FolkWorld Ausgabe 42 07/2010; Kolumne von Walkin' T:-)M
Die FolkWelt zwischen Harz und Heide
Wilde Zwischentöne
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Lyrik und Musik zugunsten der Lebenshilfe Kniestedter Kirche, Salzgitter-Bad. Texte des Berliner Literaten Kurt Tucholsky (1890-1935) kommen auch heute noch beim Publikum an. Das zeigte die Darbietung von Bernhard Selker (Rezitation, Gesang) und Hans-W. Fechtel (Gesang, Gitarre). Das Duo aus Braunschweig spannte den Bogen von seiner Lyrik über philosophische Betrachtungen bis hin zu Chansons, die Tucholsky zum Teil selbst komponiert hat. Viele Texte hat aber auch Hanns Eisler vertont. Auch den politischen Autor Kurt Tucholsky brachten Selker und Fechtel dem Publikum näher. Im Mittelpunkt der Darbietung stand aber der Humorist Tucholsky: "Der Mensch ist ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot." [SZ, 16.03.2010] Edle Einfalt, stille Größe Stadthalle, Braunschweig. "Sag mir wo die Blumen sind", "Sind so kleine Hände" ... Die beiden Lieder sagen viel über den Abend aus. Ohnehin schon pathetisch, haben sie die Unschuld der Unmittelbarkeit verloren, sind an tausend Lagerfeuern plattgedudelt und zu Monumenten des Hippie-Kitsches geworden. Kann man eigentlich nicht mehr bringen. Joan Baez kann es doch. Sie hat die Aura und Autorität dazu, eine sanfte, aber unbeugsame, sie hat Anmut und Würde und einen nahezu ewig jungen Mezzosopran, glutvoll, aber schlank und klar, vor allem in den tiefen Lagen. Neben ihrem berührenden Organ ist es die würdevolle Erscheinung der Baez, die die Schlacken des Kitsches weitgehend abfallen lässt von den herbsüßen Folk-Hymnen und deren zeitlose Gültigkeit freilegt. [BZ, 30.03.2010] "Der Geist der 60er ist tief drin in uns"
Was ist geblieben vom Geist der 60er-Jahre? Von Love and Peace?
Nun, die Leute von damals leben ja noch. Und der Geist ist noch tief drin in uns, der wirkt ja weiter.
Die Leute warten darauf, dass etwas geschieht, dass ein Funke überspringt. Aber niemand ist in der Lage zu beginnen.
Der bajuwarische Koloss swingt Staatstheater, Braunschweig. Seit 30 Jahren verbinden [Gerhard Polt und die Biermösl Blosn] Kabarett und Musik auf geniale Weise. An die 20 Instrumente liegen auf der Bühne parat – das übliche Volksmusik-Portfolio mit Tuba, Bariton, Trompete und Akkordeon, aber auch Exoten wie Dudelsack oder Drehleier. Spätestens jetzt ist klar, warum die Brüder Hans, Michael und Christoph Well nicht in Florian Silbereisens Volksmusik-Zirkus auftreten: Sie können was! [BZ, 22.04.2010] Amparo Sánchez im Pavillion Pavillon, Hannover. Eine Masala-Eröffnung einmal anders als gewohnt: Während das Weltmusikfestival bislang meist mit afrikanischen Trommeln, Tänzen und viel Show eröffnet wurde, stand beim diesjährigen Eröffnungskonzert eine Rockband mit ungewöhnlicher Instrumentierung und einer spanischen Sängerin auf der Bühne im Pavillon. Das gefällt nicht jedem, denn Amparo Sánchez [FW#42] spaltet das Publikum in zwei Lager: Jene, die den Mestizo – die Mischung aus Latinoklängen und Poprock – feierten, und die anderen, die den Kompositionen der Spanierin nichts abgewinnen konnten. [HAZ, 07.05.2010] Konzertabend im Pavillon Pavillon, Hannover. Kontrastprogramm beim Masala-Festival im Pavillon: Am Wochenende sorgten Siiri Sisask und Kari Bremnes [FW#39] für einen beschaulichen Konzertabend, bevor die schottische Band Red Hot Chilli Pipers [#39] eine Show mit brachialer Phonkraft und Melodiedropping lieferten. Letztere legten vor ausverkauftem Haus ein Konzert hin, das dem Publikum wachsende Begeisterungsstürme entlockte. Eine Spaßband, die doch eher Schützenfest-Partydonner verbreitete, als das Thema Weltmusik um Wesentliches zu bereichern. [HAZ, 11.05.2010] Wolfsburger tanzen zum Pop von Freshlyground Sommerbühne, Schlosshof Wolfsburg. 800 Besucher gerieten beim Auftritt der südafrikanischen Band Freshlyground [FW#42] schier aus dem Häuschen. Die sechs schwarzen und weißen Musiker mit ihrer wunderbaren Frontsängerin Zolani Mahola verzaubern das Publikum vom ersten Ton. Da hält es die Zuhörer nicht auf den Plätzen. Sie lassen sich anstecken von der Vitalität und Lebensfreude der sympathischen Gruppe, die in ihrer Musik Stile von Jazz über Rock bis Folk und Afro-Beats mischt und zum eigenständigen Pop-Sound aufbereitet. Locker und fröhlich kommt das Ensemble daher, das mit Shakira den offiziellen WM-Song „Waka Waka“ aufgenommen hat. [WAZ, 21.06.2010] |
Musikalische Grenzwanderung mit Indigo Masala Evessen. Die Kirche in Evessen war gut gefüllt, als am Samstagabend die ersten Töne eines farbenreichen und experimentierfreudigen Konzertes erklangen. Schon die Vita der drei Musiker ließ aufmerken. Ravi Srinivasan an Tablas und anderen Perkussionsinstrumenten etwa stammt aus Singapur und lernte als Kind zunächst auf der Violine die westliche Musiktradition kennen, bevor er über die Auseinandersetzung mit dem Jazz zur traditionellen indischen Musik und zur Tabla gelangte. Der in Wolfenbüttel geborene Sitarist Yogendra - Jens Eckert hingegen entdeckte als junger Mann seine Begeisterung für die indische Musik und die Sitar, die er rund 20 Jahre bei bedeutenden indischen Lehrern studierte. Last but not least – Arun Leander (geb. 1994) am russischen Knopfakkordeon‚ Bajan’, ein schon in jungen Jahren hoch virtuoser Spross einer indisch- englisch-griechisch-deutschen Künstlerfamilie. Er lernt neben dem Bajan Klavier und Tabla und gewann bereits diverse Nachwuchspreise als Akkordeonist und Komponist. In dem knapp zweistündigen Konzert wurde das Publikum mit viel Humor auf eine ungewohnte, musikalische Reise entführt. Im Zentrum befinden sich die Klänge Nordindiens. Die flirrende Sitar und das warm modulierende Tabla- Spiel lassen keinen Zweifel. Die indischen Ragas sind allerdings nur der gemeinsame Bezugsrahmen, von dem aus sich die Gruppe in alle Richtungen öffnet. Afrikanische und arabische Elemente finden sich wieder, Jazz und populäre Musiken Europas mischen sich hinein. Das Faszinierende und Famose an „Indigo Masala“ ist, dass die einzelnen Bestandteile zu einem neuen Ganzen zueinander finden, ohne dafür ihre Identität aufzugeben. Mit den musikalischen Stilistiken mischen sich auch die unterschiedlichen spirituellen Wurzeln der Musik, auf deren universelle Bedeutung Srinivasan hinweist. Ein Klang, der sich gut einfügte, in die lichte und freundliche Offenheit des Evesser Gotteshauses. [Schaufenster, 31.03.2010] |
Heiße Folkrhythmen mischen Kniki auf Kniestedter Kirche, Salzgitter-Bad. Grada zählt zu den derzeit erfolgreichsten Bands der jungen irischen Szene. Die Musik basiert auf traditioneller keltisch-irischer Musik, die mit den verschiedensten Musikstilen kräftig vermischt wird - das Ganze virtuos gespielt von jedem einzelnen Bandmitglied. Der tanzbare Mix aus irischer und bretonischer Folkmusik mit Ausflügen in Jazz, Rock und Pop ergibt einen erfrischenden Sound. Hinzu kommt der zeitlos schöne Gesang von Frontfrau Nicola Joyce. Neue irische Folkmusik, zeitlos und lebhaft dargeboten, das ist es, was Grada in jeder Hinsicht gelingt und Appetit macht auf mehr. [SZ, 03.05.2010] Grada @ FolkWorld: FW#23, #23, #30, #33, #34, #34, #35, #37 |
Stockholm Lisboa Project @ FolkWorld: |
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2010
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