FolkWorld #49 11/2012
© Holger Brandstaedt

Dänen hinterm Deich

Das Deutschlanddebüt von One-Eyed Mule (DK). Am Anfang war eine Rezension (in der Folkworld natürlich), am Ende stehende Ovationen.

Aber der Reihe nach: Walking T:-)M’s Rezension von ‚Drifting to a happy place’, dem dritten Album der dänischen Americana-Band One-Eyed Mule in Folkworld #44 machte mich auf die vier famosen Kopenhagener aufmerksam. Die Platte gehört zu meinen 2011er Favoriten und lief so oft, dass ich die Band spontan zu einem Konzert einlud.

One-Eyed Mule

One-Eyed Mule @ FolkWorld:
FW#44, #49

www.myspace.com | www.youtube.com

www.one-eyed-mule.com

Der Kontakt war schnell gemacht, Sänger Rasmus Dall ausgesprochen freundlich, nur leider hätten sie keine Agentur in Deutschland. Egal, wir machten eine Option, gaben uns zwölf Monate Zeit und wurden fündig. Mit Magnificent Music hatte ich mehrfach zusammengearbeitet, die in Berlin und Kopenhagen ansässige Agentur ist auf dänische Bands spezialisiert, kannte das Maultier aus Kopenhagen trotzdem nicht -was mal wieder zeigt, wie groß und vielfältig die Musikszene unseres nördlichen Nachbarn ist.

In der Zwischenzeit nahm die Band ihr viertes ebenfalls in dieser Ausgabe besprochenes Album ‚When tomorrow comes’ auf. Auch dies lief hier hoch und runter und steigerte die Vorfreude auf das Konzert zunehmend. Der Termin rückte immer näher, als Support konnte Morten Christensen alias Dirty Old Town gewonnen werden, der mit dem Geist von Jack Kerouac, und ein paar Platten von Dylan & Young im Gepäck die verlorenen Weiten Amerikas auslotet.  Christensen hatte mit früheren Formationen bereits ausgiebig in Deutschland getourt, für One-Eyed Mule war es eine Premiere.

Tourauftakt war ganz im Nordosten in Bugewitz, 300 Seelen wohnen hier in fünf Ortsteilen hinterm Deich. Das Land liegt weit unterm hohem Himmel und einmal im Monat lockt ein Konzert Besucher aus nah und fern. Ganze zwei Karten waren im Vorverkauf weggegangen, aber stetig klappte die Tür des Gasthauses am Konzertabend und bis viertel nach Acht, war der Saal äußerst ansehnlich gefüllt.

www.dirtyold
townmusic.com

Morten Christensen eröffnete solo und konnte mehr als Achtungsapplaus einheimsen. Dann endlich war es soweit. One-Eyed Mule betraten die Bühne, spielten zum Auftakt das Instrumental ‚Hello Morning Rag’, gefolgt von ‚Move with you to the County’, ganz so wie  auf dem neuen Album, wunderschön, sehr feinsinnig und filigran, um dann mit ‚Long gone Man‘ eine härtere Gangart anzuschlagen. Was folgte war ein Hitgewitter aus allen vier Platten: Annabelle Lee/ All your Love is gone/ September Sigh/When Tomorrow comes / What was I supposed to do und viele mehr. Das Publikum war hin und weg, die Band eroberte den Saal im Fluge.

Rasmus Dall (Gesang, Gitarre), Uffe Jepsen (Keyboard, Kontrabass, Singende Säge), Søren Lyngaard Andersen (Gitarre, Banjo etc.) sind seit 2007 in dieser Besetzung unterwegs und das hört man. Sie agieren absolut perfekt und pointiert miteinander, da stimmt jeder Ton, jeder Einsatz. Dall versucht ein paar deutsche Wörter zu lernen und wirkt dadurch noch sympathischer als ohnehin schon. Neuzugang Simon Meinert am Schlagzeug ist zum Glück kein Schläger, er weiß seine Kraft nachdrücklich einzusetzen. Uffe Jepsen, der Schlacks am Kontrabass brilliert auch an der Säge und Søren Lyngaard Andersen treibt mit seinem Banjo die Massen zum Tanz.

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Am Ende steht der ganze Saal, stampft den Delta-Blues, schwankt im Klang der Mulis, die die Bühne verlassen haben um inmitten des Publikums eine Hommage an Woody Guthrie zu spielen. Nicht wissend, dass Wenzel hier beheimatet ist und Woodys Tochter Nora auch schon auf dem Deich spazierte. 

Stehende Ovationen, mehrere Zugaben – was für ein grandioser Auftakt!!!


Photo Credits: (1) One-Eyed Mule (by Holger Brandstaedt).


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