FolkWorld #67 11/2018

CD & DVD Rezensionen

An Rinn "Home - 25 years"
Eigenverlag, 2018

www.anrinn.de

Nach einem Vierteljahrhundert ist An Rinn eine Institution in der deutschen Folkszene. Ihr Jubiläumswerk kann sich nun auch sehen lassen, und überzeugt in seiner Qualität und Vielfalt. Viele der Lieder sind gut bekannt von berühmten internationalen Folksängern, doch es gelingt An Rinn durchgängig, sehr attraktive Versionen dieser Stücke einzuspielen - die oft auch erstaunlich nahe an den Originalversionen sind. So klingt „Galway Girl“ wie Steve Earles und Sharon Shannons Original, Dougie MacLean wäre zufrieden mit ihrer Version von „Caledonia“, und „Rose of Allendale“ erinnert sehr an Sean Cannons Dubliners-Einspielung. Die Musik ist insgesamt vor allem keltisch geprägt, hat aber auch Einflüsse von Bluegrass oder aus Skandinavien. Mit Instrumenten wie Akkordeon, Geige, Bodhran, Kontrabass, Banjo, Bouzouki und natürlich Gesang sind die fünf Musiker perfekt ausgestattet, um hervorragende keltische Musik nach Deutschland zu bringen.
© Michael Moll


Brekkie’s Inn "Transit"
Tonteam Records, 2017

www.brekkies-inn.de

Gewinner des Rock & Pop-Preises 2018
in der Kategorie Bestes FolkRock Album

Schwäbisch–Allemannischen Zigeunerfolk nennt Brekkie‘s Inn ihre Musik, und das ist vielleicht etwas zu einschränkend – reist man doch auf ihrer aktuellen CD in alle möglichen Musik–Teile der Welt: Klezmer, Cajun, Celtic, Blues, Jazz, Tango, Spanisch und mehr sind auf „Transit“ zu hören. Mit Akkordeon, Gitarren, Geige, Saxophon, Percussion, Querflöte, Klavier und mehr zeigen die fünf Musiker, dass ihre Musik keine Grenzen kennt – selbst „Gimme Hope Jo‘anna“ hat Platz in ihrem Repertoire. Abwechslungsreich und mit Hingabe gespielt.
© Michael Moll


Jodelfisch "Neue Gezeiten"
Beste! Unterhaltung, 2018

www.jodelfisch.com

Ein richtig nettes deutsches Folkmusikalbum hat das Jodelfisch-Quartett hier vorgelegt. Die Band aus München spielt eine attraktive Mischung aus deutschen Volksliedern, eigenen Melodien und traditioneller Musik aus Osteurope, Skandinavien, Deutschland und England. Die deutschen Lieder – „An der Saale“ und „Es führt über den Main“ - sind frisch und folkig arrangiert; dazu kommt ein englischer Folk-Song, „Maid in Bedlam“, der ganz authentisch daherkommt. Wunderschöner mehrstimmiger Gesang ist auch als Lautmalerei auf einigen der Melodien zu hören. Musikalisch hat Jodelfisch auch jede Menge zu bieten – mit einer eher ungewöhnlichen Kombination an Instrumenten: Sabrina Walter spielt Hackbrett und Harfe, Gesang, Sandra Hollstein Akkordeon, Gurdan Thomas Tuba, Kornett und Ukulele, und Vreni Hieber Klarinette und Hackbrett. Und um ihren Namen treu zu bleiben, gibt es auch – in der letzten Minute des Albums, also gerade, als wir es nicht mehr erwarteten – ein wenig Jodeln zu hören.
© Michael Moll


Söllner "Genug"
Trikont, 2018

Artist Video

Artist Video

www.soellner-hans.de

Eigentlich hatte der Söllner[59] GENUG; nicht nur von Hass und Mord und Niedertracht, nein, auch von der Musik überhaupt: Baut Moscheen, Tempel, Kirchen. Predigt Freiheit und ihr singt dumme Noten, dumme Lieder. Hört ihr nicht wie falsch es klingt? Der bayerische Rastafari-Sänger kann aber wahrscheinlich gar nicht anders, als auf der Bühne zu stehen und Tiraden gegen das Böse und Dumme in dieser Welt um sich zu schleudern; und niemand kann dies so gut wie der polternde Musikant aus Reichenhall. Drum hat er noch einmal ein dutzend neue Lieder auf seinem fünfundzwanzigsten Album auf den Markt gebracht, und ich wage trotz gegenteiliger Ansagen zu behaupten, es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Söllners neue Scheibe beginnt mit einer Solo-Version von "Rassist": Du Scheißrassist schau dass di schleichst, des is mei Heimat und ned dei Reich. Dasselbe Lied steht am Ende mit einer Live-Version auf dem Afrika-Karibik-Festival 2018 in Wassertrüdingen;[66] seine Begleiter sind das Dresdener Musikkollektiv Banda Internationale, die seit geraumer Zeit gegen Pegida und Co. anblasen. Zwischen diese beiden Versionen gepresst findet sich eine gerade Haltung: er ist nicht abgeklärt, hat nicht resigniert, sondern flucht und wettert gegen Ungerechtigkeit und Hilflosigkeit in vollster Hoffnung, dass die Menschlichkeit obsiegt. Denn, dem Himmel sei Dank, auch davon gibt es genug!
© Walkin' T:-)M


TradTöchter

tradtoechter.de

TradTöchter "Liebeslieder im Rahmen der Möglichkeiten"
Eigenverlag, 2018

Die TradTöchter sind Vivian Zeller (Geige) und Ursula Suchanek (Quinton, d.i. eine Kreuzung aus Violine und Viola), erstere bekannt von den Trad-Gruppen Malbrook[36] und Kwart.[36] Ihr modern folk besteht aus einer bunten Mischung von peppig arrangierten Tänzen, u.a. aus der Wittenberger Apothekenhandschrift aus dem 18. Jahrhundert, vor allem aber Eigenkompositionen mit Titeln wie "Sülzegrund", "Synkopenabklärung" oder "Sturmflut". Letzteres ist auch eine gute Beschreibung ihrer Musik. Wer davon nicht mitgerissen wird, hat selber Schuld. Die TradTöchter erheben auch ihre schönen Stimmen für ein fideles Frühlings-Liedchen und einen die Hormone in Wallung bringenden Sirenengesang. Die "Liebeslieder im Rahmen der Möglichkeiten" sind nicht lieblich-feminin, sondern forsch-feministisch. Und für jeden ist etwas dabei, mann kann einfach nur zuhören oder frau beim traditionellen Pogo abtanzen.
Nebenbei bemerkt gibt es von den Tradtöchtern eine schöne Notensammlung mit 31 Melodien inklusive zweiter Stimme und Akkorden.
© Walkin' T:-)M


"An Evening With Kevin Burke - Tunes & Stories"
Loftus Music, 2018

www.kevinburke.com

English CD Review

Kevin Burke[38][43] begann schon im zarten Kindesalter mit dem Geigenspiel, bis ihm bescheinigt wurde, er hätte das spezielle Nyaah! Den ersten Beweis lieferte er im Jahr 1966, als er mit der Glenside Céilí Band den All-Ireland Fleadh gewann. Christy Moore engagierte ihn für seine Begleitband, Donal Lunny und Matt Molloy für die Bothy Band.[30] Nach derem Ende ging er zusammen mit Micheál Ó Domhnaill nach Portland, Oregon, wo er bis heute wohnhaft ist. Dies ist ein beinahe intim zu nennendes Treffen mit Kevin und seiner Geige, aufgezeichnet an drei Abenden in Portland, Philadelphia und Matt Molloy's Pub in Westport zwischen November 2016 und Oktober 2017. Zum einen ist es eine Zeitreise mit traditioneller irischer Musik vom frühen 17. Jahrhundert (Turlough O'Carolans "Concerto" und "Loftus Jones") bis zum Millennium und Kompositionen von John Carty ("Seanamhac Tube Station"). Zum anderen ist es eine geographische Reise beginnend mit Polkas und Slides aus dem County Kerry über Clare and Galway zu den flotten Reels aus Sligo. Kevins eigene Komposition, "Across the Black River", ist seiner Mutter und ihrer Heimstatt in Masshill, Sligo, gewidmet. Mit den einführenden Anekdoten und Geschichtchen ergibt sich ein gleichermaßen faszinierendes wie charmantes Gesamtpaket.
© Walkin' T:-)M


Billy Clifford & Gerry Harrington "Now She's Purring"
Eigenverlag, 2018

www.gerryharrington.com

English CD Review

Den irischen Geiger Gerry Harrington haben wir von gemeinsamen Alben mit Sängerin und Gitarristin Nancy Conescu,[27] Akkordeonist Charlie Piggott[14] und Flötist Peter Horan[34] Kennen und Schätzen gelernt. Sein letztes Werk war ein Solo-Album mit Fiddle-Musik nicht nur aus dem heimatlichen Roscommon/Sligo, sondern auch aus dem südlichen Sliabh Luchra.[48] Nun ist "Now She's Purring" eine Zusammenarbeit mit dem Sliabh-Luachra-Flötisten Billy Clifford,[43] Sohn der vielbeschworenen John und Julia Clifford und Neffe von Denis Murphy. Seine Flöte hat man außerhalb seines Wohnsitzes schon lange nicht mehr vernommen, drum sei Gerry Harrington Dank für die Überzeugungsarbeit. Billys Empfindsamkeit und sein Temperament werden immer wieder gern gehört. Viele der Melodien sind mit den legendären Namen von Denis Murphy, Padraig O'Keeffe und Johnny O'Leary verbunden. Das Polka-Set gleich zu Beginn hat Billy Clifford bereits 1981 mit seiner Mutter für eine Gael-Linn-LP eingespielt. Billys Mutter hat im übrigen auch die restaurierte Strohgeige gehört, die Gerry gewinnbringend einsetzt; Billy spielt Holzflöten, zwar im Böhmsystem, aber dank des Materials mit einem warmen, weichen Ton.
© Walkin' T:-)M


Angela Usher "The Gort Mile"
Eigenverlag, 2018

www.angelaushermusic.com

English CD Review

Seit Jahrzehnten spielt Angela Usher traditionelle irische Musik in Manchester und hat hunderte von lernwilligen Schülern unterrichtet und inspiriert. Zusammen mit Michael McGoldrick hat sie die erfolgreiche Folkrock-Gruppe Toss the Feathers mitbegründet. Angefangen hat sie auf der Tin Whistle, ihr Lieblingsinstrument ist allerdings das Banjo geworden. Dieses führt hier auch eine Freundes-Clique von Flöte (McGoldrick), Geige (Colin Farrell, John Carty) und Gitarre (Matt Griffin, Jim Murray) an. Angela Usher schaut auf ihr Kulturerbe zurück. Das Titelstück erinnert an ihren Großvater John Joe Lally, der von Galway nach Manchester ausgewandert ist. In den frühen 1920ern gewann dieser das Gort Mile Race. Es gibt traditionelle Stücke als auch Kompositionen von Maurice Lennon, Liz Carroll, Alan Kelly und Artie McGlynn; beinahe die Hälfte der Melodien stammt jedoch von Angela selbst. Sie ist eine technische Virtuosin, verfügt aber auch über die nötige Portion Seele, die sie in ihr raffiniertes Spiel hineinlegt. Mittenmang findet sich auch noch ein gesanglicher Beitrag, "Landslide", den Töchterchen Gráinne über den Umweg Dixie Chicks bei Fleetwood Mac-Frontfrau Stevie Nicks aufgestöbert hat.
© Walkin' T:-)M


Yves Lambert Trio "Tentation"
www.yveslambert.com

English CD Review

Artist Video

Der franko-kanadische Akkordeonist Yves Lambert war Mitte der siebziger Jahre ein Gründungsmitglied von La Bottine Souriante.[23] Im neuen Millennium widmete er sich neuen Herausforderungen und fand zuguterletzt in Olivier Rondeau (Gitarre) und Tommy Gauthier (Geige, Mandoline, Fuß-Perkussion) die optimale Ergänzung.[53] Das Resultat ist eine virtuose und abenteuerliche Mischung, die Anleihen bei Rock, Blues und Cajun nimmt. Das Yves Lambert Trio zelebriert Fröhlichkeit, die Auswahl ist indessen inspiriert vom Thema der Versuchung des Heiligen Antonius (La Tentation de saint Antoine), das sich in unzähligen Werken der Literatur und bildenden Kunst manifestiert hat. Die Illustration auf dem CD-Cover bezieht sich auf einen Kupferstich des elsässischen Künstlers Martin Schongauer, bei dem der Heilige von Dämonen gepeinigt wird. Versuchung in all seinen physischen und psychischen Erscheinungen. Yves Lambert sagt: Für mich ist dieses Thema eine Naturstudie. Ein Blick auf die Menschheit durch ihre Stärken und Schwächen. Von Opfer und Sünde zu Vergnügen und Reue, wobei Opfer mit Vergnügen verbunden ist ... So folgt denn auch eine mittelalterliche Ballade, in dem dem Teufel eine Falle gestellt wird, eine Geschichte einer armen Familie im 19. Jahrhundert, die durch einen Säufer gestraft ist, ein fröhlicher Call-and-Response-Song über Anwälte, Sex und Schampus.
© Walkin' T:-)M


The Outside Track "Rise Up"
Own label, 2018

www.theoutsidetrack.com

Artist Video

Im Augenblick sind The Outside Track[34][42][50] die Headliner des Irish Folk Festivals,[66] im Frühjahr 2019 wird eine Solo-Tournee folgen. Das Quintett besteht aus Musikern aus Irland, Schottland und Kanada - und dementsprechend ist auch das musikalische Portfolio von überall her. Einige der Jigs und Reels stammen von den Bandmitgliedern selbst, andere von Künstlern wie Lauren MacColl, Jenna Reid, Niall Vallely, Brian Finnegan und Wendy MacIsaac. Turlough O'Carolans Harfenstück "Eleanor Plunkett" bietet eine willkommene Abwechslung. Die Liedauswahl umfasst die schottischen Lieder "Sweet Lover of Mine" und "Banks of Sweet Dundee" sowie die Child-Balladen "Wife of Usher's Well" und "Lady Diamond", letzteres basierend auf einer Geschichte aus dem spätmittelalterlichen Dekameron. Jedes Fünftel von The Outside Track ist ein Experte an seinem Instrument, was sie auch solo und mit anderen Formationen bewiesen haben: Sängerin Teresa Horgan[58] aus dem irischen Cork (The FullSet),[50] Geigerin Mairi Rankin aus dem kanadischen Nova Scotia, Harfenistin Ailie Robertson[38] aus Edinburgh, Akkordeonistin Fiona Black und Gitarrist Michael Ferrie aus den schottischen Highlands. Das macht aus den Outside Track eine wahre Super-Gruppe. In der Tat ist das fünfte Studio-Album "Rise Up" abermals ein Lehrstück an Virtuosität - wenn auch nicht ganz so überschwänglich und ungestüm wie auf den vergangenen Alben.
© Walkin' T:-)M


Various Artists "Yiddish Glory - The Lost Songs of World War II"
Six Degrees Records, 2018

yiddishglory.bandcamp.com

English CD Review

Ich werde Lieder über die heutige Schlacht singen, damit die ganze Welt mit der Musik erklingt, textete Berta Flaksman im Kriegsjahr 1943 in einem martialischen Lied, um Rote-Armee-Angehörige für den Kampf gegen die deutsche Wehrmacht zu motivieren. Gegen Ende des Weltkrieges entdeckte der Ethnomusikologe Moisei Beregovsky eine von jüdischen Flüchtlingen, russische Soldaten und Überlebenden der ukrainischen Ghettos verfasste Sammlung von Liedern. Geschichtsschreibung von unten: Klagen über Gewalt und Zerstörung, Schreie von Hoffnung und Rache, Aufrufe zum Widerstand gegen den Faschismus. Zur Abwechslung wird das jüdische Volk nicht nur als Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, gezeigt, sondern auch als mutige und sogar brutale Kombattanten. Insofern ist Tarantinos Nazi-Jäger-Streifen "Inglourious Basterds" nicht nur eine in die Vergangenheit zurückprojizierte Rachefantasie, wie Berta Flaksman von ihrem Helden Yoshke aus Odessa weiß: Drei Tage lang hielt er sie nieder, feuerte einen nach dem anderen ab ... Keine Gnade zeigend, klärte er die Dinge mit den Faschisten und gab Hitler eine harte Lektion, um sich an ihn zu erinnern. Im Zuge der stalinistischen Säuberungen verschwanden die Wissenschaftler im Gulag und die Lieder im Archiv, wo sie - zumeist nur Text ohne Melodie - erst in den 1990ern wiederentdeckt wurden. Nun haben die in Kanada lebende Professorin Anna Shternshis, der russische Liedermacher und Chansonsänger Psoy Korolenko und Loyko-Geiger Sergey Erdenko[42] einige davon wieder zum Leben erweckt. Es befriedigt ungemein, dass Hitler und Stalin diese Stimmen letztendlich nicht zum Schweigen bringen konnten. Neben der emotional überwältigenden Musik gehört zum Gesamtpaket ein umfangreiches Booklet mit allen Liedtexten, englischen und russischen Übersetzungen sowie Hintergrundinformationen.
© Walkin' T:-)M


Koenix "Dekade 1"
Hicktown Records, 2018

www.koenix-band.ch

Artist Video

Das erste Jahrzehnt ihrer Bandgeschichte haben die fünf Jungs von Koenix nun äußerst produktiv hinter sich gebracht und zelebrieren dies mit einem Best-Of aus den ersten vier Alben.[48][57] Das Schweizer Mittelalter-Quintett ist 2008 aus der Folk-Metal-Band Des Koenigs Halunken[40] entstanden und vereint mittelalterliche Klänge und ein Instrumentarium aus diversen Dudelsäcken, Schalmeien, Drehleier, Hackbrett, Whistle, Bouzouki und Sitar mit den Grooves und Riffs klassischer Rockmusik. Melodien und Texte stammen von Frontmann Jonas Martin Schneider. Es handelt sich vor allem um Instrumentalstücke, deren eingängige Melodien hypnotisierend und repetierend wie ein Uhrwerk abschnuren. Von manchem Instrument hätte ich zur Abwechslung allerdings gerne etwas mehr gehört. Am ansprechendsten sind die im Stil von Folkrockbands wie Fairport Convention oder Tri Yann arrangierten Songs. Es handelt sich im ganzen aber nicht nur um eine rückwärtsgewandte Werkschau; speziell für das Jubiläumsalbum gibt es unveröffentlichte Aufnahmen des mittelalterlichen Liedes "Winter wie ist" und "Tyras Sång" aus dem originären Koenix-Musical für die Mittelalterwoche Visby, sowie das neue Lied "Hingerem Mond" gleich in drei verschiedenen Sprachen: Switzerdütsch, Hochdeutsch und Englisch. Letzteres liefert auch das passende Motto: U wes chaut u dunku isch im Läbe, u d'Gedanke dräie, gang de Trummle u de Pfyffe na is Rych vor Fantasie! (Und wenn's kalt und dunkel ist im Leben, die Gedanken drehen, geh den Trommeln und den Pfeifen nach ins Reich der Fantasie!)
© Walkin' T:-)M


Koenix "Dürs Füür"
Totentanz Records, 2017

www.koenix-band.ch

Die Schweizer Mittelalterrocker begeben sich auf der CD “Dürs Füür” (Durchs Feuer) auf eine Reise in die Welt der Sagen und Mythen. Inspiriert durch mittelalterliche Weisen aus ihrer Schweizer Heimat, haben sie fünfzehn spritzige, mitreißende, manchmal einpeitschende Songs zum Tanzen und Mitsingen eingespielt. Im steten Wechsel zwischen Instrumentalsongs und Liedern mit erzählerischem Gesang schaffen sie es, den Hörer temporeiche fünfundsiebzig Minuten unter Dampf zu setzen.
© Karsten Rube


Herbert Pixner Projekt "Lost Elysium"
Hoanzl, 2018

www.herbert-pixner.com

English CD Review

Wenn man beginnt, das neue Album vom Herbert Pixner Projekt zu hören, ahnt man noch nicht, wie sehr sich die Musik auf “Lost Elysium” gegenüber den vorherigen Alben unterscheidet. Leise und langsam beginnt dieser Traum, der im Verlauf des Albums immer wieder von lauteren E-Gitarren zerrissen wird. Herbert Pixner führt uns seine musikalische Idee von den verlorenen Paradiesen vor. Eine Idee, die beweisen soll, dass Vollkommenheit langweilig ist und erst der Widerspruch, die Herausforderung das Leben spannend macht. Beim Hören erging es mir jedenfalls so, denn Pixner überrascht, widersetzt sich der Gewöhnlichkeit und der erwarteten Harmonie. Den häufig sanft geschwungenen Akkordeonmelodien Pixners, setzt Manuel Randi verbissene E-Gitarrenklänge entgegen. Stücke, wie die “Toccata from Another World” klingen nach Vertreibung und Suche nach Neuland. Doch zwischen diesen kantigen Momenten lauern die sehnsuchtsvollen schönen Momente, die er mit Songs wie “Anna” ausdrückt. Flott zustande kommt im späteren Verlauf eine Polka für Akkordeon und E-Gitarre, die so amerikanisch klingt, als hätten die Musiker dabei ein Barbecue veranstaltet. “Lost Elysium” ist gewöhnungsbedürftig und musikalisch widersprüchlich. Je öfter ich das Album höre, umso vielfältiger werden die Eindrücke, die die Musik des Herbert Pixner Projektes bei mir auslösen. Das macht dieses neue Album sehr spannend.
© Karsten Rube


We used to be Tourists "The Benefit of Doubt"
Couch’n Candle, 2018

www.we-used-to-be-tourists.com

English CD Review

Die junge Band We used to Be Tourists aus Köln, hat sich für ihr zweites Album etwas Zeit gelassen. Das ist immer eine gute Idee, nach einem hervorragend besprochenem Debüt. Schnell kann eine Wiederholung des ersten Erfolges daneben gehen. Die vier Musiker, eine Dame und drei Herren haben Eindrücke gesammelt, als sie reisten. Amerika, Israel, Skandinavien und Mallorca. Und Reisen verändert Blickwinkel. Die Musik ihres zweiten Albums “The Benefit of Doubt” besitzt viele musikalische Blickwinkel, viele Impressionen kann man hören, fröhlich ausgelassene, wie leise und getragene. Geschichten werden erzählt, Gefühle geteilt, mal textlastig, mal nur auf der Basis von Melodie und Instrumentierung. Die Form des Indiefolks, die We used to be Tourist als lockere Kategorisierung anführt, basiert auf ziemlich gut durchdachten Arrangements. Ein etwas verstimmt wirkendes Barpiano spielt dabei ebenso einer Rolle, wie eine stimmige Abmischung von Streichinstrumenten. Dazu ein einfacher, aber mitteilungsfreudiger Gesang, der von Solostimme bis hin zum harmonischen Satzgesang reicht. Und selbst wenn man von der musikkritischen Analyse Abstand nimmt, bleibt mit “The Benefit of Dout” ein einfühlsames Album, das lange nachklingt.
© Karsten Rube


Timo Brandt "Grounded"
Timezone, 2017

www.timobrandt.com

Artist Video

Timo Brandts Album “Grounded” handelt davon, wie er auf den Saiten seiner Gitarre nach seinem Platz in der Welt suchte und diesen letztlich in der Musik fand. Mit elf leisen und berührenden Songs erzählt er auf poetische Weise von sich und seiner Reise ins Leben. Neben der Gitarrenbegleitung legt er Wert auf ausgefeilte Arrangements mit Cello, Klarinette, Klavier und einigen perkussiven Elementen aus der Weltmusik. Dass er “Grounded” nicht übereilt eingespielt hat, sondern sich sehr viel Zeit dafür gelassen hat, hört man der Musik deutlich an. “Grounded” ist ein geschmackvolles, gut gereiftes Werk.
© Karsten Rube


Zouzoulectric "Society of Fragments"
ChinChinRecords, 2018

www.zouzoulectric.com

Jüngstes Soulfood aus der Soundschmiede von Jürgen Kausemann ist die CD “Society of Fragments” die er mit seinem Projekt Zouzoulectric produziert hat. Soul, NuJazz, NeoSwing, Lounge und Electropop sind hier wieder einmal perfekt in Einklang gebracht worden. Tanzbare Clubsongs für Tanzbars und Songclubs finden sich auf dem Album. Doch die Songs sorgen auch am heimischen Herd für allerhand virtuose Unterstützung. Neben einigen frischen Songs hat Zouzoulectric auch bereits veröffentlichtes ChinChin-Material vom Bahama Soul Club und dem Club des Belugas im Remix an das Ende des Albums gestellt. “Society of Fragments” besitzt die erfrischende Coolness des Labels. Wer sich regelmäßig Alben von ChinChin Records anhört, braucht kein Eis mehr im Cocktail.
© Karsten Rube


Pigeons on the Gate "Chasing Suns"
Suisa, 2018

www.pigeonsonthegate.com

Artist Video

Manche lieben die Berge, andere das Meer, manche die Höhe, andere die Weite. Besonders, wenn man von einem Extrem ganz viel hat, sehnt man sich nach dem anderen. Anders kann ich mir die Vorliebe der beiden Musiker von Pigeons on the Gate aus der Schweiz nicht erklären. Die beiden Schweizer sind ganz ausgezeichnete Vertreter der irischen Klänge, haben sich in Irland mit zahlreichen Künstlern getroffen und waren auf Tour. Ihr aktuelles Album “Chasing Suns” ist geprägt vom Geist der Grünen Insel, lehnt sich am Celtic Folk an, besitzt dabei aber die Spritzigkeit eines mitreißenden Popalbums. Die Musik des Albums, vor allem des Titelsongs, animiert dazu, das Haus zu verlassen und über eine grüne Wiese zu flitzen, um irgendwann auf ein aufgewühltes Meer zu gucken. Wenn man dazu, wie die meisten von uns, gerade keine Gelegenheit hat, dann lässt sich das jedoch mit den Liedern von Pigeons on the Gate sehr gut nachvollziehen.
© Karsten Rube


Stream "Speechless"
Timezone, 2018

Vier Jazzmusiker, die immer mal wieder miteinander zu tun hatten, verbinden sich unter dem Namen Stream zu einem hervorragende harmonierenden Jazz-Quartett. Ihr Album “Speechless” ist logischerweise ein instrumentales. Christoph Meiners fliegt spielerisch über die Pianotasten, Gerrit Baumann versohlt friedlich sein Schlagzeug, Andreas Müller ist für die Basstöne verantwortlich und Uwe Seyfert bringt mit verschiedenen Saxofonen die Luft in Schwingung. Neun ausgezeichnete Kompositionen von angenehmer Ferne zum erschöpfenden Ernst, dafür mit um so größerer Spielfreude vorgetragen finden sich auf diesem empfehlenswerten Jazzalbum.
© Karsten Rube


T.G. Copperfield "Tunes for George"
Timezone, 2018

www.tgcopperfield.com

T.G. Copperfield bringt mit sechs Liedern aus dem Bauch seine Gefühle und Gedanken für seinen kürzlich verstorbenen Vater zum Ausdruck. Die EP “Tunes for George” entstand an einem einzigen Tag und ist ein sehr persönliches Anliegen Copperfields. Trotz des recht privaten Charakters der CD ist es ein typisches Beispiel für die aus der Seele kommende Americanamusik des charismatischen Musikers aus Regensburg.
© Karsten Rube


Get The Cat "The way to my heart"
Timezone, 2018

www.getthecat.de

So richtig wichtig ist heute die regionale Zuordnung ja nicht mehr, sondern eher das Herzgefühl, das die eigene Ausrichtung steuert. Die in Solingen aufgenommene Blues-CD der Gruppe Get the Cat, hätte genauso in Memphis oder Chicago produziert worden sein, also dort, wo der Blues seine Heimat hat. “The Way to my Heart” ist eine erstklassiges und stimmiges Blues-Album. Die Musiker arbeiten mit Slidegitarren, Hammond Orgel und Fender Rhodes, schlagkräftigen Drums und vor allem mit den kräftigen und warmen Gesang von Melanie Bartsch. Stilistisch verbindet Get The Cat Blues mit Rock und einer Dosis Soul. Eine überzeugende Stunde amerikanischer Musik aus Deutschland.
© Karsten Rube


Der Berndt "Tree of Knowledge"
Timezone, 2018

www.thomasberndt.com

Manchmal hört man einen Song, eine CD und fühlt sich sofort an eine frühere musikalische Erfahrung erinnert. Vergleiche sollte man tunlichst lassen, da Künstler ihre eigene persönliche Note finden sollten und man diese nicht mit Vergleichen im Stile von “Klingt, wie …” beleidigen sollte. Im Falle der Musik von Der Berndt und seinem außergewöhnlichen und experimentierfreudigen Album “Tree of Knowledge” möchte ich trotzdem einen Vergleich anführen, der weit hergeholt scheint. Aber tatsächlich fühlte ich mich beim Hören des Albums an den meist unterschätztem Soundtrack Hollywoods erinnert, nämlich die von Joe Jackson geschriebene Musik zum Film “Mikes Murder”. Jackson arbeitete damals mit ähnlichem Instrumentarium und brachte eine Stimmung hervor, die auch Der Berndt hervorzurufen vermag. Irgendwas zwischen Traumverlorenheit und verlustbedingter Vergeblichkeit. Nicht gerade ein hoffnungsvoll stimmendes Konzept für ein Jazzalbum. Aber Thomas Berndt lebt musikalisch auf einem eigenen Stern, weit davon entfernt sich konzeptionell reinreden zu lassen. “Tree of Knowledge” ist zumindest ungewöhnlich, unangepasst und von starker emotionaler Prägung. Rhythmische Sprünge, Klangspiele mit Hall und Stimmen spielen dabei ebenso eine Rolle, wie der schnelle Wechsel von Klavier auf E-Piano. Wenn man sich das Album mit Geduld und ablenkungsfrei angehört hat, erwacht die Erkenntnis, hier ein Stück unverwechselbaren, ziemlich durchtriebenen Jazz gehört zu haben. Lediglich das CD-Cover ist etwas albern geraten.
© Karsten Rube



FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Children Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Search FolkWorld About Contact Privacy Policy


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld