FolkWorld #45 07/2011

CD & DVD Reviews

Firkin "Whup!"
Pump Jump Records, 2010

www.firkinband.com

Die siebenköpfige ungarische Irish Punk Band Firkin wurde 2008 von János Péter (Flöte, Whistle) gegründet. Er tat sich zusammen mit der hübschen Fiddlerin Lili Virag, dem Sänger Barna Marthy, Drummer Robert Juhasz, E-Gitarrist Attila Marczis, Bassist Peter Suna und Pal Göttinger (Gesang, Akustikgitarre, Whistle).
Die CD beginnt mit dem rasanten Irish Folk-Punk "Whup Jamboree", markigen Gitarrenriffs, und tollem Flöten und Geigenspiel, dazu gibt's treibenden Punk Rhythmus. "Sailing away" wird als mitreißender Hardrock Song interpretiert und "Crazy Man Michael" ist eine romantisch-rockige Folkrock Ballade. Akustikgitarre, Fiddle und Flöte begleiten den gefühlvollen Gesang bevor Drums, Bass und E-Gitarre den Pace steigern und die Band zu einem fulminanten Finale aufspielt. Beim traditionellen englischen Seefahrer Shanty "Spanish Lady" zeigen die Musiker was sie drauf haben: Der stampfende Rhythmus wird von treibenden Bassläufen begleitet, der rhythmische Gesang und die E Gitarre aber auch Pals spanisches Gitarrenspiel, Lilys Fiddling und das virtuose Flötenspiel sind vom Feinsten. "Idyll on a Hill" besticht mit schöner Melodie, dramatischem Rhythmuswechsel und zum Mitsingen animierendem tollen Gesang. Ein weiterer Höhepunkt ist "Monto"; Fiddle, Akustikgitarre, Mandoline und leidenschaftlich bluesiger Gesang werden bald von den hämmernden Punkrhythmen abgelöst und die E-Gitarre spielt ein bemerkenswertes Solo.
Firkin (englisch für Fässchen) reiht sich nahtlos an legendäre Folk/Punk Bands wie Flogging Molly, Fiddler's Green oder The Biblecode Sundays an. Musikalisch hervorragend eingespielte Songs, ausgezeichnete Arrangements und tolle Sänger machen das zweite Album der Band zu einem Leckerbissen für Freunde des Genres.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Various Artists "Obacht 2 – Musik aus Bayern"
Bayla Records/Galielo MC, 2010

Die Fortsetzung des bayrischen Samplers „Obacht!“[40] der Münchner Hörfunkjournalistin Ulrike Zöller bringt uns wieder bayrische und österreichische Volksmusik ins Wohnzimmer. Sie wählte dafür zeitgenössische und traditionelle Stücke und Lieder aus. Franz Eimer komponierte den "Ländler in C" und trägt ihn gemeinsam mit Hans Dondl auf der Tiroler Voksharfe vor. Richard Menghin und Benno Simma singen das im Stil des Südtiroler Klagegesangs geschriebene "Tod im Bergwerk" und Monika Drasch vertonte den Text "Sterbelied eines Wäldermägdeleins" von Emerenz Meier als eine wunderschöne melancholische Ballade. Der traditionelle Wirtshausgesang von Ernst Fink, "Der Hackastiel", erinnert ein wenig an die Heurigenlieder aus Niederösterreich und das Duo Ruasskuchlmusi singt das zungenbrecherische Kettenlied "Wenn i nachts vo da Stanz hoamgeh". Der atemberaubende mehrstimmige Gesang der Geiselhöringer Sängerinnen verzaubert das erotisch mahnende "s'Braunabirl". Natürlich darf auch der Jodel nicht fehlen. Die Waldramer Sängerinnen präsentieren den romantischen "Boareibl Jodler" und die Originalaufnahme des Kuhreigens "Der Küahsucher", gesungen von Heli Gebauer, wurde von der Leiterin des Wiener Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie Gerlinde Haid 1982 in der Ramsau aufgezeichnet. Der Schweizer Jodler und Komponist Hannes Fuhrer schrieb den "Halgeflueh Jodler", den die Junge Jodler Niedersonthofen mit gemischten Chorstimmen großartig interpretieren. Ebenso darf bei einer solchen Sammlung der Zwiefache nicht fehlen; das Luber Quartett spielt "s'Graouhaniest" (Krähennest), ein Zwiefacher aus der Kirchweihkultur (Kirwa) des Jura. Es gibt auch andere traditionelle Tänze wie den "Nebelhorn Schottisch", vorgetragen vom Scherrzitherduo Schraudolf/Kern (die Scherrzither ist eine frühe Form der Zither verwandt mit dem mittelalterlichen Scheitholt), oder den rasanten "Listl Galopp" vom Niederbayrischen Musikantenstammtisch zu hören. Meine Favoriten sind die "Schützentänze" denen Bordunikum mit Dudelsack und 5/8 Takt einen faszinierenden Klang verleihen und das "Italienergstanzl" von Kofelgschroa, das Oberammergauer Volksmusik mit modernen Elementen zu einem mitreißenden Sound verbindet. Das Ensemble Saitentanz ergänzt das Programm mit dem klerikalen "Allegro Nr. 63aus dem Kloster Weyarn". Wieder präsentiert uns Ulrike Zöller einen abwechslungsreichen Überblick über die alpenländische Volksmusik mit Schwerpunkt Bayern. Mich begeistern die virtuosen Musikanten und Sänger, die uns authentische traditionelle Musik fernab vom Musikantenstadl Kommerz näher bringen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Los Fabulocos "Dos"
Delta Groove Music, 2010

www.myspace.com/losfabulocos

Sänger und Akkordeonist Jesus Cuevas und Drummer Mike Molina gründeten in Los Angeles gemeinsam mit Bassist James Barrios und Blues Gitarrist Kid Ramos die Roots & Blues Band Los Fabulocos. Auf ihrem aktuellen Album werden sie von Manuel Gonzales (Rubboard, Timbales, Gesang), Raul Medrano (Perkussion) und Ron Dziubla (Saxophon) als Gastmusiker begleitet.
Die meisten Songs schrieb Cuevas wie den mitreißenden Zydeco "The Vibe", bei dem das Rubboard den rasanten Rhythmus von Drums und Bass unterstützt, Ramos ein virtuoses Solo hinlegt und Cuevas am Akkordeon und mit tollem Gesang aufzeigt. Der kalifornische Songwriter Lalo Guerrero schrieb "Los Chucos suaves", ein rhythmischer Salsa mit Timbales, Guiro und Cuevas großartiger Gesang, da kann man kaum ruhig sitzen. Bei "Una pura y dos con sal" des mexikanischen Sängers Enrique Sanchez Alonso besticht Cuevas mit meisterhaftem Spiel zum lüpfigen Polka Rhythmus. "The Coffee Song" von Barrios erklingt als melancholischer Cali-Mex mit Slide Gitarre und Akkordeon. Mein absoluter Favorit ist Ramos' "My Brother's Keeper", ein feuriger Bluesrock, bei dem er mit unglaublichen Gitarren Groove den leidenschaftlichen Gesang von Cuevas antreibt. Natürlich darf auch der Rock'n'Roll nicht fehlen, neben selbst komponierten Stücken spielen die Fabulocos eine brillante Version von Little Richards "Keep a knockin'" mit Dziubla am Saxophon.
Das abwechslungsreiche Album überzeugt mit rhythmischem West-Coast und heißem Latino Sound. Ausgezeichnete Musiker interpretieren tolle Songs, perfekte Party Musik.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Dragana "Vintage Love"
8207Records, 2010

www.myspace.com/draganamusic

Die Hamburger Singer/Songwriterin Dragana Drobnjak (Gesang, Gitarre) hat für ihr Solo-Debütalbum zehn Originalsongs aufgenommen.
Die CD beginnt mit dem poppigen "Daily Grind", das von Dr. Johannes Gerhardt am Bass, Dennis Schumann am Schlagzeug und Neals Done an der Gitarre begleitet wird. Dragana singt mit feiner Sopranstimme eine einschmeichelnde Melodie zum rhythmischen Pace der Musiker. Bernd Butz legt mit dem Akkordeon den harmonischen Hintergrund zu ihrem Flüstergesang beim romantischen Love Song "Clock of Love" und bei der bluesigen Ballade "Christmas Card" sorgen Jan Brust (Gitarre), Torben Richter (Bass) und Alexander Hinz (Drums) für den rhythmischen Pace. Das Streicher Arrangement für "Valentine" schrieben Martin von Frantzius (Geige), Dr. Johannes Gerhardt (Bratsche) und Dr. Ludwig Gerhardt; Christian Siegmann am Cello und Done an der Gitarre komplementieren das Line-up. Zum Abschluss begleitet Rupert Keplinger Draganas melancholischen Gesang bei "Sensing the End".
Die Musik von Dragana erinnert ein wenig an die Corrs, poppig kommerzielle Songs und Balladen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Fiddle Folk Family "ungeschieden, ungekämmt, ungehört"
HeiDeck, 2010

www.fiddle-folk.de

Das zweite Album der Fiddle Folk Family wurde am 31.01.2010 live in Leipzig aufgenommen. Andreas (Gesang Gitarre), Bettina (Geige, Brummtopf, Perkussion), Stephan (Geige, Mandoline, Banjo, Cajon), Simon (Kontrabass, Gesang), Felix (Geige, Blockflöte, Schalmei, Tin Whistle, Gitarre, Perkussion) und Special Guest Christiane Klingner (Kontrabass, Gesang) präsentieren uns darauf traditionelle Folk Songs und Tunes, Coverversionen und Sets mit deutschen Volksliedern und selbst komponierten Tänzen.
Traditionelle Dance Tunes wie "The Irish Washerwoman" überzeugen mit virtuosem Zusammenspiel und einfallsreichen Arrangements. Tin Whistle und Fiddle eröffnen hier den musikalischen Reigen und rhythmisches Gitarrenspiel und pulsierende Bassläufe erzeugen einen tollen Pace. Erich Schmeckenbecher schrieb "Ford're niemand" und die Family trägt es mit Banjo Rhythmus und Blockflöte vor. Das schottische Kinderlied "Eppie Morrie" gehört zu meinen Lieblings-Folksongs. Dramatischer Gitarren Rhythmus und Christianes leidenschaftlicher Gesang werden von der Fiddle begleitet, Bass, Bodhràn und Tin Whistle gesellen sich dazu und heizen dem Publikum so richtig ein, für mich und nach dem tobenden Applaus zu urteilen auch für das Publikum der Höhepunkt des Abends. Es folgen volkstümliche Lieder wie "Gute Nacht auf Wiedersehen Marie" als mitreißender Bluegrass, "Scotland the Brave" gespielt mit Schalmei, Trommel, Banjo und Bass oder "Whisky in the Jar" von Simon als rhythmischer Country gesungen. Weitere Höhepunkte sind das traditionelle "Drag that Fiddle", das mit atemberaubend jazzigen Groove brilliert, und Hank Williams' "I saw the Light", das mit Tangotakt, Zigeunerfiddle und Mandoline startet, sich dann aber zur Bluegrass Gospel Hymne entwickelt. Mit der stillen Ballade "Was woll'n wir auf den Abend tun" verabschiedet sich die Family.
Die abwechslungsreichen und großartig interpretierten Stücke machen Lust darauf, die Family auch mal live zu erleben.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Depedro "Nubes de papel"
Nat Geo Music, 2010

www.depedro.net

Der Madrilene Jairo Zavala ist Singer/Songwriter und Gitarrist. Sein aktuelles Album "nubes de papel" hat er gemeinsam mit einer Reihe Gastmusiker unter dem Künstlernamen Depedro aufgenommen. Neben zwölf Eigenkompositionen präsentiert er die Coverversion eines Lou Reed Songs.
Zavala hat eine einschmeichelnde Tenorstimme, mit der er romantische, rhythmisch von modernen Beats angetriebene Songs wie "Eternamente" oder melancholisch rhythmische Popsongs wie den Titelsong singt. "Chilla que tiemble" kommt im Salsa Takt und mit Trompetensound daher und "Levanta" wird von schon beinahe schmalzigen Streichereinlagen und elektronisch bearbeitetem Gesang dominiert. "Diciembre" ist eines der wenigen Songs weitgehend ohne elektronische Effekte und besticht mit einem interessanten Arrangement mit Bläsergruppe, Banjo, Gitarren und Drums. Beim Velvet Underground Song "What goes on" verbinden sich Trompetenklänge mit poppigen Gesängen und Elemente aus dem Americana. Das einzige Instrumentalstück, "Tramuntana", ist gleichzeitig auch mein Favorit; hier können die Musiker mal ihre Qualitäten zeigen.
Das zweite Album von Jairo Zavala ist eine Sammlung poppig spanischer Songs, die doch sehr kommerziell daherkommen. Arrangements, Musiker und Zavalas Stimme sind jedoch durchaus ansprechend.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Sherry Spence "Wind of Change"
Heart of the Mountain Publishing, 2010

www.sherryspence.com

Die in Virginia lebende Singer/Songwriterin Sherry Spence hat gemeinsam mit einer Reihe ausgezeichneter Gastmusiker 20 abwechslungsreiche Songs aufgenommen. Das Line-up wechselt ständig, aber die Instrumentierung besteht in erster Linie aus vielerlei Saiteninstrumenten.
Und es geht los mit meinem Lieblingssong, dem mitreißenden Bluegrass "Sweet Virginia Life" und Josh Pickets Gitarrenfeuerwerk; dann gesellen sich das Banjo (Rick Allred) und Bass (Jacob Eller) zum rhythmischen Pace, Mandoline (Ronald Inscore) und Dobro (Kenneth Berrier) untermalen den sanften Gesang von Spence und Jeanette Williams. Es folgen romantische Country Balladen wie "Katie-Jane" mit wunderschönem zweistimmigen Gesang und stille Liebeslieder wie "I do love you"; bei letzterem begleiten nur Gitarre und Mandoline Spences gefühlvollen Gesang. Dann geht wieder die Post ab beim rasanten "Country Soul Train". Dieselbe Besetzung außer dass Spence diesmal alleine und viel kraftvoller singt erzeugt bei diesem Bluegrass wieder einen unglaublichen Groove. Der Titelsong ist eine melancholische zweistimmige Ballade mit Tim Austin am Bass und Steve Thomas an Mandoline, Fiddle und Gitarre und "Saving Grace" ein rhythmisch melodiöser Song eingespielt mit Kyle Dean Smith (Mandoline, Dobro), Leon Frost (Rhythmusgitarre, Perkussion) und Phillip Crockett (Bass). Das Album endet mit "The Whippoorwill", bei dem Spence mit bluesigem Timbre überzeugt.
Die ausschließlich selbst komponierten Songs des Debütalbums von Sherry Spence gefallen mir sehr gut, schade nur dass es nicht mehr dieser großartigen Bluegrass Stücke gibt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Tomas Michaud "Beauty and Fire"
Starland Music, 2009

www.worldmelodies.com

Auf seinem aktuellen Album wird Flamenco Gitarrist Tomas Michaud von einer Reihe hervorragender Gastmusiker begleitet. Das Line-up wird von einer tollen Rhythmusgruppe mit Drums, Perkussion und Fretless Bass getragen, neben der Gitarre kommen Piano, Keyboards, Violine und Cello zum Einsatz.
Schönheit und Feuer der Flamenco Gitarre dominieren das Titelstück; der sanfte Rhythmus und der Bass begleiten Michauds romantische Melodie. Nach einem stillen Prelude mit Piano, Violine und Cello spielt Michaud zum "Tango in Paradise" auf und lässt ihn ein wenig wie eine Rumba klingen. Es folgen die wunderschöne Zigeunermelodie "Gipsy Heart", das feurig rhythmische "Tribute" oder das cool jazzige "Night into Day".
Die zwölf Instrumentalstücke stammen ausschließlich aus der Feder Michauds und sind so etwas wie World Music zum entspannen. Für mich fehlen bei dem perfekt arrangierten Album musikalische Höhepunkte, naja das garantiert Entspannung.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Duivelspack "Ja, Schatz!"
Totentanz, 2010

www.duivelspack.de

Zum zehnjährigen Jubiläum haben die Detmolder Spielleut' Duivelspack den Fans neben dem neuen Album "Dicke Freunde" (FW 43) auch das Konzert für die Ewigkeit in der Schlosswache auf CD gebannt. Dort haben Arnulf der Puster, Musicus Varus und Marquard von Lindenbaum gemeinsam mit Gast-Perkussionist Thomas "Oually" Wallert und dem begeisterten Publikum 15 alte und neue Eigenkompositionen, Coverversionen und traditionelle Lieder zelebriert.
Das Fest beginnt mit Wahrens rhythmischer Vertonung von Josef Viktor Scheffels Studentenlied "Im schwarzen Walfisch" (1845) und das Publikum macht von Beginn an mit. Und so geht es weiter, die Band interagiert mit seinen Zuhörern und so bleiben auch die Lacher nicht aus wie bei "In Teufels Küche". Die drei Familienväter spielen aber auch ernsthafte Lieder wie die romantische Ballade "Stern vom Himmel" für ihre sechs Sprösslinge. Neben den alten Songs stellt das Duivelspack auch bisher unveröffentlichte Stücke vor wie das rasante Trinklied "Und dann war der Teufel los" und Wahrens Fassung von Steve Goodmans Evergreen "City of New Orleans". Bei Klaus Adolphis bösartigem "Schockschwere Not" lacht, singt und klatscht das Publikum zur humorvollen Show der Spielleut' und dermaßen aufgewärmt lauschen sie gespannt dem tollem Titellied. Das irische Straßenlied "Tom Bollyn" scheint beim Publikum laut der spontanen Interaktion wohl bekannt zu sein und mit dem jazzigen "Das fröhliche Lied vom bitteren Ende" und spontanem Witz verabschieden sich die Spielleut'.
Duivelspack präsentieren ihr abwechslungsreiches und attraktives Live Programm mit viel Spaß und musikalischen Topleistungen. Für ein Festival sind die Jungs ein sicheres Highlight.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Snutenhobel "Blues in Hamburg op platt"
Membran, 2010

www.larsluislinek.de

Snutenhobel (plattdeutsch für Mundharmonika) sind der Hamburger Bluessänger und Harmonika Spieler Lars-Luis Linek und Fontaine Burnett (Gitarren, Perkussion, 2.Stimme). Für das aktuelle Album hat Linek 15 neue Songs geschrieben, fünf davon hat er mit der Lars-Luis Linek Band aufgenommen, die anderen gemeinsam mit Fontaine und Shivani Burnett (Chorgesang) Live eingespielt.
Schleppender Rhythmus, Mundharmonika und Gitarre stimmen das akustische "Gruvel Gustav" ein und Linek singt mit gefühlvoller Stimme den melancholischen Blues vom grübelnden Gustav; ein schönes Gitarrensolo und der tolle Chorgesang machen den Song zu einem meiner Favoriten. 2011 war "Hamborg Umwelthauptstadt" Europas und die Band spielt dazu eine englische und eine deutsche Version. Lars Hansen gibt mit seinen jazzigen Bassläufen den Pace vor, Hannes Hoffmann liefert den mitreißenden Rhythmus, Burnett den Gitarrengroove und Linek überzeugt mit großartigem Gesang, mein zweiter Favorit. Beim Piano Blues "Fuul as'n Uul" (faul wie ne Eule) zaubert James Mironchik auf den Tasten und bei "Iesenbohnpohlenopundooldreiher" (was auch immer das für ein Beruf ist) begleiten Mischa Schumann an den Keyboards und Stephan Birkmeyer an der E-Gitarre Linek. Dann spielt Linek ein lautmalerisch virtuoses Solo auf der Harmonika, "Damplok", oder singt den coolen Titelsong. Der Hamburger Liedermacher Jan Graf brilliert mit seiner tollen Stimme auf zwei Liedern. Er singt die Hauptstimme bei "Harvsttiet" (Herbstzeit) und sein virtuoser Gesang wird vom mehrstimmigen Chor, WahWah Gitarre, Keyboards und soulig rockigen Groove begleitet.
Das neue Album von Snutenhobel ist ein Muss für Bluesfreunde, alle Musiker haben den Blues im Blut und überzeugen mit virtuosem Spiel und dazu kommen Lineks kluge plattdeutsche Texte, perfekt vorgetragen von einem Meister des Bluesgesangs.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Chris Ricketts & Mark Willshire "Simple Folk"
Hobgoblin Records, 2010

www.rickettsandwillshire.com

Das aus Portsmouth stammende Duo Chris Ricketts (Gitarre, Gesang, Perkussion) und Mark Willshire (Bass) präsentiert "Simple Folk", ihr Debütalbum mit 14 zum Großteil traditionellen, aber auch gecoverten und selbst komponierten Stücken.
Ricketts hat eine schöne Tenorstimme und eröffnet den musikalischen Reigen mit dem traditionellen "Briery Bush" und rhythmischem Gitarrenspiel, Willshire begleitet ihn mit tollen Bassläufen. Die Akustikgitarre, der E-Bass und spärlich eingesetzte Perkussion ist alles was die beiden brauchen um den bemerkenswerten Pace zu erzeugen. "Take me as your own" ist ein rockiger Song von Ricketts, der mit leidenschaftlichem Gesang überzeugt und "Which Side are you on?" des amerikanischen Songwriters Florence Reece ein schleppender Blues mit hypnotischem Bass und feinem Fingerpicking zum großartigen Bluesgesang. Der traditionelle Shanty "Haul away Joe" lädt zum Mitsingen ein und besticht mit virtuoser Begleitung. Das Set "Shenandoah/One more Day" bietet einerseits Ricketts gefühlvoll gesungene Americana Ballade und andererseits Willshires mitreißenden Basslauf bei "One more Day". Dann folgt der atemberaubende traditionelle Blues "Made in the Water", bei dem die beiden einen unglaublichen Groove erzeugen, mein Favorit. Mit dem melancholischen "Wild Goose" endet das abwechslungsreiche Album.
Der Albumtitel ist gut gewählt, obwohl hier nur das Line-up simpel ist. Mit minimaler Instrumentierung spielen die beiden jungen Künstler großartigen Folk. Ricketts Stimme und Gesangstechnik erinnert an Sting, die Musik ist jedoch etwas ganz Eigenständiges, eben einfacher Folk mit Gitarre und Bass.
© Adolf „gorhand“ Goriup


G. Rag + Die Landlergschwister "The Woaz"
Gutfeeling Records, 2010

www.myspace.com/senorgrag

Das 14-köpfige Münchner Ensemble G. Rag + Die Landlergschwister überrascht mit einem außergewöhnlichen Line-up: Blechbläser, Holzbläser, Akkordeon und Banjo treffen auf E-Gitarre, Beatbox und moderne Grooves. Für ihr zweites Album haben sie elf Stücke aufgenommen, die Wiesenfeeling erzeugen und dabei durch die tollen Arrangements auch die Jugend ansprechen.
Lüpfige Ländler wie "Happy Mikel", der Zwiefache "S Häusl am Roi", das langsame Instrumentalstück "Irgendein Wiener Walzer" oder die rasante "Fischer 2-Step Polka" klingen noch relativ unverfälscht volkstümlich, doch bei "Woods on Fire" wird's auf einmal ziemlich jazzig. Blechbläser erzeugen den Groove, der durch das Megaphon verzerrte Gesang erinnert an alte Schlager aus der Charleston Zeit und Banjo fügt eine Prise Country dazu. "Der Trauermarsch von Thurn und Taxis" ist eine bayrische Version der berühmten Trauermärsche in New Orleans, der schleppend langsame Rhythmus der Blechbläser wechselt ab mit einem bluesig-jazzigen Intermezzo. Der Höhepunkt ist die Coverversion von Kraftwerks "Das Model", bei dem sich rhythmische Beats, E-Gitarre und der hypnotische Gesang mit alpinen Bläserklängen vermischen. Das Programm wird mit dem etwas abgehackten "Psycho Schottisch" und dem Wiesn-tauglichem "Galopp" ergänzt.
"The Woaz" ist ein abwechslungsreiches Album voller festlicher Tanzmusik, interessanten Arrangements und musikalisch hervorragend eingespielten Stücken. Weizenbier und Weißwurst gehören ebenso dazu wie fröhliche Stimmung und Tanz.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Salvatore Mecchio "A passu nicu - live"
Materiali Sonori, 2010

www.myspace.com/salvatoremeccio

Der sizilianische Liedermacher Salvatore Mecchio (Gesang, Rhythmusgitarre, Bouzouki, Rahmentrommel) hat gemeinsam mit Produzent und Bassist Arlo Bigazzi und der achtköpfigen Begleitband Bandakaleido ein Live Album mit sechs eigenen Songs und einer Coverversion aufgenommen. Das Line-up besteht aus Schalmei, Flöten, Maultrommel, Bratsche, Violine, Bassklarinette, Tuba, Gitarre, Schlagzeug und Perkussion.
Es beginnt mit dem melodiösen Titelsong im moderaten Samba Rhythmus, dem tiefen Bass der Tuba und wunderschönen Flötenklängen. Mecchio hat eine schöne Tenorstimme und singt im sizilianischen Dialekt, der vom Klang her dem Brasilianischen ähnelt. Gianluca Greco verleiht mit seiner verzerrten E-Gitarre Domenico Modugnos Liebeslied "Lu pisci spada" einen etwas schrägen Klang. Es folgt das rhythmische Instrumentalstück "Ballano", bei dem sich Flöte, Klarinette und Geige mit tollen Solis ablösen. Dann spielt die Maultrommel bei "C'era 'na vota" auf, Bass, Schlagzeug und Bläser begleiten Mecchios Sprechgesang bevor der zackige Marschrhythmus das Zepter übernimmt. "Sirinata vastasa" ist eine Ballade im Stil von Angelo Branduardi und mit dem epischen "l'ummira" endet das mit knapp 28 Minuten Spielzeit etwas dürftig geratene Album.
Das Live Album bietet einen Querschnitt durch Mecchios abwechslungsreiches Programm. Die gefälligen Songs sind hervorragend interpretiert und machen gute Laune.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Marc Schönberger Band "Walk on Water"
Cridecoeur 2010

English CD Review

www.marcschoenberger.de

Der Rheinländer Singer/Songwriter Marc Schönberger (Gesang, Akustikgitarre) hat sein zweites Album gemeinsam mit der Band und einigen ausgewählten Gastmusikern aufgenommen. Die elf Songs stammen von Schönberger und Amy Antin und Micki Schreier (Bass, Akkordeon, Melodica) hat ein kurzes Instrumentalstück geschrieben.
Schönberger hat eine einschmeichelnde Tenorstimme, mit der er melodiöse Songs vorträgt wie die wunderschöne Ballade "All falls down". Die akustische Gitarre begleitet den romantischen Gesang, Bass und Drums sorgen für den moderaten Rhythmus und Markus Segschneider gastiert an der Steel Gitarre. Der Albumtitel stammt aus dem verträumten "Blind Belief", dem Ralf "Lucky" Lukas mit der Harmonika einen bluesigen Touch verleiht. Das Akkordeons und das Banjo (Segschneider) begleiten den melancholischen Gesang beim Slow Waltz "Sad Wedding" und die Melodica spielt auf zum bluesigen "Breakdown". Der tolle Rhythmus von Drummer Heiko Braun wird vom hypnotischen Klang der Steel Gitarre und Ralf Hahn an E-Gitarre und Orgel begleitet. Mein Favorit ist das flotte "Country Boy" mit Segschneiders rhythmischen Banjospiel und Johannes Epremian an der Violine. Zum Abschluss greift Schreier zu Gitarre und Bass und spielt das stille Instrumentalstück "Late Harvest".
Das neue Album von Schönberger bietet professionelle Arrangements, hervorragende musikalische Begleitung und relaxte Songs, die sofort ins Ohr gehen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Nina Alverdes "Primary Necessity"
crucialbeat productions; 2010

www.myspace.com/ninalverdes

Das Reggae Duo Nina Alverdes (Gesang) und Paolo Mariangeli (Gitarre, Bass) aus Perugia haben sich mit dem österreichischen Label Chef Sam Gilly (Schlagzeug) und einigen hervorragenden Gastmusikern und -sängern in München zusammengetan um ihr Solo Debütalbum mit acht Originalsongs und einer Coverversion aufzunehmen.
Mit warmer etwas rauchiger Stimme singt Alverdes mitreißenden Reggae, begleitet von Bass, Drums, Gitarre und Keyboards. Die Münchner Reggae Sängerin Julia Lou Reiner mischt beim souligen African Raga "Froots Rockers" mit und besticht mit stimmgewaltigem Gesang. Dann folgt der rasante Dancehall Song "Splash", gesungen in Deutsch und Italienisch und mit Hannes Hermann am Saxophon. Mein Lieblingssong ist das rockig soulige "Magpie", bei dem man kaum still sitzen kann; atemberaubender Rhythmus und virtuoser Gesang werden von Sebastian Schreiner mit groovigem Keyboard spiel begleitet. Der Jamaikaner Glen Washington singt mit Alverdes ein gefühlvolles Duett beim Titelsong und der Blues "I'd rather go blind" von Ellington Jordan und Billy Foster vermischt Reggae Rhythmus mit leidenschaftlichem Bluesgesang. Ein weiterer Höhepunkt ist "Bum Bum Bye Bye", ein up-beat Reggae, bei dem Alverdes seine ganze Sangeskunst beweist.
Das Erstlingswerk von Nina Alverdes ist ein erfrischendes Reggae/Dancehall Album, hervorragend vorgetragen von erstklassigen Reggae Sängern und Musikern. Turn it on LOUD!
© Adolf „gorhand“ Goriup


Philadelphia "StraßenMusikSafariOdyssee"
pro ton music, 2009

www.philadelphia-band.com

Die Geschwister Lena (Schlagzeug, Gesang), Ludwig (Gitarre, Gesang, Piano) und Max (Bass, Gitarre, Piano, Perkussion, Gesang) Trommsdorf aus dem oberbayrischen Mittenwald sind als Straßenmusikanten losgezogen und haben mit "StraßenMusikSafariOdyssee" bereits ihr zweites Album aufgenommen. Gemeinsam mit einigen Gastmusikern haben sie zwölf Originalsongs eingespielt.
Der dreistimmige Gesang, gefällige Rhythmen und eine positive Grundstimmung kennzeichnen die meist deutsch gesungenen Lieder. Lena singt die erste Stimme beim rockigen "Favourite Boy", einem der drei englischen Songs. Der Titelsong in eigener Sache ist ein mehrsprachige Weltmusik mit einem Refrain im Reggae Rhythmus, tollem Trompetenspiel von Thomas Legner und rhythmisch dreistimmigem Gesang. Die drei bewegen sich jedoch auch in der Liedermacher Szene und singen "Wie R. M.", ein Lied über den großen Meister Reinhard Mey begleitet von Gitarre und Cello (Maren Kröger). Dann macht "Viva la Salsa" mit tollem Groove Lust auf tanzen, ein Trompetensolo und Frank Schultz an den Keyboards verstärken das Trio. Johanna Pflaum an der Violine und Georg Knauer am Cello begleiten den rockigen Schlager "Alte Liebe rostet nicht" und "Background Singer" besticht mit pulsierendem Bass Groove und großartigem Gesang.
Philadelphia machen poppige Musik mit verschiedenen Einflüssen aus Rock, Weltmusik oder Songwriter Szene. Die Lieder sind abwechslungsreich und perfekt arrangiert und eingespielt, für meinen Geschmack jedoch etwas zu kommerziell.
© Adolf „gorhand“ Goriup


HeartLand "Lean back"
Folkupmusic, 2010

www.heartlandmusic.de

Simone Papke (Gesang, Bodhràn, Perkussion) und Thomas Buffy (Violine, Cajon, Stomp Box) von der Würzburger Folkband Solid Ground haben sich mit der österreichischen Harfistin Christine Eberherr zum Projekt HeartLand zusammengetan und ein Album mit Songs von den britischen Inseln, aus Frankreich, Skandinavien aber auch Deutschland und einigen instrumentalen Sets mit traditionellen und originalen Tunes aufgenommen.
Violine, Harfe und Bodhràn begeistern mit rhythmischem Pace und tollen Solis beim lebhaften bretonischen Tanz "Plinn" und Christines virtuose Harfenspiel begleitet Simones wunderschönen Gesang beim romantischen Folksong "Red is the Rose", Thomas spielt dazu den moderaten Rhythmus am Cajon. Beim heiteren "Garden Song" brillieren die drei mit klassischen Elementen und exzellenten Improvisationen. Ein musikalisches Highlight ist das Set "Arenabah", das mit einer stillen bretonischen Melodie beginnt, zu Buffys mitreißenden Reel "Fiddlers Six" übergeht und mit der melancholischen schottischen Air "Arran Boat Song" endet. Es folgen W. B. Yeats trauriges Liebeslied "Down by the Sally Gardens" mit jazzigen Improvisationen und das Siebenbürger Volkslied "Das klein wild Vögelein" (1516), das von der Befreiung aus dem goldenen Käfig des Luxus erzählt. Genauso aktuell wie der Text ist auch das brillante Arrangement von Christine und Thomas, das dem mittelalterlichen Klang des Lieds ein modernes jazziges Kleid verleiht. Das schwedische Kirchenlied "I himmelen" beschließt die musikalische Reise des Trios.
"Lean back" ist eine außergewöhnliche Sammlung von musikalischen Raritäten und klassischen Folksongs, perfekt vorgetragen von drei großartigen Musikern.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ritmodelia "It's not batucada!"
Eigenverlag, 2009

www.ritmodelia.pl

Das neunköpfige Warschauer Ensemble Ritmodelia ist ein Projekt professioneller Drummer und Perkussionisten der Polnischen Musikszene. Die Musiker kommen aus so verschiedenen Genres wie Jazz, Klassik, Folk, aber auch Pop, Rock, Soul oder Reggae. Das Instrumentarium besteht in erster Linie aus brasilianischen, afrikanischen und karibischen Rhythmusinstrumenten.
"It's not batucada" nennt sich das Album und beginnt mit "ragga", einem wunderbar rhythmischen Samba, bei dem man sich im bunten Treiben des brasilianischen Karnevals wiederfindet. Die zehn Stücke stammen ausnahmslos aus der Feder Mikolaj Wieleckis, teilweise mit Unterstützung von Hubert Zelmer. Die Batucada bestimmt mit ihrem lockeren Samba-Marschrhythmus meist den Pace doch mischen sich zwischendurch immer wieder moderne Grooves und psychedelisch anmutende Quica Klänge, Gongs und Bells dazu wie bei "agrobiznes". "Samba nao é" besticht dann mit fetzigem Samba Groove, während "mokoto" unbarmherzig rockt.
Das Debütalbum der jungen Musiker ist eine abwechslungsreiche Sammlung von Rhythmen, Klängen und Sounds. Obwohl durchaus tanzbar unterscheidet sich der Silberling durch die perfekte Aufnahmetechnik und die ausgefeilten Arrangements von einem typischen Batucada-Sampler.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ellen Woloshin "Water into Wine"
58th Street Records, 2008

www.ellenwoloshin.com

New York Singer/Songwriter Ellen Woloshin hat gemeinsam mit Jennifer Dent neun Songs geschrieben und diese mit einem Song von Barney Griffin und einer Coverversion eines Lennon/McCartney für ihr aktuelles Album „Water into Wine“ aufgenommen. Neben dem Multi-Instrumentalisten Kevin Bents wurde sie von Griffin an der Akustikgitarre, Pianist Charlie Giordano, Cellistin Jeanne LeBlanc, Drummer Doug Yowell und Jon Gordon an E-Gitarre, Bass, Lap Steel und Drum Programming begleitet.
Ellen beginnt mit dem romantischen „Making my way back“; von Yowell in moderatem Rhythmus angetrieben schwebt ihre warme einschmeichelnde Stimme über der perfekt arrangierten musikalischen Begleitung. „Round we go again“ ist ein Gute-Laune-Song, bei dem Ellens wunderschöner Gesang von tollen Backing Vocals unterstützt wird. Es folgen eine etwas abgehackte Version von „We can work it out“, der leidenschaftlich vorgetragene Song „Don’t talk to me that way“ oder das klassisch angehauchte „Just come home“. Jon Gordon (Suzanne Vega, Madonna) hat Barney Griffins Ballade „You break my fall“ arrangiert und produziert. Akustikgitarre, Cello, Bass und Piano umschmeicheln Ellens gefühlvollen Gesang und E-Gitarre und Drums führen sie zum fulminanten Finale.
Das aktuelle Album von Ellen Woloshin überzeugt mit perfekten Aufnahmen, raffinierten Arrangements und einer atemberaubenden Stimme. Die Songs sind für meinen Geschmack etwas zu Mainstream.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ganes "mai guai"
Capriola, 2011

www.ganes-music.com

Ganes, vier bezaubernde Frauen aus dem Ladinischen Teil Südtirols, haben ein Jahr nach ihrem erfolgreichen Erstling „ rai de sorëdl“ mit ihrem aktuellen Album „mai guai“ noch einen drauf gesetzt. Die Special Edition umfasst das neue gleichnamige Studioalbum und eine Live-Aufnahme aus dem Studio Babelsberg für RBB Radio Eins.
Maria Moling schrieb die verträumt romantische Ballade „au au“, die sie mit stimmgewaltiger Unterstützung des Chors und zum rockigen Rhythmus der Band auf ihre typisch facettenreiche Art interpretiert. Es folgt der poppige Titelsong, eine Gemeinschaftskomposition, mit dem Gastauftritt von Andreas Hofmeier (La Brass Banda) an der Tuba. Nick Flade (Keyboards, Synthesizer, Drum-Programming) tritt auch als Co-Komponist auf wie bei „bun sciöch’al é“, einem mitreißenden World Music Song im Djembe Rhythmus und mit jazzigem Gesang. Marlene Schuen schrieb den Text zu Vlado Grizeljs Melodie „recordete“. Piano, Strings und Kontrabass erinnern ein wenig an den Akustik-Sound, den ich in Zürich kennen gelernt habe (FW 42). Mein Favorit ist Elisabeth Schuens Liebeslied „vire“, sie überzeugt am Beginn mit gefühlvollem Gesang zu Piano Klängen und singt zum Finale mit atemberaubender Sopranstimme eine klassisch angehauchte Arien Melodie. Die musikalische Reise endet mit einer Komposition von Elisabeth Schuen und Kilian Reischl (Gitarren, Drum-Programming). Elisabeth singt die wunderschöne Piano Ballade „mai odü“ und Claus Reichstaller begleitet sie mit seinem jazzigen Flügelhorn.
Für die Radio Live-Sendung haben sich Ganes und Band mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg zusammen getan und vertonen gemeinsam vor allem Lieder des ersten Albums von Ganes. Somit lerne ich eine dritte Version dieser wunderbaren Songs kennen; nach dem Studioalbum mit Band und dem Live Auftritt als Trio mit Piano Begleitung nun noch eine für Orchester arrangierte Version.
Man merkt es den drei Damen an, dass sie gerne Live singen, da kommt Lebensfreude rüber ebenso wie die Musiker Spass dran haben gemeinsam zu improvisieren. Marlene verzaubert „tristëza é“, Maria überzeugt bei „bel’indo“ und Elisabeth singt uns das Schlaflied „dorm sauri“. Neben den bekannten Stücken interpretieren Ganes Bob Marleys „Redemption Song“ in moderat orchestralem Latino Rhythmus und Marlene singt „ma pur te“ vom aktuellen Album.
Quo Vadis, Ganes? Die drei talentierten Ladinerinnen experimentieren, vermischen Pop mit Jazz, Klassik und Folk und bestechen dabei mit ihren beeindruckenden Stimmen. Das neue Album schlägt auf jeden Fall einen kommerziellen Weg ein; ich hoffe doch, dass sie dabei nicht die Wurzeln ihrer Musik vergessen und auch weiterhin den Südtiroler Sonnenstrahl verbreiten.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Quetschgeiger "Quetschgeiger"
Eigenverlag, 2010

www.quetschgeiger.at

Die Quetschgeiger sind ein volkstümliches Quintett bestehend aus Lisa Hörzer und Elisabeth Wöhrer Geigen), Thomas Böhm (Kontrabass), Johannes Rohrer (Gitarre, Zither) und Richard Huber (Harmonika, Zither). Die fünf Musiker stammen aus verschiedenen Ecken der Steiermark und spielen auf ihrer CD traditionelle Volksmusik, eigene volkstümliche Tänze aber auch Stücke von anderen Musikanten.
Der lebensfrohe "Wiener Heurigen Marsch" von Rudolf Strohmayer eröffnet den musikalischen Reigen und die Beine beginnen den Takt zu klopfen und beim anschließenden traditionellen "Lilienwalzer" würde man sich bereits gerne mit drehen. Der "Hellbrunner Galopp" des verstorbenen Pongauer Volksmusikers Tobi Reiser erhöht das Tempo und Gitarrist Rohrer schrieb den "Schnopsverbot Boarischer", der den Pace wieder etwas bremst bevor dann Lisa Hörzer mit ihrer schnellen Polka "Zimmer Nr. 7" richtig Gas gibt. Dazu singen sie das traditionelle Tanzlied "Sprinzi Linzi Franzé", spielen zu Wolfgang Pichlers Schottisch "In da oiden Pichler Stubn" auf oder Lisa Hörzer verzaubert uns mit ihrem melancholischen Geigenspiel beim "Dirnei Wangei Bussei" Jodler (allerdings ohne Jodel). Johann Schrammel, ein berühmter Wiener Volksmusiker aus dem 19. Jahrhundert, gab nicht nur der Schrammelmusik den Namen sondern schrieb auch wunderbare Musik wie den "Nussdorfer Marsch" und die fünf SteirerInnen tragen ihn perfekt vor.
So abwechslungsreich wie die Tänze sind auch die Melodien und Autoren der Stücke. Das Quintett spielt mit einer wunderbaren Leichtigkeit in authentischer Weise auf. Da gibt es keine kommerziellen oder andere Kompromisse, traditionelle Volkstänze perfekt vorgetragen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Quantensprung "Ich habe genug"
Up to Date Records, 2009

www.quantensprung-band.de

Die 2002 gegründete Nürnberger Band Quantensprung hat für ihr zweites Album "Ich habe genug" acht eigene Songs, eine Co-Kompositionen mit dem deutschen Gitarristen Thomas Blug und ein traditionelles türkisches Lied aufgenommen. Das deutsch-türkische Quartett besteht aus Erdal Cec (Gesang, Gitarre), Ralf Gebhardt (Keyboards), Ceylan Aytugan (Bass) und Volker Otto (Drums). Bei den Aufnahmen waren auch eine Reihe von Gastmusikern und -sängern beteiligt.
Es beginnt mit dem rhythmischen Titelsong, der ein Aufschrei gegen die Macht von Politik und Industrie ist. Der deutsch gesungene Text verbindet sich mit türkisch anmutenden Harmonien. So geht's weiter mit rockigen Songs in Türkisch oder Deutsch, dröhnendem Schlagzeug, pulsierendem Bass und rockigen Keyboards- und Gitarrenklängen wie bei "Wahrheit". Der in der Türkei noch immer vorkommende "Ehrenmord" ist ein weiteres gesellschaftskritisches Thema, das in einem mitreißend rockigen Song aufgegriffen wird. Ozan Toprak gastiert an Baglama, Saz und dem Yayli Tambur und gemeinsam mit Perkussionist Tekin begleitet er das türkisch gesungenen Liebeslied "Gel Benimle" (Komm mit mir); Cec spielt zu Blugs Melodie ein schönes Gitarrensolo. Auch das traditionell Aserbaidschanische Lied "Üzüm Kaldi" besticht mit türkischem Sound. und zum Abschluss rocken die vier gemeinsam mit Yusuf Colak (Baglama, Saz) und Dieter Weberpals (Querflöte) bei der humorvollen Hymne auf den "Döner".
Der deutsch-türkische Mix wird musikalisch ausgezeichnet vertont, die Texte sind engagiert und die Songs abwechslungsreich, ein tolles Album.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Roger Knott "Big News from a Small Town"
Leg Room Records, 2010

www.rogerknott.com

Roger Knott (Gesang, Gitarre, Programming) und Micky Groome (Bass, Akustik und E- Gitarre, Mandoline, Gesang, Programming) haben für das fünfte Album des Londoner Songwriters 13 Songs komponiert, arrangiert und mit ausgesuchten Gästen aufgenommen.
Knott beginnt mit dem lüpfigen Country „Watermelon Moon“ und einem ansprechenden Gitarrensolo, dazu gibt’s eine aufwendig programmierte rhythmische Begleitung. Es folgt das melancholische „Young Eyes“ mit Nashvilles Tim Lorsch String Quartett und Knott’s engagiertem aber nicht immer sauberen Gesang. Steve Honest spielt bei „Tourist Town“ die Pedal Steel Gitarre und verwandelt es damit in einen klagenden Americana Song. Dazu kommen rockige Songs wie „Something I don’t know“, der romantische Slow Waltz „Your Mother’s Daughter“ oder der flotte Bluegrass ähnliche Song „No Electricity“.
Roger Knott hat sich dem amerikanischen Folk verschrieben, seinen Songs fehlt jedoch der musikalisch interessante Ansatz von individuellen Musikern. Das Album klingt ein wenig nach einer Sammlung von Gassenhauern, gespielt beim letzten Dorffest.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Gil Sharone "Wicked Beats"
Hudson Music, 2010

www.GilOnDrums.com

Der amerikanische Drummer Gil Sharone hat eine Lern-DVD für Schlagzeuger, die sich für jamaikanische Rhythmen wie Ska, Rocksteady und Reggae interessieren, produziert und aufgenommen.
Vorausgesetzt sind gutes Verständnis für das amerikanische Englisch mit Kenntnis des Drummer Jargons sowie die spieltechnischen Fähigkeiten das Vorgezeigte umzusetzen. Sharone hat den Reggae Historiker Roger Stevens eingeladen, der uns die Entstehung des Reggaes aus dem ursprünglich traditionell afrikanischen Stilen Nyabingi, Mento und Burru über den jamaikanischen Ska und den Rocksteady erklärt. All diese Stile führt Sharone an den Drums vor und wird teilweise von Reggae Ikonen wie Lloyd Knibb (Skatalites), Carlton „Santa“ Davis und Adrian Young (No Doubt) begleitet oder abgelöst. Sharone erklärt den Grundrhythmus und zeigt dann verschiedene Variationen darauf. Er führt die Entwicklung dann weiter zu House, Dancehall und modernen Off-Beats. Neben den Lektionen gibt’s auch ein paar interessante Showdowns der Band, bei denen das Gelernte in einem Reggae-Song vorgespielt wird.
Die DVD ist für einen bereits fortgeschrittenen Schlagzeuger sicherlich ein wertvolles Hilfsmittel, wobei mich persönlich das etwas arrogante Auftreten des Meisters etwas stört. Er ist ein technisch versierter Schlagzeuger und stellt sein Können auch in den Mittelpunkt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Dieselknecht "Unrasiert und fern ihrer Heimat"
RuhrFolk, 2011

www.dieselknecht.net

Das Dortmunder Quartett Dieselknecht besteht aus Marcellus (Gesang, Dobro, Gitarre, Harp), Junior (Gesang, Snare, Waschbrett, Kongas, Cajon), Smelly (Gesang, Bass) und Pa (Gesang, Banjo, Gitarre, Akkordeon). Für ihr zweites Album "Unrasiert und fern ihrer Heimat" haben sie gemeinsam mit Produzent Guntmar Feuerstein (Blue-Yodel, Mandoline) 14 neue Songs aufgenommen.
Der Dieselknecht bringt uns im rasanten Pace zu den "Bergvagabunden", dem bekannten Volkslied; rasanter Bluegrass vermischt sich dabei mit alpenländischem Blue-Yodel und grölendem Chorgesang. Dann tingelt unser Zugwagen im Blues-Rhythmus auf die "Zechenstadt" zu und in der "Haifischbar" gibt es Mord und Totschlag begleitet von Snare, Bass und Banjo. Die Songs wechseln Rhythmus und Stil, bleiben aber immer stark vom amerikanischen Folk beeinflusst, die Texte und Lieder stammen aus dem deutschen Kulturkreis. So ist "Im Naturpark von Oklahoma" ein volkstümlich anmutender langsamer Walzer, vorgetragen mit Banjo und Mandoline. Beim Titellied wechseln sich mehrstimmiger A Capella Chorgesang mit hakigem Banjo-Walzer-Takt ab und Akkordeon, Dobro, Bass, Snare und Kongas legen den Hintergrund für das leidenschaftlich gesungene "Räuberleben".
Das zweite Album von Dieselknecht ist eine abwechslungsreiche Sammlung von Liedern aus dem deutschen Raum und Eigenkompositionen verpackt in ein mitreißendes Americana Ambiente. Manchmal klingt der Dieselknecht ein wenig wie Bob Dylan, meist aber wie Dieselknecht.
© Adolf „gorhand“ Goriup



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