FolkWorld #51 07/2013
© Morten Alfred Høirup

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Die nordische Götterwelt in Musik vertont

Über die dänische Band Asynje, den Versuch, sich von alten, verstaubten Schriften inspirieren zu lassen und über heutige Vikingerromantik.

Es ist Nacht im Nationalmuseum mitten im alten Kopenhagen. In der über 200 Jahre alten Museumsvorhalle drängen sich die Menschen, um dem Debutkonzert der Band Asynje zu lauschen, die dort aus Anlass der Kopenhagener Kulturnacht spielt. Die Musik ist eine fesselnde Mischung aus mittelalterlichen Instrumenten und modernen elektronischen Sounds und Rhythmen und eine Frauenstimme singt betörende Lieder über die Wikinger und deren Götter, die vom Altertum bis 1050 herrschten.

Die Band

Asynje

Asynje @ FolkWorld: FW#47

www.myspace.com | www.youtube.com

www.asynje.dk

Die Band besteht aus vier Personen, die sowohl in Dänemark, wie auch im übrigen Europa auf verschiedenen Bühnen, Festivals und Wikingermärkten spielen. Die Musiker sind: Nana Barslev (Gesang, Percussion), Martin Seeberg (Violine, Flöte, Leier), Søren Hammarlund (Drehleier, Schlüsselharfe, Elektronik) og Troels Dueholm Nørgaard (Flöten, Drehleier und Oktavmandoline)

Asynje hat guten Kontakt mit einem großen, und nicht zuletzt jüngeren Publikum, das von den alten nordischen Göttern und Göttinnen fasziniert ist. Ich fragte Søren Hammerlund, was wir eigentlich von der Musik wissen, die die Wikinger gespielt haben.

„Nichts, überhaupt nichts!“ Aber wir kennen die Instrumente aus dieser Zeit und aus verschiedenen Quellen, die diese Musik beschreiben, können wir uns eine Vorstellung davon machen, wie sie geklungen hat. Aber unser Ziel ist nicht, die Musik so zu spielen, wie sie vermutlich geklungen hat. Bei der Interpretation der Musik geht es uns einfach darum, mit unserer eigenen Kultur verbunden zu sein und uns von ihr inspirieren zu lassen.

Asynje hat ursprünglich als Duo begonnen. Ihr Konzept erweiterten sie auf Grund der Anfrage des Nationalmuseums in Kopenhagen, die darum baten, ein besonderes Konzerterlebnis ihren Besuchern darzubieten. Das Museum wollte gern Musik aus der nordischen Frühzeit, und nicht nur aus der Wikingerzeit, präsentieren. Um dieses Ziel zu erreichen, die Musik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, sollte sie auf eine moderne Weise dargeboten werden. Seit diesem Konzert im Nationalmuseum geht es Schlag auf Schlag mit Konzertauftritten unter anderem in Dänemark, Deutschland, Holland und Belgien.

Die Musik als Gemälde

Überall, wo die Band auftritt, loben Kritiker und Publikum Asynjes Fähigkeiten, Laute und Bilder der nordischen Mythologie miteinander zu verbinden. „Man bekommt sofort Lust, Farbstifte in die Hand zu nehmen, um Wellen, Meer und steile Felsen zu zeichnen.”, schrieb ein belgischer Journalist. Und das ist vielleicht eines der Merkmale, die Asynjes Musik auszeichnet: nämlich die Fähigkeit, den Zuhörern die Musik in Bildern zu vermitteln.

”Wir möchten durchaus die schöne, dramatische nordische Natur mit unserer Musik erforschen , und wir möchten gerne neue und alte nordische Legenden erzählen” sagt Søren Hammerlund, und fährt fort: “Ich schätze, dass wir die Hälfte unseres Materials in alten Büchern und Schriften aus verstaubten Ecken der Bibliotheken finden, wie z.B. “Den Ældre Edda” (Poetic Edda), die wir dann in Musik umsetzen Die andere Hälfte komponieren wir selbst.“

Die Ældre Edda, von der Søren erzählt, ist eine Gedichtsammlung mit Erzählungen der nordischen Mythologie und der Heldensagen. Sie wurde im Mittelalter in Island aufgeschrieben, aber die Gedichte sind hunderte von Jahren älter und wurden seit Wikingerzeiten mündlich übersetzt. Sie ist eines der Dokumente, die Asynje inspiriert haben und die das erste Album der Band von 2012 prägen.

Asynje

Auf dem Debutalbum von Asynje finden sich darüber hinaus Lieder wie: "Kjæmperne på Dovrefjeld" (Die Riesen von Dovrefjeld), "Viking Party Polka", "Njord & Skade" (Zwei nordische Götter), og "Knivens Polska". Ich fragte Hammarlund wie sie intern die Liedern innerhalb der Band erarbeiten.

"Jeder kann bei Asynje Vorschläge machen. Wenn ich beispielsweise mit dem Komponieren eines neuen Liedes beginne, läuft das meistens so ab, dass ich ein altes Buch oder ein Fragment eines alten Liedes finde und dann vielleicht noch ein Melodiefetzen. Aber das ist es dann noch nicht, mir fehlt noch die Geschichte dazu. Vielleicht ist es ein Bild, eine Idee oder auch Bruchstücke einer Melodie, die mich anregen, daraus etwas zu entwickeln. Entweder entwickle ich es dann selbst weiter oder ich grabe in alten Quellen aus der gleichen Zeit, um diese mit der Melodie zu verbinden, die ich bereits im Kopf habe. Das gleiche läuft mit den Texten ab. Ich checke die Periode, um die es geht, suche die entsprechenden Bilder dafür, um ein Gedicht in ein Lied umzuwandeln. Das ist eine unserer Vorgehensweisen, der andere Weg besteht darin, mit einem elektronischen Beat zu beginnen , zu dem Nana singt. Auf diese Weise inspirieren wir uns selbst, alte Dokumente der dänischen oder nordischen Tradition in unsere Musik einfließen zu lassen“.

Die Wikinger und die Romantik

Während des Interviews mit Søren Hammarlund ist meine Kindheits-Begeisterung für Wikinger und ihr fantastisches Leben voller märchenhafter Entdeckungsreisen über die Meere, Eroberungen in fremden Ländern, riesige Kunstschätze und ihre unglaublich vielseitige Götterwelt wieder aufgelebt. Dennoch kann ich es nicht lassen, zu fragen: "Diese Welt mit der ihr arbeitet, die von der Wikingerzeit inspiriert ist, würdest du sie als realistisch oder doch eher als romantisch bezeichnen? "

„Sie ist absolut romantisch! Sie bestand vor so vielen Jahren und wir halten eher die guten und poetischen Dinge, und die, die uns inspirieren, hoch. Ich glaube , das Leben in der Wikingerzeit war eher hart und brutal und sicher auch von Routine geprägt. Und Leute wie wir, so denke ich, machen die Musik deshalb nicht schlechter, ganz im Gegenteil: die romantische Seite macht sie eher besser.“

Im alten dänischen Nationalmuseum ist die Musik so richtig in Gang gekommen. Die ersten 3-4 Lieder spielt die Band wie im Konzert. Doch nun springt die Sängerin hervor und ermutigt die Besucher, bei einem Kettentanz mitzumachen und plötzlich pulsiert die Tanzfläche und die Kette der Tanzenden bewegt sich durch Stuhlreihen und anderen Einrichtungen des Saales. Das alte Museum ist zum Leben erwacht.

Deutsche Übersetzung: Christa Christlieb

Asynje


Photo Credits: (1)-(3) Asynje (from website).


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