FolkWorld Ausgabe 33 05/2007; Artikel von Walkin' T:-)M


Mexicali - Milwaukee
Stefan Hiss & Ralf Groher sind Los Gigantes

Stefan Hiss ist bestens bekannt als Akkordeonist und Frontmann der Polka-Rocker 'Hiss'. Ralf Groher ist der Trompeter der Tango- und Polka-Kapelle 'Die Kronzeugen'. Vor vier Jahren kam es zum ersten gemeinsamen Auftritt, viele weitere folgten. Mit Musik auf der Achse Mexiko-Wisconsin, einem ganz speziellen Mix von Latino- und Country-Musik, legen die Los Gigantes nun ihr zweites Album vor. Stefan und Ralf gaben Auskunft darüber, was sie auf diese Musik und ihre Zusammenarbeit gebracht hat.

Stefan Hiss & Ralf Groher en Los Gigantes

Ausgewählte Diskographie:
  Hiss, Tut Buße, 1998
  Hiss, Tränen, Tabak und Tequila, 2001
  Stefan Hiss, König der Schmerzen, 2002
  Hiss, Polka für die Welt, 2004
  Stefan Hiss & Ralf Groher, Los Gigantes, 2005
  Hiss, 10 Jahre Hiss - Live in der Scala, 2005
  Los Gigantes, Mexicali - Milwaukee, 2006

Website: www.los-gigantes.de

Ralf Groher: Ich habe eine große Affinität für die spanische Sprache, noch verstärkt durch die Heirat mit einer Chilenin. Was mich auf diese Musik gebracht hat? Viele Besuche von Latino-Clubs, die Zusammenarbeit mit Stefan, die gemeinsame Vorliebe für die Erhabenheit, die große Geste und die Leidenschaft in latein-amerikanischer Musik sowie Blues und Country.

Stefan Hiss: Blues war mit die erste Musik überhaupt, die mich interessiert hat. Die erste Musik, die ich ohne fremde Hilfe unabhängig vom Akkordeon-Unterricht auf mein Instrument übertragen habe. Als ich dann gemerkt hab, daß es Akkordeon-Blues in Louisiana schon gibt, begab ich mich auf die Suche nach solcher und verwandter Musik. Ich habe Cajun, nord-mexikanische, kolumbianische und Country-Musik gefunden. Bis heute haben mich diese Stile beeinflußt.

Tom: Wie kam es konkret zu der Zusammenarbeit Stefan Hiss und Ralf Groher als Los Gigantes?

Stefan: Bevor wir begannen, gemeinsam zu musizieren, sind wir auf die Band des jeweils anderen gestoßen.
Ralf: Zufällige Treffen. Auf dem gleichen Festival gespielt, zum Essen getroffen ...
Stefan: Immer wieder sind wir uns begegnet, bis wir irgendwann auf die Idee kamen, zusammen einen Liederabend mit unseren Lieblingsliedern auf die Bühne zu bringen. Was nicht unbedingt als längere Zusammenarbeit gedacht war. Aber es war halt so gut ...
Ralf: Wir haben viele Gemeinsamkeiten festgestellt. Vor allem den Wunsch nach einer flexiblen Duo-Formation mit schnellen Entscheidungen und zügiger Programm-Erstellung bei gleichen bzw. ähnlichen Vorstellungen.

Tom: Was sind denn eure Vorstellungen? Musikalisch, meine ich.
Stefan: Schwer zu sagen, wie sich das nennt, was wir da tun.
Ralf: Mexiko-US-Grenzradio-Musik.
Stefan: Leichter ist es sicher, die verschiedenen Stile aufzuzählen, die wir verwenden: Country, Blues, mexikanische Boleros, Huapangos - auch ein Stil aus Mexiko.

Los Gigantes, Mexico-Milwaukee

Los Gigantes, Mexicali - Milwaukee, 2006
Senor Blues - La feria de San Marcos - Amor perdido - Sad songs and waltzes - Guacamole - Flor silvestre - La palma de mi mano - Que nadie sepa mi sufrir - Big river - Obsesion - Contrabando y traicion - Ships go out - Smoke, smoke, smoke - Siboney - What's made Milwaukee famous - San Luis del Norte

Tom: Wie hat sich der Sound während eurer Zusammenarbeit entwickelt?
Ralf: Schnell.
Stefan: Der Sound entwickelt sich aus dem Zusammenspiel als Duo. Zwei Stimmen, Akkordeon, Trompete. Erst später im Studio kann man sich austoben, Gäste einladen, Orgeln an den Start bringen und ähnliches.

Tom: Was war dabei euer Ziel?
Ralf: Mexiko!

Tom: Kann ich mir vorstellen. Was inspiriert euch? Außer die Sehnsucht nach Mexiko ...
Ralf: Frauen, Reisen, Gespräche. Musik aus den verschiedensten Genres. Architektur, Essen und Trinken.
Stefan: Musik, die Emotionen zeigt, die Emotionen frei setzt, ist sicher die wichtigste Inspiration. Gleichzeitig ist es aber schön, wenn die Intelligenz nicht beleidigt wird.

Tom: Habt ihr bestimmte Vorbilder?
Stefan: Vorbilder sind für mich - aus unterschiedlichen Gründen: Muddy Waters, Otis Redding, Lyle Lovett, Ramón Ayala. Und einige mehr.
Ralf: Kevin Johansen, Los Super Seven, Johnny Cash, David Coverdale ...

Tom: Eine bunte Mischung. Wie habt ihr bloß einen gemeinsamen Nenner gefunden und eure Stücke ausgesucht?
Stefan: Das mit den Emotionen und der Intelligenz gilt auch hier. Ein Lied muß in der Duo-Besetzung funktionieren. Es muß einen tollen Text haben oder unglaublich schön sein. Ausstrahlung, ja, Schmäh besitzen. Darüberhinaus muß die neue Version von uns auch einen neuen Aspekt haben. Die Kopie allein reizt uns nicht.
Ralf: Sie müssen eine gewisse Größe haben und uns zu einer eigenen, individuellen Interpretation inspirieren. Sie dürfen nicht zu abgenudelt sein, müssen einen für unser Weltbild relevanten Inhalt haben und - wenn sie aufs Album sollen - in dessen Konzept passen.

Hiss, Rudolstadt 2004, photo by Walkin' Tom
Hiss live: TFF Rudolstadt '04, Kulturbrauerei Berlin '06

Tom: Was liegt in nächster Zeit bei den Los Gigantes an?
Stefan: Spielen.
Ralf: Ausbau der Konzerttermine, Ausweitung des Radius.
Stefan: Häufiger Gäste auf die Bühne einladen. CDs verkaufen. Neue Lieder einstudieren. Dabei den Anteil eigener Werke erhöhen.
Ralf: Mehr Auftritte in Clubs mit Surf- und Rockabilly-Hintergrund mit "The Texas Torpedoes". Ein Vocal-Jazz-American-Songbook-Programm mit Gee Hye Lee.
Stefan: Eine Konzert-Tour durch Mexiko machen.
Ralf: Mit der Option, auch in die USA zu reisen.
Stefan: Wieder 'ne Platte aufnehmen.

Tom: Na dann viel Erfolg!

Photo Credits: (1) & (2) Los Gigantes (Website), (3) Hiss (by Walkin' Tom, Rudolstadt 2004).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 05/2007

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