Ausgabe 22 06/2002
FolkWorld CD-Besprechungen
Violet "Omnis Mundi"
Label: Costbar;
CLCD-6314; 2002; Spielzeit: 45.19 min
In alten deutschen Sagen ist das Veilchen die wunderbare Frühlingsblume, die
verborgene Schätze anzeigt. Hieß es auf Violets
Erstlingswerk "September" (1999) noch Folk Band with Rock Attitudes,
wird man nun deutlicher: Romantic Neo-Folk/Dark Wave. Verglichen mit
dem Debüt werden Geige und Westfälische (!) Sackpfeife dezenter eingesetzt.
"Breathless" wurde recycled, mit einer weiteren Strophe versehen und Dudelsackintro
und -outro verschwinden lassen. Der Gitarrist ist zum Schweigen verdammt worden,
es gibt keine deutschen Texte mehr, ausschließlich englischsprachige Eigenkompositionen
von "Front"-Sängerin und Hackbrettartistin Bianca Stücker, sowie Vertonungen
eines Textes des mittelalterlichen Theologen Alanus
de Lille (1128-1203), des spanischen Dichters Miguel
Hernández (1910-42, verstorben in Francos Kerker) und ein hebräischer Auszug
aus Salomons "Cantica canticorum".
Musikalisch lässt sich das 8-Personen-Orchester aus Hamm irgendwo zwischen Loreena
McKennit, Kate Bush und einem kräftigen Schuss
mystischen, zuweilen wehmütigen Mittelalters verorten. Insbesondere das Hackbrett
(siehe auch FW#22)
schafft einen unverwechselbaren und einzigartigen Klang, der Violet von der
Konkurrenz abhebt. (Bianca gastiert auch auf dem aktuellen Album der Schnitter,
siehe unten.)
Costbar/Autogram Records
Walkin' T:-)M
Corvus Corax "In Electronica - Zona Extrema
Remixe"
Label: Corvus
Corax/EFA; JS CD 0102/01342-2; 2001; Spielzeit: 75.11 min
Der Skeptizismus macht sich breit, als ich die CD einlege. Obwohl Corvus
Corax (siehe auch FW#18)
schon immer eine Art Dancefloor-Musik gemacht haben, wenn auch mit akustischem
Instrumentarium. Wie der Titel bereits deutlicht macht, handelt es sich um Remixe
von Titeln der beiden letzten Alben "Viator" und "Mille Anni Passi Sunt", teils
von eigenen Bandmitgliedern, teils DJs verschiedener Electronic-, Techno-, Gothic-Szenen
(Aeox, Blind
Passengers, Dance or Die, Gabi
Delgado (DAF), K.d.A.,
Tanzwut, Umbra
et Imago, Wokain u.a.). Besser als im
Info kann ich es auch nicht sagen: Vorlieben für melodiöse Schalmei-Sequenzen,
akustische Akzente, für fette Gitarrenriffs und noisige Sounds. Vermeintliche
Gegensätze zwischen elektronisch-sanften Dudelsackharmonien und knallharten
Gitarren. Treibend dynamische Drums und spacig-atmosphärische Sounds. Das
ist nichts für das Sofa zuhause, sondern moderner Veitstanz. Einige interessante
Momente bleiben gut im Ohr. Es wird wohl eine der wenigen Dancefloor-Scheiben
in meiner Sammlung sein und bleiben. Beides ist gut so.
Corvus Corax
Walkin' T:-)M
Yiddish Blues "Yiddish Blues"
Label: Eigenverlag;
2001; Spielzeit: 69.17 min
Leutnant Joseph Frankel - er bestand auf den Titel, war er doch Offizier sowohl
in der russischen als auch der US-amerikanischen Armee - komponierte den "Yidishe
Blues" kurz nach dem 1. Weltkrieg, eines der ersten Ragtime- und Jazz-beeinflussten
Stücke mit einer typischen Klezmermelodie. Die Dresdner Klezmerband Yiddish
Blues spielt mit Fiedel, Gitarre und Kontrabass Hits wie den "Hejser Bulgar"
oder "Gasn nigun" (sozusagen einmal Sapozniks "Compleat
Klezmer" hindurch). Nach dem eigenen Selbstverständnis, da die Musik
nicht aufgeschrieben, sondern durch Hören und Mitspielen oder Nachspielen weitergegeben
wurde, veränderte sie sich schnell und nahm auch Einflüsse anderer musikalischer
Stile auf, fühlt man sich einmal in den Orientexpress, ein andermal ins
Wiener Caféhaus versetzt. Dazu gibt es einige jazzige Improvisationen. Aber
keinen Blues.
Yiddish Blues
Walkin' T:-)M
Konstantin Wecker "Vaterland"
Label: Globeart
Musicon/BMG; 74321 871082; 2001; Spielzeit: 73.52 min
Der Markt ist sehr eng geworden und darum haben wir uns aus ökonomischen
Gründen entschieden, uns zu lieben, meinte Konstantin
Wecker noch bei seinen gemeinsamen Auftritten mit Hannes
Wader (siehe FW#18).
"Vaterland" beweist, dass er das wirklich nicht nötig hat und auch solo seinen
Mann stehen kann. Diesmal beruft Konstantin sich auf Schopenhauer.
Wirklich wahr. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat,
darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel auf die Nation, der
er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich
bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen
zu verteidigen. Es wird also trotz des Titels keine Leitkultur verkauft.
Hätte nicht ein Mutterland ein lieberes Gesicht? - doch in der türkischen
Sprache, und ist in der Praxis auch nicht besser - mir genügt mein Vater
zur Genüge, ein ganzes Land als Vater war schon immer eine Lüge. Genausowenig
gibt es immer nur die gleichen Lieder, denn Songs vom Gutgehn gehen nun
mal gut. Konstantin schwärmt von Amerika: Endlich regiert dich Dabbelju,
der wäre uns erspart geblieben, hätt' man Texas abgetrieben. Zudem gibt
es eine Vertonung von Goethes "An
den Mond", eine Neufassung des "Fachmanns" und eine Live-Fassung von "Willy",
der noch mal ausgegraben (und erschlagen) wird. Im selbigen Orginal denken
sie schon mit 17 an die Rente, Konstantin stellt hingegen fest I werd
oid ... was solls. Und während selbstgefällige Staats-Chefs im Globalisierungsfieber
darüber diskutieren, wie sie die Armen dieser Welt noch effektiver ausbeuten
können, verabschieden sich junge Leute von ihren Designer-Klamotten und ihren
Marken-Schuhen und melden sich lautstark zu Wort. Verzicht auf Versace, nein
zu Nike - ja zu Fairness und Gerechtigkeit. Wer diesen historischen Umschwung
von der Spaßgesellschaft hin zu einem neuen politischen Selbstverständnis nicht
bemerkt, hat Scheuklappen auf den Augen. Dein Wort, Konstantin, in Gottes
Ohr.
P.S.: Zum Redaktionsschluss erreicht mich die Meldung, dass "Vaterland - live"
gerade auf den Markt, den engen, geworfen wurde.
Globeart Musicon/BMG
Walkin' T:-)M
Fiddler's Green "Folk Raider"
Label: Deaf Shepherd; EFA CD 01338-2; 2002;
Spielzeit: 62.57 min
Seit nunmehr 11 Jahren feiert die Band Fiddler's
Green ihre nie enden wollende Power-Party aus irisch-schottischem Celtic-Rock,
feucht-fröhlicher Ausgelassenheit und schweißtreibendem Up-Tempo-Ska (siehe
auch FW#12).
Deutschlands wahrscheinlich kommerziell erfolgreichste Celtic-Folk-Rock-Formation
(das berühmte Schunkelstück "Fiddler's
Green" ist im übrigen eine Komposition des englischen (sic!) Akkordeonspielers
John Connoly aus der 60er-Jahren) ist im Laufe der Jahre immer elektrifizierter
geworden und setzt auch bei "Folk Raider" ("Folk-Räuber", wer klaut da was?)
diesen Trend fort. Der Rückgriff auf traditionelles Material ist seltener geworden
("Bonnie
Ship The Diamond", "Girls
Along the Road"), eigenes steht im Vordergrund. Dazu zwei Instrumentalsets
im Fairport-Stil. Irischer
"lonesome touch" war das noch nie, sondern deutsche Party-Gute-Laune-Musik.
Mal mit leichten Britpop-Einflüssen, die letzten Nummern sind für Fiddlers-Verhältnisse
relativ düster. Insgesamt: Keine besonderen Überraschungen, aber auch keine
Ermüdungserscheinungen.
Deaf Shepherd / Fiddler's Green
Walkin' T:-)M
Trio Kali Gari "Ayzige Zun"
Label: Unicornio;
UR 34015; 2001; Spielzeit: 61.25 min
Klezmer, Jiddisches, Kalabyrinthisches nennt das Trio
Kali Gari, bestehend aus Karin Christoph (Geige), Thomas Denker (Akkordeon)
und Jens Piezunka (Kontrabass), ihr Programm, das die Musik Osteuropas und des
Balkans mit Klezmer und Mediteranem vereint. Die drei gehen mit ihrem Material
genauso unkomplizert um wie ihre jiddischen Vorgänger, die als Wandermusiker
umherzogen, wobei sie die unterschiedlichen Melodien und Rhythmen der vielzähligen
dort beheimateten Kulturen aufnahmen, auf ihre eigene Art und Weise wiedergaben
und sie so zu einem eigenständigen vielfarbigen Musikstil verschmolzen.
"Lomir zikh iberbetn". d.h. "Lass uns gut miteinander sein", heisst es gleich
zu Beginn von "Ayzige Zun" ("vereiste Sonne", eine jiddische Eigenkomposition
übrigens). Mit Georg Kreislers "Ich
fühl mich nicht zuhause" wird die Frage an Ignaz
Bubis beantwortet, warum er nicht nach "Hause" (gemeint ist Israel) ginge.
Und ein traditioneller Hochzeitstanz ist nach der Anarchistin Emma
Goldmann benannt (wer hat sich bloß diesen Titel ausgedacht?). Trio Kali
Gari ist Beweis, dass auch in Deutschland Klezmermusik von internationalem Format
gemacht wird.
Unicornio
Walkin' T:-)M
Die Schnitter "Fegefeuer"
Label: Costbar;
CLCD-6315; 2002; Spielzeit: 45.13 min
Die Dampfwalze rollt weiter: Die Schnitter
(siehe auch FW#18)
erscheinen mir zwar etwas eingängiger als in früheren Werken (erinnert teilweise
fast an die Hosen, was jetzt keine Beleidigung darstellen soll), sind aber weiterhin
genausowenig ausgewogen. Einfach ist sie, die musikalische und textliche
Sprache des Vierers. Ein treibender Bass, eine wild riffende Gitarre, das wuchtige
Schlagzeug, die jagende Geige. Durch diesen musikalischen Fleischwolf werden
Volksliedklassiker wie "Die
Gedanken sind frei" gedreht, "Schlaf, mein Kind, dein Vater muss zu den
Soldaten" (wir haben einige Zeilen geändert und schicken auch Frauen als
Soldaten an die Front, genau wie unsere Bundesregierung; endlich wahre Gleichberechtigung)
oder "Heinrich" (die deutsche Version des italienischen L'avvelenato
und des schottisch-englischen Lord
Randal, das Bobby Dylan zu "A Hard Rain's" verwurstet hat), genauso wie
Vertonungen von Erich Mühsams "Mein
Gefängnis", Adalbert
von Chamissos "Bettler",
Georg
Herweghs "Ich
bin ein freier Mann", Ulrich
von Huttens "Er hat's gewagt" und Christian-Friedrich
Schubarts "Aderlass".
"Tanzt den Widerstand" ist die Devise und die Schnitter gießen Öl ins Fegefeuer
der sogenannten Neuen Mitte. Ich freue mich jetzt schon, sollten uns verstoiberte
Zeiten bevorstehen.
Costbar
Walkin' T:-)M
Moin "Live in Kreuzthal"
Label: Eigenverlag; 2001; Spielzeit: 49.55
+ 47.20 min
Moin, moin! Das ist nicht nur ein überschwenglicher, norddeutscher Gruß, sondern
war in den 70ern auch eine damals sehr bekannte Folk-Revival-Band aus Schleswig-Holstein,
bestehend aus Manfred Jaspers (Geige, Konzertina, Dulcimer, Gitarre, Bodhran,
Mandola, Gesang), Jutta Mensing (Geige, Blockflote, Whistle, Akkordeon, Harmonium,
Gesang) und Mense Schwitters (Waldzither, Banjo, Gitarre, Bandoneum, Bodhran,
Harmonium, Gesang). Das Repertoire bestand aus traditionellen Balladen wie "Wir
haben im Felde gestanden", "Ich
verkauf mein Gut und Häusschen", "Störtebeker"
(Kommentar: ein ostfriesischer Nationalheld, in Hamburg hingerichtet ...
ein erstes Opfer der Hamburger Szene), Tanzliedern wie "Wenn
die Bettelleute tanzen", "Pott
mit Bohnen" (Szenen einer Ehe auf Plattdeutsch), Texten des niederdeutschen
Dichters Klaus Groth (1819-99, z.B.
"Orgeldreier")
und Tänzen wie "De
blaue Flag" (das Zeichen, wenn die am Mast hochgezogen wurde, dann mussten
alle Seeleute rasch ihr Bier austrinken und an Bord eilen). Der Mitschnitt
vom 8.12.1978 aus dem bayrischen Kreuzthal offenbart nicht nur Zeitgeschichte
und Nostalgie, sondern auch ein hohes spielerisches und gesangliches Niveau.
Traditionelle Lieder und Tänze wiederzubeleben war schon damals das Ziel des
Trios; 25 Jahre später scheint eine Wiederbelebung nötiger denn je. In diesem
Sinne: Moin, moin! Ein Gruß, der ganztägig anwendbar ist.
Jutta Mensing, Bergstr. 19, 53604 Bad Honnef, Tel. 02224/75011, mensing.fif@t-online.de
Walkin' T:-)M
Nunu! "Ocean"
Label: Tiptoe/Enja;
TIP-8888372; 1999; Spielzeit: 69.59 min
Nunu! ist ein Ausdruck des Erstaunens
und der Überraschung. Es gibt viel Überraschendes zu entdecken. Wir
wollen nicht reproduzieren, sondern variieren, sagen sich Perkussionistin
Marika Falk, Bass-Posaunist und -tubaist Leopold Gmelch, Gitarrist Ulrich Graner,
Sänger und Saxophonist Willie Jakob, Geiger und Akkordeonist Mic Oechsner und
Bassist Uwe Schwidewski. Nunu! hat wenig mit dem amerikanischen Klezmer-Revival
zu tun und betreibt genausowenig eine Wiederbelebung irgendwelcher Shtetl-Klischees.
"Ocean" klingt sehr südosteuropäisch, wenn auch mit Ska, Rumba, Salsa, Swing
und Gypsy Jazz aufgepeppt. Dabei wird ein breites Spektrum abwechslungsreich
gestaltet und instrumentiert und das traditionelle ungarische "Mondom" kann
schon mal nach Steeleye
Span klingen. Für Nunu! ist der Ozean ein Symbol für den kulturellen Autausch
zwischen den Kontinenten. Oder in den Worten Béla
Bartóks, Komponist des "Bolgár Ritmus": Meine eigentlich Idee aber ist
die Verbrüderung der Völker, eine Verbrüderung trotz allem Krieg und Hader.
Dieser Idee versuche ich in meiner Musik zu dienen; deshalb entziehe ich mich
keinem Einflüsse, mag er auch slowakischer, rumänischer, arabischer oder sonst
irgendeiner Quelle entstammen. Nu?
Enja Records
Walkin' T:-)M
Solas "The Edge of Silence"
Label: Shanachie/Koch;
78046; 2002; Spielzeit: 52.36 min
Alles neu macht der Mai. Das haben sich offenbar auch Solas
gesagt (siehe auch FW#17).
Deirdre Scanlan singt poppige Coversongs von Bob
Dylan ("Dignity"),
Tom Waits ("Georgia
Lee"), Nick Drake
("Clothes
of Sand"), Jessie
Colin Young ("Darkness, Darkness") und der Exil-Deutschen Antje Duvekot
("Black Annis", "The Poisonjester's Mask"; vielleicht die eigentliche Entdeckung
des Albums, von Antje würde ich gern mehr hören). Die Instrumentalstücke stammen
ausschließlich von Flöt- und Banjoist Seamus Egan, Fiddlerin Winifred Horan
und Akkordeonist Mick MacAuley. Klanglich sind Solas auf ihrem neuen Werk eher
auf dem Basar zuhause, als einem irischen Dorfmarkt. Auch wird mehr Wert auf
Rhythmus angelegt, denn auf wiedererkennbare Melodien. Das Ganze ist modern
arrangiert - Produzent ist Neil Dorfsmann (Sting, Knopfler, Hornsby, McCartney)
-, inklusive Schlagzeug und Bass. Seamus Egan spielt sogar Stromgitarre. Man
spürt, dass Solas aus ausgetretenen Pfaden ausbrechen will. Das ist nicht schlecht,
im Gegenteil, aber eine völlig andere Band. Die alten Solas-Fans sollten deshalb
vorher lieber einmal probehören.
So weit, so gut. Nur beim deutschen Pressetext hätte man sich schon etwas mehr
Mühe geben können. So hat sich Winifred Horan meines Wissens keiner Geschlechtsumwandlung
unterzogen und ihre alte Band heisst nicht "Cherisch
The Ladys". An der Gitarre klampft auch nicht Liam
Clancy, sondern dessen Sohn Donal. Und über den Vergleich - wer Clannad
oder Enya liebt, darf an dieser CD nicht
verüber gehen, kann ich mich nur wundern. Das beschreibt weder die neuen,
noch die alten Solas. (Oder ist das eine Drohung?) Also, bisserl mehr Sorgfalt,
Leute!
Shanachie, Deutscher Vertrieb: Koch
Walkin' T:-)M
Anne Sands "The Day is Well Spent"
Label: Spring Records; SCD 1047; 2001; Spielzeit:
47.27 min
Die Sands Family (siehe auch
FW#9)
war die erste Band, die regelmäßig die DDR heimsuchte, und konnte ihre Lieder
in den frühen 70ern sogar in den Musikboxen hören (siehe auch FW#22).
Der Kreis schloss sich 1999, als das Live-Album "Hope
is in the Morning" in Deutschland aufgenommen wurde. Die Familienbande sind
weiterhin intakt, Anne Sands
betätigt sich aber auch solo. Die Kompilation "The Day is Well Spent" beinhaltet
zwölf ihre Favoriten, aufgenommen zwischen 1975 und 2001 und großteils nicht
auf CD erhältlich. Traditionelle Lieder wie "Streets
of Derry", "Johnny
My Man", "Donal
Og", aber auch "I
Come and Stand" (ein Gedicht Nazim
Hikmets, übersetzt von Pete Seeger)
und "Sadako" (geschrieben von Bruder Tommy
über ein kleines Mädchen, das die Hiroshimabombe überlebt, nur um an Leukämie
zu erkranken). Verschiedene Titel stammen aus der Zusammenarbeit mit Kathleen
McPeake ("Take Our Part", 1991), wie Robin Williamsons "October
Song", Shay Healys "Mothers, Daughters,
Wives" und dem Belfaster Mühlenlied "The
Doffin" Mistress". Das Album schließt mit "The
Water is Wide", einem der populärsten Lieder Annes, und live aufgenommen
im Februar 2001 - wo wohl - in Deutschland. Damit kann man nicht nur einen Tag
gut verbringen.
Sands Family
Walkin' T:-)M
Dikanda "Muzyka czterech stron wschodu" (Music
from all over the east)
Label: Eigenverlag;
Spielzeit: 62:16 min; 17 Tracks; mit wenig Infos
Eigentlich eine Bewerbung zum Leipziger Straßenmusikfestival - was auf
der CD hören ist klingt nach einer ansprechenden Bühnenpräsenz.
Eine Band aus Polen, 6 Musiker: Baß, Fiddel, Drums, Gitarre, Akkordeon,
... Musik irgendwo zwischen Värttinä, Balkan, Norwegen & jüdischem
Städtl: Mazedonisch, Jüdisch, Roma, Weißrussisch, Ukrainisch,
Polnisch, Bulgarisch.
Für mich nicht erst seit dem Erleben diverser polnischer Bands: Das Land
hinter Oder und Neiße ist uns kulturell näher, als ich lange glaubte.
Schade nur, dass ich die Sprache nicht verstehe: "Saluto" - ein polnischer Text
zu der bei uns als Totentanz bekannten Melodie. Insgesamt viel Energie und Charme
aus Osteuropa.
Auf dem Cover: Menschen auf weitem Feld vor einem noch verschleierten, strahlendem
Sonnenaufgang. In diesem Bild und in der Musik eingefangen - ein Lebensgefühl.
Dikanda, PL-74-100 Gryfino str. Poczt.
74, Tel. +48/9 14 15 04 50, dikanda@poczta.onet.pl
Frank Jagusch
Duivelspack - Die Spielleut zu Theotmalli "In
3 Teufels Namen"
Label: Eigenverlag;
2001; Spielzeit: 47:09 min; 13 Tracks; mit Infos
Eine CD mit Rahmen - im ersten und letzten Stück wird die Frage nach der
Existenz des Teufels gestellt. So geht es frech und munter bis eindrucksvoll
und besinnlich zu. Texte zumeist in deutsch mit lateinischen Einsprengseln und
Musik ab dem 14. Jahrhundert aus Zentraleuropa ist zu hören. Der Tourdion
mit französischen und deutschen Worten gelingt zum feierlichen Loblied
des Weines. Der Herr von Falkenberg - altbekannt, durch interessantes fasst
szenisches Arrangement neu und gar nicht langweilig...
Zuständig sind die drei Teufel: Arnulf der Puster (Arnulf Heger), Musicus
Varus (Daniel Wahren), Marquard vom Lindenbaum (Marcus Linnemann). Dazu sind
auf der CD noch einige Gäste vertreten. Es wird mit einem reichhaltigen
Instrumentarium geblasen, gestrichen, gezupft und gesungen.
Für Mitte 2002 ist eine zweite CD mit mehr Eigenanteilen geplant. Die vorliegende
CD ist eher eine Werbung für Live-Auftritte: "Wir bringen Euch und Euren
Gästen ein längst vergessenes Lebensgefühl zurück!"
Duivelspack, Arne Heger, Lange
Straße 11, D-32756 Detmold, Tel. +49/1 71/5 46 17 80, Fax +49/52 31/70
99 70, kontakt@duivelspack.de
Frank Jagusch
Hora Colora "Balcancan"
Label: Unicornio
Records; 2002; Spielzeit: 59:37 min; 12 Tracks; mit Infos und Texten
Der Untertitel zum Bandnamen sagt eigentlich alles: Balkan meets Jazz - Musik
aus Ungarn und vom Balkan. Es findet keine "Verjazzung" statt, die traditionelle
Spielart wird behutsam ergänzt und dem heutigen Ohr etwas komplexer angeboten.
Der Respekt vor der Tradition äußert sich überzeugend in der
Tanzbarkeit vieler Stücke. Die CD klingt nach Vitalität und dem Atem
von Tanzböden...
Die in Kroatien aufgewachsene Anti von Klewitz dominiert die Stücke mit
ihrem herben Gesang. Daneben stehen Violine, Viola, Bass, Gitarre und behutsame
Perkussion in gelungener Kombination.
Lobenswert auch das gelungene Cover mit Texten in Originalsprache, deutscher
Übertragung und zusätzlichen Anmerkungen.
Unicornio Records, Parkstr. 14, D-01465
Liegau-Augustusbad, Tel. +49/35 28/41 31 90, Fax +49/35 28/41 31 80, info@unicornio.de
Frank Jagusch
Le Goût "Experience of the moment"
Label: Eigenverlag;
2001; Spielzeit: 61:02 min; 5 Tracks; mit Infos
Meditative, esoterische Musik über der eine Stimme ohne Worte schwebt.
Ein Versuch, Instrumente der (Ur-)Bevölkerung aus verschiedenen Weltecken
und deren Spiel- und Erlebenspraktiken zusammenzuführen: Didgeridoo, diverse
(indianische) Trommeln, Monochord und Piano.
Fünf Akteure haben sich zu dieser rein improvisierten Musik zusammengefunden.
Wenn sie nicht gemeinsam spielen, bauen sie Instrumente oder lehren und therapieren
über und mit Musik. Diese Erfahrungen ermöglichen es ihnen, sich ohne
Absprachen in der Musik gegenseitig zu inspirieren. So entsteht in den Stücken
ein unaufdringlicher, stetiger Fluss von Veränderung und Entwicklung.
Lebendige Stimme, Regina Lindinger,
Landwehrstr. 52, D-80336 München, Tel. +49/89/5 38 02 01, Fax +49/89/5
38 02 01, regina.lindinger@t-online.de
Frank Jagusch
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Zum Inhalt der FolkWorld
Nr. 22
© The Mollis - Editors
of FolkWorld; Published 06/2002
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