FolkWorld #55 11/2014

CD & DVD Reviews

Astrid Hauke & Boogielicious "Swinging Christmas"
Herzel Records, 2014

FolkWorld Xmas

www.astridhauke.de

Was wäre Weihnachten ohne traditionelle Weihnachtslieder? Nun ist es, wenn man mal nicht selber singer will, nicht unbedingt einfach, ansprechende Aufnahmen von Weihnachtsliedern zu finden, wenn es denn nicht Popsongs oder Kinderchöre sein sollen. Hier ist nun eines dieser recht seltenen empfehlenswerten Werke.
Entgegen dem englischen Albumtitel hat sich Astrid Hauke neun der beliebtesten deutschen Weihnachtslieder vorgenommen – von “Lasst uns froh und munter sein” über “Alle Jahre wieder” bis “Stille Nacht” und sozusagen als englische Zugabe “Jingle Bells” - und mit ihrer Band Boogielicious neu und frisch eingespielt. So bekommen die gut bekannten Lieder einen attraktiven jazzigen Swing. Dabei bleibt sie dem Geiste und der Besinnlichkeit der ursprüglichen Lieder insgesamt doch treu, und die Lieder sind auch noch hervorragend zum Mitsingen geeignet – auch wenn sie zum Teil etwas schneller eingespielt sind.
Musikalisch begleitet von dem herausragenden Niederländischen Boogie-Pianisten Eeco Rijken Rapp, dem Bassisten Jens Kühn und David Herzel an den Drums swingt die Musik flott daher. Kurz ist die CD schon (27 min), und der versteckte Bonus-Track “Old MacDonald” ist doch ziemlich fehl am Platze. Insgesamt ist dies dennoch eine höchst empfehlenswerte CD, ideal um das Weihnachsfest in einer Party voller Swing zu feiern.
© Michael Moll


Stoppok "Popschutz"
La-La-Land/Grundsound, 2014

Artist Video

www.stoppok.de

Wer schützt die Popmusik vor Seichtheit und Siechtum? Kein geringerer als Stefan Stoppok, GEMA-Musikautoren- und Deutscher Kleinkunstpreisträger in der Sparte Chanson/Lied/Musik, ist in deutschen Landen der geeignete Mann für diesen Job! Das sechs Jahre nach "Sensationsstrom"[35] und diversen Solo-Projekten[42][50] neue Bandalbum - neben Bassist Reggie Worthy und Hammondorgelspieler Sebel, der neue Schlagzeuger Wally Ingram (Sheryl Crow, David Lindley, Tracy Chapman, Eric Burdon, Bonnie Raitt u.v.a.) und Gäste wie Cultured Pearls-Sängerin Astrid North, Synchronsprecher Christian Brückner, Pedal Steel Gitarrist Martin Huch, die Mad Mercy Horns und der Waller-Heartchor - präsentiert ein abwechslungsreiches Antigrützenprogramm aus nachdenklichen Stücken und handfesten Satiren, das im Kraftwerk-Cover "Das Model" kulminiert. Es ist Alles Klar (das Lied kennen wir schon in der Solo-Version), kein Kalter Kaffee, die Stoppoksche Popmusik befindet sich ohne zusätzliche Süßungsmittel Auf festem Grund. Der nun in Worpswede lebende Stoppok hat "Popschutz" abermals mit jahrzehntelang bewährtem Equipment im Bremer Studio Nord aufgenommen.[53] Folgerichtig ist die klanglich exzellente und gefällige Produktion nicht nur als CD, sondern auch als Doppel-Vinyl erhältlich. Es hätte nicht besser komm' könn', singt Stoppok bekannt und markant lässig und nölig, aber schlechter allemal...
© Walkin' T:-)M


Adam Andrews "Road to Ambo"
Eigenverlag, 2014

www.adamandrewsmusic.com

Der in Colorado beheimatete US-amerikanische Pianist Adam Andrews war Mitbegründer der aus der christlichen Ecke stammenden Folkpop-Band Cede, mit der er vier mehr oder minder erfolgreiche Alben veröffentlichte. Nun liegt seine Priorität beim Komponieren von melodischen, aber kraftvollen Stücken für Piano solo. Er selbst nennt als seine musikalischen Basisgrößen U2 und Mumford & Sons. Die Auswahl ist zutiefst persönlich. Die eine Hälfte der instrumentellen Titel wurde während einer Tiefphase seines Lebens verfasst, als er Zuflucht und Frieden in seiner Musik suchte, die andere Hälfte geschrieben, als Herz und Seele heilten. "Jeder hat irgendwann einmal gelitten", sagt Andrews, "deshalb ist Heilung so wichtig, und deshalb mache ich diese Gefühle zum Teil meiner Musik. Ich hoffe, dass meine Musik dem Zuhörer Mut macht, sich zu ändern und mental und spirituell zu wachsen und stärker zu werden." Diese Art Musik wird oftmals (und mit Recht!) als New-Age-Schmock betrachtet, aber Adam Andrews schrammt haarscharf an den gefährlichen Klippen vorbei, die auf seinem Weg nach Ambo links und rechts am Straßenrand liegen - dem Geburtsort seines Adoptivsohnes in Äthiopien, der in vielen Dingen des Albums Pate, oder besser: Geburtshelfer, gestanden hat.
© Walkin' T:-)M


Etta Britt "Etta Does Delbert"
Eigenverlag, 2014

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www.ettabritt.com

Delbert McClinton ist ein, zumindest in den Vereinigten Staaten, bekannter Blues-Rock-Sänger, Gitarrist, Pianist und Harmonika-Spieler; seit anfang der sechziger Jahre Sideman von Koryphäen wie Sonny Boy Williamson II, Howlin' Wolf, Lightnin' Hopkins und Jimmy Reed, seit 1972 selbst Band-Leader. Darüber hinaus ist der Texaner ein profilierter Komponist und Songwriter, der zahlreiche Alben eingespielt und so einige Singles in die Charts gebracht hat. Die in Nashville beheimatete R&B-Sängerin Etta Britt ist seit den achtziger Jahren ein großer Fan von Delbert, damals war sie noch eine Country-Sängerin, besaß allerdings schon die Soul-Röhre, mit der sie vokal begeistern kann. Mit ehemaligen und gegenwärtigen Mitgliedern von Delberts Band performt sie nun ihre beliebtesten Delbert-McClinton-Songs, einschließlich einem Duett mit dem Meister selbst. Etta tut Delbert keine Gewalt an. Wir haben es vielmehr mit einem völlig entspannten Album zu tun, das ganz genüsslich die große Ära der Soul-, Blues- und Rockmusil zelebriert.
© Walkin' T:-)M


Uncle Bard & The Dirty Bastards "Get the Folk Out!"
Eigenverlag, 2014

www.dirtybastards.it

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I'm coming there to green shamrock shore, 'twas a land of emigrants, now it's our promised land ... Bevor die Bankenkrise Irland wirtschaftlich umgekrempelt hat, wanderten viele Polen, Spanier und eben Italiern der guten Löhne und beruflichen Möglichkeiten wegen auf die Grüne Insel. Die Jungs, die sich Uncle Bard & The Dirty Bastards nennen, reisten regelmäßig nach Irland, um Freunde zu treffen, und kamen dadurch in Kontakt mit irischer Musik. Die 2007 gegründete siebenköpfige Band aus der Industriestadt Busto Arsizio im Nordwesten der Lombardei veröffentlicht mit "Get the Folk Out" nun endlich ihr Debütalbum, 15 Titel aus zumeist eigener Feder beinhaltend (abgesehen vom traditionellen "Raggle Taggle Gipsy", Tommy Sands "When the Boys Come Rolling Home" und June Carters "Ring of Fire"). Auf dem Rock-Backing (Bassist ist der ominöse Rob 'Uncle Bard' Orlando) toben sich das traditionelle irische Instrumentarium aus. Ein Trinklied, Road-Songs, Balladen - Melodien und Texte stammen vom Banjospieler Lorenzo Testa (Gesang, Tenor-Banjo, Mandoline), Sänger ist Guido Domingo. Einige mehr oder minder traditionelle irische Tunes und neue von Whistler/Piper Luca Crespi runden das Ganze musikalisch ab. Dabei finden sich die Italiener im Spektrum von den Chieftains über die Bothies bis zu Wolfstone ganz gut zurecht. Mich erinnern die Dreckigen Bastarde auf der Pogueschen Folk-Punk-Schiene an Bands wie die norwegischen Greenland Whalefishers.[27] Hinter diesen und anderen müssen sich die Italiener nicht verstecken, im Gegenteil könnten bald in der ersten Liga mitspielen. Potential und Talent ist genug vorhanden.
© Walkin' T:-)M


Olaf Sickmann "Whistle Man"
Timezone, 2014

www.olafsickmann.de

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Bad Segeberg trifft Galway! Vor zwanzig Jahren hat der norddeutsche Olaf Sickmann an der irischen Westküste die kleine blecherne Pennywhistle kennen und lieben gelernt. 300 Tin-Whistle-Kompositionen später ist Olaf Sickmann weiterhin redlich darum bemüht, dem nicht gerade kleinen Repertoire an irischer Instrumentalmusik weitere Melodien hinzuzufügen. Ein weiteres Kapitel schlägt er mit seiner neuen, nach meiner Zählung siebte oder achte CD auf.[31][34][38][48][51] Eingängige und dynamische Kompositionen wie die "Whistle Reels" laden auf eine lebhafte Musiksession ein; mit ruhigen Stücken wie "Whistle Man" oder "To Be At Home" folgen wir Hobbit-mäßigen Pfaden. Als Gastmusiker konnte Olaf Sickmann zwei seiner Favoriten gewinnen: Bekannt als Mitglieder der Urbesetzung der international erfolgreichen Irish Music Band Cara[29] sorgt Rolf Wagels für kraftvolles Bodhrán-Spiel und macht Dampf und Claus Steinort für aussdruckstarkes Flötenspiel bei den ruhigeren Tönen.
© Walkin' T:-)M


Sarakina "Live in Studio"
Eigenverlag, 2014

www.sarakina.art.pl

Seit 1999 hat sich die polnische Folkgruppe Sarakina der traditionellen Musik Bulgariens und Mazedoniens verschrieben.[22][31][39][50] Es klingt erst einmal ganz natürlich-authentisch: Jacek Grekow spielt Akkordeon, Jan Mlejnek Klarinette, Mateusz Bielski ist Kontrabassist und Krzysztof Ostasz der Perkussionist. Eliza Sacharczuk ist die versierte Sängerin. Und authentisch ist es auch, in der melodischen wie rhythmischen Darbietung als auch in der originalen Liedauswahl. Aber da alle Fünf studierte Musiker sind, erwartet uns keine Dorffolklore, sondern urban und weltmännisch bearbeiteter und arrangierter Sound. Mit einer exzellenten Darbietung gelingt es ihnen spielend, die Musik des Balkans für Publikum jeder Art aufzubereiten und zu popularisieren.
© Walkin' T:-)M


Megitza oraz gościnnie Renata Przemyk
"Dobra Nowina - Good Message"
Eigenverlag, 2012

www.megitza.com
renataprzemyk.art.pl

FolkWorld Xmas

Artist Video

Weihnachten wird überall auf diesem Planeten gefeiert. Bräuche können verschieden sein, aber das Sentiment ist dasselbe, die dobra nowina, die gute Nachricht: Święta - miłośç, radośç, pojednanie, Weihnachten - Liebe, Freude, Frieden. Das beweist auf eindrucksvolle Weise die Sängerin Megitza (aka Małgorzata Babiarz) mit Liedern aus Polen wie "Jezus malusieńki" (Kleiner Jesus) oder "Dobrze ześ sie Jezu" (Gute Nachricht, Jesus ist geboren), der Slovakei (Dobra novina), Serbien (Božić je) und der Ukraine (Nowa radost' stała), aber auch Israel (In Betlehem), Italien (Madonna mia) und natürlich Österreich, wenn es zuguterletzt heisst: Cicha noc - Stille Nacht! Drei Eigenkompositionen dürfen nicht fehlen, und die Titel werden auf folkloristisch moderne Weise mit einem Kern-Trio Gitarre-Akkordeon-Perkussion dargeboten. Weitere Gäste sorgen für musikalische Tupfer, insbesondere die ganz spezielle Gastsängerin Renata Przemyk. Eine wunderbare und abwechslungsreiche Weihnachts-CD, die berührt und verbindet. Was genau die Intention von Megitza gewesen ist.
© Walkin' T:-)M


bots "was sollen wir denken..."
Conträr, 2009/2014

bots "fallen und aufstehn"
Conträr, 2014

www.bots-muziek.nl

Vor etwa 30 Jahren habe ich mir die ersten beiden bots-LPs, erschienen 1980 bzw. 1981, angeschafft. Die niederländische Politik-Pop-Gruppe unter Führung des Sängers und Gitarristen Hans Sanders hatte zunächst auf Holländisch gesungen, bis sie Ende der siebziger Jahre von der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung in Deutschland entdeckt worden war. In Folge wurden Sanders überwiegend politischen und sozialkritischen Texte eingedeutscht (von Biermann bis Wallraff) und die Band wurde ein Riesenerfolg. Nicht zuguterletzt dank der eingängigen Musik aus Folk, Jazz und Rock, die gut in die siebziger Jahre passte. Es wurde auch ganz bewusst auf traditionelles Liedgut zurückgegriffen, zum Beispiel wurde die Melodie des bots-Hits "Sieben Tage lang" dem bretonischen Trinklied "Son ar Chistr" entlehnt. Und ganz nebenbei wurde eine bis heute anwährende Debatte vom Verhältnis zwischen Unterhaltungsmusik und gesellschaftskritischen Inhalten angestoßen. Etwa 1990 zog sich die Gruppe ins Privatleben zurück. Bandchef Hans Sanders betrieb eine Kneipe in Eindhoven und wandelte im Umfeld des Folkwoods-Festivals (jetzt Parkfest).[55] Hier kam es 2001 und 2003 auch zu zwei Auftritten der neu zusammengestellten Formation.[27] Bevor Hans Sanders 2007 viel zu früh von uns ging,[35] arbeitete er noch an Neuaufnahmen der bots-Evergreens, die dann mit dem neuen Sänger Rik Polman unter dem Titel "was sollen wir denken..." veröffentlicht wurden. Diese bots-Inkarnation durfte ich dann vor wenigen Jahren live in Wolfenbüttel erleben.
Zum 40jährigen Bandjubiläum gibt es nun nicht nur "was sollen wir denken..." neu veröffentlicht mit zwei Bonus-Titeln ("Europa", "Krüppel"), sondern auch eine Sammlung ganz neuer Lieder: Lebe dein Leben, glaub, was du willst, aber rette mich nicht ..., heisst es gleich im ersten Titel des Albums "fallen und aufstehn" als Abgesang an religiöse und politische Heilserwartung. Die Alternativbewegung mag nicht mehr ganz so marschieren wie vor über drei Jahrzehnten, die Kritik am Anzugmann und Doktor Botox, der digitalen Welt und der Minister-Karawane ist damals wie heute aktuell. Wie es so schön in "Hans" heisst, der Hommage an den Mr. Bots: Auf den Barrikaden für alle, die selbst wehrlos sind, mit der Gitarre stets zum Streit bereit ... Musikalisch hat die neue Mannschaft das Ganze sanft in eingängige Ohrwürmer verpackt. Der Vergleich des aktuellen Albums mit den alten Hadern lässt so nicht nur Nostalgie, sondern auch Lust auf Neues aufkommen. (Ein ähnliches Gefühl hatte ich vor ein paar Jahren mit der Schroeder Roadshow.)[38]
© Walkin' T:-)M


Kevin MacLeod "Highland Strands"
Eigenverlag, 2014

www.kevinmacleod.co.uk

English CD Review

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Kevin Macleod spielt traditionelle schottische Musik auf Mandoline, Bouzouki und Tenor-Gitarre. Fünf Jahre lange war er Road-Manager der irischen Supergroup De Danann gewesen, anschließend gründete er die Ceilidh-Band The Occasionals[32] Beinahe drei Jahrzehnte tritt er mit dieser Formation auf, parallel dazu arbeitete er an seiner musikalischen Solokarriere. Macleods viertes Solo-Album "Highland Strands" versammelt Freunde aus der schottischen wie irischen Trad-Musik: Luke Plumb (Shooglenifty) an Bouzouki und Mandoline, Alec Finn (De Danann) an Bouzouki und Gitarre, John Martin (Geige) und Phil Smillie (Flöte/Whistle) von den Tannahill Weavers, sowie Matheu Watson auf Gitarre und Tim Jones an der Mandoline. Sehr saiten-lastig also diese liebevolle und lebendige Musikmischung, deren Fokus auf dem großen Erbe der schottischen Musik liegt, insbesondere dem Repertoire der schottischen Bagpipes, der Tanzmusik (die vor allem mit der Geige verbunden ist) und den Melodien des gälischen Liedguts. Natürlich dominieren Reels, aber es gibt auch Märsche und Airs von Urhebern, deren Namen längst Geschichte sind, aber auch Trad-Komponisten der jüngsten Zeit, um nur Ian Hardie, Allan MacDonald oder Maurice Lennon zu nennen. Lasst mich hier nur "David Glen's Old Pipe Reels" nennen, die aus einer "List of Music for the Highland Bagpipes" betitelten Sammlung aus dem Jahre 1882 stammen, die Kevin Macleods Großvater aufbewahrt hat, der im 1. Weltkrieg Regiments-Piper der 72nd Seaforth Highlanders of Canada gewesen ist. Die hier eingespielte Version von "Fingal's Weeping" stammt ebenso aus dem Repertoire der 72nd Seaforth Highlanders. Ganz anders der Walzer "Am Bata Uaine" (dt. Das grüne Boot), den Macleod für den Soundtrack von John Macleans Film "Slow West" eingespielt hat, letzterer der Sohn seines Cousins. Und der Ausflug ins Exotische findet mit dem "Waltz for Mom" des Klezmer-Mandolinisten und -klarinettisten Andy Statman statt.
© Walkin' T:-)M


Baltic Crossing "The Tune Machine"
Go' Danish Folk, 2014

www.balticcrossing.com

English CD Review

Artist Video

Baltic Crossings drittes Album ist um einiges eklektischer als das vorherige Werk "Firetour", das ausschließlich Melodien der dänischen Inseln Lolland und Falster enthalten hat.[43] Die Gruppe feiert ihr zehnjähriges Jubiläum[36] und erinnert sich musikalisch an die Persönlich- und Örtlichkeiten, die ihnen begegnet sind. Die musikalische Reise geht folgerichtig von Finnland (Schäfermelodie und Hochzeitspolska) über Schweden (Leksand's Tingsmarsch) und Dänemark (Lang Menuet), nach Schottland (Goodnight and Joy Be Wi' Ye) und Nordengland (3/2-Hornpipe). Der Großteil der Tune Machine besteht aus kraftvollem und vorwärtsdrängendem modernen Folk, der einen kaum die Füße still stehen lässt. Die 2004 gegründete Formation aus finnischen, dänischen und englischen Musikern (wenn sie sich treffen wollen, muss mindestens einer die Baltische See, d.h. die Ostsee, überqueren) besteht aus den Geigern Kristian Bugge (Habadekuk, Jensen & Bugge),[44] Esko Järvelä (Frigg, Tsuumi Sound System)[52] und Antti Järvelä (JPP, Frigg), sowie dem northumbrischen Dudelsackspieler Andy May,[40] dem Gitarristen Ian Stephenson (Kathryn Tickell Band) und dem finnischen Pianisten Timo Alakotila als Überraschungsgast. Mit der "Tune Machine" haben sie sich selbst ein würdiges Geschenk bereitet. Herzlichen Glückwunsch! Wir wünschen noch viele gemeinsame und erfolgreiche Jahre!
© Walkin' T:-)M


"Orla Fallon's Celtic Christmas" [CD / DVD Video]
elevation, 2010

www.orlafallon.com

FolkWorld Xmas

Artist Video

Órlagh Mary Louise Fallon aus Knockananna im irischen County Wicklow, besser kurz bekannt als Órla Fallon, spielt Harfe und singt traditionelle irische Lieder, zumeist in der irischen Sprache. Seitdem sie 2008 den Chor Anúna und die Gruppe Celtic Woman verlassen hat, hat sie eine erfolgreiche Solokarriere im Genre "Mainstream Irish Folk Song" eingeschlagen, d.h. glockenheller Sopran, sentimentale Geigen, ganz großes Kino eben. Einen vorläufigen Höhepunkt hat diese Karriere anno 2010 mit der Weihnachts-Fernsehshow "Orla Fallon's Celtic Christmas" erreicht, die im Polk Theatre in Nashville, Tennessee aufgezeichnet wurde. Die Show präsentiert nicht nur Órla Fallon, ein Orchester und eine Folkformation, sondern auch Gäste wie Órlas frühere Celtic Woman-Kollegin Méav, American Idol-Gewinner David Archuleta, Anúna und Countrysänger Mark Wills. (Die Begleit-CD zur DVD enthält zudem noch ein "Little Drummer Boy" Duett von Órla mit Country-Star Vince Gill.) Órla und ihre Gäste singen populäre Weihnachts-Carols und Klassiker von "I Saw Three Ships" und "A' Soalin" bis "O Holy Night" und "Silent Night". Das ist Weihnachten in seiner ganzen Breite: Kitsch und Kommerz, aber auch reine Herzen und große Gefühle!
© Walkin' T:-)M


Lautensang "Zeitgeister"
Eigenverlag, 2012

www.lautensang.de

Reiner Köhler (Bouzouki) und Astrid Heldmaier (Northumbrian Small Pipes, Whistles, Bodhran, Gesang) sind ein musikalisches Paar, das man aus den deutschen Irish-Trad-Bands Northbound und Emerald[51] her kennt (letzter Nachfolder der nahezu legendären Dereelium).[17] Die zwei Spielleute aus dem niedersächsischen Hannover verbindet jedoch auch die Liebe zum Mittelalter und dem Minnesang. Ihr Duo-Album "Zeitgeister" verbindet folgerichtig den irischen Barockbarden Turlogh O'Carolan ("Fanny Power", "Sir Charles Coote") und den viktorianisch-schottischen Fiddler James Scott Skinner "(The Duke of Fife´s Welcome to Deeside") mit dem deutschen Dichter Neidhardt von Reuenthal des 13. Jahrhunderts ("Winder wie ist") und dem englischen Musikverleger John Playford des 17. Jahrhunderts ("Grimstock"), als auch den kanadischen Genticorum-Geiger Pascal Gemme ("Rêve de Loulou") und den bretonischen Gitarristen Arnaud Royer ("Carpe Diem"), sowie nicht zuletzt die ein und andere stilistisch passende Eigenkomposition. Bei den ruhigeren Stücken wie "Es saß ein klein wild Vögelein" und "Wie schön blüht uns der Maien" aus dem 16. Jahrhundert kann man schon mal die Seele baumeln lassen, die schwungvollen Tänze - Polskas, Mazurkas, Hans Leo Haßlers "Tanzen und Springen" - zielen eher auf ein bewegungsfreudiges Publikum. Das gut eingespielte Paar hat die Stücke musikalisch durchaus modern arrangiert, jedoch aufs Wesentliche reduziert (mit Northbound-Kollegin Edda Messer an Mandoline und Geige als Studio-Gast). Insgesamt eine rundherum gelungene Produktion, die man immer mal wieder anhören kann.
© Walkin' T:-)M


Veras Kabinett "Ungetüm"
Traumton Records, 2014

www.veraskabinett.de

Artist Video

Die Berliner Komponistin und Sängerin Vera Mohrs (Klavier), Dominik Lamby (E-Bass) und Hartmut Ritgen (Schlagzeug) haben in den Traumton Studios ein musizierendes Kabinett aufgebaut und gemeinsam mit einer Schar von Gastmusikern zwölf neue bizarr, absurd und bitterschöne Lieder aufgenommen.
Das Klavier spielt auf zum poetisch jazzigen Chanson „Einerlei“, Veras klare Sopranstimme setzt ein und Bass, Schlagzeug und Heiko Strömann an der Gitarre erzeugen den flotten Pace. Bei der makaber sozialkritischen Ballade „Kükenhimmel“ spielt Nils Brederlow den virtuosen Flötenpart und das Titellied ist ein rockiger up-Beat Song mit dem hervorragenden Kölner Cellisten Matthias Kaufmann. Klavier, Cello und E-Gitarre erzeugen Dramatik bei der melancholischen Rockballade „Der Mond“ getragen vom wechselnden Pace, ein kurzes Duett von Klavier und Bass sorgt für ein überraschendes Zwischenspiel. Die Berliner Künstlerin und Therapeutin Hilde Kappes verzaubert mit großartiger Vokalartistik das Kunstlied „Karussell“ und „Piraten“ wurde aufwendig arrangiert, ein Streichquartett, Cello, zwei Geigen, Rebecca Czech und Daniel Friedrichs, und Katja Braun an der Bratsche, Jörg Bücheler an der Posaune und Mingus Hoffmeister an der Trompete sowie ein vielstimmiger Piratenchor erzeugen einen orchestralen Sound.
Das dritte Album des Berliner Trios ist eine gelungene Mischung von Poesie, Klängen, Melodien und Rhythmen. Kein Album das man so nebenbei bei der Hausarbeit hören sollte, man muss Vera und den Jungs schon zuhören.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Veras Kabinett "Ungetüm"
Traumton, 2014

www.veraskabinett.de

Artist Video

"Nein", sagt Vera am Ende des Liedes "Zwei Worte", nachdem sie ihre Sehnsucht geschildert, ihre Liebe gestanden und mit der Realität verglichen hat. Träumen zu folgen und nach deren Erfüllung zu suchen, sieht etwas anders aus, als das was Vera Mohrs auf dem Album "Ungetüm" vorträgt. Dieses meist düstere musikalische Kleinod serviert uns eine Collage aus Unversöhnlichkeit und Ausweglosigkeit, Einsichten und Desillusion. "Wer glaubt noch daran, dass er etwas verändern kann", singt sie im Eröffnungslied "Einerlei". Diese Einsicht zieht sich durch die ganze CD, auch wenn gelegentlich ein kleines bisschen Hoffnung auf ein Wunder durchblitzt. Musikalisch sensibel setzt Veras Kabinett ein erlesenes Ensemble aus Streichern und Bläsern ein. Vera Mohrs sitzt selbst am Klavier und singt. Mal schwermütig reduziert, wie in "Ich schweige über die Leere", wo sie über fast fünf Minuten kaum die Note wechselt, über das eher rockige "Ungetüm", bis zum Piratenmärchen, Vera erzählt unterschiedliche Geschichten mit erdrückender Schwermut. Das Album ist eine hochintelligente Mischung aus brillant arrangierter Musik und Texten, die weit davon entfernt sind, beliebig zu sein. Eine poetische Gratwanderung, die sich näher am französischen Chanson und am deutschen Kunstlied orientiert, als an Liedermachern oder gar an Popsongs. Veras "Ungetüm" ist verstörend und betörend.
© Karsten Rube


The California Honeydrops "Like you mean it"
Tubtone Records, 2013

www.cahoneydrops.com

Der gebürtige Pole Lech Wierzynski hat die California Honeydrops 2007 in Oakland in Kalifornien gegründet. Zunächst bespaßten sie mit ihrem fröhlichen Rhythm & Blues die Leute an den U-Bahnstationen in Oakland. Irgendwer mit guten Ohren, noch besserem Geschmack und Einfluss auf den Plattenmarkt muss sie auf seinem Weg bemerkt haben, denn kaum ein Jahr später war die Band bereits auf dem Weg zu ihrer ersten Europatournee. "Like you mean it!" ist ihre inzwischen vierte CD. Das Album wird geprägt von locker gespieltem Soul mit Blueseinflüssen und kurzen Gospelsequenzen. Etwas oldfashioned arrangiert, erinnert die Musik zuweilen an die Blues Brothers oder die Four Seasons. Kräftige Bläsereinsätze, ein dreckig klingendes Saxophon und ein Klavier, das man so vielleicht eher in den Südstaaten spielt, sorgen für ein rundum gelungenes Hörerlebnis. Eine CD, die vom ersten bis zum letzten Ton für gute Laune sorgt.
© Karsten Rube


Anna Hoffmann & Romancero Sefardi "Juego de Sempre"
Sketis Music, 2013

Russland ist groß, ein Vielvölkerstaat. Entsprechend viel Toleranz erwartet man im Volk. Schauen wir uns die politische Geschichte und aktuelle Politik an, bleibt das Kopfschütteln nicht aus. Toleranz gegenüber Andersdenkenden sieht irgendwie anders aus. Anna Hoffmann und das Ensemble Romancero Sefardi spielen auf ihrem Album "Juego de Sempre" die Musik sephardischer Juden. Dieses Volk hatte seine Blüte in der Zeit der maurischen Besetzung Spaniens. Damals lebten Juden, Mauren und Christen in verhältnismäßiger Eintracht auf der Iberischen Halbinsel. Zwar waren die Araber die Machthaber, aber Kunst und Kultur griffen ineinander, Religionen existierten nebeneinander. Anna Hoffmann hat ihre CD in Russland aufgenommen. Das Verhältnis Russlands zu den Juden war immer sehr wankelmütig. Zwischen Akzeptanz und Pogrom lag oft nur ein kleiner Schritt. Wie gleichberechtigt es zwischen verschiedenen Kulturen zugehen kann, beweist die Musik Anna Hoffmanns. Bei ihr greift arabische und jüdische Musik ineinander und verschmilzt zu einer harmonischen Symbiose. Die weiche Stimme der Sängerin bringt den Hörer zum Träumen, die Vielzahl von mediterranen und orientalischen Instrumenten erzeugt eine warme und sehr lebendige Stimmung. Eine Stimmung von Freude, Gemeinsamkeit und Akzeptanz. Beste Vorbilder also für das Land, in dem die CD aufgenommen wurde.
© Karsten Rube


Àra "Vuoste virdál"
Westpark Music, 2014

Joik ist ein Gesang im Norden der skandinavischen Halbinsel, der vor allem von den dortigen Ureinwohnern, den Sami gesungen wird. Ursprünglich half er in der entbehrungsreichen Polarregion, die Wölfe fernzuhalten, die Elche zu beruhigen und die Götter zu besänftigen. Das Leben im hohen Norden war und ist noch immer ein ständiger Kampf, ein Schwimmen gegen den Strom. Schwimmen gegen den Strom lautet in der Übersetzung auch der Titel des Albums der nordschwedischen Band Àra. Die schamanenhaft wirkenden Gesänge dieses skandinavischen Jodelgesangs treffen auf der CD auf ganz untypische Klänge. Sie werden mit Trompeten, Cello, Klavier und gedämpft eingesetzter Elektronik begleitet. Das könnte den Effekt haben, dass die Ursprünglichkeit des Joiks zwangszivilisiert würde. Bedingt mag das auch so klingen. Doch im Wesentlichen ergibt sich eine eigenwillige, meditative und gut ausbalancierte Musik. Jazzige Improvisationen wechseln mit balladenhaften Songs und angerockten Passagen. Wo sich die Arrangements von Àra allerdings in den Popbereich wagen, wie bei "Gustu", gleitet die Musik für einen Moment in den Ethnokitsch ab und erinnert eher an die Mönchsposse des Musikprojekts Enigma, die vor einigen Jahren die europäische Musik verkleisterte. Davor sollte sich das insgesamt sehr ambitionierte Ensemble Àra vorsehen, wenn es weiterhin die Absicht verfolgt anspruchsvolle Weltmusik zu produzieren.
© Karsten Rube


Mayito Rivera "Inventate Una Historia"
Connector, 2014

www.mayitorivera.net

Der Bedarf nach frischer Tanzmusik ist in Kuba offenbar sehr groß. Mit beständiger Regelmäßigkeit wird auf Kuba nicht nur getanzt, sondern auch Tanzmusik produziert. In der Folge des Buena Vista Social Clubs haben sich zahlreiche jüngere Son und Rumbakapellen formiert. Die Bekannteste ist sicher die um den charismatischen Bandleader Luis Frank Arias und seinen Soneros de Verdad. Aus diesem Umfeld stammt auch der Sänger Mayito Rivera. Kaum das seine CD "Rio Seco" erschienen ist, schiebt er mit "Inventate una historia" bereits das nächste Tanzmusikalbum hinterher. Diese unterscheidet sich musikalisch kaum vom Vorgänger. Eine stimmungsgeladene Tanzplatte, die weniger zum Zuhören, als zum Mittanzen geeignet ist. Latinmusik aus Kuba, die mir persönlich zu viel Energie besitzt und zu wenig musikalische Nuancen.
© Karsten Rube


Hazmat Modine "Live"
Jaro Medien, 2014

www.hazmatmodine.com

Eine Menge heißer Luft produziert Hazmat Modine aus New York. Die Band, die sich ihren Namen mit Verweis auf einen Heizlüfter gegeben hat, ist besonders Live enorm heiß. Mit ihren zahlreichen Blasinstrumenten sorgt sie auch für eine Menge bewegter Luft. Die bluesorientierte Band tourte im Herbst 2013 durch Europa und Nordamerika. Ein paar der besten Aufnahmen dieser Tour sind auf dem Livealbum veröffentlicht, das nun bei Jaro Medien auf dem deutschen Markt erschienen ist. Man hört darauf acht Stücke, die in Deutschland, der Schweiz, in New York und in Vancouver eingespielt wurden. Die tolle Liveatmosphäre wurde dabei ganz gut eingefangen. Doch wie meistens bei Livealben, ersetzt die CD nicht das Konzerterlebnis.
© Karsten Rube


Kaurna Cronin "Feathers"
Eigenverlag, 2013

Kaurna Cronin "Pistol Eyes"
Eigenverlag, 2013

www.kaurnacronin.com

Artist Video

Als Straßenmusiker holt man sich überall auf der Welt Inspiration. Für den Australier Kaurna Cronin scheint Berlin eine der großen Inspirationsquellen gewesen zu sein. Er spielte auf den Straßen der deutschen Hauptstadt, zog weiter und kehrte irgendwann zurück. Sein erstes Album "Feathers" entstand zur Hälfte in Berlin. Gitarre und Mundharmonika sieht man ja heute eher als nostalgisch an. Doch, was Kaurna Cronin damit anstellt, klingt frisch, modern und dabei auch noch nach Handarbeit. Kein elektronischer Modernisierungsversuch steckt in den melodiösen Popsongs. Sie sind modern, weil der junge Musiker modern denkt, ohne hipp, cool oder angesagt sein zu wollen. Und er macht klar, wenn Leute in der U-Bahn Musik machen, tun sie das nicht immer, weil sie sonst keine Möglichkeiten hätten. Sie testen, was live funktioniert. Wer etwas Zeit und Geduld hat, hört vielleicht auf den Straßen gratis die Musiker, die ein paar Jahre später in den größeren Hallen für kaum bezahlbare Eintrittsgelder spielen. Kaurna Cronin ist vielleicht einer von denen. 2014 meldete sich der junge Australier mit einer EP zurück. Sechs Stücke hat er darauf veröffentlicht, die "Feathers" musikalisch weiterführen. Es ist ein bisschen, als wäre ein junger Dylan aufgetaucht, der weniger Wut an der Welt, dafür mehr Spaß am Leben hat. Beide CDs zusammen ergeben ein Album von anständiger Länge.
© Karsten Rube


Melody Walker & Jacob Groopman "We made it Home"
Marker/Mender Records, 2013

www.melodywalkermusic.com

Melody Walker und Jacob Groopman veröffentlichten 2013 ihr erstes gemeinsames Album als Duo. Inspiriert von Southern Music, Country und American Folk spielten sie 12 Songs ein, die zum großen Teil aus der eigenen Feder stammen. Dabei handelt es sich um bodenständige Americanamusic, unkompliziert, geradlinig und ohne viel drum herum zu arrangieren. Auch ihre Coverversion von Paul Simons "Graceland" klingt überzeugend. Nicht unbedingt der große Wurf in der Songwriterszene, aber gutes musikalisches Handwerk.
© Karsten Rube


Arakne Mediterranea "The Legend of the Tarantella"
ARC Music, 2014

www.araknemediterranea.com

Der bekannteste italienische Volkstanz ist die Tarantella. Hauptsächlich im Süden des Landes ist der Tanz noch immer sehr verbreitet. Seine Ursprünge gehen auf die Sage zurück, dass Personen in der Region um Taranto, die von der gefährlichen Tarantel gebissen wurden, sich vom Gift der Spinne durch intensives Tanzen befreien können. Unklar an dieser Geschichte sind die Hinweise, dass meist Frauen von der Tanzkrankheit befallen werden und dass es ansteckend sein könne. Von Tarantella-Epidemien ist in den Geschichtsbüchern die Rede. Wie auch immer, der Tanz hat sich bis heute erhalten, dank solcher Ensembles, wie Arakne Mediterranea. ARC-Music hat eine kleine musikalische Sammlung veröffentlicht, auf der das Ensemble drei Formen dieser Tanzmusik vorstellt. 1. Die Pizzica-Taranta. Dies ist ein Einzel- und Gruppentanz aus dem Mittelalter. Hierbei darf mit Zubehör getanzt werden, etwa mit Taschentüchern, Spiegeln, Fächern oder für die Männer unter den Tänzern, mit einem Schwert. Moriskentanz auf Italienisch. Die Pizzica-Taranta wird auch als besonders heilsam bei Tarantelbissen empfohlen. 2. Pizzica de core. Dieser Tanz ist heute vor allem auf Volksfesten und Hochzeiten sehr verbreitet. Er gilt als die eleganteste Variante der Tarantella. Vor allem deshalb, weil er meist in Reihen von sich gegenüberstehenden Damen und Herren beginnt und somit den höfischen Tänzen am nahesten kommt. 3. Pizzica-Scherma. Das ist die gefährlichste Tarantella. Hierbei umtanzen sich Männer mit Messern. Ein traditioneller Tanz, in dem die Herren betonen, wer das Alphamännchen im Dorf ist. Heute wird der Tanz eher mit erhobenem Drohfinger, als mit dem Messer getanzt. Da die Tarantella in ihrer musikalischen Form viele kleine Nuancen, aber nur wenig deutliche stilistische Stufen Besitz, ist es eher empfehlenswert, sich die Tarantella im Ursprungsland bei Festen zu betrachten. So etwa bei den jährlichen Tarantellafestivals im Sommer rund um die süditalienische Stadt Lecce. Von CD ist diese Musik leider etwas abwechslungsarm.
© Karsten Rube


Les Maries "Wie weit ist weit weg"
Jimmee Records/Groove Attack, 2014

www.musikmarie.com

In Zeiten stetiger Veränderung, Modernisierung und des Verlustes seiner einstigen Visionen scheinen Hafenstädte die letzten Konstanten der romantischen Verklärung zu sein. Der Wilde Westen ist längst zahm, das Weltall zu ungemütlich, doch das Meer, es bleibt das ewige Thema der ungezähmten Sehnsucht. Und Hafenstädte sind die trunk- und amüsiersüchtigen Mütter der Matrosen. Nirgendwo lassen sich Klischees so beständig kultivieren, wie ihm Seemanns- und Hafenmilieu. Deshalb spricht auch die Kultur am Meer eine andere Sprache, als die Kultur im Binnenland. Les Maries, musikalisches Projekt der Musikerin und Gesangspädagogin Marie-Laure Timmich spricht diese raue, melancholische Sprache der Halbwelt zwischen zwielichtiger Hafenromantik und der befreienden Weite des Meeres auf den wenigen Quadratmetern eines einengenden Schiffes. Marie-Laure Timmich entwickelt auf der CD ihres aktuellen Albums "Wie weit ist weit weg" eine anregende Stimmung aus Melancholie und Seemannsromantik. Dunkel ist ihre Stimme und dunkel auch die Stimmung. Verzweifelte Seeleute, einsame Herzen mit trunkenen Illusionen, die in Kopfschmerzen enden, sind Themen ihrer Lieder, die sie zu einem eigenen Stil aus Chanson und schweren deutschen Sentimentalpop verbindet. Es könnte eine düstere, verzweifelte Musik sein, würde in den Texten von Les Maries nicht die Träume ihrer Protagonisten die Hoffnung am Leben erhalten. Auch das vermag das Meer - es öffnet den Blick für die Ferne und hält die Sehnsucht wach. Das Album "Wie weit ist weit weg" weiß das auf hervorragend unaufdringliche Weise auszudrücken. Da taumeln trunkene Akkordeonklänge durch die Lieder, klingen Glockenspiele und langgezogene Hawaiigitarrenpassagen zerreißen Momente, die nach Vergeblichkeit riechen. Immer wieder wechselt Marie-Laure Timmich, Tochter einer Französin und eines Deutschen zwischen Mutter- und Vatersprache hin und her. Auch das sprengt die Enge einer Hafenspelunke. Ihre Stimme und ihr Gesang sind klar, deutlich, dunkel und besitzen eine wunderbar besänftigende, fast tröstende Klangfarbe. Eine Stimme, der man Vertrauen schenkt, ohne nachzufragen, warum. Assoziationen zu Bands wie Element of Crime sind dabei nicht weit hergeholt. Paul Young, Bassist der aktuellen Crime-Besetzung hat am Album erkennbar Hand angelegt. Die Ähnlichkeit zur Hinterhofromantik von Element of Crime scheint durch, wirkt aber nie kopiert. Auch bei der einzigen Coverversion des Albums, dem frühen Lindenberg-Song "Meer der Träume" ist es die Stimme Marie-Laure Timmichs, die das Lied prägt und nicht die Erinnerung an den Norddeutschen Meister der genuschelten Phrase. "Wie weit ist weit weg" ist ein intelligentes Chansonalbum, das mit der ewigen Suche nach der Bestimmung im Leben spielt, die oft genug von genau dem Ort aus geht, an den man letztlich hingehört. Es sind wunderbar sentimentale Lieder über die ewige Sehnsucht, von der man sich im Innersten wünscht, dass sie niemals gestillt wird.
© Karsten Rube


Mandolinman "Old Tunes, Dusted Down"
ARC Music, 2014

www.mandolinman.be

Das Quartett Mandolinman besteht aus vier in Belgien sehr bekannten Folkmusiker. Bands, wie Urban Trad, das Naragonia Quartett und die Gruppe Tantra waren Stationen der Musiker. Die vier Musiker fanden sich für einen einmaligen gemeinsamen Auftritt zusammen. Der Erfolg der Aufnahme dieser Session überraschte alle. Eigentlich sollte es nur eine Sammlung traditioneller flämischer Melodien sein. Allerdings ließen sie in ihr Mandolinenspiel auch etwas Blues und einen Anklang nach amerikanischer Folkmusik zu. Manchmal tritt etwas Schwermut in den Melodien hervor, so dass man sich unvermittelt wie in Lissabon fühlt. Die klangliche Nähe der Mandoline zur portugiesischen Gitarre tut da ein Übriges. Die Musik klingt nicht nur nach Traditionspflege, sondern frisch und originell. Flämische Weltmusik mit vier Mandolinen. Das muss man erstmal schaffen.
© Karsten Rube


Metissound "Trafficanti di musiche d'amor"
Fonoprint, 2014

www.metissound.com

Das kommt einem jetzt ja doch ein wenig bekannt vor. Reggae, Ska, etwas Hip-Hop. Die angesagte Mischung für die pogotanzenden Club- und Festivalgänger. Laut, lustig und italienisch. Die CD "Trafficanti di musiche d'amor" bietet beste Tanzmusik. Mit ihren enormen Bläsersätzen, dem multikulturellen Gemisch aus verschiedenen Sprachen und Musikstilen ist die Band Metissound aus Bologna sicher in der Lage jedes Festival zum Kochen zu bringen. Der Einfluss südlicher Strömungen von jenseits des Mittelmeers ist ebenso deutlich zu hören, wie Anklänge an lateinamerikanische Rhythmen. Doch auch typisch italienische Elemente schwimmen auf den meist am Reggae orientierten Songs. Insgesamt eine recht stimmungsvolle CD, die dem aktuellen Trend nach möglichst unkomplizierter dafür aber lauter Beschallung folgt.
© Karsten Rube


Nilza Costa "Revolution, Rivoluzione, Revolução"
Soundlab, 2014

www.nilzacosta.com

Nilza Costa stammt aus San Salvador de Bahia, der vielleicht musikalisch wichtigsten Stadt Brasiliens. Dort ist Candomblé, Capoeira, Samba de Roda Ausdrucksmittel und Lebensphilosophie in einem. Bahia ist der Teil Brasiliens, in dem die afrikanischen Ursprünge eines großen Teils der Bevölkerung am deutlichsten zum Vorschein kommen. Nilza Costas Musik ist tief in dieser Kultur verwurzelt. Trotzdem hat es die Musikerin nach Italien verschlagen, wo sie unter anderem mit Roy Paci zusammenarbeitete. Ihr Album "Revolution, Rivoluzione, Revolução" greift nun wieder auf ihre ursprüngliche afrobrasilianische Sichtweise zurück. Die Lieder klingen zeitweise melancholisch und regenschwer, dann aber wieder nach Latinjazz und brasilianischer Leichtigkeit. Dass die ganze CD dabei mit einer Vielzahl italienischer Musiker eingespielt wurde, macht die Musik noch eine Spur weltläufiger und interessanter. Die dunkle Stimme Nilza Costas erinnert häufig an die von Mercedes Sosa. Ein faszinierendes Album funktionierender Weltmusik.
© Karsten Rube


Lauren Lapointe "Superhero"
Eigenverlag, 2013

www.laurenl.com/

Die Countrysängerin Lauren Lapointe stammt aus Kanada. Mittlerweile ist sie in Georgia ansässig. Ihr aktuelles Album "Superhero" hat die junge Frau in Nashville eingespielt. "Superhero" ist nur auf den ersten Blick ein kommerzielles Album für den Radiobetrieb im Mittleren Westen der U.S.A. Beim genauen Hören ist die CD ein feinfühliges Westernalbum mit ein paar Perlen an Bord. "The Ghost of Elvis" dürfte schon mal dem einen oder anderen Fluggast der Lufthansa aufgefallen sein. Die Fluggesellschaft hat Laura Lapoits Songs in ihr Unterhaltungsprogramm auf ihren Flügen eingesetzt. Und da kommt nicht jeder rein. Die Songs hat Lauren Lapointe weitgehend selbst geschrieben. Sie sind mitreißend und unterhaltsam und damit allerbeste Countrymusik. Allesamt sind Ohrwürmer, ohne dabei billig oder beliebig zu klingen. Es ist feinste Countrykost vorgetragen von einer hervorragenden Band und einer Sängerin mit einer starken Stimme. Macht Spaß bis zum letzten Ton.
© Karsten Rube


Rob Heron and the Tea Pad Orchestra "Talk About the Weather"
Tea Pad Recordings, 2014

www.teapadorchestra.co.uk

Artist Video

Sechs Jungs aus England, die dem Retroschick verfallen sind, bilden diese witzige Band mit dem ausgefallenen Namen Tea Pad Orchestra. Ihr Repertoire besteht aus Swing und Country beeinflusst von Django Reinhardt und den Countrystars der vierziger Jahre. Dieser Stil Western Swing hat heute eine treue Anhängerschaft in den Tanzclubs der westlichen Großstädte. Retrostyle ist angesagt und Rob Heron tourt mit seiner Band fast ohne Pause durch England und Schottland. Die Rags und Mambos, die auf der CD "Talk about the Weather" zu hören sind, lassen auch kaum ein halbwegs tanzfreudiges Bein ungerührt. Elf Songs voller ansteckender Energie, eingespielt ohne digitalen Schnickschnack, dafür in tadellos sitzenden Anzügen, finden sich auf dieser CD, die übrigens gestalterisch auch fein in A- und B-Seite aufgeteilt ist und nicht ohne den Vermerk auskommt, dass sie mit 33 Umdrehungen zu hören sein sollte."Talk About the Weather" ist ein witziges, spritziges und mitreißendes Western-Swing Album.
© Karsten Rube



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