FolkWorld #44 03/2011

CD & DVD Reviews

Meike Köster "Seefahrerherz"
Eve's apple music, 2011

www.meikekoester.com

„Mach die Leinen los, lass den Dampfer ziehen, manchmal muss man gehen, um zu sehen, was bleibt“ heißt es im zweiten Stück von Meike Kösters 'Seefahrerherz'. Die macht die Leinen los und sich mit ihrem dritten Album zu neuen Ufern auf. Es ist die erste fast durchweg deutschsprachige Produktion der talentierten Musikerin. Und diese muss sich wahrlich nicht verstecken. Hier stimmt jeder Ton, es gibt abwechslungsreiche Arrangements und fast durchweg gute gefühlvolle Texte.
Meike Köster ist eine erstklassige Gitarristin, die sich im Spannungsfeld zwischen Rock/Pop und Singer/Songwriterin bewegt. Ihr Gitarrenspiel hat Groove und mit Christian Prescher am Schlagzeug/Cajón und Peter Stoschus am Bass sind zwei erstklassige Begleiter gefunden, die das Album auch live umsetzen werden. Dazu gibt ein paar handverlesene Gäste wie Jazz-Posaunist Nils Wogram, Jean-Michel Tourette am Piano und ein Streichquartett des Braunschweiger Staatsorchester. Alles in allem eine gelungene Produktion, die wohl auch gute Chancen im Radio hätte, wenn hinter Meike Köster eine Plattenfirma stehen würde. Dass dies nicht der Fall ist erstaunt, denn Meike Köster produziert mitnichten am Mainstream vorbei.
© Holger Brandstaedt


Nadine Germann "Samstagnachmittag"
Goldbek Rekords, 2011

www.myspace.com/nadinegermann

Rio Reiser wird sich wohl nicht im Grab umdrehen wenn Nadine Germann, die Nichte des Ton Steine Scherben Gitarristen R.P.S. Lanrue, sich anschickt seine Songs neu zu interpretieren. Nein er hätte wohl seine Freude am Debütalbum der stimmgewaltigen Schauspielerin. Bei Nadine Germann bekommen die Scherben Songs den Soul und siehe da, es funktioniert. Auch wenn den Neuinterpretationen das Raue, Wütende der Ursprünglichen Aufnahmen fehlt. Dafür gibt es überwiegend auf das wesentliche reduzierte Songs wie z.B. den nur mit einem Bass begleiteten 'Rauch-Haus-Song'. Und dank Mitwirkung von Scherben-Gitarrist Lanrue entsteht eine Verbindung vom Einst zum Jetzt. Fazit: Unbedingt reinhören!
© Holger Brandstaedt


Thomas Felder "40 liederliche Jahre"
Eigenverlag, 2010

www.thomas-felder.de

Seit nunmehr 40 Jahren steht der schwäbische Dichtersänger Thomas Felder auf der Bühne und wie es sich für so ein Jubiläum gehört gibt es ein Album dazu. Doch dies enthält keine der üblichen Best-Of Zusammenstellungen, sondern eine musikalische Stunde voller unveröffentlichter Lieder, liegen gebliebenen Texten und Anekdoten. Felder erzählt sich durch sein Leben, etwas selbst verliebt und eher unbescheiden kommt er daher, aber das mag man der Schwäbischen Institution nachsehen. Denn auch für '40 liederliche Jahre' gab es den 'Preis der deutschen Schallplattenkritik' und einige der Lieder haben durchaus Wärme für den Winter, seine hintersinnigen Texte regen mal zum Nachdenken, mal zum Schmunzeln an. Schade nur dass die Anekdoten das Vergnügen beim mehrmaligen Hören der CD eher schmälern.
© Holger Brandstaedt


Trollius Weiss "Ein flüchtiger Blick"
Eigenverlag, 2009

www.trollius-weiss.de

Willkommen Zuhause. Der Darmstädter Trollius Weiss versteht sich nicht als Liedermacher, eher als Reisebegleiter nach innen. Es sind die kleinen Dinge, die der Musiker und Psychotherapeut in seinen Liedern widerspiegelt. Flüchtige Momente und kurze Begegnungen werden zu überwiegend nur mit der Gitarre begleiteten Liedern, deren Texte sicher manchem zu gefühlvoll sind. Wer sich jedoch einlassen kann auf die Reflektionen des Mitfünfzigers erhält einen empfindsamen Blick auf Alltagssituationen. Mir selbst ist dieses Album textlich etwas zu weichgespült, was sehr schade ist, denn musikalisch ist es durchaus gelungen.
© Holger Brandstaedt


Dieter Kropp "Schönen Gruß vom Blues"
Fuego, 2010

www.dieterkropp.com

Dieter Kropp, seit nunmehr 20 Jahren als Blues-Harp Virtuose unterwegs, tritt mit seinem neuen Album auch als Sänger und Entertainer an den Großen der Branche wie Götz Alsmann Konkurrenz zu machen. Das mit Texten und Arrangements von Felix Janosa entstandene Album enthält neben klassischen Bluesnummern Ausflüge in Rockabilly, Jive und 50er Jahre Schlager. Dabei entfernt sich Dieter Kropp immer mehr vom Blues, der Erfolg scheint ihm jedoch recht zu geben. So kann das Album eine Nominierung für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und eine Platzierung auf der Liederbestenliste vorweisen. Zu Recht, denn die Platte hat Verve, deftige Bläser, griffige Riffs und fetzige Arrangements zu bieten. In den Texten gibt es Seitenhiebe auf Grönemeyer und Bohlen, Kropp outet sich mal als Sammler & Jäger, als Spanner der dem Fräulein gegenüber nachstellt oder als Dispo-Dieter, dem Finanzgenie. 'Minus mal Minus das ist doch Plus...', ob da die Hausbank mitspielt? Egal, diese Scheibe ist eindeutig ein Plus.
© Holger Brandstaedt


Ennulat & Spatz "Meilensteine"
Eigenverlag, 2008

www.didispatz.de
www.willi-ennulat.de

Willi Ennulat und Didi Spatz waren 2010 beim TFF in Rudolstadt live zu erleben, nun fand sich, mit einiger Verspätung, ihr 2008er Debüt im Posteingang. 'Meilensteine' heißt das Werk und bietet überwiegend mitreißenden Acoustic Groove, der live sicher ein dankbares Publikum findet. In nur 29 Minuten fügen sich 9 Lieder zu einen kompakten, knackigem Album. Alles könnte schön sein, wenn nicht wieder ein Therapeut am Werk gewesen wäre. Willi Ennulats Texte und Gesang überzeugen leider nicht wirklich. Beides wirkt oft genug allzu hölzern und das ist schade, ist doch mit Duopartner Didi Spatz ein Vollblutmusiker am Start, dessen Spiel auf Bluesharp, Digeridoo und Gitarre Erstklassig ist. Fazit: Zwiespältig
© Holger Brandstaedt


Strom & Wasser "Mondpunk"
Traumton, 2011

www.strom-wasser.de

Heinz Ratz, Mastermind von Strom & Wasser geistert landab und auf ständig mit seinem moralischen Triathlon durch die Presse, da erstaunt es dass der Hans Dampf in allen Gassen noch Zeit und Energie für ein neues Album findet. Und was für Eins! In ganzen 17 Lieder zeigen Strom & Wasser eine Vielfalt auf, die zumindest in Deutschland ohne Adäquat ist. Von Ska über Reggae, Polka, Jazz, Punk und Rock reicht das musikalische Spektrum, dazu singt Heinz Ratz mit rauer Stimme bissige Kommentare zum Hier und Jetzt, an denen wohl auch der leider viel zu früh verstorbene Gundermann seine Freude gehabt hätte. Auch der oft dargebrachte Weltverbesserungsanspruch erinnert mich an den Lausitzer Baggerfahrer. Was bei diesem eher folkig lyrisch geriet kommt bei Heinz Ratz bluesiger und chansonhafter daher: Tom Waits und Arno Hintjens lassen grüßen um im nächsten Stück dem Punk zum Opfer zu fallen. Fazit: Unbedingt reinhören!
© Holger Brandstaedt


Timon Hoffmann "Drahtseilakt"
Bluebird Café Berlin Records, 2011

www.timon-hoffmann.de

'Ich bin ein Star, holt mich da rein..', Nein ein Star ist Timon Hoffmann noch nicht, aber zumindest ein vielseitiger Künstler, der neben Auftritten in diversen Fernsehserien, bei Musicals, als Synchronsprecher und Studiomusiker nun sein Debüt als Liedermacher vorlegt. Ulrich Roski lässt grüßen und so bezeichnet Hoffmann sich selbst eher als Liederlacher. Witzig und pointiert besingt der Wahlhamburger die Tücken des Alltags. Von denen des Döners über Facebook und IKEA bis zu Fragen nach katholischen Sexpraktiken reicht das Spektrum. Dabei begleitet er sich sehr gekonnt auf der Gitarre und so verwundert es nicht dass Uwe Kossmann das Booking übernommen hat. Neben Gitarre und Gesang zeichnet Timon Hoffmann sich auch für alle Texte und die Produktion des 'Drahtseilakt' getauften Albums verantwortlich. Und dieser Drahtseilakt ist durchaus gelungen.
© Holger Brandstaedt


Fjarill "Livet"
Rintintin/Indigo, 2010

www.fjarill.de

Beim myspace-Hopping habe ich vor einigen Monaten auch das schwedisch-südafrikanische Duo Fjarill entdeckt, die im September 2010 ihr drittes Album mit dem Titel 'Livet' veröffentlichten.Gefühlvoller Folk Pop im Spannungsfeld zwischen nordischer Kühle und der Hitze Südafrikas, der auch große Gesten nicht scheut, wird hier dargeboten und scheint immer mehr Resonanz zu erfahren. So erhalten Aino Löwenmark (Gesang & Piano) und Hanmari Spiegel (Geige & Gesang) beim 2011er TFF die globale Ruth und auch der Tourplan füllt sich zusehends. Was nicht verwundert, denn allem Harmoniestreben zum Trotz bewegen sich Fjarill souverän und kraftvoll durch ihre ganz eigene musikalische Welt.
© Holger Brandstaedt


Fjarill "Livet"
Eigenverlag, 2010

www.fjarill.de

Die Schwedin Aino Löwenmark (Gesang, Piano) und die Südafrikanerin Hanmari Spiegel (Violine, Gesang) haben 2006 ihr Debütalbum "Stark" unter dem Namen Fjarill veröffentlicht. Gemeinsam mit ausgewählten Gastmusikern und -sängern haben die beiden mittlerweile in Norddeutschland lebenden Frauen nun bereits ihr viertes Album mit zehn Originalsongs und zwei Instrumentalstücken aufgenommen.
Es beginnt mit dem wunderschönen Titellied, einer melancholischen Hymne auf das Leben. Aino singt mit gefühlvoller Sopranstimme zum moderaten Rhythmus von Christian von Richthofen (Perkussion) und Omar Rodrigues-Calvo (Bass), dazu gibt's klassisch anmutende Piano- und Geigenklänge. Die meist schwedisch gesungenen Texte werden im Booklet übersetzt und enthüllen die poetisch philosophischen Inhalte der Lieder. Die atemberaubend rhythmische Friedensballade "Ukuthula" singen die beiden in Schwedisch, Afrikaans und der Bantusprache Xhosa. "Ukuma" ist ein lautmalerisches Lied über die Stille, den Moment, wenn die Zeit stehen bleibt; Piano, Cello (Hagen Kuhr) und Violine umschmeicheln sich mit bezaubernden Harmonien und Aino überzeugt mit engelhaft schönem Gesang. Hans-Georg Spiegel am Akkordeon und Aino am Piano leiten die märchenhafte Geschichte "Jungfruanna" ein, Geige, Cello und Ainos Gesang stimmen in die epische Ballade ein, die von der Befreiung erzählt. Mit atemberaubender Vokalkunst vertont Aino das textlose Schlafliedchen "Slapiekanienie", begleitet nur von Piano und Hanmaries sanfter Violine. Das gute Laune verbreitende "Ubahnlied" ist eine Premiere, das erste in Deutsch gesungene Lied des Duos. Abwechselnd singen die beiden mit ungebremster Lebensfreude von der bedrückenden Welt einer U-Bahn Station.
Das neue Album der Schmetterlinge (Fjarill) ist eine großartige Sammlung von ausdrucksvollen Liedern, virtuos vertont von erstklassigen Musikern und zwei charmanten Damen mit tollen Stimmen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Fei Scho "Ungrantig"
Galileo Music, 2010

www.fei-scho.de

FEI SCHO das ist alpine Weltmusik zwischen Landler und Funk, dazu absolut ungrantig, wie schon der Titel ihres zweiten Albums besagt. Voller Spielfreude, Kraft und Witz kommen die 5 Musiker von FEI SCHO daher. Wobei man kaum glauben mag, dass da nur 5 Musiker am Werke sind. Doch die Fünf haben es in sich, neben ihren 5 Stimmen bringen sie ganze 18 Instrumente zum Einsatz und dies beschert dem Hörer eine Vielfalt und Abwechslung, die jedoch nie beliebig wird. Man nimmt es der Formation gern ab dass ihnen Musik Herzenssache ist und freut sich an dieser CD, deren Virtuosität an die Belgischen Ambrozijn oder die hiesigen Veranda bestehend aus Wolfgang Meyering, Bettina Wunderlich und Jan Budweis erinnert.
Der Pressetext zur CD bringt es wunderbar auf den Punkt: 'FEI SCHO schaffen auf ihrem neuen zweiten Album "Ungrantig", was in anderen Ländern Europas längst Status Quo geworden ist: Eine respektvolle Weiterentwicklung der eigenen Traditionen, die frei von Klischees und mit dem nötigen Selbstbewußtsein moderne sowie fremde Stilmittel als natürliche Verbündete der eigenen Wurzeln etabliert. Wunderbar werden Landler und Zwiefache mit Bandoneón und Darbouka interpretiert, Harmoniegesänge praktiziert, der Bayerische Dialekt gepflegt und Bayern damit endgültig auf die Weltkarte der weltmusikproduzierenden Länder gesetzt. "Ungrantig" verbreitet unverschämt gute Laune und zeigt die fröhlich und lustige Seite der Bayerischen Kultur als Gegensatz zum typischen bayerischen Grant. "Ungrantig" ist ein großartiges und wichtiges musikalisches Dokument aus einer neuen musikalisch-bayerischen Zeitrechnung.'
Dem ist nur noch folgendes hinzuzufügen: Unbedingt reinhören und mal auf die ebenfalls sehr gelungene Webseite schauen wann und wo Fei Scho live zu erleben sind. Es lohnt sich!
© Holger Brandstaedt


Fei Scho "Ungrantig"
Galileo Music, 2010

www.fei-scho.de

Seit 2005 begeistern die fünf bayrischen Vollblutmusiker von Fei Scho mit ihrer außergewöhnlichen Interpretation bayrischer Volksmusik. Anschi Hacklinger (Kontrabass, Melodica), Martin Lidl (Gitarren, Perkussion), Stefan Straubinger (Bandoneon, Drehleier), Juri (Geige, Euphonium, Blockflöte) und Angela Lex (Flöte, Altflöte, Schwegel, Blockflöte) haben für ihr zweites Album "Ungrantig" 14 traditionelle und eigene Lieder und Instrumentalstücke aufgenommen.
Juri und Anschi schrieben das Auftragswerk "Monaco Seppi", ein flottes Instrumentalstück für swingende Flöten, Tuba und Akkordeon. Es folgt der volkstümlich, jazzige Sommerhit "Da Summa" von Juri. Bass, Gitarre und Perkussion legen den coolen Rhythmusteppich auf dem der wunderschöne Gesang der fünf tanzt. Dann verwandelt Juri das traditionelle Lied "Edelknab" in einen mitreißenden satirischen Funk Gassenhauer.
Anschi schrieb ein Stück für die "Arme kleine Drehleier", mit der sich Stefan zum großartig rockigen Rhythmus von Bass und Perkussion austoben kann und das von ihr komponierte melancholische Titelstück besticht mit bezauberndem Zusammenspiel von Flöten, Geige, Gitarre und Akkordeon.
Die "Sehnsucht für Zwei" ist Martins Zusammenfassung musikalisch erlebter Momente am Lagerfeuer. Melancholie, stille Momente aber auch dramatische Passagen werden immer wieder von einer fröhlichen Flötenmelodie übertönt; dazu gibt's virtuoses Gitarren- und Bassspiel. Bei den "Russbacher Tänzen" spielen die fünf unverfälschte Volksmusik mit Fei Scho Sound während Stefan den typisch bayrischen Zwiefacher "Boarisch Duadl" mit einem jazzigen Arrangement versehen hat.
Bayern revisited. Fei Scho geben uns einen Einblick in ihre Heimat abseits des klischeehaften Oktoberfest Rummels. Dabei zeigt sich, dass es in diesem als konservativ geltenden Freistaat wunderbar innovativ und doch irgendwie authentische Folklore gibt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Tunnagan "Glasgow Storm"
HeuRecords, 2010

www.tunnagan.com

"Glasgow Storm" heißt das Debütalbum der österreichischen Folk Band Tunnagan. Paul Dangl und Klara Schiffermüller (beide Fiddle und Gesang), Andreas Neumeister (Gitarre, Gesang), Daniel Pucher (Drums, Perkussion) und Roland Mach (Bass) haben gemeinsam mit Gastmusiker Géza Frank (Whistles, Pipes) zehn großartige Stücke aufgenommen.
Dangl schrieb das instrumentale Titelstück und die Band verbindet es mit der traditionellen Schottischen Mouth Music "Dannsa nan Tunnagan". Pulsierender Bass, rhythmisches Schlagzeug, Gitarre und die beiden Fiddle Spieler erzeugen einen mitreißenden Groove und Schiffermüller überzeugt mit atemberaubender Vokalartistik. Dann folgt eine außergewöhnliche Version des traditionellen Songs "Shady Grove". Der rhythmische Gesang und das treibende Schlagzeug machen sie neben dem hervorragenden Fiddle Spiel zu meinem Favoriten. Traditionelle Songs wie "The Diamond" oder "McPherson's Lament" bestechen mit tollem Gesang und Instrumentalsets mit traditionellen wie auch zeitgenössischen Tunes sind eine perfekte Plattform für die Musiker ihr Talent zur Schau zu stellen. Géza Frank besticht bei Michael McGoldricks "Windbroke" mit virtuosem Whistle Spiel und die beiden Fiddler verleihen der Tune das gewisse Etwas. Ein weiterer Höhepunkt ist Andy M. Stewarts "The Queen of Argyll", das mit einem gefühlvollem Gesang und rhythmischem Arrangement brilliert.
Jazzige Improvisationen, moderne Rhythmen und tolle eigenständige Arrangements kennzeichnen die Musik dieser erstklassigen Band. Ihr Debütalbum braucht den Vergleich mit internationalen Topacts nicht zu scheuen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ben Sands "Take My Love With You"
Spring Records, 2010

www.bensands.com

Der nordirische Singer/Songwriter Ben Sands (Gesang, Gitarre, Mandoline, Tenor Banjo) ist ein Sprössling der Sands Family und Bruder von Colum und Tommy Sands. Sein aktuelles Album "Take my Love with you" bietet zehn Originalsongs, ein Instrumentalstück und eine Coverversion.
Es beginnt mit dem stillen Song "Who knows" mit Rod McVeys gefühlvollem Pianospiel und schönem mehrstimmigen Gesang von Sands. Beim romantischen Titelsong, ein Liebeslied für seine Frau Kellie, gastiert Bruder Colum am Kontrabass. Mandoline, Fiddle (John Fitzpatrick) und Uilleann Pipes (Brendan Monaghan) begleiten den humorvollen Song "It's very good to see you". McVey greift bei "Accordion" zu eben diesem Instrument und verzaubert den Song mit dem melancholischen Klang und beim wunderschönen Instrumentalstück "Twilight in Tangen" überzeugt Monaghan an Whistles und Pipes. Der amerikanische Songwriter Hugh Prestwood schrieb die melancholische Ballade "Ghost in the House" und Sands singt sie begleitet nur von Gitarre, Keyboards und Bass (James Blennerhasset).
Das neue Album von Ben Sands ist eine Sammlung stiller, schöner Balladen, vorgetragen von einer Reihe hervorragender Musiker. Für meinen Geschmack ist das Ganze jedoch etwas zu still.
© Adolf „gorhand“ Goriup


The Clerks "Vagabund"
Wolverine Records, 2010

www.clerks.de

Die siebenköpfige Kölner Ska Band the Clerks hat für ihr viertes Album "Vagabund" zwölf Eigenkompositionen, ein traditionelles Klezmer Stück und ein Lied von "Klaus der Geiger" Wrochem aufgenommen. Das Line-up besteht aus einem Bläser Trio mit Saxophon, Trompete und Posaune, Gitarre, Geige, Bass, Schlagzeug, Akkordeon und Hammond Orgel.
Es geht gleich richtig los mit Neuheusers rhythmischen Instrumentalstück "Train de Nuit", abwechselnd gefühlvollem und rhythmischen Gitarrensound, tollen Bläsereinsätzen und dem pulsierendem Ska Rhythmus. Der aus Münster stammende Ska Sänger Dr. Ring Ding gastiert bei "Wünscht ich läg falsch", das als Dub Version von André "Ras" Meyer die CD abschließt. Klaus der Geiger schrieb den Reggae/Ska Song "Nein wir woll'n nicht eure Welt" und brilliert mit tollem Geigenspiel und Gesang und beim traditionellen Klezmer Stück "Mazeltow" verbinden sich groovige Ska Rhythmen mit virtuosen Bläser- und Geigensolis. "Julia's Ska" besticht mit jazzigen Bläsereinsätzen, großartigen Bass-Lines und einem bluesigen Gitarrensolo. Dann schreien die Jungs raus "Nie wieder Pop" und verwandeln die poppige Melodie in einen rockigen Ska, während der Titelsong mit dramatischem Gesang und dem perfekten Zusammenspiel von Geige, Bläser und Akkordeon hervorsticht.
Die "Angestellten" überzeugen mit frechem Sound, kämpferischen Texten und musikalisch gekonntem Spiel. Die Stücke sind alle tanzbar, zumindest für die die der Off-Beat nicht stört, und die Einflüsse aus der Musik vom Balkan, Klezmer und Jazz machen die neue CD der Clerks abwechslungsreich und eigenständig.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Rowland Salley "Killing the Blues"
Graph Music, 2005

www.rowlandsalley.com

Der aus Illinois stammende Singer/Songwriter Rowland Salley (Bass, Gitarre, Ukulele, Gesang) hat 2005 ein Album mit zwölf Eigenkompositionen in Vancouver aufgenommen. Begleitet wurde er von einem fünfköpfigen Line-up mit Keyboards, Akkordeon, Schlagzeug, Perkussion und Gitarren.
Salley hat eine etwas raue Tenorstimme, mit der er in erster Linie romantische Blues Balladen wie den Titelsong singt. Der gefühlvolle Gesang wird von melodiösem Bassspiel und feinen Pianoklängen von Mike Kalanj umschmeichelt. Mein Favorit ist der rhythmische "Sugar Blues" mit einem tollen Gitarrensolo von Robbie Steininger. Der wunderschöne Love Song "Impression" besticht mit bezaubernden Gitarrenklängen, schönem Gesang und Joe Morellis einschmeichelndem Akkordeon. Ein Bläser Quintett leitet "Memphis Girl" ein und Hammond Orgel, Bass und Schlagzeug begleiten diesen rhythmisch melodiösen Song.
Salley ist Musiker aber auch Kunstmaler und spielt in verschiedenen Bands. Sein Soloalbum ist tadellos eingespielt, plätschert aber für meinen Geschmack ohne Höhepunkte dahin, ein wenig Mainstream.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Flo "Sad but Sweet"
Brambus Records, 2010

www.flo-music.net

2008 präsentierte sich Flo (Florina Kolleger) bei der Schweizer Talentsuch-Show Music Star und schaffte es bis ins Finale. Obwohl sie das nicht gewinnen konnte, reiste sie mit ihrem Produzenten Ernst Eggenberger nach Nashville um ihr Debütalbum "Sad but Sweet" für das Label Brambus Records aufzunehmen.
Begleitet von einer Reihe ortsansässiger Profimusiker spielte sie 17 Songs ein, darunter auch ein Patent Ochsner Lied, von Eggenberger ins Englische übersetzt (Scarlet Red). Eggenberger schrieb auch zwei Songs wie zum Beispiel den lüpfigen "Country Blues". Es folgen Cover-Versionen von Avril Lavigne (Nobody's Home), Brent Moyer (This Time), der auch als Gastmusiker fungiert, oder Bob Dylan. Dessen "Knockin' on Heaven's Door" klingt bei Flo jedoch wie ein melancholischer Schlager. Bei A. P. Carters "Wildwood Flower" singt Johnny Cashs Schwester Joanne ein Duett mit Flo und Moyer gastiert bei "Son of a Preacherman" an der Trompete.
Für mich klingt das Album ein wenig wie eine gut gemachte von professionellen Musikern begleitete Karaoke Show, eben Music Star mit hervorragender Band.
© Adolf „gorhand“ Goriup


The John Lennon Song Project "Imagined"
Red Engine Records; 2010

www.johnlennonsongproject.com

Tom Dean (Gesang, Gitarren, Mandola, Bass, Perkussion) und Rex Fowler (Gesang, Gitarre) sind die Initiatoren des siebenköpfigen The John Lennon Song Projects. Gemeinsam mit ihren Bandkollegen und einigen Gastsängern und -musikern an Cello, Harmonika, Akkordeon, Dobro, Mandoline und Piano haben sie einige der größten Hits von Lennon und McCartney, den Lennon Klassiker "Imagine" und einen Originalsong von Fowler aufgenommen.
Jordan Jancz begleitet die beiden am Cello beim melancholischen Medley "I'll get you/Imagine". Es folgen eine tolle bluesige Version von "I'll cry instead" mit Rob Paparozzi an der Mundharmonika, eine gelungene Fusion von "A Day in the Life/Across the Universe" und eine sehr eigenständige aber schöne Aufnahme von "Help". Alana MacDonald singt "In my Life" mit viel Gefühl und wird von Dean an der klassischen Gitarre und Jancz am Cello begleitet. Mein Favorit ist "Tomorrow never know/Lucy in the Sky with Diamonds". Wunderbarer mehrstimmiger Gesang, feines Gitarrenspiel, Cello und Tom Yoder an der Violine verzaubern den Zuhörer mit einer Mischung aus folkigen Groove und klassischen Elementen. Fowlers cool bluesiges "Johnny's an Angel" schließt die Reise in die Vergangenheit ab.
Rechtzeitig zum 30. Todestags von Lennon erinnert das Projekt an einen der größten Songwriter der Popgeschichte. Obwohl die Aufnahmen durchaus den Geist der Beatles wiedererwecken, sind die Songs nicht einfach nachgespielt, sondern neu arrangiert. Vor allem gefällt mir wie die beiden Hauptakteure die Songs miteinander zu einem Medley verbinden.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Die Tagelöhner "Delirium"
Eigenverlag, 2010

www.tageloehner-net.de

Mit ihrem Album "Delirium" melden sich zwei der Tagelöhner nach 15 Jahren zurück. Die beiden aus Sachsen-Anhalt stammenden Liedermacher Ralph Jasche (Gesang, Gitarre, Mundharmonika, Laute) und Steffen Knaul (Mandoline, Violine, Gesang, drum-Loops) haben dafür elf neue Lieder aufgenommen.
In gefälligem Rhythmus singen die beiden von der "Whiskeybar" und Steffen überzeugt dazu mit tollem Spiel auf der Mandoline. Die beiden Stimmen harmonieren perfekt und musikalisch sind die beiden top. Das Thema Alkohol ist fast allgegenwärtig wie beim rasanten Titellied, beim melancholischen "Prost da oben" oder bei dem im Polka Rhythmus komponierten "Weinlied". Texte und Musik stammen von Ralph, außer bei "Vokalus", zu dem Steffen die Musik beisteuerte. Hier brilliert er auch mit virtuosem Violinenspiel zum schleppenden Rhythmus und dramatischen Gesang. Dann singen die beiden über das Dasein als "Tagelöhner", dazu gibt's Ralph an der Bluesharp zu hören.
Die beiden Musiker haben ein ansprechendes Album eingespielt. Gesang, musikalische Begleitung und Arrangements sind wirklich hervorragend und die Tonqualität ist obwohl das Ganze in Steffens Wohnung aufgenommen wurde einwandfrei.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Global Kryner versus The Rounder Girls
Blauzucker, 2009

www.globalkryner.at
www.roundergirls.at

Die Globalen Kryner treffen auf die international besetzten Rounder Girls. Der musikalische Wettstreit zwischen den fünf Boys und den drei Girls geht über 13 Runden und wird mit sechs Coverversionen, zwei Kompositionen von Christof Spörk und fünf Songs der Rounder Girls ausgetragen. Die drei hervorragenden Sängerinnen Kim Cooper (New York), Lynne Kieran (London) und Tini Kainrath (Wien) werden neben Spörk von Anton Sauprügl (Akkordeon), Edi Köhldorfer (Gitarren), Markus Pechmann (Trompete, Gesang) und Martin Temmel (Bassposaune) begleitet.
Kierans "Respect me" verbindet feurigen Polka Rhythmus mit jazzig souligem Groove zu einem ungewöhnlichen aber tollen Sound. Die etwas stillere Runde 2 (Home) wird zwar vom gefühlvollen Chorgesang der Girls dominiert, die musikalische Begleitung betont diesen jedoch mit perfekter Begleitung. Kainrath schrieb das im melancholischen Tango Rhythmus gespielte "Insane" und Spörk überzeugt mit ausdrucksstarkem Sprechgesang bei seinem humorvollen Jodellied "Hamma net". Steely Dans "Reeling in the Years" wird mit volkstümlichen Elementen versehen, wobei rockige E-Gitarre und virtuoser Gesang mit lüpfiger Blasmusik zu einem außergewöhnlichen Mix verschmelzen. Dann leitet Jaco Pastorius' "Soul Intro" den Gospelsong "Think about it" (Loco) ein und die Kryner wechseln von traditionellen Tanzrhythmen zu jazzigem Groove. Eine herrlich komische Version des Gassenhauers "Schnucki, ach Schnucki" und Aretha Franklins "Think" als funkiger Jazzrock mit virtuoser Blaskapelle ergänzen das Programm.
Auf dem Cover wird ein Boxkampf dargestellt, ich hätte das Bild einer Capoeira Darbietung gewählt. Dieser Schau Kampftanz entspricht dem harmonischen Zusammenspiel der zwei so unterschiedlichen Musikstile. Der innovative Sound, die großartigen Arrangements und die acht erstklassigen SängerInnen und Musiker machen das neue Album der Global Kryner zu einem Top Album.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Carlos Núñez "Alborada do Brasil"
Eigenverlag, 2009

www.carlos-nunez.com

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verließ José Maria Núñez seine galizische Heimat um sein Glück als Musiker in Brasilien zu versuchen. Etwa ein Jahrhundert später folgt ihm sein Urenkel Carlos Núñez um den Spuren seines für ermordet gehaltenen Urgroßvaters auf den Grund zu gehen. Dabei entdeckte er nicht nur, dass José Maria seinen Traum verwirklichen konnte, sondern auch gemeinsame Wurzeln der Musik Brasiliens und Galiziens in der mittelalterlichen portugiesisch-galizischen Kultur.
Das Ergebnis: Gemeinsam mit seiner Band, Musikerkollegen aus Irland und bekannten Größen der zeitgenössischen brasilianischen Musik hat Núñez 13 traditionelle und gecoverte Stücke aus der ehemaligen portugiesischen Kolonie Brasilien aufgenommen.
Die musikalische Entdeckungsreise beginnt mit der "Alborada de Rosalía", einem von Rosalía de Castro (19. Jhdt.) adaptiertes traditionelles Morgenständchen. Die brasilianische Sängerin Fernanda Takai singt diese Alborada (eigentlich ein Stück für die Gaita) begleitet von einer Reihe von Landsleuten an verschiedenen Perkussionsinstrumenten, dem hypnotischen Programming von Alê Siqueira und Nunez bezauberndem Flötenspiel. Der typische Klang der Quica (brasilianisches Rhythmusinstrument) und der 7-saitigen Gitarre kennzeichnen den wunderschönen Choro, einem Tanz mit europäisch-afrikanischen Wurzeln, "Vou vivendo". Die "Alvorada de Cartola" ist ein klassischer Samba, gesungen von Wilson das Neves, einer Legende der brasilianischen Musikszene, der auch das Schlagzeug spielt. Milton Candeias zaubert dazu an der 7-saitigen Gitarre, Marcia Mouro de Almeida spielt die Cavaquinho und Nunez Flöte und Low Whistle. Dann singt Adriana Calcahotto die traurige Ballade über die "Gaita" bevor Low Whistle, Akkordeon (Dominguinhos) und Concertina (Niamh Ni Charra) bei "Xotes universitários" eine an einen Slow Reel erinnernde Tune anstimmen während die Rhythmusgruppe eher den afrikanischen Balanço Rhythmus spielt. Bei Milton Nascimentos melancholischer Tune "Ponta de Areia" gesellen sich die Chieftains zu Ni Charra und der Carlos Nunez Band; herausgekommen ist dabei ein Stück, das durchaus als irische Melodie durchgehen könnte. Mit dem brasilianischen Set "Assum Preto/Asa Branca" gespielt von Nunez (Gaita, Okarina), dem hervorragenden Gaucho Gitarristen Yamandu Costa aus dem Süden und dem virtuosen Akkordeon Spieler Dominguinhos aus dem Norden endet das abwechslungsreiche Programm.
Der galizische König der Kelten, wie er oft genannt wird, erweitert nun seinen musikalischen Horizont von den Kelten Europas auf Einflüsse dieser Kultur im iberischen Kolonialgebiet. Wie immer macht er es perfekt, für mich manchmal fast zu perfekt. Dennoch ein sehr interessantes und hörenswertes Album.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Rebecca Turner "Slowpokes"
Eigenverlag; 2009

www.rebeccaturner.net

Aufgewachsen in Los Angeles lebt Rebecca Turner heute in New Jersey, wo sie ihr zweites Album "Slowpokes" aufgenommen hat. Gemeinsam mit einer Reihe erfahrener Gastmusiker hat die Sängerin elf neue Songs eingespielt.
Singer/Songwriter John Pinnamonti begleitet sie beim Country Rock "Tough Crowd" an der elektrischen 12-saitigen Gitarre. Rod Hohl und Boo Reiners verstärken den Gitarrensound und Hammond Orgel, Bass und Schlagzeug sorgen für rhythmische Begleitung. Beim melancholischen Americana "The Way she is now" wechselt Pinnamonti zum Piano und Skip Krevens begleitet den traurigen Gesang an der Pedal Steel. Turner singt mit viel Gefühl, aber ihrer Stimme fehlt für meinen Geschmack Tiefgang und Volumen. So kann sie sich vor allem bei stillen Songs wie "Comfort you up", das nur von Hohl an der Gitarre begleitet wird, in den Vordergrund rücken. Robert Scheffler singt ein wunderschönes Duett mit Turner bei der stillen Ballade "Sleep Duet", dazu kommt feines Gitarrenspiel von Hohl.
"Slowpokes" ist ein stilles Album mit vorwiegend melodiösen Americana Songs. Mir fehlen darauf musikalische Höhepunkte und vor allem ein kräftiger ausdrucksstarker Gesang.
© Adolf „gorhand“ Goriup


dieSteinbach "Tram"
off shore, 2010

www.diesteinbach.at

Angelika Steinbach-Ditsch (Geige, Gesang) hat sich von ihrer Band stoahoat & bazwoach getrennt, um mit jungen professionellen Musikern ihr Soloprojekt "Tram" zu verwirklichen. Dazu hat sie Marc Bruckner (Schlagzeug, Klarinette, Mundharmonika), Georg Kostron (Bass), Bernhard Krinner (Gitarren) und Johannes Steiner (Diatonische Harmonika, Trompete, Flügelhorn) an Bord geholt.
Das melancholische Lied "Wödvadruss" (Friedl) wird mit Trompete, Gitarrengroove und tollem Rhythmus zu einem cool jazzigen Wienerlied verwandelt. Orientalisch pulsierender Rhythmus, Gitarre und Harmonika begleiten den volkstümlichen Gassenhauer "Ei, ei, ei, de Goaß is weg" und das "Xangl" von Bauer/Reichert ist ein toller Mundharmonika Blues. Das "Panoptixstanzl" (Steinbach/Ditsch) singt Angelika als traditionelles Stanzl (gereimter Vierzeller) mit virtuosem Zusammenspiel von Geige, Gitarre und Harmonika. Steiner vertont den traditionellen Jodler "Monkler" als atemberaubende Fusion von Jazz, traditionellen Balkan-Klängen und alpenländischer Musik. Eines meiner Favoriten ist das volkstümliche "D'Sau": Der hypnotische Gesang von Angelika tanzt abwechselnd mit der Gitarre den Rumba oder mit Akkordeon und Geige den Tango zum mitreißenden Perkussionsrhythmus. Mit Angelikas wehmütigen Winterlied "Tram" endet das erstklassige Album.
Die großartigen Arrangements und Angelikas leidenschaftlicher Gesang haben mich gefesselt. Weltmusik aus Österreich mit starken lokalen Wurzeln. Immer mehr junge aber auch erfahrenen Musiker aus dem Alpenraum entdecken den Reichtum der eigenen Volksmusik und transportieren sie mit viel Geschick ins 21. Jahrhundert, dieSteinbach sind ein Musterbeispiel.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Coope Boyes & Simpson "As if ..."
No Masters, 2010

www.coopeboyesandsimpson.co.uk

Barry Coope, Jim Boyes und Lester Simpson formen das gleichnamige britische A Capella Trio. Für ihr aktuelles Album haben die drei fünf Eigenkompositionen, sechs Coverversionen und zwei traditionelle Songs aufgenommen.
Die amerikanische Folksängerin Jean Ritchie schrieb "Now is the Cool of the Day" und begleitet von dezentem Tap-Dancing singen die drei es als swingend Gospel-artige Ballade. Es folgt "Silence", ein toller Shanty des Schotten Michael Marra mit wunderschönem dreistimmigen Gesang. Mit virtuosem Chorgesang, rhythmischem Händeklatschen und zurückhaltender Perkussion verleihen sie Richard Thompsons "Keep your Distance" einen unglaublichen Pace. "The Slave's Lament" von Robert Burns hat das Trio mit dem traditionellen "The Gaol Song" zu einem mitreißenden Set zusammengespannt, mein Favorit. Weitere Höhepunkte sind "The Emperor's new Clothes" von Boyes, eine kämpferische Hymne gegen den Kapitalismus, und Simpson's gesellschaftskritischer Song "We got fooled again", der mit großartigem Rhythmus und wunderschönen Harmonien besticht.
Drei erstklassige Sänger pflegen traditionelles aber auch zeitgenössisches Liedgut. Ihr atemberaubender Gesang lässt jeden Gedanken an instrumentale Begleitung vergessen, britische Vokalkunst perfekt arrangiert und vorgetragen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Graziella Schazad "Feel who I am"
Warner Music Group, 2010

www.graziellaschazad.com

Die in Berlin geborene Singer/Songwriterin Graziella Schazad (Gesang, Geige, Gitarre, Klavier) hat afghanisch polnische Wurzeln. Für ihr Debütalbum hat sie zwölf eigene und einen gecoverten Song aufgenommen.
Die CD beginnt mit dem melancholisch symphonischen Titelsong, bei dem Graziella die Geige zupft und dazu mit viel Gefühl singt. Den Hit der norwegischen Popband a-ha "Take on me" interpretiert sie als etwas schmalzigen Americana während "Inner Peace" eine gelungene Mischung aus rhythmischem Country Rock und poppigem Gesang ist. Mein Lieblingssong ist das Bluegrass-artige "Everybody", bei dem Schazad die Geige sowohl wie eine Gitarre spielt wie auch tolles Fiddling zeigt. Es folgen die hymnenartige Klavierballade "Leave me alone" oder das rockige "My Enemy", das mit mitreißendem Groove, leidenschaftlichem Gesang und schönem Geigenspiel hervorsticht.
Das Erstlingswerk von Graziella Schazad ist eine abwechslungsreiche Sammlung von hervorragend arrangierten Popsongs. Die musikalische Begleitung ist dabei ganz in den Dienst der Sängerin und ihrer Songs gestellt.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Pink Martini "Joy to the World"
Heinz Records, 2010

www.pinkmartini.com

FolkWorld Xmas Das aus Portland, Oregon, stammende zwölfköpfige Ensemble Pink Martini veröffentlicht rechtzeitig zu den Feiertagen ihr Weihnachtsalbum "Joy to the World" mit 14 weihnachtlichen Grüßen aus aller Herren Länder. Bandleader und Pianist Thomas Lauderdale hat das Album gemeinsam mit der Band selbst produziert.
Es beginnt mit Irvin Berlins "White Christmas", abwechselnd gesungen von China Forbes in Englisch und von der japanischen Sängerin Saori Yuki in Japanisch. Es folgt die original ukrainische Version von "Carol of the Bells" (Shchedryk), aufgenommen mit dem Pacific Youth Choir und den Bells of the Cascades, eine wunderschöne Kombination. Eines meiner Lieblingslieder ist das hebräische Gebet "Elohai N'tzor" gesungen von Ida Rae Cahana, Ari Shapiro und Patricia Costa Kim. Eine atemberaubende Interpretation von Verdis "La Vergine degli Angeli", das rhythmisch-jazzige Arrangement von "We Three Kings" oder das dreisprachig (deutsch, arabisch, englisch) vorgetragene "Stille Nacht" ergänzen das Programm. Die Lions of Batucada unterlegen zum Abschluss das schottische Volkslied "Auld Lang Syne" mit feurigen Samba-Rhythmen.
Ein fröhliches Weihnachtsalbum, das eine abwechslungsreiche Reise um die Welt bietet, auch außerhalb der christlichen Tradition. Musikalisch hervorragend vom Orchester begleitet singen neben China Forbes einige erstklassige Sänger und Sängerinnen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Aniada a Noar & Prijatelji
"Liacht - Svjetlo"
Extraplatte, 2010

www.aniada.at

Article: Musikalische Vorweihnacht Die steirische Band Aniada a Noar hat sich mit der aus Bosnien-Herzegowina stammenden Opernsängerin Natasa Mirkovic De-Ro und dem österreichischen Drehleier-Virtuosen Matthias Loibner zusammengetan, um ein grenzüberschreitendes Weihnachtsprogramm zusammenzustellen. Das Programm, das im Dezember 2010 als Konzertreihe live aufgeführt wurde, wurde in vier Tagen im September aufgenommen und ist nun als CD erhältlich.
13 Lieder aus den Balkanländern, Österreich und Sizilien, aber auch klassische Themen bieten eine musikalische Reise durch das weihnachtliche Süd- und Osteuropa, ausgehend von Österreich. Es beginnt mit dem kroatischen Volkslied "Spavaj Mali Boziku" (Schlafe, kleines Christkind). Der wunderschöne Gesang von Natasa wird von Michael Krusche an der Gitarre, Rupert Pfundner an der Mandoline, der Drehleier und großartigem Chorgesang begleitet. Die Geigen von Andreas Safer und Krusche, Flöte (Wolfgang Moitz), Ziehharmonika (Pfundner) und traditioneller Landlergesang aus dem Salzkammergut kennzeichnen die Volksweise "Geh net aussi, du kloana Pinzga" und Maultrommel, Drehleier und dramatischer Gesang dominieren das traditionelle serbisch-österreichische Set "Ja sam mali korindas/Frisch und Gsund". Flory Jagodas "Simhat Tora" entführt uns zum sephardischen Torafest (September/Oktober), Natasa betört dabei mit atemberaubendem Gesang und die Musiker begleiten sie mit großartigem Spiel. Sizilianische Fischer singen heute noch das traditionelle Marienlied "O Sanctissima - Oh du fröhliche"; Natasa verzaubert die sizilianische Volksweise mit ihrem Sopran und perfekter Chorgesang und ein volkstümliches Arrangement kennzeichnen die deutsche Version. Eine Opernsängerin und fünf grandiose Musiker interpretieren dann ein hervorragend gelungenes "Mozart-Medley" mit dem Ave Verum (KV618) und dem Trio aus dem 2. Menuett (KV60). Der Bosnier Safvet-beg Basagic schrieb den Text zu "Dobro nam dos'o" (Willkommen), einem Lied zu Ehren der Geburt Mohammeds, und mit diesem islamischen Gebetslied endet ein echtes Adventsalbum.
Die Botschaft der CD ist klar: lasst uns an diesen Festtagen die Hürden überwinden und gemeinsam feiern, ohne auf Religion, Herkunft oder Sprache zu schauen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Poisoned Folk "Blacksand"
Eigenverlag, 2010

www.gomeratv.com

Das Trio Poisoned Folk, beheimatet in Santa Cruz de Tenerife, besteht aus Tony Reece (Kontrabass, Gitarre, Gesang), Tom Glück (Violine, Low Whistle, Gesang) und Heiner Linne (Drums). Für Ihr Album "Blacksand" haben die drei sechs Songs von Reece und sieben traditionelle Stücke aufgenommen.
Der punkige Titelsong ist ein optimaler Aufhorcher; Bass, Violine und Drums erzeugen den mitreißenden Pace, der den ausdrucksstarken Gesang von Reece antreibt, dann ein plötzlicher Rhythmuswechsel mit psychedelischen Reggae Sound. Pulsierender Bass und virtuoses Geigenspiel kennzeichnen das etwas paranoid klingende "Stranger" und beim bluesigen "No Work today", einem Aussteiger Song, überzeugt Reece mit tollem Gesang, Bass- und Gitarrenspiel. Die Originalsongs begeistern mich mit engagierten und doch humorvollen Texten und großartigen Arrangements. Fünf traditionelle Tunes und zwei Songs ergänzen das Programm. Das wunderschöne Instrumentalstück "French Colm" sticht mit brillantem Zusammenspiel von Low Whistle und Bass hervor und "The old Reel" ist eine perfekte Plattform für Glück aufzufiddeln. Zum Abschluss singt dieser das melancholische Trinkerlied "Keg of Brandy", begleitet von Reece an der Gitarre.
Das Debütalbum von Poisoned Folk ist eine gut gelungene Mischung aus jazzigen Improvisationen, punkig-rockigen Arrangements und klassischem Folk.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Sacco & Mancetti "Live at the Speisesaal"
Beale Records, 2010

www.sacco.com

Sacco & Mancetti, 1986 in Regensburg gegründet, haben ein Live Konzert im Speisesaal der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech mitgeschnitten und veröffentlichen es nun als Live Doppelalbum, ihr mittlerweile achter Silberling. Jockl Peithner (Gesang, Gitarre), Reinhold Keck (Drums, Gesang), Herbert Schwarzfischer (Bass) und Helmut Süttner (Gitarre) spielen einige ihrer besten Songs aus 20 Jahren Bandgeschichte.
Vom swingenden Country Rock "Ain't no use in crying" über den mitreißenden Bluesrock von "I swear" bis hin zum rasanten Pace von "Love's at the door" begeistert das Quartett mit treibenden Rhythmen, tollem Gesang und rockigem Sound. Die Jungs spielen aber auch gefühlvolle Love Songs wie "Rosalee" oder melancholische Rockballaden wie "Some angels fall". Mein Favorit ist "Little miss wonderful", bei dem die Musiker so richtig loslegen. Der leidenschaftliche Gesang wird von Bass und Schlagzeug angetrieben, ein tolles Gitarrensolo und das furiose Schlagzeug Solo bringen den Speisesaal zum kochen. Neben den 21 Originalsongs von Peithner interpretieren die vier auch zwei Coverversionen, darunter den Bee Gees Hit "Staying alive". Ohne "Kastratengesang und aufwendigem Arrangement klingt der Song eigentlich recht gut. Mit der wunderschönen Ballade ""Rainbow's end" endet die musikalische Soiree.
Die Musik von Sacco & Mancetti erinnert ein wenig an den West Coast Sound von Bruce Springsteen. Gesanglich und musikalisch hervorragend vorgetragen, spielen sie solide Rockmusik ohne Schnörkel. Freunde des Genres sollten da mal rein hören.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Greg Koons and the Misbegotten
"Welcome to the Nowhere Motel"
Kealon Records, 2009

www.myspace.com/gregkoons

Der in Pennsylvania geborene Singer/Songwriter Greg Koons (Gesang, Gitarre, Perkussion) hat gemeinsam mit seiner Band, bestehend aus Matt Keating (Gitarre, Piano, Keyboards, Gesang), Jason Mercer (Bass), Jordan Richardson (Drums), Kirk Swann (Gitarre, Gesang) und Duane Jarvis (Dobro) sein Debütalbum mit elf Eigenkompositionen aufgenommen.
Mit seiner sanften aber etwas farblosen Stimme singt Koons meist nachdenkliche und etwas melancholische Lieder. "Nowhere to them, somewhere to me" ist ein rhythmischer Song, der ein wenig an Bob Dylan erinnert, bei dem allerdings der ausdrucksstarke Gesang des Meisters fehlt. Es folgen melancholische Songs wie "Turn around", stiller Americana wie bei "That's not me" oder das flotte "A Picture of my Pa before he died in Vietnam", das aus dem sonst ziemlich eintönigen Rhythmus hervorsticht.
Das Debütalbum von Koons ist für meinen Geschmack etwas zu einseitig. Die Lieder plätschern ohne gesangliche oder musikalische Höhepunkte dahin und mir fehlt Leidenschaft und Ausdruck in seinem Gesang.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Spillÿck "Pipers Cathedral"
Eigenverlag, 2009

www.spillyck.eu

Das Kölner Ensemble Spillÿck hat auf ihrem Debütalbum ein interessantes Projekt zu den 17 Dudelsack Abbildungen im Kölner Dom verwirklicht. Rafael Daun (Dudelsäcke, Waldzither), Christian Starke (Dudelsäcke, Saxophon, Blockflöten, Schalmei, Low Whistle), Ruthilde Holzenkamp (Akkordeon), Thórralf Schuh (Perkussion) und Gastmusiker und Produzent Tom Daun (Harfe, Kontrabass) haben dafür traditionelle Quellen aus dem lokalen und regionalen Umfeld verarbeitet und auch einige Stücke selbst im Stil der alten Zeit komponiert.
Der "Dicke Pitter", die 24 Tonnen schwere frei schwingende Kirchenglocke des Doms, ertönt und wir stehen vor den drei Bronzetüren der Westfront mit dem Dudelsack pfeifenden Mischwesen aus Mensch und Drache. Dazu erklingt die weltberühmte Hymne von Michael Korb und Uli Roever, "Highland Cathedral" (1982). So wandelt der Zuhörer und Leser des sehr informativen Booklets von Skulptur zu Gipsmodell, von Figur zu Mosaikbild, von Reliefschnitzerei zu Altarbild und von Fenstermosaik zu Malerei, alles Darstellungen von Dudelsack spielenden Wesen. Der Standort des jeweiligen Objekts wurde auf einem Lageplan eingezeichnet. Das traditionelle Jakobslied (um 1550) stellt den Engel über der Jakobsstatue dar, gefolgt von dem fröhlichen Tanz "O Forricallo" (Adolfo Anta Seoane). Es folgen drei festliche Stücke aus dem Nachlass von Johann Georg Linike (1680-1737), Kompositionen der Band wie "Alaaf de Kölsche Kirmesse" und traditionelle Stücke wie "Masurka - Bortschraperdanz". Durch die Verwendung von authentischen Rhythmus- und Harmonieinstrumenten fühlt man sich tatsächlich in eine andere Welt versetzt. Blockflöte und Akkordeon spielen Variationen auf J. W. Wilms' (1772-1847) "Lieber Augustin" und die galizische Gaita, die Dumbek und die große Bomba interpretieren die traditionellen ägyptischen Tänze "Al' Amda - Wa Aburi Rahi" mit viel Getöse. Ein Auszug aus Georg Friedrich Händels "Messias" Oratorium, "Pifa", Weihnachtslieder aus der Region, dem böhmisch-süddeutschen Raum und Frankreich ergänzen das Programm.
Das Projekt der Spielleute wurde zur Hälfte aus eigener Tasche finanziert, die andere Hälfte stammt von einem Gönner, der die Zusage erhielt, dass ein gleich hoher Betrag in die gemeinnützige Stiftung tereska fließt, die sich der Hilfe leidender Kinder verschrieben hat.
© Adolf „gorhand“ Goriup



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