zum Programm wie eine atemberaubende Mischung aus Jodel, Jazz und Vokalartistik bei Bergers „Randal“. Schmid begeistert mit einem kurzen Bass Solo bei „Wald Eingang“ und Berger singt mit kräftiger Stimme das rhythmische französische Volkslied „Wie komm ich nur durch diesen Wald?“. Berger hat den traditionellen Text Die Kindsmörderin als „Der Hirte“ mit einem dramatisch experimentellen Arrangement vertont und Boss komponierte die neu traditionelle Melodie „Anne Bäbi im Säli“ für das gleichnamige Theaterstück von Beat Sterchi.
Silberen bedienen sich an der reichhaltigen Quelle Schweizer Volksmusik und bringt sie mit innovativem modernem Ansatz in das 21. Jahrhundert, ein großartiges Debüt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Vesselsky / Kühn "wauns amoi so aufaungt"
Donauwalzer Records, 2016

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www.küve.com

Die Singer/Songwriterin Irmie Vesselsky (Kompositionen, Piano, Orgel, Synthesizer, Gesang) und der Mundart Poet Wolfgang Kühn (Texte, Gesang) haben sich für ein atemberaubendes Projekt zusammengetan, zehn Lieder in Waldviertler Mundart spartanisch aber eindrucksvoll arrangiert.
David Hebenstreit gastiert an den Streichinstrumenten und hinterlegt „woidviertl am meer“ mit verträumten Klängen, dazu erklingt das Piano, die raue Stimme von Wolfgang und Irmies glasklarer Gesang. Irmie klimpert am Piano und Synthesizer, Jürgen Berger spielt Bass und Trompete und Wolfgang sinniert „im Kölla“ über die gute alte Zeit. Dann singen die beiden im Duett bei „refugee in me“ begleitet von der Orgel oder beim zweisprachige „voices“, eine wunderschöne Ballade über die Stimmen im Kopf. Eine Prise Wienerlied und jazziges Piano vereinen sich bei „vü zu große schuach“ und das Titellied ist ein melancholischer Zwiegesang zu Piano und Violine.
Leider ist das Album bereits nach 34 Minuten zu Ende, ich könnte dem heiseren Poeten und der Engelsstimme noch lange bei ihren außergewöhnlichen Liedern zuhören.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ramsch & Rosen "Bergen"
Lotus Records, 2016

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www.ramschundrosen.at

Nach ihrem Debütalbum Bellver[55] präsentieren Julia Lacherstorfer (Geige, Bratsche, Heohgeige, Gesang, Schellen, Trommel) und Simon Zöchbauer (Zither, Trompete, Flügelhorn, Piccolo-Trompete, Gesang, Shruti Box) nun ihren zweiten Silberling mit neun traditionellen und fünf selbst komponierten Stücken, dazu kommen zwei Stücke von Béla Bartók.
Das Duo beginnt mit einem böhmischen Lied, das sich elegant wie eine Schlange um den einfachen Klang der Zither windet, „Sei ma guat“, Julia und Simon begeistern mit atemberaubendem Gesang. Simon spielt die Piccolo-Trompete und Julia die Heohgeige (Hochgeige) bei „Viechtwangerische Tänze“, flotte Tanzmusik aus Oberösterreich von den beiden virtuos vorgetragen. Im Duett wird bei „Draeho“ gejodelt, die Shruti Box begleitet den Jodler aus dem Steirisch Salzburger Grenzland, und Julias Komposition „Fog“ beschreibt den morgendlichen Nebel bei ihrem Elternhaus, eine wunderschöne Lautmalerei verzaubert von ihrem Gesang. Aus Schweden stammt die in einem entschleunigten Dreier Rhythmus gespielte „Polska fran Älvdalen“ und Béla Bartók hat „Dudelsack“ für zwei Geigen geschrieben, Ramsch und Rosen fügen das Flügelhorn dazu. Julias „Besser ois nix“ ist ein stilles jazzig angehauchtes Vokalstück mit schönem Trompetenspiel und Simons Melodie „Starry“ ist angelehnt an Don McLeans Song über Van Gogh, „Vincent“.
Wie schon bei ihrem Erstling überzeugen Julia und Simon mit ihrer Neuinterpretation alter traditioneller Musik, die Eigenkompositionen bringen etwas nördliche Klänge ein.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Red Hot Serenaders "Down the big road" [CD/Vinyl]
Eigenverlag, 2016

www.redhotserenaders.ch

Tanja Wirz (Gesang, Gitarren, Ukulele, Guruguru Box, Washboard) und Rainer Wöffler (Gesang, Gitarren, Mandoline, Ukulele, Banjolele) legen nach ihrem tollen Debütalbum[48] mit 20 neuen atemberaubenden Blues Covers einen drauf. Als Gastmusiker waren Dirk Volli Vollbrecht am Kontrabass und Klaus Mojo Kilian an der Bluesharp mit von der Partie.
Mit einer Vielzahl klassischer Saiteninstrumente, der Senior ist eine Gibson A2 Mandoline von 1918, spielen die beiden Blues Freaks Klassiker aus den Jahren zwischen 1924 und 1952. Es geht los mit dem Titelsong, 1930 von Mattie Delaney geschrieben und aufgenommen, Mississippi Blues gesungen von Tanja und virtuos begleitet von den beiden Gitarren. Arkansas Blues Gitarrist Robert Jr. Lockwoods „Black spider Blues“ aus dem Jahre 1941 ist die perfekte Plattform für Mojo Kilians Bluesharp, Rainer singt die erste Stimme. Bessie Smith hat „You’ve been a good old waggon“ 1925 mit Louis Armstrong aufgenommen, Tanja singt es zur Slide Gitarre. Der „Dallas Rag“ von der Dallas String Band 1927 ist das einzige Instrumentalstück angetrieben von Vollbrechts Doghouse Bass und Rainer singt Willie Browns „Ragged and dirty“ (1941) und begleitet sich an der Banjolele. Irene Scruggs und Blind Blake sangen den Kabarettsong „You got what I want“ 1930, Tanja und Rainer haben ebenso Spaß daran. Dann singt Vollbrecht Tampa Reds „Don’t blame Shorty for that“ (1951), Bluesharp, Kontrabass, Gitarren und der Chorgesang von Tanja und Mojo Kilian begleiten ihn. Weitere Höhepunkte sind Tanjas kraftvoller Gesang und tolles Ukulele Spiel bei Memphis Minnies „Nothing in rambling“ (1940) oder der großartige Bebop «Twisted» (Annie Ross/Wardell Gray 1952).
Die Red Hot Serenaders lassen die Begründer des Blues neu erklingen, mit authentischen Arrangements, rein akustischen Instrumenten und tollen Gesangsstimmen erzeugen sie einen einmaligen Sound.

Die Vinyl-LP "Down the big road" wurde in einer limitierten Auflage von 500 Stück aufgelegt!
© Adolf „gorhand“ Goriup


The Prodigals "Brothers"
Eigenverlag, 2016

www.prodigals.com

Die Brüder Gregory (Gesang, Knopfakkordeon) und Alex (Fiddle) Grene haben gemeinsam mit Dave Fahy (Gesang, Gitarre), Trifon Dimitrov (Bass) und Brian Tracey (Drums, Perkussion) sechs Eigenkompositionen, fünf traditionelle Songs und zwei Coverversionen aufgenommen.
Die Band startet mit Gregorys „Home to you“, ein romantischer Song im treibenden Rhythmus. Es folgt mein Lieblingssong, das rockige „Kansas City“ vom kongenialen Songwriter Duo Lieber/Stoller im rasanten Bluegrass Pace vorgetragen. Der mitreißende Bassrhythmus und die Drums treiben das traditionelle „Newry Highwayman“ an und „Mountain dew“ kommt im Polka Rhythmus daher. Das Set „Jessie Hannah“ stammt von den Gebrüdern Grene und wechselt von romantischem Walzer zu rasantem geraden Rhythmus. Ein weiterer Höhepunkt ist das rockige „I have flown“ von Dave Fahy, bei dem er auch die erste Stimme singt. Gregory beendet das Programm mit seinem virtuos a Kapella gesungenen „Candle“.
The Prodigals sind eine moderne Celtic Band aus New York mit Hang zu Punk, Funk und Rock, interessante Mischung.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Duivelspack "Weibsbilder"
Fuego, 2016

www.duivelspack.de

Nach unserer CD für Kinder (Kindsköpfe FW#49)[49] und der für Männer (Mann sein)[57] war sie unausweichlich geworden: Unsere Frauen CD schreiben die Detmolder Spielleut' Duivelspack, Arne Heger (Gesang, Blas- und Schlaginstrumente), Daniel Wahren (Gesang, Fiedel, Geige, Bass) und Stefan Pokroppa (Gesang, Gitarren), in ihrem Booklet des aktuellen Albums mit 13 neuen Liedern und einem traditionellen Tanz.
Nach einem kurzen Intro geht's ab in die Kneipe, "Jungs in der Taverne" (Pokroppa) steht für das was Frauen an den Männern kritisieren. Dann nörgeln die Jungs im Tangotakt über die "Migräne" (Wahren), obschon sie wissen dass sie ohne "Weibsbilder" (Heger/Wahren) nicht sein können. Was macht eine Frau schön? Die Antwort liefert Heger bei der Ballade "Vom Leben gezeichnet" (Heger/Wahren). Pokroppa erklärt seinen Unmut über übertriebenen Feminismus in "Schönheit, die von innen kommt" und thematisiert die Geißel unserer Zeit, "Je suis Charlie". Das Programm wird durch einen flotten traditionellen Tanz zu Ehren der "Goddesses" abgerundet.
Das mittlerweile zwölfte Album der drei Lästerpoeten bezeugt ein weiteres Mal den Sinn für Humor, die musikalische Professionalität und die Vielseitigkeit des Duivelspacks.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Franziska Günther "Franziska Günther"
Soulfood/recordJet, 2016

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www.franziskaguenther.com

Die Berlinerin Franziska Günther hat für ihr Solo Debütalbum elf wunderschöne Songs geschrieben - drei davon gemeinsam mit Siggi Björns - und diese nur von ihrer Gitarre begleitet aufgenommen.
Franziska hat eine warme Altstimme und singt englische Songs über das Leben, dabei begleitet sie sich virtuos an der Akustikgitarre. Tolles Finger-Picking geben den Rhythmus für „Come back to bed“ und der gefühlvolle Gesang bei „November noon“ lässt Gänsehaut aufkommen. Dann spielt Franziska einen rockigen Groove und singt über die sie überkommende „City madness“ oder rockt den Blues bei „Raven on your roof“. Björns schrieb die Musik zu „No ticking time“, ein romantischer mid-tempo Song im ¾ Takt und mit der verträumten Ballade „Free-floating“ endet das hervorragende Album.
Franziska Günthers Einstieg in die Szene ist vielversprechend, eine atemberaubende Stimme und eine Gitarre, selten habe ich so ergreifende Songs von einem deutschen Künstler gehört.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Sue Sheehan "Time’s Ticking"
Eigenverlag, 2016

Artist Video

www.sue-sheehan.de

Die in Coppenbrügge lebende Amerikanerin Sue Sheehan (Gesang, Bouzouki, Flügelhorn) ist eine langjährige Umweltaktivistin, Photographin und vor allem Musikerin, Sängerin und engagierte Komponistin. Auf ihrem aktuellen Soloalbum wird sie von hervorragenden Musikern begleitet: Guido Plüschke (Bodhràn),[52] Claas-Henning Dörries (Kontrabass), Gabriele Bode (Irish Flute), Cornelius Bode (Gitarre),[58] und Gastauftritten von Thomas Seidel (Gitarre, Mandoline), Martin Huch (Dobro), Robby Ballhause (Gitarre, Gesang),[54] Lauren Wolliehausen (Gesang) und Anja Kucharski (Rahmentrommel).
Sue singt mit ihrer betörenden Stimme 13 selbst komponierte engagierte Songs, beginnend mit der rockig rhythmischen Ballade „Waiting for the train“, begleitet von Bouzouki, Bodhràn, Kontrabass und Seidel an der Gitarre. Das Dobro verleiht „Watch them go“ den Country Sound, Bode an der Gitarre, Kontrabass, Bouzouki, und Bodhràn sorgen für den Pace. Bouzouki und Flügelhorn leiten „Changes“ ein, Kontrabass und Bodhràn stimmen ein und Sue singt mit kräftiger Rockstimme. Mit „No way“ hat Sue einen starken rockigen Protestsong geschrieben und mit „With the stars“ eine einfühlsame Ballade über ihre Heimat. Getrieben vom Rhythmus der Rahmentrommel verzaubert Sue mit der wunderschönen Ballade „Horses in snow“, die Irish Flute, Kontrabass und Bouzouki begleiten ihren glasklaren Gesang. Mit dem a Kapella gesungenen Motivierungssong „Move on“ endet das Album, Sue schlägt dazu das Bodhràn.
Leider dauert das Album nur 35 Minuten, ich könnte der wunderbaren Songwriterin stundenlang zuhören, gehört zum Besten das dieses Genre zu bieten hat.
© Adolf „gorhand“ Goriup


GOD "Highway to Dublin"
Broken Silence, 2016

www.god-band.de

GOD ist die Abkürzung von Garden of Delight, eine deutsche Band, auf deren Banner man Celtic Rock - Irish Folk - Gothic Pop lesen kann, Bandleader, Songwriter und Sänger ist Michael M. Jung. Begleitet von Bassist Dunday, Fiddler Dominik Roesch und Drummer Philip Möke hat er für das aktuelle Album 13 neue Songs aufgenommen.
Es erklingen Kirchenglocken und die E-Gitarre, man denkt unwillkürlich an ACDC und dann geht's los mit Hard Rock Klängen, "Rock'n'Roll ain't gonna die". Stampfender Rhythmus und markige Gitarrenriffs bei "Dark night" erinnern ein wenig an KISS und "Got my eyes on you" ist ein up-Beat Rock. Paul Perlejewski spielt die zweite Sologitarre bei "Falling down" und Roesch spielt ein tolles Fiddle Solo bei "Shoot her down". Als Bonus Track singt Jung die Blues Ballade "Ready to die".
Jung hat ein solides Hard Rock Album produziert, musikalisch hervorragend interpretiert präsentiert er Songs, die sofort ins Ohr gehen, vielleicht auch deswegen weil sie klingen wie ein Best of Hard Rock mit ACDC, KISS, Iron Maiden, Iggy Pop etc.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Mainfelt "Backwards around the sun"
nordpol records, 2017

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www.mainfelt.com

Die Vintschgauer Band Mainfelt legt nach ihrer tollen EP[59] ihr erstes Album mit elf Songs von Patrick Strobl (Gesang, Akustikgitarre) vor. Gemeinsam mit der Band, Kevin Prantl (Banjo, E-Gitarre, Gesang), Veit Rinner (Bass, Gesang) und Willy Theil (Drums, Akkordeon, Gesang) hat er das Album im Liechtensteiner Studio Little Big Beat aufgenommen.
Kevin und Patrick haben den Opener geschrieben, „Firestone“, ein von Banjo, Bass und Drums getriebener Song über die Liebe. Patricks raue Stimme und der wunderschöne Chorgesang seiner Kumpanen sind neben der musikalischen Virtuosität der Jungs das Geheimnis der unwiderstehlichen Songs. Textlich singt Patrick entsprechend dem Genre über das Leben und seine Höhen und Tiefen. „Take me back“ where it all began, turn backwards around the sun, ein Neustart mit den gemachten Erfahrungen vermeidet begangene Fehler. Südtirol, ein Land der Berge, gastfreundlich, guter Boden für Obst und Weinanbau ist ein wunderschönes Tourismusziel, da kann einen schon die „Wanderlust“ packen, ein rockiger Titel mit E-Gitarre über das Glück auf Schusters Rappen. „I won’t go“ ist ein rhythmischer Americana mit Akkordeon und „Through the storm“ eine dramatische Geschichte über den Kampf gegen die Naturgewalten. Mit dem akustisch bluesigen „Ease on down the road“ beenden die Folk Rocker ihr brillantes Debütalbum.
Das Album wurde von den Fans vorfinanziert, auch ich erhielt meine signierte CD und eine köstliche Marende, eine zünftige Südtiroler Jause, noch vor der offiziellen CD Taufe. Mainfelt touren ab März ausgiebig durch Deutschland und Österreich, vielleicht sind sie ja auch bei dir in der Nähe zu Gast.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Old Crow Medicine Show "Best of Old Crow Medicine Show"
Nettwerk Music Group, 2017

Article: Best of Old Crow Medicine Show

www.crowmedicine.com

Vor rund zwanzig Jahren begann die Old Crow Medicine Show an der amerikanischen und kanadischen Ostküste Straßenmusik zu spielen. Doc Watson[52] wurde auf sie aufmerksam und lud sie zu seinem MerleFest ein. Nur kurz darauf standen sie schon auf der Bühne der Grand Ole Opry. Sie heimsten zwei Grammys (Best Folk Album, Best Long Form Music Video) ein und die aufeinanderfolgenden Alben verkauften sich wie warme Semmeln. Ihr größter Hit, "Wagon Wheel", verkaufte sich über eine Million mal. Es handelt sich dabei um eine groovige Idee Bob Dylans aus den Soundtrack-Sessions zum Western "Pat Garrett and Billy The Kid", zu dem Geiger Ketch Secor Jahrzehnte später einen nostalgischen Text schrieb.
Nach fünf Alben[30][37][43][54] hat die Old Crow Medicine Show eine Best-Of-Zusammenstellung auf den Markt geworfen, die gut dafür geeignet ist, die Krähen auch in hiesigen Gefilden bekannter zu machen. Die Old Crow Medicine Show spielt amerikanische String-Band-Musik, peppt den virtuosen Old-Time-Sound aus den Appalachen und den seelenvollen Blues aus dem Mississippi-Delta aber mit der Energie und Härte einer Punk- oder Grunge-Band auf. Der Studio-Sound der Old Crow Medicine Show ist bereits äußerst erfrischend, die schäumende Mixtur von Geige, Banjo und Mundharmonika sollte aber unbedingt in einem Konzert erfahren werden. Deshalb wäre zu hoffen, dass sich die Krähen öfter mal auf dieser Seite des Großen Teiches sehen lassen.
© Walkin' T:-)M


Skinny Lister "The Devil, The Heart & The Fight"
Xtra Mile Recordings, 2016

Artist Video

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www.skinnylister.com

Skinny Lister ist die quirlige Folkpunk-Band der Geschwister Lorna und Maxwell Thomas. Als Kinder wurden sie von ihrem Vater zu Folk-Festivals geschleppt, lernten Jigs und Reels auf dem Akkordeon und spielten Bluegrass in den Kneipen Londons. Anno 2009 gründeten sie mit Mitgliedern der Indie-Rocker The Alps ihr wildes Party-Projekt Skinny Lister.[58] Berüchtigt ist das Sextett für ihre hemmungslosen Live-Konzerte, bei denen schon mal eine Buddel Hochprozentiges zwischen Band und Publikum herumgeht oder der Kontrabassist sich inklusive Instrument beim Crowd-Surfing hervortut. Für Skinny Lister ist diese everyone-singing-rip-roaringly-loud-in-a-pub-togetherness das Herzstück der Folkmusik. Im Jahre 2011 spielte die Band mehr Konzerte als jede andere Formation auf dem Planeten (Ed Sheeran wurde übrigens zweiter), aber Skinny Lister ist definitiv nicht nur die offiziell gekürte Hardest Working Band in UK, sondern unter uns gesagt auch die Hardest Partying! Das deutsche Publikum konnte sich davon ja auch schon auf dem Reeperbahn Festival oder dem Haldern Pop Festival überzeugen. Das mittlerweile dritte Album "The Devil, The Heart & The Fight" bietet abermals eine charakteristische Mischung aus kernigen Shanties, hymnischen Singalongs und lyrischen Folk-Balladen, die im Sinne des Punk à la The Clash oder des New Wave Pops à la Dexys Midnight Runners neu gedeutet werden. Lorna und Max sind dabei durchaus bemüht, sich eher in der englischen Tradition als in der Keltischen oder Amerikanischen Kultur zu verorten. Das Endresultat ist jedenfalls ein üppiger Wall of Sound, der nicht nur Konzertbesuchern um die Ohren geknallt werden kann, sondern sich auch in der Hi-Fi-Anlage ganz gut macht.
© Walkin' T:-)M


Delta Moon "Cabbage Town"
Jumping Jack Records, 2017

Article: Just in Time for Spargel

www.deltamoon.com

Ein Zufallstreffen führte Tom Gray (Gesang, Lap Steel) und Mark Johnson (Gitarre) vor beinahe zwanzig Jahren zusammen und alsbald wurden alle Coffee Shops und Juke Joints rund um Atlanta, Georgia, bespielt. Als Quartett mit Bass und Schlagzeug, Gewinner der International Blues Challenge 2003, weitete die Gruppe ihr Betätigungsfeld aus und kam auch mehrmals in deutsche Gefilde. Der Bandname ist im Übrigen entstanden, als Mark Johnson einen großen, gelben Mond über Muddy Waters Hütte im Mississippi-Delta aufgehen sah. Delta Moons[32][55][57][60] aktuelles Album "Cabbage Town" präsentiert peppige Blues- und Roots-Musik mit dem charakteristischen Sound zweier Slide-Gitarren mit deren Riffs, Hooks und Grooves. Das hebt Delta Moon von der Masse ab; ist ungewöhnlich, funktioniert aber ausgesprochen gut. Abgesehen von einer lebhaften Interpretation von Son Houses "Death Letter" stammen die oftmals nachenklich stimmenden Lieder aus der Feder von Tom Gray. "Refugee" beispielsweise hat sich der Flüchtlingsthematik angenommen. Nicht umsonst wurde Tom Gray im Jahr 2008 von der American Roots Music Association zum Blues Songwriter of the Year gekürt; er hat u.a. mal vor Urzeiten Cyndi Laupers Hit "Money Changes Everything" und vieles mehr geschrieben.
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Black Bank Folk "Rising"
FSS Records, 2016

Article: A New Sound for Modern Irish Folk Music

www.blackbankfolk.com

John Colbert und Jimmy Sheeran, alias Black Bank Folk, sind in unmittelbarer Nachbarschaft im Norden Dublins aufgewachsen, wo sie das vergangenene Jahrzehnt u.a. damit verbracht haben, die Pubs mit Trad und Covermusik zu bespielen. Das Debütalbum "Rising" nun ist der Tatsache geschuldet, dass Johns Großonkel Con Colbert einer der Köpfe des Easter Rising gewesen ist. Am Ostermontag 1916 besetzte ein Kontigent Aufständischer die Dubliner Post und rief die unabhängige Republik Irland aus; eine Woche später waren beinahe 500 Rebellen tot und die Anführer, einschließlich der 27jährige Con Colbert, von den Briten exekutiert.[59] Das Konzeptalbum von Colbert und Sheeran will jedoch weniger die Flagge des irischen Patriotismus hochhalten, sondern die kleinen menschlichen Geschichten innerhalb der großen geschichtlichen Ereignisse erzählen: der zum Tode verurteilte Joseph Plunkett, der am Tag vor seiner Hinrichtung noch seine Grace heiratet; Patrick Pearses[60] Bruder Willie, der keine Waffe in der Hand gehalten hat, sondern nur aufgrund seiner Verwandtschaft abgeurteilt wird. Da John Colbert Bassist in Damien Dempseys[35] Band ist, konnte er für das Album auch auf seine Mitstreiter zurückgreifen. Dempsey selbst schrieb und sang einen Song über seine Großtante Jennie Shanahan, die 1916 mitkämpfte.
Musikalisch bedienen sich Black Bank Folk bei eingängiger Folk- und Countrymusik, modernen Zuschnitts, aber immer mit einer typisch keltischen Einfärbung. Das Duo soll auch nach Beendigung der ganzen Easter-Rising-Feierlichkeiten weiterbestehen. Welche Richtung das Unterfangen dann nehmen soll, ist vorerst ungewiss, aber unbedingt zu begrüßen.
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Curly Strings "Elumäng" [EP]
Eigenverlag, 2015

Article: The Power of Singing

www.curlystrings.ee

Die lockigen Streicher (der Bandname erklärt sich bei den Musikern auf den ersten Blick) sind ein Quartett aus Estland,[41] das zwar in ihrer Heimatsprache singt, sich aber musikalisch an nordamerikanischer String Band Music orientiert. Das klingt musikalisch vertraut, und erst beim zweiten Hören tun sich unbekanntere Welten auf, in die man gerne eintaucht, um sie zu erkunden. Die baltische Musikszene haben die Curly Strings innerhalb kürzester Zeit im Sturm erobert; in 2015 haben sie insgesamt vier Estonian Music Awards abgeräumt. Aber auch Westeuropa horcht auf und die Esten belegten 2016 den ersten Platz beim European Bluegrass Award des European World Of Bluegrass (EWOB) Festivals. Die EP "Elumäng" (dt. Spiel des Lebens) enthält sechs abwechslungsreiche Titel. Zum einen laden Geigerin Eeva Talsi und Mandolinist Villu Talsi mit Spielfreude und Ausgelassenheit zum Tanz ein, zusammengehalten durch Kontrabass und Gitarre. Zum Durchatmen und Träumen verführt dann die gefällige und empfindsame Stimme von Eeva Talsi, wobei Kontrabassist Taavet Niller bei einem Lied mit seinem erdigeren Gesang noch einen reizvollen Kontrast bietet.
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Jaakko Laitinen & Väärä Raha "Näennäinen"
Playground/Asphalt Tango, 2017

Artist Video

www.mrjaakko.com

Ich bekomme immer wieder bestätigt, dass finnische Musiker einfach nur crazy sind. Für diese Verrücktheit gibt es eigentlich kein adäquates deutsches Wort; nicht im negativen Sinne von Idiotismus, sondern positiv als Tollheit. Auch Herr Jaakko Laitinen aus der lappischen Kapitale Rovaniemi gehört zu dieser Gattung Musiker. Er schmettert seine lyrischen Ergüsse als wäre er der Vorreiter eines russischen Kosaken-Chors. Seine Weggefährten von Väärä Raha schlagen sich musikalisch durch die Schluchten des Balkans. Auch auf ihrem vierten Album "Näennäinen" bleibt sich das finnische Quartett dem Klangbild der Vorgänger-Alben[45][48][53] treu und erfindet sich immer wieder neu. Es erklingen slawische Weisen und griechischer Rembetiko, im Studio unterstützt von Klarinettist Bjonko, Balalaika-Spieler Morgan Nikolay und Geiger Matti Pitkänen. Psychedelische Tendenzen werden im Video zur Single "Naamioleikki" aus optisch umgesetzt. Nach der CD-Release-Tour durch den hohen Norden wollen Jaakko Laitinen & Väärä Raha auch in Deutschlands Tanzsälen mit Herzblut und Ungestüm die letzten Reste des Winters vertreiben.[58]
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