FolkWorld Ausgabe 40 11/2009

FolkWorld CD Kritiken

Paul Anderson "home+beauty"
Label:
Greentrax; CDTRAX 340; 2009
Siehe auch die englischsprachige
Rezension in dieser FW-Ausgabe
Paul Anderson ist ein virtuoser Fiddler aus dem schottischen Nordosten (Tarland nahe dem Cairngorm National Park, Aberdeenshire), "home+beauty" eine Zusammenstellung seiner Lieblingsstücke. Paul kann seinen Geigenstil bis auf den berühmten Niel Gow zurückverfolgen: sein Geigenlehrer war Douglas Lawrence, ein Schüler von Hector MacAndrew, welcher wiederum von seinem Großvater geschult wurde, der vom letzten Schüler Gows, James Mackintosh, unterrichtet worden war. Nun gut, was heisst das jetzt konkret in diesem Fall? Der eh schon sehr klassisch klingende schottische Fiddlestil klingt noch klassischer. Das passt natürlich mit Mendelssohns "Fingal's Cave" wie die Faust aufs Auge. Aber es ist die Tanzmusik, die Märsche und Weisen, die den Großteil von "home+beauty" ausmachen und Pauls Fingerfertigkeit demonstrieren. Traditionelle und originale Musik ist inspiriert durch seine schottische Heimat Tarland, daher auch der Titel des Albums. Paul ist aber nicht schüchtern und schon gar nicht puristisch. Er hat ja sowohl in der Banchory Strathspey and Reel Society als auch mit der Folkrockband Rock Salt and Nails (FW#11) gespielt, und mitten in der CD folgt eine kleine Überraschung: nach einem elegischen Fiddle-Intro rocken Pallas aus Aberdeen los. Lupenreinster Progrock aus den Achtzigern. (Pallas wurden 1974 gegründet und nannten sich anfangs Rainbow. Als Ritchie Blackmore so seine eigene Band nannte, erfolgte eine Umbenennung. Pallas ist nie aus dem Schatten der erfolgreicheren Marillion herausgetreten und außerhalb Schottlands wahrscheinlich nahezu unbekannt.) "Ghost Dancers" fällt völlig aus dem Rahmen. Nicht ganz so Pauls Version vom "Orange Blossom Special" und die Begleitung zu den zwei Liedern des verstorbenen Jim Reid (das traditionelle "By the Mountain Stream" und der Pub-Song "The Black Velvet Band" -> #40). Paul Anderson ist natürlich auch sonst nicht alleine, sondern wird unterstützt von einer Reihe von Sessionmusikern, der Bekannteste dürfte der Gitarrist Tony McManus sein (#38).
www.tarlandfiddler.info
Walkin' T:-)M


Cumulo Nimbus "Totensonntag"
Label:
Black Bards; BBE 0024 CN; 2009
Ingrimm "Todgeweiht"
Label: Black Bards; BBE 0017 IG; 2008
Mittelalter-Rock/Metal erfreut sich ja dank Bands wie Schandmaul (FW#39) immer größerer Beliebtheit: Stromgitarren, Bass und Schlagzeug verbinden sich mit mittelalterlich anmutenden Melodien und Texten und entsprechender Instrumentierung. Auch abseits ausgetretener Pfade gibt es noch Entdeckungen zu machen. Da braut sich z.B. was zusammen, eine musikalische Gewitterwolke namens Cumulo Nimbus. Die seit dem Jahre 2000 existierende Formation aus dem bayrischen Landsberg am Lech spielt nach eigenem Empfinden Renaissance-Metal, aber das sollte man nicht so ernst nehmen. Auf ihrem dritten Album "Totensonntag" erzählt das Sextett hauptsächlich vom Tod, ohne dass man es gleich ein Konzeptalbum nennen könnte: Ein Wolkenbruch und eine Kirchenorgel (Johann Sebastian Bachs BWV 1001) leitet ein in das rockige "Carpe Noctem", gefolgt von "Knochenmann" aus der Sicht einer Reliquie: Ihr habt mich heilig gesprochen, doch mein Heiligenschein ist nur Schein. Aus zusammengewürfelten Knochen bin ich euer Patron. Meine Hände sind die eines Diebs, mein Becken es mit Huren trieb ... Die Texte sind eher neo-gotisch denn in der Renaissance verwurzelt. "Erbarmen" beschreibt geradezu die Mischung aus druckvollem Gesang, zuckenden Gitarren-Riffs (sowie Flöten- und Geigenparts): Die Blitze zucken helle, der Sturm fährt durch das welke Laub. Er drückt die Halme nieder, der Wind pfeift schrille Lieder. Wie die namensgebende Cumulonimbus ist die Musik mehrschichtig - bis hin zum Jethro-Tull-mäßigen Stück "Flüssig Gold". Bewegen sich Cumulo Nimbus eher auf den Spuren von Subway to Sally (#27), lassen sich Ingrimm am besten mit In Extremo (#39) vergleichen. Zu den Metal-Instrumenten gesellen sich hier Dudelsack und Drehleier. Im Zentrum steht jedoch der - gelinde gesagt - recht eigenwillige Gesang von Frontmann Stephan Zandt. Album Nummer zwei beschäftigt sich ganz aktuell mit Themen wie Kindesmissbrauch, zeitlos mit sündig Fleisch und Kreuzzügen - seid gefolgt dem Ruf aus Rom, ein Narr rief vom Narrenthron. In den Texten wird ein Stück heile Welt zerstört. Dazu passt das Albumcover, das einen Ausschnitt aus Hieronymus Boschs Triptychen "Der Garten der Lüste" ziert: im rechten Innenflügel ist die Hölle abgebildet; der Titel "Musikalische Hölle" rührt daher, dass eine Reihe von Musikinstrumenten als Folterwerkzeuge eingesetzt werden. Jemand ist in die Saiten einer Harfe eingespannt, ein anderer wird von einer Bombarde niedergedrückt, ein weiterer von einer Laute. Sollte uns das etwas sagen?
www.cumulo-nimbus.de, www.ingrimm.com
Walkin' T:-)M


Lauren MacColl "Strewn with Ribbons"
Label: Own Label; MBR2CD; Playing time: 51 min
Siehe auch die englischsprachige
Rezension in dieser FW-Ausgabe
Lauren MacColls (FW#33) zweites Album untermauert ihren Anspruch, eine der besten, jüngeren Fiddlerinnen Schottlands zu sein. Zwischen fünf brandneuen Tunes aus eigener Feder befindet sich auf "Strewn with Ribbons" ausschließlich Material, dass von vier Gentlemen um 1800 in den östlichen Highlands gesammelt wurde und erst kürzlich unter dem Titel "Highland Collections" veröffentlicht worden ist. Es gibt also noch genug alte Melodien zu entdecken. Und während sich die Gegend rapide verändert hat - die Bänder (ribbons), die laut einer Prophezeiung aus dem 16. Jahrhundert überall auf den Hügel von Ross verstreut (strewn) sein sollen, sind die Masten an den Straßen, meint Lauren ironisch -, sind die Melodien zweihundert Jahre später immer noch dieselben. Genauso solide, genauso anrührend. "Strewn with Ribbons" enthält viele ruhige Momente; Lauren ist eine Könnerin was Slow Airs angeht. Wenn es bei Jigs, Reels und Strathspeys etwas dynamischer wird, entfaltet sich ein eher archaisch klingendes Album. Das ausgezeichnete Spiel und die erlesenen Arrangements wären nicht denkbar ohne ihr MacCollective Trio (Gitarrist Barry Reid und Pianistin Mhairi Hall) sowie Gastbeiträgen von Cellistin Su-a Lee, Donald Shaw (Akkordeon -> #36) und Chris Stout (Viola -> #34).
www.laurenmaccoll.co.uk
Walkin' T:-)M


Joe Moe "Mainland"
Label: Puluphonic Records; 2008
Joe Moe wuchs als Hawaianer auf seiner tropischen Insel auf und scheint genau das zu repräsentieren, was Hollywood unter einem echten Insulaner versteht. Als Allround Entertainer hat er nun auch sein Debütalbum „Mainland“ veröffentlicht. Bei den Aufnahmen wurde er von einer ganzen Reihe von Studio- und Gastmusikern an Gitarren, Bass, Keyboards, Holzblasinstrumenten, Perkussion, Akkordeon und natürlich der unvermeidlichen Ukulele und Sängern begleitet.
Bereits beim ersten Song lernen wir die gut ausgebildete Tenorstimme von Moe kennen, mit der er Brian Woodburys „Aria (the birds don’t owe)“ interpretiert. Glen Bergers warme Flötenklänge, Danny Moynahans Ukulele und Nick Ariondo am Akkordeon machen diese sanfte Ballade zu einem der Höhepunkte des Albums. Mit Joni Mitchells großartigem Song „Car on a Hill“ folgt gleich ein weiterer Höhepunkt, obwohl mir die Originalfassung um Klassen besser gefällt. Dann klingt das Ganze mit Songs von Elma Mayer, Van Dyke Parks oder Maggie Roche immer mehr nach Filmmusik für einen kitschigen Hollywood Film. Der hawaianische Songwriter Jerry Santos schrieb die stille Ballade „Ku’u home o kahalu’u“ bei der Moes schöner Gesang von Ukulele und Gitarre begleitet wird.
Neben den gecoverten Songs singt Moe gemeinsam mit Kontertenor Dylan Hostetter auch Keyboarder Michael Websters arienartige Vertonung eines Textes des französischen Lyrikers Arthur Rimbaud, „Dark and wrinkled“. Moe, Webster und Bassist Marc Doten schrieben das rockige „Mosque of Bones“, das mit markigen Gitarrenriffs und kräftigem Rockgesang hervorsticht.
Joe Moes Debütalbum hat sicherlich Momente bei denen ich aufgehorcht habe, aber die meisten Songs plätschern dahin wie die hawaianische See in einer windstillen Bucht. Mir fehlen da die echten Aufhorcher.
www.gojoemoe.com
Adolf 'gorhand' Goriup


John Vaughan "Rhapsody from Sixth Avenue"
Label: Bluebird Café Berlin Records; 2008
Der amerikanische Singer/Songwriter John Vaughan lebt schon seit Jahren in Berlin und hat dort auch mit einer Reihe hervorragender Studiomusiker sein neues Album „Rhapsody from Sixth Avenue“ aufgenommen. Die 23 Songs und instrumentalen Stücke gehen direkt ins Ohr und stammen alle von Vaughan, teilweise in Koproduktion mit Produzenten Ramesh B. Weeratunga und Keyboarder Ingo Bischof komponiert.
Vaughan kam mit dem Musical Jesus Christ Superstar nach Berlin und seine Musik spiegelt auch die glitzernde Welt des Musicals und einer Revue Show wider. Seine Lieder sind perfekt komponiert, arrangiert und eingespielt, Hollywood in Berlin. Schmetternde Bläsereinsätze platzen in gefällige Rhythmen und begleiten den Sänger bei seinen sanften Popballaden. Dramatisches Pianospiel umspielt romantische Weisen, gedämpfter Horn- und Trompetenklang ertönt in jazziger Manier und der exotische Klang der Tablas verzaubert mystische Gesänge. Die Musik ist ausgesprochen episch und klingt ein wenig wie der Soundtrack zu einer Hollywood Romanze. Candlelight Musik wechselt ab mit rhythmischen Reggae und herzzerreißenden Balladen. Mir gefallen die jazzigen Stücke am besten wie zum Beispiel mein absoluter Favorit „In the End“, bei dem Vaughan ein Duett mit Simone Reifegerste singt und Mathias Lauschus seine Hörner und die Trompete erklingen lässt. Auch der Titelsong bietet coolen Jazzsound, diesmal mit Skip Reinhart an der Trompete, Ingo Bischof am E-Piano und Vaughan mit eindrücklichem Sprechgesang.
Vaughan ist ein Songwriter im Sinne von großen Hollywoodproduktionen. Hier wird das instrumentale Repertoire voll ausgenutzt und die Musik klingt nach den alten Tanzhallen, in denen man noch mit Frack und Abendkleid tanzte. Mir persönlich fehlen bei Filmmusik immer die dazugehörenden Filmszenen, die gewisse Lücken schließen.
www.john-vaughan.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Dennis Kolen "Hard Road / Muddy Track"
Label: Wyatt Records; 2008
Der holländische Singer/Songwriter Dennis Kolen startete seine Karriere mit der Popgruppe Wyatt im Jahre 2001. Bereits nach fünf Jahren löste sich die Band auf und Kolen startete seine erfolgreiche Solokarriere. Mit „Hard Road / Muddy Track” hat er bereits sein drittes Album veröffentlicht. Aufgenommen hat Kolen (Gesang, Gitarre, Dobro, Harmonika) die 14 neuen Songs gemeinsam mit Wietse Zeedijk (Bass, Gesang), Ferry Lagendijk (Keyboards, Gesang), Wies (Gesang), Rob van Duuren (Pedal Steel Guitar) und Peter Doppen (Drums) Live in vier Tagen in einem Rotterdamer Studio.
Die CD beginnt mit dem wunderschönen „Sad brittle Movie Queen“, das mit Kolens melodiösem Gesang und Gitarrenspiel sowie mit mitreißendem Rhythmus brilliert. Es folgen melancholische Balladen wie „Don’t be denied“, romantisch bluesige Songs wie „Scotland Road“ und rührige Country Songs wie „That Train is gone“. Die Lieder sprechen von Liebe, verpassten Chancen oder Trennung und die Musik ist typischer Americana Sound mit Gitarren, Pedal Steel, Keyboards und perfektem Rhythmus. Bei der gefühlvollen Ballade „Elementary“ beschränkt sich Kolen darauf seinen näselnden Gesang auf der Gitarre zu begleiten während „God of the Mountain“ ein mitreißender Bluesrock mit voller Besetzung ist. Jan van Bijnen begleitet Kolen bei „Stand inside Love“ auf Dobro und Mandoline und „The Beach Song“ beschließt das Album mit einem ruhigen von der Gitarre begleiteten Song.
Mit seinem neuen Album hat Kolen sicherlich wieder einen ähnlichen Erfolg wie bei seinen beiden ersten Soloalben. Die Songs sind abwechslungsreich und die musikalische Begleitung wie auch die Gesänge erstklassig.
www.myspace.com/denniskolen
Adolf 'gorhand' Goriup


Slowman "The Best of"
Label: Slow Records; 2008
Der in Stockholm lebende Singer/Songwriter Svante Törngren hat unter seinem Synonym Slowman eine Kollektion seiner 15 besten Songs herausgebracht. Begleitet wurde der hervorragende Gitarrist und Harmonikaspieler bei den Aufnahmen von Michael Bergman (Gesang, Gitarre, Harmonika), Katarina Byman Seger (Gesang), Lars Lundell (Keyboards), Henrik Nordgren (Gesang, Bass) und Stefan Rosen (Drums, Perkussion, Gesang).
Er beginnt das Album mit dem wunderschön bluesigen Rocksong „Taking the long Way home“. Der Slowman, der sich mit dem akustischen Titelsong, einem Blues, vorstellt, hat eine tolle Stimme und gemeinsam mit seiner Band erzeugt er einen mitreißenden Sound. Mit großartigem Gitarrenspiel besticht der hämmernde Bluesrock „Don’t count me out“, „Take it down“ bietet souligen Groove und Chorgesang und „You can’t treat me this Way“ beeindruckt mit perfektem Zusammenspiel von Gesang und Gitarre. Markige Gitarrenriffs und virtuoses Harmonikaspiel gibt es bei „Rock’n'Roll Victim“ zu hören und bei „Long lost Friends“, einer Mischung aus Rock’n'Roll und Country, gastieren Musikerfreunde an Banjo, Violine, Waschbrett und Akkordeon.
Doch neben den rhythmisch-rockigen Songs gibt es auch eine Reihe von melodiösen Balladen wie „All tied down“, das am Piano begleitet wird, oder den melancholischen Gospelblues „If I ever“, bei dem der von Seger arrangierte Chorgesang einer der Höhepunkte ist; ebenso wie das Streicherarrangement von Johan Alin und das Duett von Slowman und Seger bei „Lovers in the Rain“.
Das Album ist eine abwechslungsreiche und wunderschöne Sammlung von bluesigen Songs, aufgenommen von erstklassigen Musikern und Sängern. Leider ist die Webseite nur in Schwedisch, aber Hörproben gibt’s allemal.
www.slowman.se
Adolf 'gorhand' Goriup


The Service Industry "Keep the babies warm"
Label: Sauspop Media; 2008
Vor vier Jahren trafen sich ein paar Musiker aus Austin, Texas, und Lawrence, Kansas, um ein Leben im industriellen Alltagstrott gegen das einer rebellischen Pop Band einzutauschen. Die Band besteht aus Sänger Mike McCoy, Hunter Darby (Gesang, Bass, Keyboards), Andy Thomas (Gesang, Gitarre), Robbie Araiza (Gitarre), Travis Garaffa (Gesang, Drums, Perkussion) und Julie Lowery (Gesang, Perkussion). Ihr drittes Album mit elf neuen Songs, „keep the babies warm”, haben die fünf Jungs und das Mädchen gemeinsam mit drei Gastmusikern an Gitarre, Piano, Orgel, Trompete und Posaune in Austin aufgenommen.
Da wird unsere Gesellschaft ganz schön in die Mangel genommen wie beim rhythmisch melodiösen „Liquid Meat (into a form)“, das mit harmonischem Gesang und schönem Pianospiel von John Ratliff brilliert. Für mich ist das sicherlich einer der Höhepunkte auf dem Album. Es folgen rasante Punkrock Songs wie „Smithville“, punkiger Bluesrock mit Hornarrangement von Kullen Fuchs wie beim Titelsong und hypnotischer Psycho Rock wie bei „My Resignation“. Bei letzterem beeindrucken vor allem die Gesänge von McCoy und Lowery sowie das einfache aber wirkungsvolle Arrangement. McCoy schrieb das melancholische „Tools“, bei „Churchy“ beweisen die Texaner, dass sie auch klassischen Bluesrock spielen können, und mit „Seaworld“ beschließen sie das Album mit guter alter Rockmusik.
Mir hat das Album sehr gut gefallen, die Songs umfassen eine große Bandbreite von Stilen, sind hervorragend eingespielt und bestechen mit großartigen Gesängen. Fans von Linking Park werden ebenso gefallen dran finden wie Liebhaber von Americana Rock.
www.theserviceindustry.net
Adolf 'gorhand' Goriup


Elisir "Elys im Dysterwald"
Label: Eigenverlag; 2009
Elisir ist ein Projekt des aus der Berliner Technoszene stammenden TEC (Atomix Avenue) mit dem aus der Mittelalterszene bekannten Briantanus (Fabula, Cultus Ferox). Die beiden arbeiten schon seit sechs Jahren bei verschiedenen Projekten zusammen, bei denen TEC als Produzent, Remixer und Lichttechniker auftritt. Nun haben sie zusammen ein Konzeptalbum mit 18 Eigenkompositionen aufgenommen.
Die CD beginnt mit dem sphärisch rhythmischen „Insolenta Kapaje“, das eine wunderbare Brücke schlägt zwischen Brians Dudelsackspiel und TECs modernen Soundsamples. Es folgen mystische Klänge wie beim beinahe epischen „Katoje“, schleppende oft orientalische Rhythmen wie bei „Tef Secanto“, aber auch rasante Grooves wie bei „Ras Musol“. Hypnotisch gesprochene Texte verzaubern „Capus Letal“ und der monotone Rhythmus begleitet die einschmeichelnde Melodie. Natürlich ist der Sound sehr oft experimentell und beschränkt sich auf das Verschmelzen von modernen Samples mit stampfenden Rhythmen wie bei „Pontera“. Neben den vom letzten Fabula Album bekannten Stücken „Karavan“ und „Osiris“, beide in perkussiv-orientalischem Rhythmus mit Samples und Dudelsack begleitet, gibt es auch einen Remix des Atomix Avenue Stücks „La douleur de la rose“, das Briantanus bereits mit Fabula auf „Panta Rhei“ vertont hat. Im Gegensatz zu den beiden Erstgenannten unterscheidet sich die Elisir Version dieser Melodie erheblich; Samples ersetzen hier teilweise die Naturinstrumente, nur der Dudelsack erklingt unverfälscht.
Mit „Elys im Dysterwald“ haben die beiden Musiker ein interessantes Album aufgenommen, das neue ungewöhnliche Klänge und mittelalterliche Instrumente zu einem außergewöhnlichen Sound vereint. Obwohl ich die archaische Musik von Fabula bevorzuge, gefällt mir auch dieser musikalische Ansatz sehr gut. Lasst euch in den Dysterwald entführen!
www.elisir.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Ramesh B. Weeratunga "This is"
Label: Bluebird Café Berlin Records; 2008
Ramesh G. Weeratunga wurde 1951 in Colombo auf Sri Lanka geboren und wuchs in einer gut situierten und musikalischen Familie auf. Mit 20 Jahren brach er über die Seidenstrasse nach London auf um westliche Musik zu studieren, blieb aber in Berlin hängen, wo er in den 70er Jahren in der deutschen Jazzrockszene Erfahrungen sammelte. In den 80ern und 90ern wurde seine Musik poppiger und funkiger, bevor er sich nach der Jahrtausendwende wieder mit traditioneller asiatischer Musik, aber auch modernem Electronic Sound befasste.
Sein neues Album „this is“ bietet elf neue Stücke, bei denen Weeratunga die Texte teilweise gemeinsam mit dem Songwriter John Vaughan und die Musik mit Keyboarder Ingo Bischof (Karthago) geschrieben hat, und eine Coverversion. Weeratunga ist ein Multiinstrumentalist und wird von einigen internationalen Musikern und Sängern, die sich alle in dem Melting Pot of Nations Berlin niedergelassen haben, begleitet.
So singt er mit dem Algerier Momo Djender, dem Senegalesen Abdourahmane Diop, der New Yorkerin Jocelyn Smith und der Kalifornierin Shannon Callahan zum poppig afrikanischem Rhythmus von „Peace to the World“, den der aus Teneriffa stammende Schlagzeuger Rollo Rodriguez gemeinsam mit Diop an den Talking Drums erzeugt; dazu kommt der Bambusflötenmeister Hempala Perera aus Sri Lanka. Dieser Song ist sicherlich einer der Höhepunkte. Prabath Rupasingha rappt zum großartigen Reggaerhythmus von „Come Angel“ und Weeratunga, Perera und Ingo Bischof vertonen die in der Originalsprache gesungene indische Ballade „Shah Jehan“. Dann überrascht uns der Musik Designer mit einer rasant orientalischen Version des June Carter Hits „Ring of Fire“. John Vaughan schrieb die Texte zu experimentellen Popsongs wie „A Doorway to Norway“, romantischen Balladen wie „Looking at the World through a Seashell“ oder kritischen Grooves wie “Baggage of Blasphemy (The Bush Era)”.
Das Album ist eine gelungene Mischung aus moderner Elektronic Musik mit poppigen Elementen und mitreißenden traditionellen Rhythmen aus aller Welt. Balladen wechseln sich ab mit Experimentalmusik und rhythmischen Songs. Berlin erweist sich hier als Metropole der Weltmusik.
www.rameshweeratunga.de
Adolf 'gorhand' Goriup


All Day Sucker "The Big Pretend"
Label: Trademark Entertainment; 2008
Die aus Los Angeles stammende Band All Day Sucker hat mit „The Big Pretend“ ihr Debütalbum mit zwölf eigenen Songs veröffentlicht. Morty Coyle (Gesang), Jordan Summers (Keyboards), Jay Gore (Gitarre), Mott Smith (Bass), Noah Shain (Drums, Perkussion) und Jordan Zevon (Chorgesang) wurden dabei von Gastmusikern an Gitarren, Saxophon, Posaune, Trompete und Bouzouki begleitet.
Der Titelsong eröffnet den musikalischen Reigen mit rhythmischem Latino Sound von Mariachi Los Toros. Dieser für einen Hollywood Film wie geschaffene Song wird am Ende als Soft Version noch einmal gespielt. Es folgen kommerzieller Hardrock wie bei „Life in the passing Lane“, melodiöser Poprock wie bei „Santa Ana“, poppige Rockballaden wie „Strange Orbits“, aber auch folkiger Pop mit Bouzouki, Zigeunergitarre und Saxophon wie bei „Beverly Park“. „The Man“ klingt dann so als ob die Bee Gees einen neuen Song herausgebracht haben.
Das Album ist voll von kommerziell orientierten Mainstream Songs, die aber musikalisch und gesanglich einwandfrei interpretiert wurden. Irgendwie passt die Musik zum Klischee Los Angeles.
www.alldaysucker.net
Adolf 'gorhand' Goriup


Strom & Wasser "Live in Rudolstadt"
Label: Traumton Records; 2008
Seit Jahren macht der Poet, Liedermacher, Bassist und Sänger Heinz Ratz mit seinem Projekt Strom & Wasser in der deutschen Liedermacher Szene Furore. Der letztjährige Auftritt in Rudolstadt wurde auf lediglich zwei Stereospuren mitgeschnitten und veröffentlicht. Begleitet wurde Ratz dabei von Arne Assmann (Saxophon, Querflöte), Enno Dugnus (Klavier, Keyboards) und Maria Schneider (Perkussion, Xylophon).
Ratz hat mit seinen bissigen und treffsicheren Texten 2007 den Förderpreis der Liederbestenliste gewonnen und nicht nur Konstantin Wecker schwärmt von seiner kraftvollen aussagekräftigen Poesie. Dazu kommt ein musikalisches Feuerwerk von Blues und Jazz über Tango, Rap und Reggae bis hin zu Punk und volkstümlichen Rhythmen. Zwölf seiner Lieder und zehn kabarettistische Ansagen gibt es zu hören. Dabei faszinieren neben den Texten aber auch das virtuose Spiel der Musiker und der Gesang von Ratz. Assmann brilliert bei „Sie handelt mit Träumen“ mit großartigem Flötenspiel, und beim „Lied von der schlafenden Armut“ mit tollen Saxophoneinlagen. Ratz rappt bei „Das Märchen von Mr. Calamachi“ zu seinem tollen Bassspiel und setzt rhetorische Pointen, die sowohl zum Lachen wie auch zum Nachdenken anregen. Dugnus spielt virtuos klassische Schlagerbegleitung am Klavier zu „Die singende Makrele“ oder zum „CDU-Tango“. Und last but not least wäre der groovige Sound nicht möglich ohne die mitreißenden Rhythmen von Schneider.
Strom & Wasser beweisen, dass es für ein gelungenes Live Album nicht mehr braucht als ein gutes Ambiente, ein Minimum an Tonspuren und ein paar tolle Musiker mit hörenswerten Liedern. Mir gefällts sehr gut.
www.strom-wasser.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Kent Eastwood "Through the Days"
Label: Lately Records; 2008
Der in Sydney, Australien, lebende Singer/Songwriter Kent Eastwood hat mit „Through the Days” sein Debütalbum mit zehn eigenen Songs veröffentlicht. Eastwood singt und spielt Gitarre, Keyboards und Akkordeon und wurde bei den Aufnahmen von Drummer Mal Page und Bassist James Haselwood begleitet.
Eastwood hat eine sanfte, gut ausgebildete Singstimme und beginnt mit der melancholischen Ballade „Differences“, bei der er Piano und Gitarre spielt. Beim rhythmisch melodiösen Popsong „Someone like You“ wechselt er zur Orgel, während er sich beim rhythmischen Folk „Song for Cindarella“ auf Gitarrenbegleitung beschränkt. Franco Ragatt gastiert bei der bluesigen Ballade „Special Room“ mit einem tollen Gitarrensolo und Bassist Tim Tilley spielt beim rhythmischen Happy Song „Better Place“ den Bass, während Eastwood hier zum Akkordeon greift. Mein absoluter Favorit ist die mitreißende Bluesballade „Victims of Neglect“. Der Song beginnt still und steigert sich dramatisch, dabei wird der gefühlvolle Gesang von Gitarre, Orgel, Bass und Schlagzeug begleitet.
Das Album ist ein bemerkenswertes Debüt für Eastwood. Er ist ein großartiger Sänger und schreibt wunderschöne Balladen, die von Blues, Rock und Popmusik beherrscht werden. Für mich persönlich sind die Songs etwas zu still, nur wenn es bluesig oder folkig wird kommt ein wenig mehr Dampf dahinter; wer aber stille Balladen liebt, sollte da unbedingt mal reinhören.
www.myspace.com/kenteastwood
Adolf 'gorhand' Goriup


Randall Williams "Praying for Land"
Label: Eigenverlag; 2008
Der amerikanische Singer/Songwriter Randall Williams hat in Brüssel ein Studium der klassischen Musik abgeschlossen, bevor er beschloss sich von der vom Publikum distanzierten klassischen Musik abzuwenden und zum volksnahen Folk zu wechseln. „praying for land” ist nun schon das sechste Album des Gitarristen und Sängers und beinhaltet elf neue Songs von Williams und eine Coverversion des vom irischen Songwriter Daithi Rua stammenden Songs “Causeway”. Die Aufnahmen zu dem selbst produzierten Album wurden in Bloomington, Indiana, gemeinsam mit einer Reihe von hervorragenden Gastmusikern und –sängern gemacht.
Die CD beginnt mit dem rhythmischen Titelsong und Gordon Lowrys tollem Fiddlespiel. Laura Cerulli (Drums) und Jack Helsley (Bässe) sorgen für den mitreißenden Groove und Williams und Krista Detor singen die wunderschöne Melodie. Beim stillen Antikriegssong „Lebanon“ gastiert Mitproduzent Dave Weber mit seiner Begleitstimme und Detor singt die zweite Lead-Stimme bei der melancholischen Ballade „I will come for You“, die nur von Williams an der Gitarre begleitet wird. Beim folkigen „Guatemala“ spielt Williams selbst die akustische Lead Gitarre, die sonst Lowry virtuos beisteuert, Slats Klug begeistert mit seinem rhythmischen Keyboardspiel und Anne Hurley mit harmonischer Cellobegleitung. Mein Lieblingssong ist das groovige „Ghost in the Machine“, das mit funkigen drum loops von Zoom 123 aufgepeppt wurde. Dazu gibt es bluesigen Gesang, Fiddle, Wurlitzer und Mundharmonika sowie die erstklassige rhythmische Begleitung. Mit dem stillen „Causeway“ beendet Williams den musikalischen Reigen mit einer weiteren hörenswerten Ballade.
Das Album ist für Freunde von schönem gefühlvollen Gesang und großartiger musikalischer Begleitung sicherlich hörenswert. Ich mag die Musik von Randall Williams sehr.
www.whereisrandall.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Foitnrock "Des Leben is a stoaniger Weg"
Label:
Intraton; 2008
Der bayrische Liedermacher Helmuth Tremmel hat auf seinem vierten Album „Des Leben is a stoaniger Weg“ 14 eigene neue Songs, ein Instrumentalstück und eine Coverversion in Eigenregie aufgenommen. Der unter dem Synonym Foitnrock auftretende Sänger und Multiinstrumentalist hat alle Instrumente selbst gespielt, gesungen und das Album produziert.
Das Repertoire der in bayrischer Mundart gesungenen Lieder reicht von rasantem Rock’n’Roll wie bei „Deutschland“ über den bluesigen Titelsong bis hin zu Rockballaden wie „Dunkle Zeit“. Dazu kommen schmalzige Balladen wie „A Bladl im Wind“, Kuschelsongs wie „Sandmann“ und Liedermacher Sound wie bei „I dank dir“. Meist klingt das Ganze etwas aufgewärmt, ein wenig wie Lieder von Wolfgang Ambros aus den 70ern. Am besten gefallen mir noch die melodiöse Rockballade „Gedanken an di“, „Der Blues is ned für di“ und die Coverversion der Pete Wyoming Bender Ballade „Ich habe diese Frau geliebt“, die Live als Soloauftritt aufgenommen wurde.
Für meinen Geschmack ist die Musik von Foitnrock etwas zu Mainstream, da fehlen die eigenen Ideen, die einen Künstler aus der Masse herausheben. Die musikalische Begleitung ist jedoch tadellos eingespielt und obwohl Foitnrock keine außergewöhnliche Stimme hat, ist auch der Gesang durchaus ansprechend.
www.foitnrock.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Georg Siegl "Beim Stromwirt – Lieder nach Texten von Theodor Kramer"
Label:
Extraplatte; 2008
Zum 50. Todestag von Theodor Kramer vertonte der Wiener Liedermacher Georg Siegl (Gitarre, Gesang) gemeinsam mit Doris Windhager (Gesang) und Adula Ibn Quadr (Geige, Bratsche) 22 Texte des jüdisch-niederösterreichischen Poeten.
Nach einem in bester Wienerliedertradition vorgebrachten Motto singen Siegl und Windhager das Titellied zum langsamen Takt eines Walzers. Ein sanfter Blues begleitet „Nach der Scheidung“ und „Allein“ ist im tollen Rock’n’Roll Rhythmus mit Country Geige interpretiert. Die Texte von Kramer handeln von der Liebe, tiefer und echter wie auch käuflicher, Trennung, Einsamkeit, dem Altern und natürlich wie es sich für einen Niederösterreicher gehört vom Wein. Die musikalische Begleitung ist der Tradition des Wienerliedes entsprechend einfach arrangiert, aber von hervorragender Qualität. Auch gesanglich lassen der Liedermacher Siegl und Windhager, Sängerin der Extremschrammeln, nichts zu wünschen übrig. So besticht „Weißer Wein und roter Wein“ mit perfektem Walzertakt und wunderschönem Zweigesang, „Gekommen ist die Zeit zum Scheiden, Wein“ mit traurigem Bluesgesang und ausgezeichnetem Geigenspiel und „Vom Ribisler“ (Johannisbeerwein) mit originaler Schrammelmusiktradition. Das Zusammenspiel von Gitarre und Geige ist großartig wie beim rhythmischen „Vorm Aufsitzen“ oder bei dem von Windhager gesungenen Emanzenlied „Die Vierzigerin“, bei dem Quadr Siegls perfekte Begleitung mit einfallsreicher Geigenimprovisation aufpeppt. Das gefühlvolle Duett von Siegl und Windhager bei „Die schwarze Kondukteurin“ ist ebenso brillant wie der leidenschaftliche Gesang der beiden bei der Bluesballade „Durch den Nebel“. Zum Abschluss gibt es dann noch den mitreißenden Blues „Von der Schande“ mit hervorragend gespielter Steel Gitarre.
Das Album ist eine bemerkenswerte Sammlung von Wienerliedern, komponiert, arrangiert und interpretiert von drei Musikern, die dieser alten Tradition neues Leben in Form von Blues-, Jazz- und Weltmusikeinflüssen einhauchen. Für Freunde von tiefsinniger Poesie und des traditionellen Wienerliedes ein absolutes Muss.
www.georg-siegl.at
Adolf 'gorhand' Goriup


The Summer Wardrobe "Cajun Prairie Fire"
Label: Sauspop Records; 2008
Die aus Austin, Texas, stammende Band The Summer Wardrobe hat auf ihrem neuen Album „Cajun Prairie Fire“ sieben Eigenkompositionen und eine Coverversion aufgenommen. Jon Sanchez (Gitarren, Gesang, Keyboards, Sitar, Akkordeon), John Leon (Gitarre, Pedal Steel, Gesang), George Duron (Drums, Perkussion, Gesang) und Marty Hobratschk (Bass, Baritongitarre, Gesang) wurden dabei von Claire Hamilton (Gesang), Kullen Fuchs (Trompete, Posaune) und Produzent Mark Addison (Gesang, ARP, Omnichord) als Gastmusiker begleitet.
Die CD beginnt mit einem Knall und dem Psychedelic Rock Song „High in the Mid 90s“; mitreißender Rhythmus und großartiges Gitarrenspiel begleiten den tollen Gesang. Ein wenig erinnern die Jungs manchmal an den frühen David Bowie wie beim Titelsong oder bei „Baby let’s switch graves“. Es folgen bluesige Americana Balladen wie „Ocotillo Sundown“, rhythmische Rocksongs mit Sitar wie „When You died“ oder wunderschöne melancholische Balladen wie „One longtime feeling“, bei dem der gefühlvolle Gesang von Pedal Steel, E-Gitarren und Piano begleitet wird.
Wenn man das Album anhört fühlt man sich um Jahre zurückversetzt. Diese Musik habe ich schon in meiner Jugend gehört; schön, dass es auch heute noch so tolle Rockbands mit eigenen Songs gibt.
www.myspace.com/thesummerwardrobe
Adolf 'gorhand' Goriup


V/A "Obacht! – Musik aus Bayern"
Label: Bayla Records; 2008
Die Münchner Hörfunkjournalistin Ulrike Zöller hat auf dem Sampler „Obacht!“ 26 volkstümliche Lieder und Tänze aus dem bayrisch-österreichischen Kulturgut gesammelt und dokumentiert. Herausgekommen ist dabei eine CD mit der beeindruckenden Spiellänge von über einer Stunde und einem Repertoire, das für Freunde von Volksmusik nichts zu wünschen übrig lässt.
Da gibt es die typischen Blaskapellen wie die von Oskar Sattler, die zum „Hodernlump Zwiefacher“ aufspielt oder die Dellnhauser Musikanten aus dem Hallertau, dem Hopfenanbaugebiet Bayerns, die einen rasanten Tanz zum besten geben. Der Zwiefache ist übrigens ein typischer Tanz mit Rhythmuswechsel von 2/4 zu ¾ Takt aus Ostbayern.
Ein weiteres Brauchtum in Bayern ist das Jodeln, egal ob im schweizer-alemannischen Stil wie beim „Häch oba – Jodler“ der Allgäuer Vierermusik oder im bajuwarisch-österreichischem Stil wie beim „Hollensteiner Jodler“ der Roaner Sängerinnen.
Es folgen volkstümliche Tänze wie die rasante „O-Polka“ der Plammerbergmuse, der melodiöse „Weiss-Blau-Marsch“ der Familienmusik Hoffmann, der mit lustigen Gstanzln garnierte Zwiefache „Wann i mei Pfeiferl zabrocha ho“ der Ruasskuchlmusi, der gemütliche „Ungarischer Polka“ (der Polka ist im Gegensatz zu die Polka eine langsame Variante) oder der langsame „Halbwalzer Partie 1“ von Sepp Eibl und Freunde.
Und schließlich gibt es das volkstümliche Liedgut, das mit scharfer Zunge anklagt wie bei „Der meineidige Bauer“ vom Pongauer Viergesang, sich mit bayrischer Frechheit brüstet wie bei „Ja meine liabn Leitl“ von Kraudn Sepp oder einfach unterhält wie das Couplet „Bist aa dou“ der Familie Raith.
Fritz Mayr spielt die Maultrommel beim „Andantino für Klavier KV 15b“, Martin Kerber interpretiert „Marcia de Bonaparte“ auf der Zither und die Raffelemusik Hüttlinger-Milz stellt uns beim lüpfigen „Sapprdeifi“ das Raffele, eine dreisaitige einfache Form der Zither, vor. Mein Favorit ist der „Seibiser Schottisch“ von Dreyschlag, die mit volkstümlichen und mittelalterlichen Instrumenten traditionelle Tänze aus dem fränkischen und sächsischen Vogtland verarbeiten.
Obwohl bayrische Volksmusik nicht meine Lieblingsmusik ist, gefällt mir die CD zu einem großen Teil sehr gut; vor allem ist sie jedoch informativ und stellt die bayrische Volksmusik in all seinen Nuancen vor. Ulrike Zöller hat hier einen Sampler zusammengestellt, der uns den Freistaat Bayern etwas näher bringt und, egal ob es einem gefällt oder nicht, viele Klischees bestätigt und zu einem Maß Weißbier einlädt, das ich nun gerade verköstigen werde.
www.galileo-mc.de
Adolf 'gorhand' Goriup


MT Robison "Promise"
Label: Eigenverlag; 2008
Der in Los Angeles lebende MT Robison spielt seit seinem 20. Lebensjahr in verschiedenen Bands, die sich im Genre Rock und Pop bewegen. Mit „Promise“ hat er sein erstes Soloalbum mit zehn eigenen Songs veröffentlicht. Begleitet wurde der Sänger und Gitarrist von Mark Shrader (E-Gitarren), John Whytock (Akustikgitarren) und einer Reihe von Gastsängern.
Am besten gefällt mir Robison wenn er seinen rhythmischen Poprock spielt wie bei meinem Favoriten „A Place to hide“. Die virtuos gespielte spanische Gitarre und der tolle Rhythmus begleiten Robisons Gesang. Aber auch das poppige „Good Day“, das rockige „Young Love“ und der Bluesrock „Tattoo“ sind durchaus hörenswert. „Candy“ ist ein Blues mit Gitarrenbegleitung, dem für meinen Geschmack jedoch die Leidenschaft fehlt. Ein weiterer Höhepunkt ist der romantische „The Wedding Song“, bei dem Kadesha Affrica Drija ein wunderschönes Duett mit Robison singt. Sonst sind mir die oft mit Kopfstimme gesungenen Balladen etwas zu rührig und kommerziell.
Das Album ist ein gut eingespieltes kommerzielles Mainstream Machwerk, das aber durchaus schöne Songs bietet. Liebhaber von stillen Popballaden sollten Robison mal auf der Website besuchen.
www.mtrobisonmusic.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Mark Boulle and the Haba Dudes "Music will make you go insane"
Label: Eigenverlag; 2008
Der an der Goldküste, Queensland, lebende australische Singer/Songwriter Mark Boulle hat 2005 die Band Haba Dudes gegründet. „Music will make you go insane” ist bereits das dritte Album der fünfköpfigen Band mit zwölf neuen Songs des Sängers, Gitarristen und Harmonikaspielers Boulle. Neben Boulle besteht die Band aus Elodie Mayberry (Geige, Cello), Daren Williams (Bass, Gesang), Keith Stephens (Drums) und Steve Keyse (Keyboards, Saxophon).
Die CD beginnt mit dem rhythmisch melodiösen „I miss you“ und Boulles gefühlvollen Gesang eingebettet in großartiger Geigen- und Gitarrenbegleitung. Boulle hat eine schöne Gesangsstimme und mit seinem coolen Gitarrenspiel und Mayberrys melancholischen Geigenklängen entstehen wunderschön harmonische Lieder wie „Care for this Life“. Beim melancholischen „Tambourine Stare“ greift Mayberry zum Cello und erzeugt einen dramatischen Klangteppich, beim rasanten „Fee fi fo fi fum“ erzeugt Stephens gemeinsam mit Boulle und Williams den kraftvollen Rhythmus und beim bluesigen „Big bad bubbling Bumblebee“ spielen Harmonika, Geige und Saxophon abwechselnd bemerkenswerte Soli. „Wasted“ klingt mit Boulles schrägem Gesang und dem Zusammenspiel von Geige, Keyboards und Saxophon fast ein wenig psychedelisch. Mein Lieblingssong ist der folkig jazzige „Theme Song“; Harmonika und Geige umschmeicheln den coolen Sprechgesang während Williams und Stephens einen mitreißenden Jazzrhythmus erzeugen.
Mark Boulle, der bis anhin nur jeweils 500 Stück seiner Alben in den Handel gebracht hat, verdient sicherlich mehr Aufmerksamkeit und bessere Verkaufszahlen. Mir gefallen seine erfrischenden Songs sehr gut, hört doch mal rein.
www.myspace.com/markboulle
Adolf 'gorhand' Goriup


The Mark Bennett Band "Tripping the Light Fantastic"
Label: CASTAWAY; 2008
Der irische Singer/Songwriter Mark Bennett (Gesang, Gitarren, Bouzouki, Mandoline, Perkussion) hatte seine Heimatstadt Dublin bereits vor 15 Jahren verlassen und eine erfolgreiche Karriere in der deutschen Szene gestartet als er 2005 auf den Profimusiker Martin Bauer (Bass, Gitarren, Bouzouki, Piano) traf. Gemeinsam gründeten sie The Mark Bennett Band und haben mit „Tripping the Light fantastic“ bereits ihr zweites Album mit zwölf neuen Originaltiteln veröffentlicht.
Bennett hat eine schöne gut ausgebildete Stimme und seine Songs sind auch ganz darauf zugeschnitten. Die akustische Begleitung, die in Kopfstimme gesungenen Chorstimmen und die gefälligen Rhythmen gehen sofort ins Ohr, bleiben aber immer im Hintergrund. Vom rhythmisch melodiösen „Lonely Road“ über den mitreißenden Titelsong bis hin zum melancholischen Instrumentalstück „Long Distance“ überzeugen die beiden Musiker mit solidem sauberem Spiel. Der einschmeichelnde Gesang passt hervorragend zu stillen Balladen wie „Echoes“ ebenso wie zu rhythmischen Rock’n’Roll Songs wie „Cruel to be kind“ oder zu beinahe schon schmalzigen Liedern wie „Light in your Window“.
Das Album ist eine Sammlung von poppigen Folk- und Rocksongs, die zum Träumen anregen; schöne Melodien und harmonische Gesänge zu gefälligen Rhythmen ist das Rezept zu einer gelungenen, wenn auch etwas kommerziellen Mainstream CD.
www.markbennett.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Jacanda "Skimming Stones"
Label: Eigenverlag; 2008
Jacanda wurde 2006 in Bristol gegründet und besteht aus dem begnadeten Songwriter Chris Pritschett (Gesang, Gitarren), Keyboarder Kev Hawthorn, Perkussionist Ed Bodey, Saxophonist und Sänger James Phillips und Bassist, Gitarrist und Sänger Nick Pritschett. Gemeinsam mit der Band hat Chris Pritschett für das neue Album „Skimming Stones“ zehn neue Songs geschrieben und mit Gastmusiker Phil Beer an den Geigen (Show of Hands) aufgenommen.
Letzterer spielt beim orchestralen Poprock „Ashes“ ein Geigenquartett; schöne Pianoläufe sowie rhythmisches Gitarren-, Bass- und Schlagzeugspiel begleiten den wunderbaren Gesang von Chris. James singt beim melodiösen „Shade of an ordinary Life“ die Hauptstimme und überzeugt mit seinem gefühlvollen Saxophonspiel. Es folgen wunderschöne Balladen, wie der folkige Titelsong oder das von Nick gesungene rhythmische „Believe“, aber auch von Djembe und Bass angetriebene Popsongs mit jazzigem Saxophon wie bei „Walls“. Zum Abschluss gibt es wieder orchestralen Poprock bei „Clocks“; klassisches Pianospiel, Gitarrenpicking und melodiöser Bass begleiten den tollen Gesang und großartige Rhythmuswechsel machen den Song zu einem der Höhepunkte auf der CD.
Jacanda zeigen auf ihrem mittlerweile zweiten Album, dass man auch musikalisch hochwertige Popmusik produzieren kann. Die fünf sind hervorragende Musiker und mit drei atemberaubenden Gesangsstimmen verwandeln sie die tollen Songs zu einem echten Ohrenschmaus.
www.jacandamusic.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Safkan "Safkan"
Label: Timezone; 2009
Die aus dem Raum Osnabrück stammende Rockband Safkan (deutsch Vollblut) wurde von den türkischen Rocksängern Timur Safkan und Kemal Yurtkuran gegründet. Dazu kommen Matthias Lohmöller (Gitarren, Gesang), Florian Seidenstücker (Bass) und Timm Pieper (Drums, Perkussion). Bei den Aufnahmen zu den zehn Songs des aktuellen Albums wurden sie außerdem von Peter Breitenbach (Drums), Corvin Bahn (Keyboards), Stefan Rolf (Gitarren), Raimund Burke (Sologitarre) und Ekin Türker (Gesang) unterstützt.
Timur hat eine beeindruckende und gut ausgebildete Tenorstimme, mit der er die selbst komponierten Rocksongs wie „Leyla“ dominiert. Dazu kommen mitreißende Rhythmen, die Einflüsse der orientalischen Herkunft kaum verleugnen können, rockiger Gitarrensound und der hypnotische Klang der Keyboards (Özgürlük Adina – im Namen der Freiheit). Es folgen melancholische Rockballaden wie „Dargin“ (gekränkt), mitreißend rockige Protestsongs wie „Uyan“ (öffne deine Augen) und wunderschöne Lovesongs wie „Melegim“ (mein Engel). Der Höhepunkt ist für mich der Titelsong, der ein wenig wie eine Mischung aus Linkin Park und Billy Talent klingt; rappender Sprechgesang, betörende Keyboardsklänge, markige Gitarrenriffs und -solis sowie rasender Rhythmus vereinen sich zu einem würdigen Namensträger.
Mit dem selbst benannten Erstlingswerk stellt sich hier eine hervorragende Rockband vor. Der Sound ist perfekt arrangiert, die Songs im klassischen Rockstil abwechslungsreich und musikalisch wie auch gesanglich meisterhaft eingespielt und auch textlich haben die Jungs was zu sagen; um jedoch etwas von den türkischen Songs zu verstehen empfiehlt es sich für viele von uns auf der Webseite nachzulesen.
www.safkan.de
Adolf 'gorhand' Goriup


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2009

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