FolkWorld Ausgabe 43 11/2010; Live-Bericht von Adolf „gorhand“ Goriup


Hochkarätiges Programm, ausgelassene Stimmung
Guinness Irish Festival – Sion, 5.-7. Aug. 2010

Artikel in Englisch
www.guinnessfestival.ch

Zum 16. Mal trafen sich Fans aus der ganzen Schweiz und auch aus dem Ausland, um in Sion im Wallis ein Folk-Festival mit hochrangiger Besetzung zu feiern. Der Schauplatz ist mitten in einem Park mit Baggerseen, alten Bäumen und grünen Wiesen, das Ganze umrahmt von einer beeindruckenden Alpenkulisse.

Für anreisende Gäste stellt das Festivalteam gleich neben dem Gelände einen kleinen kostenlosen Zeltplatz zur Verfügung, von dem auch ich profitiert habe, obwohl meine Anreise sich auf 30 Minuten Fahrzeit beschränkt. So konnte ich neben der Musik auch das reichlich fließende Guinness genießen.

Tim Edey & Seamus Begley

Seamus Begley @ FolkWorld: FW#39
Tim Edey @ FolkWorld: FW#23, #34, #37

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Der Donnerstagabend begann sehr traditionell mit dem irischen Sänger und Akkordeon-Spieler Seamus Begley und dem aus dem englischen Kent stammenden Top-Gitarristen Tim Edey. Die beiden unterhielten das Publikum mit einem Repertoire von traditionellen Songs und Tunes, brachten die Leute zum Mitsingen und Tanzen und versuchten, das großteils Schweizer Publikum mit Limericks zum Lachen zu bringen, letzteres jedoch vergeblich. Begley ist ein hervorragender Sänger und Akkordeonist und mit Edey hat er einen großartigen Partner gefunden, der es mit seiner Gitarre rhythmisch wie auch melodiös an nichts fehlen lässt.

Im Anschluss betrat der von den französisch sprechenden Zuhörern heiß ersehnte Belgier Arno die Bühne. Mir hat die grölende Stimme des aus Brüssel stammenden Chansonniers ebenso wenig gefallen wie die Songs, die zum größten Teil bekannte Themen aufnahmen und meines Erachtens regelrecht verhauten. Da wurde Bob Marleys "Get up stand up" zu einem langweiligen Möchtegern-Reggae und Beethovens "Freude schöner Götterfunken" zu einem beinahe atonalen Klanggemenge. Der letzte Auftritt gehörte der irischen Band Saw Doctors, die mit ihrem rhythmisch melodiösen Gitarren-Rock eine gute Stimmung erzeugten.

Der zweite Abend begann mit einem musikalischen Feuerwerk von Buille, dem Quartett um die nordirischen Gebrüder Niall (Concertina) und Caoimhin Vallely (Keyboards). Sie brillierten mit großartig vorgetragenen Dance Tunes und mehrere Gastauftritte der aus dem County Waterford stammenden Sängerin Karan Casey verzauberten das Publikum mit wunderschönen rhythmischen Songs und atemberaubenden Balladen. Ihre Stimme ist wie guter alter Wein, der mit den Jahren an Fülle und Charakter gewinnt.

Red Hot Chilli Pipers

Red Hot Chilli Pipers @ FolkWorld: FW#39

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Die schottische Superband Capercaillie heizte dem Publikum mit ihren modernen Grooves ein und Sängerin Karen Matheson bestach mit ausdrucksstarkem Gesang und rhythmischer mouth music. Wohl kaum eine Band verbindet traditionelle Tunes und gälisches Liedgut so perfekt mit modernen musikalischen Einflüssen. Dann ließen die Red Hot Chilli Pipers aus Glasgow das junge Publikum mit rockigen Dudelsackklängen regelrecht ausflippen. Einen Tag vor ihrem Auftritt beim Heavy-Metal-Open-Air in Wacken brachten die drei Piper, der Gitarrist, der Keyboarder und die drei Trommler die Alpen zum wackeln.

Am letzten Tag begann das Programm bereits am späten Nachmittag mit der bretonischen Party-Band Kalffa. Das einheimische Publikum, bei dem bretonische Tänze sehr populär sind, zögerte auch nicht begeistert mitzumachen. Auch bei der aus Quebec stammenden Band La Bottine Souriante schwangen einige Wagemutige das Tanzbein, die meisten jedoch applaudierten begeistert den rasanten Rhythmen, dem virtuosen Stepping und der unermüdlichen Vortänzerin.

Nach Einbruch der Dunkelheit betraten die sieben Musiker des Afro Celt Sound Systems die Bühne und verwandelten die Nacht in ein hypnotisches Szenario aus Farben, Klängen und Rhythmen. Die afrikanischen Trommeln und der exotische Klang der Kora, aber auch europäische Saiteninstrumente, Schlagzeug und Whistle wurden mit modernen Beats und Samples zu einem faszinierenden Electro-Worldmusic-Mix vereint, der mich in eine tranceartige Stimmung versetzte. Absolut fantastisch. Als krönender Abschluss begeisterte Michael McGoldrick mit seiner Big Band noch einmal das Publikum mit jazzig-folkigen Tunes. Neben Dezi Donnelly an der Fiddle, Parvinder Bharat an den Tablas und Neil Yates an Trompete und Horn wurde er von einigen Kollegen von Capercaillie begleitet.

Das wohl größte Festival für keltische Musik in der Schweiz garantiert jedes Jahr ein hochkarätiges Programm und eine ausgelassene Stimmung. Ein Besuch in der auch touristisch hochinteressanten Region Anfang August zahlt sich daher immer aus.


Karen Matheson Dezi Donnelly Donald Shaw

Photo Credits: (1) Tim Edey & Seamus Begley, (2) Red Hot Chilli Pipers, (3) Karen Matheson, (4) Dezi Donnelly, (5) Donald Shaw (by Adolf „gorhand“ Goriup).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2010

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