FolkWorld #45 07/2011
© Karsten Rube

Ulrikas Minne

Triakel

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Triakel in Mönkebude, März 2011.

Eisschollen türmen sich auf dem Oderhaff. Der Wind pfeift kalt. Es wird immer noch nicht Frühling Anfang März im hohen Norden der Republik. Während ich ganz am Ende des im kalten Märzlicht verschwindenden Horizonts die Fahrtrinne für die Schiffe ausmachen kann, wird in der kleinen Kirche des Haffortes Mönkebude das Konzertequipment der schwedischen Gruppe Triakel ausgeladen und vor dem Altar aufgebaut. Da laufen keine Roadies rum, die tonnenweise Traversenmaterial und Tonboxen aufhängen. Da laufen Kjel Erik Eriksson und Janne Strömstedt dreimal zu ihrem Combi, um das Harmonium, die Geigen und ein bisschen sparsames Tonequipment in die Kirche zu tragen, während die hochschwangere Emma Härdelin am Mikrofon ein bisschen die Stimme ölt.

Dem Kulturverein Weitblick, der von Ückermünde aus die entlegene mecklenburgische Region Ost-Vorpommern mit musikalischen Kulturhighlights aus aller Welt speist, ist es gelungen, das einmalige und in Skandinavien gut bekannte Folktrio Triakel während ihrer Deutschlandtournee zu einem Abstecher ans Haff zu bewegen. Triakel haben sich vor Jahren aus der Garmana-Sängerin Emma Härdelin, dem Hoven Droven-Geiger Kjell-Erik Eriksson und dem Pianisten Janne Strömstedt mit dem Anspruch gegründet, die in Vergessenheit geratenen Volksweisen ihrer schwedischen Heimat wieder zu erwecken.

Das aktuelle Programm, mit dem sie im Spätwinter 2011 auf Tournee sind, setzt sich aus Liedern zusammen, die die Sängerin Ulrika Lindholm in ihrer Jugend Anfang des 20. Jahrhunderts im nordschwedischen Jämtland sammelte. Erst in den fünfziger Jahren, als sie bereits im Süden Schwedens lebte und die 70 erreicht hatte, wurden die Sängerin und ihre Lieder für das Radio entdeckt. Triakel widmet sich auf der aktuellen CD "Ulrikas Minne" ausschließlich den frühen Liedern der Sängerin. Ihr Liveprogramm ist jedoch etwas ausgeweitet und bringt auch Songs aus ihrem bisherigen Repertoire zu Gehör.

Triakel

Das Publikum in der kleinen, aber vollen Kirche hört aufmerksam und mit großer Freude zu, was die drei Schweden vortragen. Die Zuhörer kommen aus der weiteren Umgebung: aus Anklam, Ückermünde, Greifswald und aus den kleinen Orten der Region, die nicht eben an einem Überangebot an kulturellen Ereignissen leidet. Um so aufmerksamer und dankbarer nehmen sie die Angebote wahr, die man ihnen macht. Der Kulturverein Weitblick leistet mit seinen programmatischen, wie abwechslungsreichen Konzertangeboten in dieser Hinsicht seit einigen Jahren Pionierarbeit. Dazu gehört Enthusiasmus, Mut und manchmal sicher auch eine gewisse Dickfelligkeit. Um so dankbarer zeigt sich das Publikum, denn immer wieder hört man von vollen Konzerten an sonst menschenleeren Orten.

Das Triakelkonzert in der kleinen Kirche von Mönkebude ist ein schönes Beispiel dafür. Mit großer Freude liefern die drei Musiker kein handwerklich perfektes Pflichtkonzert ab, sondern lassen sich auf die freundliche und aufmerksame Stimmung des Publikums ein. Die Ansagen werden von Lied zu Lied länger, denn es gibt immer etwas über "Ulrikas Minne", über die Geschichte der Lieder und über die zum Teil leicht anstößigen Texte zu berichten.

Triakel

Irgendwie ist die Stimmung mit den erwärmenden Liedern aus dem hohen Norden Schwedens, mit den warmen, gelben, aber dezenten Lichtern im Kirchenschiff geeignet, dem Winter dankbar Adé zu sagen und sich nun allmählich auf den Frühling zu freuen, der sich mühsam, aber unaufhaltsam seinen Weg bahnen möge.

Nach dem Konzert verläuft sich das Publikum nur allmählich. Am Plattentisch streicht die Kapelle die Ernte des Abends ein, in dem sie all die CDs anbieten, die sie bisher produziert hat. Es gibt noch allerhand zu plauschen, über die Musik, die Lieder, das Leben in Schweden und die Schwierigkeit, eine Tournee im Auto zu verbringen, zu dritt, ohne Hilfskräfte, aber mit einem gut gefüllten Kofferraum und einem Babybauch, der gerade noch einen weiteren Monat Zeit zum Wachsen hat. Wenigstens müssen sie an diesem Abend nicht noch zum nächsten Konzertort reisen, sondern können sich im kleinen Ort Meiersberg auf eine geheizte Unterkunft, ein gutes von Mitarbeitern, Angehörgen und Freunden des Kulturvereins Weitblick gebasteltes Abendessen freuen und sich Gesprächen widmen, die bis in die frühe Nacht andauern. Nach dem Frühstück geht es weiter in den Süden, zum letzten Ort der Deutschlandtournee, bevor es sie wieder in ihre nordische Heimat zieht.

Photo Credits: Triakel: (1) Mönkebude 2011 (by Karsten Rube), (2) Press Photo 2005, (3) Rudolstadt 2002 (by The Mollis).


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