FolkWorld #46 11/2011
© Walkin' T:-)M

Cara's kleine Nachtmusik

Münsterland-Festival: Folk Night - Steverhalle, Senden, 15. Oktober 2011.

Bereits zum 6. Mal wurde im September und Oktober 2011 das Münsterlandfestival ausgerichtet. Unter dem Motto Zusammenrücken der gesamten Region fanden gut 40 Veranstaltungen an rund 30 Orten statt. Neben Kunstausstellungen und Lesungen gab es auch jede Menge Musik. Nach Skandinavien, der Schwarzmeerregion und der Adria, dem westlichen Mittelmeer und dem Maghreb stand in diesem Jahr England, Irland und Schottland auf dem Programm. Dies brachte u.a. die schottische Band Breabach[42] und den schottischen Fiddler Rua MacMillan[42] ins Münsterland. Der englische Singer-Songwriter Jackie Leven hingegen fiel wegen Krankheit aus - und damit auch der Support Paul Armfield mit seinen Tennyson-Vertonungen.[46]

Die Folk-Night in der Steverhalle Senden brachte Jackie Oates auf die Bühne, mir bekannt vor allem durch ihre Zusammenarbeit mit Rachel Unthank & The Winterset.[40] Zwischen der von Jackie in Szene gesetzten englischen Gemütlichkeit, getragen von ihrer großartiger Stimme, und dem druckvollen, aber etwas gleichtönigen Folkpop Seth Lakemans[43] haben die Programmgestalter Deutschlands Top Band Nr. 1 in Sachen Irish Folk gequetscht. Cara existiert schon seit 2004, aber mit zwei nicht-deutschen Musikern unterzogen sich Gudrun Walther (Gesang, Geige, Akkordeon), Jürgen Treyz (Gitarre) und Rolf Wagels (Bodhran) jüngst einem face lifting, das die Gruppe zu einer wahrhaft internationalen Formation gemacht hat.



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Die von den Beoga-Kollegen[46] empfohlene Jeana Leslie[45] kommt von den hoch im Norden liegenden Orkney-Inseln und spielt sowohl Fiddle als auch Piano. Zusammen mit Gudruns Geigenspiel haben sich damit jede Menge neuer Möglichkeiten eröffnet. Die beiden Fiddles machen Druck bei den Instrumentalstücken, Jeana hat zudem einen typisch schottischen Strathspey ins Repertoire eingebracht. Sie spielt jedoch nicht nur die zweite Geige und sie singt nicht nur die zweite Stimme, das schottische "Brewer Lad" und das amerikanische "Owensboro" setzt sie ins Rampenlicht (yummy!, bei dem Gedanken an den in diesem Ort geborenen Johnny Deep läuft Jeana das Wasser im Munde zusammen). Zusammen mit Gudrun wird außerdem in Gälisch geliltet.

Aus dem südirischen Cork stammt die Session-Bekanntschaft Ryan Murphy, der an Flöten und Pipes zu hören ist. Ryan schafft es mehrmals, seine Uilleann Pipes in den Mittelpunkt zu rücken. Nicht nur wenn er bei "Michael's Ride" die Fahrt aufnimmt (die Melodie von Shaun Davey ist bekannt aus der irischen Filmkomödie "Waking Ned").

Dieses multi-nationale Line-Up hat den Cara-Stil nicht grundsätzlich verändert. Der prächtige, zweistimmige Harmoniegesang zeigt sich in Liedern wie dem hymnischen "Ardkeen Boat Song" oder dem flotten Piratenlied "Mary Read", die Virtuosität aller fünf Instrumentalisten im balkanesken "Off He Went" im 10/8-Takt und dem jazzig-keltischen "Dochno". Der mysteriös klingende Titel aus der Feder des Schwaben Jürgen Treyz erklärt sich dadurch, dass er im allerletzten Moment zu den Studioaufnahmen von "Long Distance Love" komponiert worden und doch no aufs Album gekommen ist.

Absoluter Höhepunkt des Sets sind die "Five Shots of Happiness" - Strathspey, Reel, Lilting und Rolf Wagels Bodhransolo, das in Mozarts "Kleiner Nachtmusik" kulminiert. Wie sagt Gudrun so schön: Wir klingen wie Cara - nur ein bißchen wilder und stellenweise wagemutiger. Die Frischzellenkur hat jedenfalls nicht geschadet. Im Gegenteil, Cara ist in diesen Gefilden nicht nur einzigartig, sondern spielfreudig wie am ersten Tag.


Photo Credits: (1)-(3) Cara (by Walkin' Tom).


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