FolkWorld Ausgabe 42 07/2010; Live-Bericht von Walkin' T:-)M


Venner Folkfrühling
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Kalte Füße, warme Herzen
12. Folkfrühling Venne, 7.-9. Mai 2010

Der Frühling hat uns dieses Jahr nicht gerade verwöhnt. Zumindest vom Wetter her, denn wer über die Musik meckert, hat selber schuld. Oder den Folkfrühling in Venne verpasst!

Stockholm Lisboa Project

Stockholm Lisboa P. @ FolkWorld:
FW#34, #39, #41, #42

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Der Auftakt des Festivals im westlichen Niedersachsen ist wie immer am Freitag. Da hätte ich Gruppen wie Gambrinus (FW#41) erleben können. Ich reise allerdings erst am Samstag an.

Es ist eindeutig zu kalt für diese Jahreszeit, was sich auch in den Besucherzahlen niederzuschlagen scheint. Die deutsch-dänische Scottish-Folk-Band Drones & Bellows (#41) gibt am frühen Nachmittag ihr bestes, um das noch nicht so zahlreiche erschienene Publikum aufzuwärmen. Das gelingt dem Duo Pipeline (#40) mit gezielter Publikumsbeschimpfung (passend zu und angefeuert durch Colin Wilkies Ansagen) etwas besser. Gitarrist Tom Hake kommt musikalisch aus dem Wiener Kabarett und dem Wienerlied. Das würde so einiges erklären. Dermot Hyde hat Schwierigkeiten, seine Uilleann Pipes in Stimmung zu halten. Zu kalt, zu feucht. Nichtsdestotrotz geht die flotte Tanzmusik irischer Provenienz in die Beine. Großteils Eigenkompositionen, selbst die Lieder stammen aus Dermots eigener Feder.

Colum Sands

Colum Sands @ FolkWorld:
FW#9, #17, #23, #23, #27, #41

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In der Venner Kirche ist es etwas wärmer, auch weil der Künstler eine Wärme ausstrahlt wie kein zweiter. Colum Sands beginnt, wie sollte es auch anders sein, mit dem Opener seiner aktuellen CD "Look where I've ended up now": Good evening, my friends, and my thanks to you all for being here, when you could be at home. If it weren't for you, I might be there too, for I'd hate to be here on my own ... Der nordirische Sänger zaubert so manches Lächeln auf die Gesichter des Publikums, wenn er über Originale aus dem heimischen Rostrevor im County Down plaudert, oder sich in seinen Stücken von seinen weltweiten Reisen inspirieren lässt.

Er ist ein Musiker eher introvertierter Art, doch direkt und geradeheraus, wenn es nötig ist, und eben ausgesprochen witzig. So etwa, wenn er mit dem deutschen Du und Sie kämpft: Now do you see, said Sue to me, two words for you in German. My lovely teacher looked at me to make sure I was learning. Sie is formal, Du for friends, her voice was sweet perfection, and soon I knew that Du and Sie would drive me to distraction. For I saw Sue as Du not Sie, while she to me was Sieing, and the more I sow of Sue each week the more I thought of Duing.

Es ist voller geworden auf dem Festivalgelände auf der Mühleninsel. Das Stockholm Lisboa Project vereinigt nordische Kühle mit portugiesischem Feuer. Die in Stockholm beheimatete Band spielt Fado, aber auch lebendigere portugiesische Lieder, sowie schwedische Spelmansmusik wie Polskas und Schottische. Das klingt südeuropäisch sonnig und frosttrotzend nordisch, wo doch auch beiden Kulturen eine gewisse Melancholie zu eigen ist.

Malinky

Malinky @ FolkWorld: FW #14,
#16, #24, #32, #32, #37, #37, #39

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Musikalisch hören wir raffinierte Arrangements von Sérgio Crisóstomo (Geige), Filip Jers (Mundharmonika) und Simon Stålspets (Mandola). Die portugiesische Sängerin Liana (zweimalige Gewinnerin des nationalen portugiesischen Fado-Preises) brilliert mit ihrer großartigen Stimme - obwohl sie sich die Zehen (O-Ton: fingers on my foot) abfriert.

Es beginnt zu Dunkeln und die Scheinwerfer setzen Malinky ins rechte Licht. Das Ensemble aus den schottischen Lowlands hat in jüngster Zeit mehrere Veränderungen durchgemacht: in der Bühnenmitte präsentiert sich Sängerin und Cellistin Fiona Hunter, die Karine Polwart ersetzt hat und die namhafte Vorgängerin mit ihrer angenehmen und ausdrucksvollen Stimme tatsächlich vergessen lässt. Fiona teilt sich den Gesang mit Bouzoukispieler Steve Byrne, dem einzigen Gründungsmitglied der Band.

Malinky ist vor allem eine Songband: Lieder zur Hälfte aus der schottischen Tradition, zur anderen Hälfte jüngeren Datums, aber ohne Ausnahme eher unbekannten Ursprungs. Kaum ein Lied unter gefühlten zwanzig Strophen, doch wird einem nie langweilig. Natürlich gibt es auch noch ein paar Reels, in denen Fiddler Mike Vass glänzt, unterstützt durch den Gitarristen Dave Wood.

Wem jetzt nicht warm geworden ist, der ist selber schuld. Es ist später geworden als geplant und ich eile schnell noch ins Gasthaus Lindenschmidt. Leider kann ich nur noch die letzte Zugabe der Zusammenarbeit von Iontach (#34) und Liederjan (#32) miterleben, mit der die legendären Deutschfolker zu ihren musikalischen Irish-Folk-Urspüngen der siebziger Jahre zurückkehren. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Und so wird dies auch mein "Parting Glass".

Mir bleibt nur noch übrig, kurz auf das Programm am Sonntag hinzuweisen: Peter Kerlin (#40), Goo Birds Flight (#34), An Rinn (#38), Allan Taylor (#41), Nadia Birkenstock (#38), Los Paperboys (#41), Strömkarlen (#40), ... Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf das nächste Frühjahr.

Photo Credits: (1) Festival Logo (by Folkfrühling); (2) Stockholm Lisboa Project, (3) Colum Sands, (4) Malinky (by Walkin' Tom).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2010

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