FolkWorld Ausgabe 39 07/2009; Live-Bericht von Adolf „gorhand“ Goriup


Schnitter - i hole di o
eCHo @ Burgbachkeller, Zug, 24.04.2009

eCHo

eCHo @ FolkWorld: FW #27, #33, #34, #35, #36, #37, #38

Icon Sound I hole di o, Potz Marter Kyeri Velten,
       Buecher Fridli, Les couleurs de la mort

www.doppelbock.ch
Das Theater im Burgbachkeller verfügt über einen kleinen Saal mit ca. 100 Sitzplätzen, in dem neben Konzerten auch Varieté, Kabarett und Theateraufführungen stattfinden. An diesem Freitagabend brachte das Schweizer Folkensemble eCHo vorläufig zum letzten Mal ihr Programm „Schnitter - i hole di o“ mit Volksliedern im Kontext der Zeit zur Aufführung.

Die Anreise war wieder einmal ziemlich lang und leider kam ich dann auch etwas zu spät und verpasste den Anfang der Show mit dem Titellied von Endo Anaconda (Stiller Haas). Im Hintergrund lehnte noch die Sense, die der Schnitter, in diesem Fall Markus Maggiori, mit dem Wetzstein bearbeitet, während Christine Lauterburg die Weise des Sensenmanns singt. Lauterburg ist eine ausgezeichnete Sängerin und Jodlerin, die alleine aber auch gemeinsam mit Corin Curschellas und Walter Lietha die alten Volkslieder zu neuem Leben erweckt. Die beiden stimmgewaltigen Frauen und der sanfte Tenor von Lietha sind das, was den wichtigsten Unterschied zu dem eher instrumental orientierten Ensemble von Doppelbock ausmacht. Den Kontext der Zeit stellt Dide Marfurt her und erklärt dem Publikum das Entstehen und den historischen Hintergrund der Lieder. Marfurt singt ebenfalls und spielt Drehleier, Busuki, Tamburiza, Bodhràn und die helvetische Sackpfeife. Dazu kommen der großartige Geiger Matthias Lincke, der geniale Bassist Jean-Pierre Dix (Kontrabass und E-Bass), der vielseitige Perkussionist, Sackpfeifen- und Schalmaienspieler Markus Maggiori und als Gast Klavier Akkordeonist Felix Haller.

Dide Marfurt & Markus Maggiori Der Schnitter, wie man den Tod früher nannte, steht während dieses Programms im Mittelpunkt, egal ob er sich mitten im Schlachtgetümmel austoben kann oder ob er bei der grausamen Hinrichtung eines Führers des Bauernaufstandes zu seinem Opfer kommt. Die drei Sänger und der Erzähler schaffen es, dieses morbide Thema mit viel Humor und Sarkasmus zu präsentieren. Dabei benutzen sie nicht nur ihre Stimmen, sondern auch Mimik, Gestik und Auftreten. Während Lauterburg vor allem mit ihrem Jodel hervorsticht, brilliert Curschellas mit einem außergewöhnlichem Stimmvolumen; dabei verfügen beide über eine hervorragend ausgebildete Gesangsstimme. Liethas Gesang sticht vor allem mit großer Ausdruckskraft und akzentuierter Betonung hervor.

Obschon das Ensemble vor allem auf Liedgut spezialisiert ist, sind die Mitglieder ausgezeichnete Musiker. Marfurt als Multi-Instrumentalist spielt zwar selten Solos, ist aber dennoch immer im Mittelpunkt, egal ob mit der Drehleier oder einem gezupften Saiteninstrument. Dix verleiht der Musik mit seinem virtuos gespielten Bass einen Hauch von Jazz und Lincke lässt seine Geige glühen; mal unglaublich schnell, dann wieder ungemein gefühlvoll gespielt. Maggiori spielt das Cajun, die Djembe, die Spielmannstrommel und vieles mehr. Am meisten hat er mich bei der Zugabe begeistert, als er den ca. 100 cm (im Durchmesser) großen Gong zum Singen brachte. Haller, der für Simon Dettwiler einspringen musste, da dieser sich mit einem anderen Projekt in Kirgisistan aufhielt, legte mit seinem Akkordeon einen wunderbaren Klangteppich, auf dem Lincke und Marfurt ihr Spiel aufbauen konnten.

Das begeisterte Publikum verließ den Konzertsaal nach mehreren Zugaben, bei denen das Ensemble auch Lieder von ihren älteren Alben spielten, wie zum Beispiel „Simelibärg“ oder „Ich hab die Nacht getröimet“. Das Programm hat auch mich begeistert und ich freue mich schon auf das neue Projekt der Band, dem Naturjodel.

Photo Credits: (1) & (2) eCHo (by Adolf „gorhand“ Goriup).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2009

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