FolkWorld Ausgabe 36 07/2008; Artikel von Walkin' T:-)M


eCHo: I hole di o
Einmal Hades und zurück

Schweizer Volkslieder im Kontext des 21. Jahrhunderts - dafür steht die helvetische Gruppe eCHo. Und wenn da gejodelt wird, läuft selbst Musikantenstadl-Geschädigten eher ein angenehmer Schauer den Rücken herunter. Auf ihrem aktuellen Album widmet sich der Zusammenschluss der Instrumentalgruppe Doppelbock mit den SängerInnen Christine Lauterburg, Corin Curschellas und Walter Lietha dem Gevatter Tod. Dide Marfurt gibt Auskunft, wo der Zuhörer abgeholt werden soll.

Wie kam es
zu eCHo?
Ich bekam 1999 eine “carte blanche” vom Club Scala. Also war für mich die Möglichkeit geboten, mit feinen Gästen die alten Schweizer Volkslieder zu interpretieren. Ursprünglich war das nur für zwei Abende geplant. Dann gefiel's uns allen so gut, dass wir weitermachen wollten. Am Anfang mit
eCHo
eCHo @ FolkWorld: FW #27, #33, #34, #35

www.doppel-bock.ch
Dodo Hug und Walter Lietha. Ende 1999 gab's eine erste Kleintour mit veränderter Besetzung und ab 2000 wurde daraus die Band “eCHo”. Für Dodo Hug kam die wunderbare Corin Curschellas, die schon früher mit Walter gesungen hat, und sie brachte uns auch Christine Lauterburg, was uns um den Jodel bereicherte. “eCHo” war als Projekt auf Zeit gedacht und nun steht es beinahe unverändert im achten Jahr.

Was macht eCHo?
Mit “eCHo” spielen wir traditionelle Schweizer Volkslieder im Kontext der Zeit. Ich weiss, das tönt etwas geschwollen, aber ich hab noch keine einfachere und sinnlichere Beschreibung gefunden. Die Melodien sind alt – z.T. uralt –, die Interpretation zeitgemäss. Wir betreiben keine Denkmalpflege. Wie sagte Gustav Mahler: Tradition ist die Weitergabe der Glut, nicht die Anbetung der Asche.

Gibt es typisch
Schweizerisches?
Mit wenigen Ausnahmen sind die Lieder typisch Schweizerisch. Natürlich, wir gehören zum deutschen Sprachraum, also findet man von vielen alten Liedern Versionen, wie sie in Deutschland gesungen wurden. Deitsch hat zum Beispiel Lieder mit gleichen Quellen wie wir. Beispiel: bei Deitsch “Wacker Mädchen”, bei “eCHo” “De root Schwiizer.

Typisch ist der Jodel von Christine Lauterburg, eine Perle der Schweizer Musik. Typisch sind die “chlefeli”, typisch sind die helvetischen Sackpfeifen. Im Prinzip dasselbe wie die deutsche Schäferpfeife, die Form ist etwas anders. Unsere werden aber mittlerweile auch von Großmeister Andreas Rogge gebaut.

Speziell ist, dass in der Schweiz Schottisch und Polka genau anders bezeichnet sind als im Rest von Europa: Schottisch sind die schnellen 2/4-Tänze und Polkas die langsamen. Masolken sind typische innerschweizer Tänze, zwar eine Mazurka, aber nur 8-taktig. Dide Marfurt Stümpeli Mazurka; es gibt auch Stümpeli–Schottisch, die also auch achttaktig sind. Typisch auch das Alphorn Fa, auch Muotathaler Fa; der Tritonus anstelle der Quarte, der auf dem Alphorn als reiner Naturton gespielt wird und von alten Moutathaler Sängern auch so gesungen wird. Seit ein paar Jahren gibt es die legendäre “Sammlung von Hanni Christen”, eine Sammlung von über 10.000 Schweizer Tanzmelodien. Dürfte weltweit die größte sein, das irische “O’Neills” umfasst dagegen mickrige 3.000 Melodien.

Wie seid ihr auf
den Tod gekommen?
Er erscheint in den alten Liedern so oft, dass wir fanden, diese dritte CD wird die seinige: «Gestatten – Bruder Tod». Uns gefällt, wie gewöhnlich er in den alten Volksliedern daher kommt. Er gehört zum Leben - so einfach ist das. Media vita in morte sumus - Mitten im Leben sind wir des Todes. Es ist auffallend, wie viele Facetten er aufweist. Sei’s der Liebestod, der Tod im Krieg, Krankheit, Kindsmord, Todessehnsucht, Todesurteil oder der Tod als Rächer. Da wird «gedealt» mit dem alten Gevatter oder man versucht ihm gar ein Schnippchen zu schlagen. Darum habe ich jedem Lied ein «Bild des Todes» zugeordnet. Spielerisch, nicht allzu ernst.

War es schwer
Stücke zu finden?
Nein, war gar nicht schwer. Es war schwer, sich zu beschränken. Die Hauptquellen sind: “Anderi Lieder” von Urs Hostettler, “Z’underst und z’oberst” von Hans Peter Treichler und “Im Röseligarte” von Otto von Greyerz. Man findet aber alles auch bei: Barbara Book vom Deutschen Volksliedarchiv Freiburg i. Br.

Gibt es ein
Lieblingsstück?
Da kann ich natürlich nur persönlich antworten: ich bin mit “Les couleurs de la mort” sehr happy. Es ist ein Stück von mir und ist wohl gelungen. Doppelbock Das Eröffnungsstück “i hole di o” (ich hole auch dich, spielt aber natürlich auch mit dem joh-leh-di-oh vom Jodel) ist wohl schwer verständlich für Nicht-Schweizer. Eigentlich schade, denn der Text von Endo Anaconda von Stiller Has ist einfach brilliant. Es lanciert das Thema “Tod” wunderbar und führt es sofort ad absurdum. Der Tod als bemitleidenswerter Sozialhilfe-Empfänger. Wir machen hier quasi ein zeitgenössisches Lied zu einem Jodellied – also eine Art the other way round.

Was liegt in
nächster Zeit an?
Wir arbeiten an einer CD mit traditionellen Kinderliedern. Damit werden wir in kleiner Besetzung und einem Geschichten-Erzähler Kinder“stubeten” veranstalten. Diesen Sommer gehen wir auch etwas auf Reisen, u.a. eine Woche nach Tokio. Zum 10jährigen Doppelbock-Jubiläum gibt's ein Projekt mit Christine Lauterburg und Barbara Berger, also Jodel-Duett, mit sogenanntem “Naturjutz”. Jutz ist ein Naturjodel. Der Projektname ist: “Ohne Worte – Neu- und Steinzeitjodel.”

eCHo "Schnitter - i hole di o"; Narrenschiff; Nar 2007037; 2007; Spielzeit: 50:59 min

Icon Sound Hörmüsterli: I hole di o, Potz Marter Kyeri Velten, Buecher Fridli, Les couleurs de la mort

Dank eCHo und dem Narrenschiff-Label sind wir in der Lage, zehn "Schnitter" CDs zu verlosen. Verlosung abgeschlossen!

Thanks to the Swiss band eCHo and the Narrenschiff label we are able to raffle off ten "Schnitter" CD's, featuring fourteen Swiss folk songs from five centuries about Death and the Grim Reaper. Competition closed!

Photo Credits: (1) eCHo; (2) Dide Marfurt; (3) Doppelbock (by Doppelbock/eCHo).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2008

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