FolkWorld #45 07/2011
© Walkin' T:-)M / Christian Zastrow

English Book Reviews

T:-)M's Nachtwache

Hans Theessink, Afrika-Tage Wien 2009

Hans Theessink @ FolkWorld:
FW#33, #35, #38

www.myspace.com | www.youtube.com

www.theessink.com

Von Enschede nach Wien und um die ganze Welt.

Geboren wurde Johan Jacob Theessink 1948 im holländischen Enschede an der Grenze zu Deutschland. Als Kind lernt er die Banjoline und spielt bei den Pfadfindern die große Trommel. Der Blitz fährt ihm aber in die Glieder, als er im Radio Big Bill Broonzy den Blues intonieren hört, und versucht dessen Stil zu kopieren.

Ende der 60er Jahre hat der Hans erste Auftritte, z.B. bei den legendären Interfolk-Festivals.[27] Zunächst noch eher folkig, wird seine Musik im Laufe der Zeit immer bluesiger. Ein Problem hatte der Euro-Bluesman dabei nie:

Wenn du es schaffst, das zu erfüllen, was sie von dir verlangen oder was von dir erwartet wird, dann stellt sich nicht die Frage deiner Herkunft.

1979 schlägt er seine Zelte in Wien auf, wo er bis zum heutigen Tag sein Zuhause gefunden hat.[45] Musikalisch drängt das eigene Songwriting in den Vordergrund, und die Erfolgskurve trägt ihn bis zum New Orleans Jazz & Heritage Festival und Chicago Blues Festival.

In der Old Town School of Folk Music wird die Gitarre von Big Bill Broonzy aufbewahrt. Deren Betreiber meinten dann, es wäre eine schöne Sache, wenn ich das Instrument live spielen würde. Also brachten sie es am Abend zu meinem Auftritt. Rund dreißig Jahre zuvor hatte ich diese Gitarre im Radio gehört und wurde von ihr mit dem Blues infiziert! Daher war es ein wirklich bewegendes Gefühl, sie zu spielen, ihren Klang live zu hören.

The first time I heard the blues
Some thirty years ago
The first time I heard Big Bill Broonzy
On late-night radio
A total revelation
I was spellbound
Just a white boy lost in the blues
He moved me with his sound
Echoes from another world
Fingers dancing on the strings
One voice and one guitar
How that man could sing
"Just a dream"
"Black, brown and white"
True sounds full of emotion
Sent shivers up and down my spine
I'm flying cross the ocean
To bury a friend of mine
Still can't accept the bitter truth
Memories keep coming to my mind
Once he spoke of bluesmen that he knew
And took me in his car
Showed me an old 000-28 Martin flattop
Used to be Big Bill's guitar
She's in Chicago - old town school of folk music
In a closet - 'hind a door
Since Big Bill's dead and gone
She don't raise her voice no more
I felt a strange sensation
When I first touched those strings
Somehow I still could sense the hands
That used to make this guitar ring

Ernst Molden Liederbuch Ernst Molden [#40], Enkel der Texterin der österreichischen Nationalhymne, hat die Hymnen für das 21. Jhd. geschaffen. Wienerlied ja, aber ohne Reblaus und tulli Maderln, ohne den dekadenten Charme der Metropole, vielmehr das meist häßliche Gesicht der Betonschluchten. Dennoch stehen sie in einer Tradition - und wenn es nur der schwarze Humor und die bösen Geschichten sind, die so typisch für Wien sind. Die Texte sind nun nachzulesen dank des Verlages, in dem zuvor auch Moldens bizarre Romane und das lesenswerte "Wien - Hinweise zum Umgang mit einer alten Seele" erschienen sind. Darunter allererste Gehversuche von 1996, die Praterhure Rosa u.a. sollen später noch einmal recycelt werden. Mit den "Bubenliedern" hat er einen Schritt Richtung Massenkompatibilität getan, vorläufige Höhepunkte sind das Album "Wien" [#38] (mit Moldens erster Dialektkomposition, der "Hammerschmidgossn" und dem Beginn seiner Zusammenarbeit mit Willi Resetarits) und die aktuelle Song-Sammlung "Es Lem" [#45]. Fehlen eigentlich nur die Noten. aber vielleicht ist Molden auch zu einzigartig, um nachgespielt zu werden.
Ernst Molden Liederbuch. Deuticke, 2011, ISBN 978-3-552-06157-6, 190 S, €14,90.


Johnny Cash - Best of American Recordings Mit den American Recordings stieg Johnny Cash wie der Phoenix aus der Asche [#45]: Entscheided war der Umstand, dass sowohl die entkernte, von jedem Störfeuer befreite Produktion, wie auch die kluge Auswahl an Songs ein solides Fundament zu legen imstande war, um Johnny Cash einer jüngeren, urbaneren Hörerschaft zu empfehlen. Das Little Black Songbook enthält rund 80 von den 140 Songs, fast vollständig "The Man Comes Around". Das posthum veröffentlichte "Unearthed" ist mit 33 Titeln vertreten (inkl. 11 aus "My Mother's Hymn Book"). Darunter Cash's Mörderballade "Delia's Gone" und "Give My Love to Rose", Nick Lowe's "The Beast In Me", Neil Diamond's "Solitary Man", U2's "One", Nick Cave's "The Mercy Seat", Nine Inch Nails' "Hurt", aber auch weniger gelungene und manchmal peinliche Stücke. Insgesamt ein schönes Buch mit Texten und Akkorden, das sich bequem in die Tasche stecken lässt. Nur das Vorwort mit den Klischees und Halbwahrheiten ist überflüssig.
The Little Black Songbook - Johnny Cash - Best of American Recordings. Bosworth BOE7530, 2011, ISBN 978-3-86543-597-2, 159 S, €14,95.


Birkenstock, Celtic Harp & Song Vol. 1 Die in Solingen geborene Nadia Birkenstock wurde einst durch das schottische Duo Sileas zur Harfe geführt. Seitdem ist sie mit einem Soloprogramm für keltische Harfe und Gesang erfolgreich unterwegs. Nadias Sammlung erster Teil enthält Stücke ihrer Alben "Emerald Isles" [#22] bis "Strange New Land" [#38]: 6 Instrumentals, darunter 2 eigene, aber auch die alte irische Weise "The Coulin" (s. #45), Carolans "Farewell to Music" und als Tanzstück der Slide "Merrily Kiss the Quaker's Wife". Unter den 7 Liedern finden sich neben 3 eigenen das walisische "All Through the Night" und die englischen "The Water Is Wide" und "The Cuckoo". Nadias Musik ist verträumt und romantisch. Etwas fortgeschrittene Harfenisten sollten schnell in die Arrangements hineinfinden; zusätzliche Akkordsymbole helfen dem Anfänger.
Nadia Birkenstock, Celtic Harp & Song Vol. 1. 2010, 55 S, €25,- (www.nadiabirkenstock.com).


Dost, Weltmusik für Chor Ein deutscher Chor wird nie in der Lage sein, ein Stück aus Lateinamerika authentischer zu singen, als ein dort heimischer Chor. Das soll er auch nicht. Dafür kann er das Stück mit seiner eigenen kulturellen Prägung bereichern und in einen neuen Zusammenhang stellen. Somit kann etwas Neues und Spannendes entstehen. In diesem Sinne hat Chorleiter Rainer Dost 8 Stücke aus aller Welt für gemischte Chöre arrangiert. Beginnend mit dem finnischen Runolied "Armo" von Suden Aika [#33], des weiteren Pippo Pollinas "Elegia al Caduti", ein Tanzlied aus Quebec, das gälische "Sabhal Iain 'ic Uisdean" (vgl. [#37]), sowie eine Sevdalinka aus Bosnien und Musik aus Argentinien, der Ukraine und Südafrika. Zu jedem Stück gibt es eine Kurz-Info, den Originaltext, eine Übersetzung, eine Aussprachehilfe, einen vierstimmigen Satz jeweils als Partitur und als Einzelstimmen, und zum Schluss sinnvolle Rhythmus-Vorübungen. Aussprachehilfe, Gesamtaufnahme und Registerstimmen finden sich auch auf der CD. Wie sagt man: ein Werk, hinter dem viel Liebe steckt.
Rainer Dost, Weltmusik für Chor. Bosse Verlag BE 468, 2011, ISMN 979-0-2011-0468-3, 100 S, €17,95 (inkl. CD).


Langstroff: Modern & Traditional - Folksongs für Ukulele-Solo Aus dem Hause Eres stammt die Ukulele-Schule von Frank Baier und Jens-Peter Müller. Für diese Zielgruppe hat Robert Langstroff eine mittelschwere Liedsammlung mit Tabulaturen und Noten zusammengestellt, um die Grenzen jenseits schnöder Begleitung auszuloten. 23 Titel, davon 15 Kompositionen von Langstroff plus 8 Traditionals wie Ewan MacColls "Dirty Old Town" und der Calypso "Wreck of the John B". Eine umgedrehte Gewichtung wäre schöner gewesen, so sieht es ein bißchen zu sehr nach Selbstverwirklichung aus, sind die Melodien auch noch so formvollendet. Die beiligende CD enthält alle Titel sowohl als Gesamteinspielung (Sopran-Ukulele in gcea-Stimmung plus Gitarre) und als Playback (Gitarre).
Robert Langstroff, Modern & Traditional - Folksongs für Ukulele-Solo. Eres Edition 2979, 2011, ISMN 979-0-2024-2979-2, 37 S, €16,80 (inkl. CD).


Gundl Holaubek-Lawatsch - Meine liebsten Lieder und Jodler Lieder soll man in kleinen Portionen austeilen, sie sollen da und dort wie Blätter landen - daher nennen wir sie Liederblätter... Mindestens einmal im Jahr erscheint ein solches Liederblatt. Diesmal ein kleiner Einblick ins umfangreich Lied- und Jodler-Repertoire der Gunhild Holaubek-Lawatsch (*1919), die von 1947 bis 1982 zum Gedeihen des Steirischen Volksliedwerkes beigetragen hat. 28 Volkslieder, Jodler, Draufgsangl, Kindersprücherl, Fensterllieder und Draufgåben aus dem Alpenraum mit Kommentaren. "Weißt du, wie viel Sternlein stehen" kennt wohl jeder, "Es wollt ein Jägerlein jagen" immerhin noch die Experten, und "Wo i geh und steh" (Erzherzog Johann-Lied) ist bekannt als Version mit dem Kunstjodler.
Gundl Holaubek-Lawatsch - Meine liebsten Lieder und Jodler. Steirisches Volksliedwerk, meine Lieder - deine Lieder, 10. Jg./Bl. 1/2010, 28 S, €2,-.


Preßl, Musikstückln Hannes Preßl hat Hunderte Notenblätter vom Dachboden des Kammerhofmuseums Bad Aussee gesichtet; eine Auswahl der meist von Zitherspielern aufgezeichneten Noten wurde Mitte der 80er Jahre veröffentlicht. Nachdem die erste Auflage schon lange vergriffen ist, wurden die 28 Weisen aus dem steirischen Salzkammergut überarbeitet und neu aufgelegt. Die Volksmusik des Salzkammergutes besteht aus den typischen Steirern, Landlern und Jodlern, es findet sich aber auch Älteres wie ein Menuett und eine Gavotte und Jüngeres wie der bekannte "Bräustüblwalzer" und der Volkstanz vom "Hiatamadl". Die Musikstückln sind zweistimmig gesetzt und mit Akkorden versehen. Insgesamt mehr Schätze als sich am Grunde des Toplitzsees je finden werden.
Hannes Preßl, Musikstückln aus dem Steirischen Salzkammergut für Saiteninstrumente. Steirisches Volksliedwerk, 2011, ISBN 3-902516-23-2, 56 S, €12,-.

Dietmar: Hans Theessink - Big Bill´s Guitar

Hoscher Dietmar, Hans Theessink - Big Bill´s Guitar. echomedia, 2011, ISBN 978 - 3-902672-38-4, 175S, €24,90
Hooked on blues
And Big Bill is to blame
Since that night, his music moved me
My life ain't been the same

Musikjournalist Dietmar Hoscher, der auch der künstlerische Leiter des Vienna Blues Spring ist, wirft in seiner Sammlung Hans Theessink – Big Bill’s Guitar Schlaglichter auf die musikalische Karriere des Niederländers und Wahlwieners. Er hat dabei die Interviewform beibelassen und nicht in schnöde Prosa gegossen. Ein Rohdiamant, kein geschliffener Edelstein - was möglicherweise im Gegensatz zu dem polierten und technisch sauberen Blues des Hans Theessink steht.

Mir war bislang nicht bewusst, dass Hans Mitte der 80er Jahre zusammen mit Andy Irvine[44] die Gruppe Mosaic gründete. Einen Sommer lang spielen sie zusammen mit der ungarischen Sängerin Márta Sebestyén,[42] der dänischen Bassistin Lisa Ladefoged, dem irischen Bouzoukispieler Dónal Lunny[37] und dem irischen Piper Declan Masterson keltische, skandinavische, Balkan- und Bluesmusik. Das Projekt Mosaic sollte erst 2002 von Andy Irvine wiederbelebt werden; dann ohne den Hans.[30]

Hans: Ich muss zugeben, dass die Balkanmusik mit ihren schrägen Tonarten - obwohl ich sie gern höre - nicht meine Stärke ist.

Ein interessantes Foto zeigt Mosaic im 100 Club, London, im Jahre 1985. Es gibt noch mehr schöne Bilder aus 50 Jahren Theessinkscher Musikgeschichte: Fotos von Peter Ratzenbeck und Michael Langer, mit dem Hans das Gitarrenprojekt RTL 3 gebildet hat,[43] Allan Taylor,[42] Gerry Lockran,[27] Townes Van Zandt,[26] und vieles mehr.

Nicht zu vergessen der Auftritt mit Arlo Guthrie[43] und vielen anderen Künstlern auf dem Tønder-Festival 2002; Grund war das gerade erschiene Tribute-Album für den verstorbenen Banjoman Derroll Adams.[13]

Ich betrachte ihn irgendwie als Bindeglied zu Woody Guthrie. Er war ein wunderbarer Musiker, schrieb tolle Lieder und hat absolut entspannt gespielt. Das "Kommerzielle" war für ihn kein Thema, er hat zwar gern seine Gage bekommen, ist aber dem Mammon nicht nachgelaufen. Derroll lebte immer in relativ ärmlichen Verhältnissen. Allerdings hat er gesoffen wie ein Loch.

Zum Schluss fragt Dietmar Hoscher: Wofür steht die Marke "Hans Theessink" generell? Und Hans Theessink antwortet: Geschichten erzählen und handgemachte Blues- und Rootsmusik. Immer von guter technischer Qualität und mit Emotion.

[Walkin' T:-)M]


Phil Berthoud (geboren in Simbabwe und aufgewachsen in England) besitzt selbst schon eine gewisse Internationalität. Vielleicht kam er dadurch auf die Idee für dieses Buch. Der Titel Around the World in 80 Tunes ist gut gewählt und macht neugierig. Und tatsächlich ist der Horizont weiter als z. B. in „Das große Fiddlebuch“ von Michael Thaut aus dem Jahre 1981 (in meiner Ausgabe noch mit Schallplatte), das sich im wesentlichen auf Europa, die USA und Kanada beschränkt.

Berthoud, Around the World in 80 Tunes Vol. 1

Philip John Berthoud, Around the World in 80 Tunes Volume 1 - A Folk Fiddle Method. Spartan Press SP908, 2010, ISBN 979-0-57999-908-9, 64S, £19.99 (inkl. CD).

Die Bücher sind englisch (etwas bessere Englischkenntnisse sollte man schon mitbringen) und mit interessanten historischen Foto-Aufnahmen ausgestattet. Sie beginnen ganz am Anfang mit der Erklärung des Instrumentes, und die beigefügten CDs (die zusätzlich zu den eigentlichen 80 Tunes auch noch die meisten der Übungen enthalten, so dass in der Summe auf den CDs 66 bzw. 70 Tracks zusammen kommen) mit etwas ermüdenden Aufnahmen der Bogenstrich-Übungen.

Zu Beginn werden alle und bis zum Schluss des zweiten Bandes mindestens die unklaren Bogenstriche angegeben. Bei der irischen Melodie „The Maid Behind The Bar“ am Anfang des zweiten Teils z. B. ist ein interessantes und für irische Musik nicht untypisches Bogen-Pattern vorgegeben. Allerdings sollte man es als Möglichkeit und nicht als Muss verstehen.

Ungerade Takte (7/8, 9/8 oder 11/16), wie sie z. B. in Griechenland und Bulgarien gang und gäbe sind, werden gut eingeführt mit Vorübungen zum Zählen und dem Spielen auf leeren Saiten. Hierbei sind die Angaben zum Bogenstrich besonders hilfreich. Positiv ist auch das Kapitel „Trouble Shooting“ ziemlich zu Anfang des Buches („Woran kann es liegen, wenn der Ton kratzig oder quietschig klingt?“). Allerdings kann ein anwesender Lehrer doch schneller Fehler oder sich einschleichende falsche Gewohnheiten erkennen.

Überhaupt fragt man sich, wie es kommt, dass ein Autodidakt andere lehrt. Der Geigenton auf den Übungs-CDs klingt manchmal nicht so, wie man es von klassisch ausgebildeten Geigern gewohnt ist (damit meine ich nicht den Verzicht auf Vibrato und die Verwendung der leeren Saite). Aber auch die folkloristische Seite kommt in meinen Augen zu kurz. Es gibt wenig bis gar keine Hinweise auf landestypische Verzierungen (z. B. Rolls bei dem irischen Stück „Tripping Up The Stairs“). Das ist so, als wenn man eine Fremsprache lernt und Worte und Satzbau korrekt verwendet, aber die Aussprache nicht beherrscht. Andere werden es nicht erkennen.

Die „Hora Mare“ (Nr. 31 auf der CD zum zweiten Buch) klingt nicht wie eine Hora, bei der die Melodiestimme sich rhythmisch sehr frei über dem strikten Rhythmus „lang-kurz“ (jeweils auf die Zählzeit 1 und 3) der Begleitinstrumente bewegt (auf der Aufnahme spielt die Gitarre statt dessen eine Umtata-Walzerbegleitung). Auch zur „Tarantella“ (Nr. 29 und 30) kann man fast Walzer tanzen. Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, dass Stücke in einem langsameren Tempo eingeführt werden, aber dann müsste irgendwo zumindest ein Hinweis stehen oder besser noch eine zweite Aufnahme folgen, was das Ziel ist. Man sollte den Schüler jedoch nicht im Glauben lassen, er könnte jetzt Tarantella spielen.

Berthoud, Around the World in 80 Tunes Vol. 2

Philip John Berthoud, Around the World in 80 Tunes Volume 2 - A Folk Fiddle Method. Spartan Press SP909, 2010, ISBN 979-0-57999-909-6, 59S, £19.99 (inkl. CD).

Man fragt sich, ob der Autor jemals in einigen der Länder gewesen ist, oder wenigstens gute Aufnahmen als Quelle hatte. Auch auf seiner Internet-Seite finden sich keine Hinweise auf ausgedehnte Forschungsreisen oder intensives Quellenstudium (dafür umso mehr Hinweise auf Lehrtätigkeiten und Bücherschreiben). Auch die Melodien z. B. für die zweite „Tarantella“ oder die „Korobochka“ (Nr. 32 auf der ersten CD) ähneln Melodien, die in der Szene unter ähnlichen Namen bekannt sind, sich aber doch von diesen unterscheiden. Das ist an und für sich nicht ungewöhnlich, gibt es doch Melodien für die Tarantella wie Sand am Meer, und jeder kann seine eigene schreiben. Für das gemeinsame Musizieren ist dies allerdings nicht förderlich, und so wäre es schön, hierüber näheres zu wissen.

Zu der Herkunft der Melodien fehlen jedoch jedwede Quellenangaben (z. B. „aus der und der Sammlung“, „von der und der Aufnahmen“ oder „von der und der Person gelernt“). Na gut, das hat das oben von mir erwähnte Fiddlebuch auch nicht gehabt. Und vielleicht ist es auch nicht so wichtig, denn wenn sich die Tunes erst durchgesetzt haben, fragt keiner mehr nach Authentizität. Wer will schon wissen, ob das Rezept für das Wiener Schnitzel wirklich aus Wien stammt, solange es gut schmeckt?

Die Frage ist also letztlich, was man von den Büchern erwartet. Will man für sich allein ein paar nette Melodien spielen? Dann wird man mit den Büchern vielleicht glücklich. Will man sich einen Überblick über die Musik verschiedener Länder verschaffen? Wenn einem z. B. die irischen Stücke gefallen, könnte man sich einer irischen Session anschließen. Einige der Melodien aus Russland und dem Balkan eignen sich zum Tanzen, und man könnte sie daher auch in der internationalen Tanzszene spielen. Entsprechende Hinweise fehlen jedoch. Die meisten Stücke aber sind zu exotisch, so dass man schwer Mitspieler finden wird. Oder dienen die Bücher dazu, musikalische Traditionen und Spieltechnik der verschiedensten Länder zu vermitteln? Dazu fehlen Hintergrundinformationen. So bleibt es bei einer guten Idee …

[Christian Zastrow]


Photo Credits: (1) Hans Theessink @ Afrika-Tage Wien 2009 (by Walkin' T:-)M); (2ff) Book Covers (from website/author/publisher).


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