FolkWorld #81 11/2023

CD Rezensionen

Niclas Abrahamsson "Låtar i livets närhet"
Kakafon Records, 2023

English CD Review

www.niclasabrahamsson.se

Das c im Vornamen des schwedischen Liedermachers muss unterstrichen sein, er hat es satt, immer „Nicklas“ geschrieben zu werden – alle, deren Namen beharrlich falsch geschrieben oder ausgesprochen werden, können das nachvollziehen und werden ihn lieben. Alle anderen hätten auch Grund dazu, der Mann liefert schwedischen Visesang vom Feinsten. Seine frühen musikalischen Einflüsse waren Evert Taube und Cornelis Vreeswijk, und das hört man. Aber (vielleicht auf dem Umweg über den Niederländer Cornelis?) seine Melodien und sein Gesang erinnern vor allem an Boudewijn de Groot. Hohes Lob also. Auf dieser CD geht es um Liebe zwischen den Generationen, gleich das erste Lied ist seinem Vater gewidmet. Damit es nicht zu sentimental wird, besingt er dann ein von den Ahnen ererbtes Schnapsschränkchen. Weil alles vergänglich ist, wird der Fährmann Charon angesungen, und die Beerdigung eines gewissen Bertil ist Anlass zu einem Schunkelwalzer, wie ihn nur ein Schwede fertigbringt. Alles in allem: ein wunderbares Album!
© Gabriele Haefs


Høst "Fuglesang"
GO Danish Folk Music, 2023

English CD Review

facebook.com/...

Drei Däninnen und eine Schwedin haben sich unter dem Namen „Høst“ zusammengeschlossen, das bedeutet einerseits Herbst, andererseits heißt ein Bandmitglied so. Sie singen auf Dänisch, Schwedisch und Isländisch, damit decken sie einen Teil des skandinavischen Spektrums ab. Außerdem singen sie ganz ohne Worte, passend zum Titel der CD („Vogelsang“). Sie zwitschern und tirillieren auf dieser a-capella-CD wie Amsel, Drossel, Fink und Star, nix von Herbst. Sie singen eine isländische Beschwörung und eine lange schwedische Ballade über einen treulosen Liebhaber mit derselben Überzeugung und derselben stimmlichen Variationsbreite. Wortlos schließlich ist ein norwegisches Stück, ein Springar aus dem Repertoire des Hardanger-Geigers Torleif Haugeto (+1984). Weitere Dichter, deren Werke hier gesungen werden, sind der dänische Klassiker Steen Steensen Blicher (1782-1848) und Schottlands Nationaldichter Robert Burns. Von dessen „Auld lang syne“ singen Høst nur zwei der fünf Strophen, in einer erbarmungslos eingeenglischten Version, was eigentlich skandalös ist. Der Rest der CD aber ist wunderbar!
© Gabriele Haefs


Tapestri "Tell me world"
Shimi Records, 2023

English CD Review

Artist Audio

Artist Video

www.tapestrimusic.com

Tapestri ist ein walisisches Duo, das sich musikalisch der Americana verschrieben hat. Lowri Evans und Sarah Zyborska schreiben alle ihre Lieder selbst, und zwar auch auf Walisisch (auf diesem Album leider nur drei, sie haben schöne Titel wie „Die Flamme“ oder „Erinnerung“). Die beiden Musikerinnen spielen Gitarre und Klavier und haben etliche Kollegen ins Studio gebeten. Es klingt alles sanft und freundlich, sicher passend zu Liedern über Liebe in allerlei Erscheinungsformen oder über Erinnerungen an die Mutter. Manchmal wäre ein bisschen walisisches Temperament schön gewesen, wenn es z.B. um häusliche Gewalt geht. Jedenfalls, es klingt oft wie Folkpop der 60er Jahre (erinnert sich noch jemand an die Karlins?), alles schön und gefällig zu hören.
© Gabriele Haefs


Hoëla Barbedette "Roc’n an Burtul"
Coop Breizh, 2021

English CD Review

www.hoelabarbedette.eu

Roc’h an Burtul, bei diesem Titel lacht doch das Herz des Bretagnefans … was es mit dem Fels (Roc’h) auf sich hat, erfahren wir jedoch nicht, der Titel ist einfach ein Ortsname. Hoëla Barbedette spielt Harfe, singt und gibt auch Workshops, und zwar auf Französisch, Englisch und Deutsch. Nicht auf Bretonisch, sie singt auf dieser CD auch nur auf Französisch. Dass nur zwei der Instrumentalstücke bretonische Titel tragen, wundert dann gar nicht mehr. Die Bretagne-Fans sollten trotzdem nicht in Depressionen versinken, es ist schöne Harfenmusik, aus Schottland, Irland, sogar ein schwedisches Instrumentalstück ist dabei (es hat den schönen Titel „Die törichten Jungfrauen“), viel Musik aus Frankreich natürlich und ab und zu auch mal aus der Bretagne. Schön zu hören, virtuos gespielt, das Album ist eine Freude für alle, die gern keltische Harfe hören.
© Gabriele Haefs


Daniel Kahn & Jake Shulman-Ment "The Building and Other Songs"
Oriente Musik, 2023

English CD Review

Article: Daniel Kahn

www.paintedbird.de

Daniel Kahn aus Detroit, der über Stationen in New York und Berlin nun in Hamburg gelandet ist, hat sein Publikum schon häufiger überrascht – er erweist sich als genialer Übersetzer ins Jiddische, nimmt sich aber nicht unbedingt den üblichen Fundus vor, der meistens für Übersetzungen herhalten muss, sondern entzückt z.B. mit Nachdichtungen des genialen Georges Brassens. Auf der neuen CD hat er sich mit dem phantastischen Sänger und Geiger Jake Shulman aus New York zusammengetan. Auch hier finden wir wieder Übersetzungen von Liedern berühmter Kollegen - Bruce Springsteen, Bertolt Brecht und Tom Waits, um nur einige wenige zu nennen. Aber er ist hier auch mit eigenen Liedern vertreten, und jedes Lied auf diesem Album ist einfach umwerfend gut und ein Genuss für Hirn und Ohr. Immer wieder beeindruckend, wie er mit kleinen Handgriffen einem bekannten Lied eine neue Dimension gibt: Woody Guthries „This land is your land“ zeigt, indem „New York Island“ durch „Ellis Island“ ersetzt wird, in zwei Wörtern Angst und Schrecken der Immigranten auf, die vielleicht doch nicht ins Land gelassen werden. Die CD endet mit „Tom Trauberts Kloglied“, wo man einfach nur vor lauter Mitgefühl in Tränen zerfließen möchte.
© Gabriele Haefs


Perry Stenbäck & Dekadans "Kärlek och felsteg"
GO Danish Folk Music, 2023

English CD Review

Artist Video

www.perrystenback.com

Perry Stenbäck ist ein schwedischer Liedermacher und -sänger, den das Schicksal nach Dänemark verschlagen hat. Er singt und schreibt allerdings weiterhin auf Schwedisch, und er beruft sich auf große Vorbilder, wie Evert Taube und Cornelis Vreeswijk. Aber auch in anderen Ländern hört er sich um. Das erste Lied zum Beispiel klingt wie eine schwedische Version von Lars Martin Myhres „Trøstesang“, hat aber einen ganz anderen Text. Wirklich von besagtem Herrn Myhre stimmt das wunderschöne „Ängel“ („Engel“), mit schwedischem Text versehen von Rune Elsen Carlsson und untermalt mit dem für Lars Martin Myhre typischen Posaunenchor. Die ganze CD ist gewidmet Perry Stenbäcks Sohn Simon Christian, der 2020 mit nur siebzehn Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Klar, dass ein solches Album keine überbordende Fröhlichkeit serviert, aber deprimierend ist sie auch nicht. Einfach schön, vielseitig, musikalisch durch und durch überzeugend.
© Gabriele Haefs


Cinder Well "Cadence"
Free Dirt Records, 2023

English CD Review

Artist Audio

Artist Video

www.cinderwellmusic.com

Cinder Well, das ist die Songwriterin Amelia Barker aus den USA, die derzeit im Co. Clare in Irland lebt. Irische Einflüsse sind in ihrer Musik allerdings (noch?) nicht zu spüren, das hier ist moderner Folk aus den USA. Ein begeisterter Rezensent schrieb, Cinder Well „mischt die Folkmusic neu auf“, aber das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Solide Handelsware wäre absolut passend. Alle Texte auf diesem Album hat Amelia Barker selbst geschrieben. Sie liebt komplizierte Bilder, manche Lieder muss man mehrmals hören, um z.B. zu begreifen, dass es im Lied „Two heads, grey mare“ um Selkies geht, also Seehunde, im Meer ein solcher, an Land ein Mensch. Zum Ausgleich sind die Melodien zumeist schlicht und einprägsam, was einen wunderbaren Kontrast bildet. Und das macht Cinder Well zu einer überaus interessanten Bekanntschaft!
© Gabriele Haefs


Lynn Miles "TumbleWeedyWorld"
True North Records, 2023

English CD Review

Article: Lynn Miles

www.lynnmiles.ca

Das zweite Lied auf dieser CD verlockt durch einen walisischen Titel, „Hwy“, doch leider, zu früh gefreut. Das Lied der kanadischen Liedermacherin bezieht sich auf einen Highway, der so abgekürzt wird. Macht aber nichts, auch auf Englisch kann frau schöne Lieder schreiben, wie sich hier zeigt. Eine leise Melancholie prägt diese Songs, Titel wie „Cold, cold moon“ oder „Hide your heart“ sagen doch genug. Inhaltlich geht es um den Zustand der Welt, der bekanntlich nicht gerade gut ist, und wie er sich in persönlichen Erfahrungen und im Verhältnis zwischen Menschen niederschlägt. Es ist einfach schöner kanadischer Folk, wie wir ihn seit so vielen Jahren lieben, oft gibt es Anklänge an die Musik der 70er Jahre, dazu Bluegrasseinflüsse. Lynn Miles spielt Gitarre und singt, von den Studiogästen beeindruckt vor allem Joey Wright mit seiner Mandoline! Hinreißend sind die Illustrationen im Beiheft – und die Texte sind leserlich gesetzt, das alles ist einfach ein Genuss!
© Gabriele Haefs


Knut Buen & Sigmund Groven "Kjenslevev"
Heilo Records, 2023

English CD Review

Artist Audio

www.sigmundgroven.com

Der norwegische Geiger Knut Buen zeigt sich hier als Dichter. Auf dem Album liest er einige seiner Texte selbst, andere sind vertont, natürlich von ihm selbst, und sie werden gesungen von Anne Gravir Klykken und Aasmund Nordstoga. Hochkarätige Namen, also, zu denen sich noch der Mundharmonikavirtuose Sigmund Groven hinzugesellt. Und Kjetil Bjerkestrand mit dem Synthesizer nicht zu vergessen, der sein Instrument der norwegischen Tradition, in der Knut Buen nun einmal zutiefst verwurzelt ist, hervorragend anzupassen weiß. Mundharmonikamusik klingt immer melancholisch, und das tut sie auch hier, selbst ein als Marsch gehaltenes Lied ist von leiser Wehmut geprägt. Manchmal erinnern die Melodien an die des großen norwegischen Liedermachers Rudolf Nilsen (1901 – 1929), vieles klingt nach Telemark, alles nach Knut Buen … und Aasmund Nordstogas eleganter Bariton gibt dem Ganzen noch eine klassische Note. Ein CD voller wunderbarer Überraschungen, ganz besonders für Menschen mit Norwegischkenntnissen, die sich in die Gedichte von Knut Buen vertiefen können.
© Gabriele Haefs


Lucy Farrell "We are only sound"
Own label, 2023

English CD Review

Artist Audio

www.lucyfarrellmusic.com

Lucy Farrell ist eine englische Liedermacherin mit engen Verbindungen zur Folkszene. Sie kommt aus Kent und hat in Newcastle Folkmusic studiert, sie wurde mit dem Folk Award von BBC Radio 2 ausgezeichnet, und nun legt sie also ihr erstes Album vor. Alle Lieder darauf hat sie selbst geschrieben, und ihr Gesang prägt sich sofort ein. Allerdings, kleine Einschränkung, falls nach dem Einstieg hier jemandem das Wasser im Munde zusammenläuft: Die Musik auf dieser CD ist kein bisschen Newcastle geprägt oder überhaupt nur folkig – mit einer Ausnahme, Lied 4, „Suddenly (woken by alarms) weist englische traditionelle Anklänge auf. Ansonsten, schöne Liedermacherei mit nachdenklichen und zum Nachdenken anregenden Texten. Wunderbar, wenn sie im Duett mit Kris Drever singt. Vielleicht alles ein bisschen zu getragen und in sich gekehrt? Bei einer, die in Newcastle studiert hat, könnte man doch ein bisschen Temperament erwarten. Vielleicht auf dem nächsten Album, auf das diese begabte junge Frau ihre neuen Fans hoffentlich nicht zu lange warten lassen wird.
© Gabriele Haefs


Drew Holcomb and the Neighbors "Strangers no more"
Magnolia Music, 2023

English CD Review

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www.drewholcomb.com

Drew Holcomb stammt aus den USA, und er hat seine Wurzeln in der „contemporary American roots music“ (sagt die Presseinfo, und wer es wagt, möge versuchen, das zu übersetzen). So gesehen ist der Titel des Albums programmatisch, er versucht, zusammenzubringen, was vielleicht zusammengehört. Es kommt ein interessanter Mix dabei heraus, manchmal gibt es durchaus Folkanklänge, viel häufiger aber wird es poppig, wozu rhythmische Trommeln und enthusiastisches Händeklatschen bei einigen Titeln energisch beitragen. Die Älteren unter uns erinnern sich bestimmt an Harry Nilsson und lächeln glücklich bei dieser Erinnerung – und genau, Drew Holcomb erinnert an Nilsson zu dessen besten Zeiten, und das ist ja nun wirklich ein überzeugendes Verkaufsargument!
© Gabriele Haefs


Magnus Marcinkowski Pettersson "Sångar ur drömmens reservoar"
Kakafon Records, 2023

English CD Review

facebook.com/...

Lieder aus dem Reservoir der Träume, so nennt der Gotländer (der jetzt in Göteborg wohnt) Magnus Marcinkowski Pettersson seine Lieder. Alle hat er selbst geschrieben, er singt und spielt Gitarre, dazu hat er allerlei Studiogäste mit einer Vielzahl von Instrumenten, oft dominiert das Klavier (gespielt von Thomas Gustavsson). In den Texten geht es um Lebensläufe, um Familie, um Kinder, darum, wie verletzlich Kindheit ist (und was wird aus einem Kind, das nie gelobt wird?). Es geht auch um Zeit, Liebe braucht Zeit, Licht und bloße Füße. Die Texte, die vom Thema her peinliche Klischees sein könnten, werden damit zu großen Überraschungen. Eine Entdeckung für alle, die schwedische Liedermacherei schätzen.
© Gabriele Haefs


Emily Maguire "A light to follow"
Own label, 2023

English CD Review

Artist Audio

Artist Video

www.emilymaguire.com

Das siebte Album der englischen Songwriterin, die inzwischen in Australien lebt und mit ihrem Partner eine Ziegenfarm betreibt. Sie sagt selbst, dass diese Texte während der Covid-bedingten Lockdowns entstanden sind – so gesehen hat die CD kein eigentliches Thema, die Lieder entspringen dem Wunsch, zu trösten und denen ein Licht zu zeigen, die das Gefühl haben, in einem dunklen Loch zu stecken und irgendwo hinauszuschauen versuchen. Emily Maguire singt mit klarer, ausdrucksstarker Stimme, dazu spielt sie eine Vielzahl von Instrumenten: Geige, Gitarre, Cello, Schlagzeug. Überaus gefälliger Folkpop, bestimmt klappt beim Hören die Sache mit dem Licht, das man irgendwo sieht.
© Gabriele Haefs


Herald K "Mythologies"
Lindo Records, 2023

English CD Review

Artist Video

www.heraldkmusic.com

Herald K aus Wien schreibt auf Englisch, greift aber auch zu Texten berühmter Kollegen, und so finden wir Percy Frenchs Evergreen, „The Mountains of Mourne“, in dem er sich gekonnt über Irenklischees lustig macht, oder ein Gedicht von William Butler Yeats, in dem das altirische Epos „Aislinge Oengusa“ („Der Traum des Oengus“) in modernes Licht gerückt wird. Irland steht aber nicht immer im Mittelpunkt der Lieder, aus der Antike stammen Motive von Ovid oder Homer. Herald Ks musikalischer Stil erinnert an Jake Walton (der sich ja ebenfalls gern an mythologischen Überlieferungen bedient), und er spielt virtuos eine Vielzahl an Instrumenten: Nyckelharpa, Akkordeon, Geige, Konzertina, Tinwhistle. Gewöhnungsbedürftig ist seine englische Aussprache, er schafft das stimmhafte s nicht und dabei entstehen dann Wörter wie bußy, haßel und roßeß. Macht aber trotzdem Spaß zu hören und den einen frischen Blick auf die Mythen zu werfen.
© Gabriele Haefs


The Stokes "Traditional Irish Music"
Own label, 2022

English CD Review

www.stokesmusic.com

Kleine Umfrage: Was erwarten wir von einem Album mit diesem Titel? Klare Antwort: Traditionelle irische Musik. Hier betreiben die Stokes (laut Presseinfo „die Einzigen legitimen Nachfolger der Dubliners“, Orthographie nach dem Original) gewaltig Etikettenschwindel. Zwei Stücke sind irisch und traditionell, „Johnny I hardly knew ye“ und „Arthur McBride“. Ansonsten finden wir Lieder von Bob Dylan, Pete Seeger und Buffy Sainte-Marie, wir finden eins von Eric Bogle („No man’s land“, hier als „Green fields of France“, ein Titel, den Bogle selbst ablehnt), und sogar die „Moorsoldaten“ sind vertreten, auf Englisch, ohne Hinweis darauf, wer übersetzt hat oder von wem das Original stammt. Wenn sich der Ärger gelegt hat, kommt dann aber Freude auf, denn musikalisch wird hier hohe Qualität geliefert, gesanglich, instrumental. Liebe Stokes: Macht bitte noch eine CD und gebt ihr einen Titel, der dem Inhalt entspricht, und wir werden kaufen und loben und begeistert sein!
© Gabriele Haefs


Wolfgang Rieck" Geben und Nehmen"
Löwenzahn, 2023

English CD Review

Artist Video

www.wolfgang-rieck.de

Wolfgang Rieck loben, Eulen nach Eutin tragen, oder was? Unvergessen als dritter Mann bei Liederjan, oder als zweiter Mann bei Piatkowski und Rieck, die viele von uns erstmals mit Liedern und Geschichten im Rostocker Platt bekannt machten, Schöpfer von Kinderliedern, Erzähler, mit Preisen überhäuft … und natürlich ist jedes neue Album, auf das wir immer viel zu lange warten müssen, eine riesige Freude. Das neue ist wunderbar ausgestattet, das Beiheft enthält alle Texte, dazu schöne Fotos vom Künstler am Ostseestrand, oder von der Schulklasse seines 1917 an einer Kriegsverletzung verstorbenen Großvaters – als Illustration zu Kurt Tucholskys Lied vom „Graben“. Die meisten Lieder auf der CD hat Wolfgang Rieck selbst geschrieben, andere stammen eben von Tucholsky, von Willi Sagert und von Theodor Kramer (der wahrlich gar nicht oft genug vertont werden kann). Ein Lied, inspiriert von einer Barlach-Skulptur, ist auf Rostocker Platt, was wunderbar zu Barlachs Darstellung der „lachenden Alten“ passt – und eine Vielzahl von Studiogästen sorgt für musikalische Vielfalt und immer neue Begeisterung beim Hören.
© Gabriele Haefs


Susanne Lundeng "Følge"
Own label, 2023

English CD Review

Artist Audio

www.susannelundeng.no

Susanne Lundeng, diese gefeierte norwegische Musikerin, überrascht immer wieder. Sie gilt als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der nordnorwegischen Volksmusiktraditionen, sie spielt Geige, singt, komponiert – und das alles tut sie auch auf dem neuen Album. Aber von nordnorwegischer Volksmusiktradition ist kaum noch etwas zu bemerken, alles mutet eher klassisch an, sicher auch, weil sie neben ihrer „normalen“ auch die Oktavgeige spielt – ein Instrument, für das viele Bezeichnungen im Umlauf zu sein scheinen, von denen sich im Deutschen aber keine richtig eingebürgert hat. Dieses Instrument klingt eher wie ein Cello, und das gibt eben den getragenen, klassischen Klang. „Begleitung“ heißt der Titel übersetzt, denn in Nordnorwegen wie in vielen anderen Regionen gibt es den alten Glauben, dass jedem Menschen ein Schutzgeist beigegeben ist, der uns von der Wiege bis zur Bahre begleitet. Für Susanne Lundeng nehmen die Menschen, die uns auf unserem Lebensweg begegnen, diese Stelle ein, und von solchen Begegnungen und Erinnerung erzählen die Lieder und Instrumentalstücke auf der CD. Auch ohne Norwegischkenntnisse – musikalisch wie gesanglich ein großes Hörerlebnis!
© Gabriele Haefs



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