FolkWorld Ausgabe 32 12/2006; Artikel von Walkin' T:-)M


Feiner, Konzertanter, Filigraner
Iontach spielt Irish Folk, aber anders ...

Angelika Berns, Siobhán Kennedy und Jens Kommnick bilden das deutsch-irische Trio Iontach. Damit gehören sie mit zum Feinsten, was die Szene derzeit zu bieten hat. -- Jens Kommnick erklärte uns, wie es zu der Kooperation kam.

In den 70er Jahren etablierte sich Angelika Berns während ihres Studiums als regular floor singer in englischen Folk Clubs. Später begründete sie die innovative Irish Music Band Limerick Junction und war mehrjähriges festes Mitglied von Friel's Kitchen. Iontach, Folk on the Water 2006, photo by Walkin' Tom Siobhán Kennedy wuchs in einer Musikerfamilie in Dundalk, County Louth, auf, die sehr mit der traditionellen Musik Irlands verbunden ist. Mit 4 Jahren begann sie das Flötenspiel und ist seit über 25 Jahren an unzähligen Bühnenshow-Produktionen und Céilí Band-Auftritten beteiligt. 6 Jahre lang war sie festes Gruppenmitglied von Lá Lugh (-> FW#5, FW#8). Jens Kommnick spielte mit 15 Jahren seine ersten Solokonzerte in deutschen Folk Clubs. Nach Engagements am Bremerhavener Stadttheater absolvierte er einen Lehramtsstudiengang Musik mit Hauptfach "(Klassische) Gitarre" und beteiligte sich an Folklore- und Jazzprojekten der Hochschule. Er war Mitglied von Limerick Junction und gründete die Formation Friel's Kitchen mit.

Friel's Kitchen (-> FW#23) löste sich vor kurzem auf - hauptsächlich aus logistischen Gründen. Stattdessen kam es zur Gründung von Iontach. "Wir drei waren als Workshopleiter auf einem Musikwochenende auf der Proitzer Mühle engagiert und stellten für das Abschlusskonzert ein kleines Programm zusammen", erinnert sich Jens. "Nachdem wir feststellten, wieviel Spaß uns dieser Auftritt gemacht hat, beschlossen wir, als feste Band weiterzuarbeiten."

Live-Konzerte oder die Studio-CD "The Half Gate" (-> FW#30) bestechen mit dreistimmigem Harmoniegesang und einer exzellenten Auswahl von englisch- und gälisch-sprachigen Liedern. Jens Kommnick, Folk on the Water 2006, photo by Walkin' Tom Die drei sind aber nicht nur ausgezeichnete Gesangsinterpreten, sondern zudem meisterhafte Multi-Instrumentalisten: Flöte, Fiddle, Uillean Pipes, Bouzouki, Gitarre, Cello, Keyboard und Bodhran kommen zum Einsatz. Jens meint dazu: "Unsere Instrumentalmusik orientiert sich eher an traditionellen Melodien aus Irland, während unsere Lieder auch aus England oder Schottland kommen. Ich denke, dass eins unserer Markenzeichen der dreistimmige Satzgesang ist, der z.T. auch a capella dargeboten wird."

Iontach sieht dabei viele Unterschiede im Vergleich zu den Kollegen: "Manch andere Gruppe - ob innerhalb oder außerhalb Irlands - spielt neben irischen Melodien auch andere Weisen aus der Bretagne, Galicien, Asturien, Schottland, Wales, dem Balkan etc., während wir uns tendenziell der irischen traditionellen Musik (tunes und airs) widmen. Zudem lässt sich unser mehrstimmiger Satzgesang als roter Faden in unserem Programm erkennen. Grundsätzlich sind außerdem unsere Arrangements eher feinerer, konzertanterer und filigranerer Natur, die von Liebe zum musikalischen Detail bestimmt sind. Des weiteren ist unsere quantitative Gewichtung von Instrumental- und Vokalmusik ausgesprochen ausgewogen, was ebenfalls nicht notwendigerweise dem Standard der Szene entspricht. Schließlich bevorzugen wir auf der Bühne rein akustische, unverstärkte Unplugged-Konzerte, wenn es die räumlichen Gegebenheiten denn zulassen."

Gefragt nach der Auswähl der Stücke, kann es für Jens nur eine mehrschichtige Antwort geben: "Zum Teil wird unser Interesse durch alte Audioaufnahmen geweckt; zum Teil sind es auch Gedichte, die uns berühren und die wir dann vertonen; manchmal sind es Eigenkompositionen, die wir gemeinsam arrangieren; oder es sind persönliche Erlebnisse oder Beziehungen zu Musikern und Dichtern, wie Jens Kommnick & Siobhan Kennedy, Folk on the Water 2006, photo by Walkin' Tom beispielsweise zu unserer verstorbenen Freundin Eithne Ní Uallacháin (-> FW#10). In diesem Fall empfanden wir eine Notwendigkeit, ihre Musik weiterleben zu lassen und entwickelten neue Arrangements ihrer Kompositionen."

Ein Wort muss natürlich zum gälischen Bandnamen erfolgen: "Grundsätzlich mögen wir die augenzwinkernde Selbstironie, die von der Doppelbedeutung unseres Gruppennamens ausgeht: iontach bedeutet ja sowohl wunderbar als auch seltsam, weshalb wir damit mit der Charakterisierung unseres Programms immer - so oder so - auf der richtigen Seite sind. Zudem lässt sich der Name auch für deutsche Zungen ohne Probleme aussprechen."

Angelika, Siobhán und Jens verfolgen eine Vielzahl von Projekten - privater und musikalischer Natur. Angelika lebt und arbeitet in Großenhain auf einem ökologischen Selbstversorgerhof. Sie singt in einem Jazz-Chor und leitet zudem zahlreiche Singing-Workshops in ganz Deutschland. Siobhán ist mit Jens verheiratet und lebt mit ihm in Wremen. Sie ist gern gesehene Gastmusikerin verschiedenster Bands und ist als Musik- und Tanzlehrerin in ganz Deutschland unterwegs. Jens arbeitet mit behinderten Kindern und Jugendlichen. Er musiziert auch im Duo mit Siobhán, kooperiert regelmäßig mit unzähligen Musikern und Bands in ganz Europa und arbeitet zudem als Gitarren-, Bouzouki- und Whistle-Lehrer in der ganzen Republik.

Homepage: www.iontach.de, www.jenskommnick.de

(Ausgewählte) Diskographie:
Kerlin/Kommnick "A New Day Dawning" (1998)
Fiedler/Kennedy/Kommnick "Stories & Session" (2000)
Kerlin/Kommnick "Hear the Wind Howl" (2002)
Friel's Kitchen "A Place of Clear Water" (2002)
Iontach "The Half Gate" (2004)
Kerlin/Kommnick "Dancing Days" (2005)

FolkWorld-Berichte:
Kerlin/Kommnick "Ein Fall für zwei ..." (2006)
Kerlin/Kommnick "Vom Brocken nach Rio de Westphalia" (2004)

Photo Credit: (1) Iontach; (2) Jens Kommnick; (3) Jens Kommnick & Siobhán Kennedy (by Walkin' Tom, Folk on the Water 2006).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 12/2006

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