Spöket I Köket "Chateau du Garage"
Go Danish Folk Music, 2019
In gut genutzten Küchen spukt auch ein guter Geist, ein Geist, der
inspiriert, improvisiert und manchmal inhaliert. Gefällige Gerüche,
geschmackvolle Gerichte, gehaltvolle Getränke heilen Gemüt und Körper
und der Genießer übergießt im günstigsten Fall den Küchengeist mit
Applaus. Geist in der Küche (Spöket i Köket) lautet auch der Name einer
frischen Folkband, deren Mitglieder fast alle aus Skandinavien stammen,
wobei man nicht unerwähnt lassen sollte, dass sich auch ein paar Belgier
unter die Geister gemischt haben. Spöket i köket heißt das auf
Schwedisch, wo die Kapelle derzeit ihre Gespenster parkt. Lange kalte
Winter machen Küchen im Norden zum heimeligsten Ort im Haus. Dort - oder
in einer gut ausgebauten Garage, wie der CD-Titel vermuten lässt - haben
sich die Musiker wohl auch zusammengefunden, um die CD “Château du
Garage” auszuhecken, ein musikalischer Leckerbissen, der mit Zutaten
versehen wurde, die weit über Moltebeere, Smørrebrød und literweise
warmgehaltenen Kaffee hinausgehen. Die Geister bringen eine
folkloristische Grundlage auf den Tisch, runden das Gericht aber mit
einem gehörigen Schuss aus der musikalischen Gewürzdose Quebecs ab. Das
klassische frankokanadische Foottapping, garniert an schwedischem
Hoppelpoppel ist ungemein belebend. Es ist ein großer Spaß sich
vorzustellen, wie die Küchengeister im Polkaschritt um Tisch und Stuhl
galoppieren, ordentlich eingeheizt von Geige, Flöte und diversen
Bläsern. Die Arrangements sind wundervoll ausgeklügelt und mit einem
enormen Instrumentenreichtum durchsetzt. Stile reichen sich die Hand,
ohne sich aufzugeben. Die Folkmusik Quebecs, immer ein Garant für Spaß
und Ausgelassenheit, gibt der oftmals durchscheinenden Melancholie der
skandinavischen Volksmusik einen deutlichen Schubs in Richtung Hoffnung.
Popanklänge sorgen für Modernität und bei allem hört man den Grundsatz
des Jazz heraus, sich improvisatorisch überall hinzubewegen und doch nie
die Grundlinie zu verlieren. “Château du Garage” ist Spaß auf höchstem
musikalischem Niveau. Ich bin kein Freund von Vergleichen, à la “klingt
wie…”, meine aber, wer nach dem Genuss dieses bemerkenswert ideenreichen
Albums an den Plattenschrank schwebt und sich eine CD der kanadischen
Kapelle La Bottine Souriante herausfischt, macht zumindest nichts falsch.
© Karsten Rube
Appalatin "Vida"
Appalatin Music, 2018
Die Appalachen im Osten der USA verbindet man nicht gerade mit
lateinamerikanischer Kultur. Dieser landschaftlich reizvolle Gebirgszug
ist eher mit dem Klischee der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Rückständigkeit behaftet. Dass man auch in dieser Region die Nase weit
in den multikulturellen Wind stecken kann, beweist die Band Appalatin
aus Kentucky. Folkmusiker aus der Region haben sich mit Einwanderern aus
Lateinamerika zusammengetan und entwickelten eine solide Mischung aus
Folk und Country mit den Zutaten der Andenfolklore. Das dritte Album der
Band heißt “Vida”. Zehn Songs, die deutlich geprägt sind von der
lateinamerikanischen Folklore, stellen die Musiker hier vor. Das reicht
von einem schwungvollen Frühlingslied bis hin zum altehrwürdigen
“Guantanamera”. Charango, Zamponaflöte und verschiedene
Perkussionsinstrumente der Latinmusik ergänzen sich mit Gitarren,
Saxophon, Fiddle und Banjo. Eine gelungene Fusion, bei der es Spaß macht
zuzuhören.
© Karsten Rube
Almir Meskovic & Daniel Lazar "Roots"
Etnisk Musikklubb, 2018
Musik vom Balkan hören wir auf der CD “Roots” aus Norwegen. In Oslo,
beim renommierten Weltmusiklabel Etniskmusikklub, geben sich Musiker aus
aller Welt die Klinken in die Hand. “Roots” ist ein Zusammenspiel vom
bosnischen Akkordeonisten Almir Meskovic und dem Geiger Daniel Lazar aus
Serbien. Mit weiteren Gastmusikern aus Norwegen, Bosnien und Nepal haben
sie dieses kleine musikalische Schmuckstück erarbeite, das traditionelle
Musik aus Rumänien und den Balkanländern auf kammerfolkloristische Weise
wiedergibt.
© Karsten Rube
Brian Ò Headhra & Fiona Mackenzie "Tir - Highland Life and Lore"
Anam Communications, 2018
Das schottische Hochlandduo Brian Ò Headhra & Fiona Mackenzie verbindet
auf dem aktuellen Album “Tir - Highland Life and Lore” gälische
Tradition mit nordischer, osteuropäischer und zum Teil auch indischer
Musik. Trotz weltmusikalischer Einflüsse überwiegt jedoch bei den beiden
Künstlern die Liebe zur keltischen Musik, die in allen Songs tonangebend
ist. Reduziert auf Gitarre und Stimme, nur dezent begleitet von
Mandoline und Fiddle durchstreifen ihre Lieder die Geschichte, singen
von Wikingerbooten, vertonen Psalme und Gebete, feiern die erwachende
Liebe und streifen auch Themen, die die Hektik der Moderne bedauern und
die Suche nach innerer Ruhe begleiten. Die letzten beiden Titel
behandeln Verlust und Grablegung. ”Tir - Highland Life and Lore”
betrachtet musikalisch das Leben in den schottischen Hochebenen, kompakt
auf 45 Minuten.
© Karsten Rube
Coetus "De Banda a Banda"
Satélite K, 2018
Quer durch die iberische Musikkultur führt uns das Album “De Banda A
Banda” des überwiegend auf Perkussion fokussierten Folkloreensembles
Coetus. Dass die Musikerinnen und Musiker durchaus für mitreißende
Stimmung sorgen, haben sie hierzulande bereits 2015 bewiesen, als sie
mit dem Eröffnungsakt das Tanz- und Folkfest in Rudolstadt einen
gelungenen Auftakt bescherten. “De Banda a Banda” sammelt Tänze und
Festgesänge aus allen Regionen Spaniens. Habaneras aus Salamanca,
Flamenco aus Andalusien hört man, ebenso einen ruhigen galizischen
Gesang und einen katalanischen Sprechgesang. Bei der Aufnahme der CD
beweist dieses personalreiche Ensemble eindrucksvoll, dass sie nicht nur
mit Perkussion verschiedenste Klangstimmungen hervorzubringen in der
Lage sind, sondern auch mit zahlreichen anderen Instrumenten, zu
brillieren wissen. Ein hervorragendes Saxophon kommt gelegentlich zum
Einsatz, ebenso Flamencogitarren und diverse traditionelle
Folkinstrumente, wie die Okarina. “De Banda a Banda” ist eine angenehme
Reise durch Spanien, die man durchaus genießen kann.
© Karsten Rube
Daughters of Jerusalem "Daughters of Jerusalem"
Kirkelig Kulturverksted, 2018
Fünfundzwanzig palästinensische Mädchen haben sich zum Chor der
Daughters of Jerusalem zusammengefunden, um ihrer Heimatstadt ein paar
ergreifende Hymnen zu singen. Möglich gemacht hat dies die norwegische
Kirkelig Kulturversted, die in ihren Studios schon so manches
multikulturelle Produkt zustande brachte, das in den Herkunftsländern
der Künstler schwierig geworden wäre. Jerusalem ist einer der
Brennpunkte der menschlichen Schwierigkeit Toleranz zu üben. Drei
Weltreligionen beanspruchen die historische Stadt für sich. Drei
Weltreligionen, die genau genommen denselben Gott verehren, nur dessen
drei Söhnen unterschiedliche Priorität einräumen. Eigentlich kein Grund
sich dermaßen zickig aufzuführen. Und so gibt sich jede Kultur, die in
Jerusalem lebt als Verdrängte. Die Töchter aus Jerusalem singen von
ihrer Stadt, in der sie sich zu Hause fühlen wollen, die Konflikte
hervorbringt und Leid. Mit glockenhellen Stimmen, großer Sangesfreude,
wunderschön arrangiert und mit Instrumenten aus Palästina untermalt.
Manche Lieder singen sie gemeinsam mit dem amerikanischen Princetown
Girlschor und dem Norwegischen Girls Chor. Die Töchter Jerusalems haben
ihre Wurzeln in der Stadt. Sie sind Teil Jerusalems, so wie andere auch.
Vielleicht hätte dem Projekt die Einbeziehung von jüdischen und
christlichen Töchtern Jerusalems etwas mehr Vielfalt gegeben.
© Karsten Rube
Floating Sofa Quartet "Neighbourhood"
Go Danish Folk, 2018
Längst ist Skandinavien folkmusikalisch eine Einheit. Kaum eine Band,
deren Mitglieder nicht in einem der Nachbarländer gelebt, gewohnt,
studiert hätte und nun mit Gleichgesinnten über die Landschaft fegt, um
musikalische Meilensteine neu zu vermessen. So auch die Band Floating
Sofa Quartet, die sich in Dänemark niedergelassen hat, aber aus Musikern
besteht, die ihre jeweilige Heimat in Finnland, Schweden und Dänemark
haben. Die 10 Tracks des richtungsweisend “Neighbourhood” betitelten
Albums sind vor allem aus der traditionellen Folkszene der Länder
entnommen und vom Quartett neu arrangiert worden. Bass, Fiddle, Flöte
und Akkordeon, dazu gelegentlich eine Bagpipe, bedienen die durchweg
klassische Tanzmusik für den vor allem in Skandinavien sehr lebendigen
wochenendlichen folkloristischen Scheunentanz.
© Karsten Rube
Jah Chango "#Unkilodemas"
One World Records, 2018
Die Musiker um den Produzenten Umberto Echo haben seit einiger Zeit ihre
Dub- und Reggae geschwängerte Aura in den Clubs Europas verbreitet. Der
Spanier Jah Chango spielte nun sein Album “#Unkilodemas” ein und
verbreitet mit seiner Musik eine sommerliche Stimmung mit guter Laune.
Cumbia, Dub, Rumba und Reggae sind die Zutaten seines Cocktails. Gewürzt
mit kräftigen Bläsersätzen und der Mitarbeit einer ganzen Reihe
hochkarätiger Gastmusiker, schlägt Jah Chango ein hohes musikalisches
Tempo an, das er eine knappe Stunde mühelos halten kann.
© Karsten Rube
Järventaus/Dluzewski "Jorden Svart"
Nordic Notes, 2019
Aus der nördlichen schwedischen Provinz Norbotten kommt das Folkduo
Järventaus/Dluzewski. Die beiden Musiker, die sich seit 2010 kennen, als
sie beide an der Framnäs-Volkshochschule in Piteå studierten, haben 2018
ihre erste gemeinsame CD aufgenommen. “Jorden Svart” bietet einen
Einblick in die Volksmusik Nordschwedens in Vergangenheit und Gegenwart.
Lieder, die den Alltag in der rauen, kargen aber auch wunderschönen
Landschaft an der Grenze zum Polarkreis beschreibt. Lieder über
Hoffnung, Lieder von Familienverbünden und Lieder von der Stille des
Landes. Die Musik des Duos beschränkt sich ausschließlich auf die
Mandoline und die klare Stimme der Sängerin Maria Järventäus Johannson.
© Karsten Rube
Matia Levréro & Tcha Limberger "Mediterranean Quartet"
Lejazzetal Records, 2018
Der Gitarrist und Komponist Matia Levréro und der belgische Musiker Tcha
Limberger kennen sich seit Jahren und begegnen sich auf europäischen
Konzerthighlights immer wieder. Ein gemeinsames Projekt riefen sie vor
einiger Zeit ins Leben, bei dem sie die Musik Okzitaniens mit
Balkanmusik und Jazz verbanden. Herausgekommen ist die CD “Mediterranean
Quartet”, bei deren Einspielung neben dem Geiger Limberger und dem
Gitarristen Levrero noch Saxophonspieler Guilhem Verger und
Perkussionist Simon Leleux gewonnen werden konnte. Das Album ist ein
mitreißendes Beispiel, wie westeuropäisch geprägter Jazz mit Folklore
und Gipsymusik fusionieren kann, ohne den jeweiligen Musikstilen die
Identität zu rauben.
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Marbl "Flight of the Hawks"
Helicon, 2019
Nachdem die in England lebende Israelin Marbl zum Jahreswechsel mehrere
Singles aus ihrer EP "The Flight of the Hawks" vorveröffentlicht hat,
erschien nun endlich das gesamte Produkt. Die Musik entstand, nach dem
sich die Sängerin von einem Text von Paul Coelho beeindrucken ließ, in
dem ein Falke sich auf den Wind legte und schwerelos dahinglitt. Fünf
melodische Geschichten serviert uns Marbl, alle getragen von einem
Gefühl der Zeitlosigkeit. Mal mit nostalgischer Note, mal alptraumartig,
mal versonnen und nach Glück suchend. Musikalisch lässt sie sich ebenso
treiben, wie der Falke, der der kurzen, aber hörenswerten EP den Titel
gegeben hat.
© Karsten Rube
Die serbische Band Naked liefert mit ihrem Album “Yes” gelungenen
Crossover ab. Die auf dem ungarischen Label NarRator erschiene CD
überzeugt mit feinfühligen Arrangements, die Balkansound, Jazz, Funk und
klassische Musik gekonnt zu integrieren weiß. Die höllisch gut gespielte
Geige von Djordje Mijuskovic spielt bei den Aufnahmen eine
hervorstechende Rolle, da sie die meisten Kompositionen dominiert.
Saxophon ergänzt die Songs im Balkanstil. Bass und Perkussion
unterfüttern Ganze gelegentlich mit einer Dub-Note. Der überwiegende
Teil des Albums ist instrumentaler Natur. Auf den letzten drei Songs
besucht bereichernd die israelische Sängerin Tal Tula Ben Ari das Quartett.
© Karsten Rube
Neue Wiener Concert Schrammeln "I häng an meiner Weanastadt"
NonFoodFactory, 2018
Das Weanalied ist gewissermaßen der Blues des österreichischen
Hauptstadtbewohners. Willi Resetarits spielt diese in Noten verpackten
Lebensweisen mit viel Schmalz und trockenem Sarkasmus. Die Lieder zu
Kaffee und Sachertorte werden mit weinenden Geigen und
Schrammelharmonika gespielt und von den im breiten Wiener Dialekt
singenden Schrammlern leidenschaftlich intoniert. Nicht immer versteht
der Nichtwiener Gesungenes. Altbacken ist die Musik dabei nicht. Die
Concert Schrammeln bringen das Wiener Lied gekonnt in die Gegenwart,
ohne dessen angestaubte Herkunft zu verschleiern. Die Bluesgitarre kommt
immer wieder zum Einsatz und die lieblichen Melodien werden zuweilen von
kratzenden Geigen zerpflückt. Ein gelungener Wiener Streich.
© Karsten Rube
Pascal Bournet Consort "Celtic Ways - Solace"
Guitaroscope, 2018
“Celtic Ways” ist das fünfzehnte Album des französischen Gitarristen
Pascal Bournet. Zusammen mit seinem Bruder Patric und Gastmusikern die
in der klassischen, wie in der keltischen Musik zu Hause sind, hat er
ein wunderschönes Klangkaleidoskop verträumter Melodien eingespielt. Die
keltische Musik wird auf dem Album vor allem durch die Blockflöte von
Benoit Sauve getragen. Dominique Valgarier ist mit seiner Violine dem
klassischen Teil verpflichtet, während Robert Le Gall mit Fiddle,
Mandoline, Bass und Perkussion folkloristische Elemente in das Werk
einbringt. Neben den beiden Gitarrenvirtuosen Bournet lässt Hector
“Tachi” Gomez” aus Argentinien mit perkussiven Mitteln etwas
lateinamerikanischen Geist einfließen. Es gibt die verschiedensten Wege
keltische Musik zu machen. Die Gebrüder Bournet verfolgen ihren Eigenen.
© Karsten Rube
Sean McConnell "Undone"
New Rounder, 2017
Dem Amerikaner Sean McConnell wurde die Folk-Musik tatsächlich mit in
die Wiege gelegt. Beide Eltern waren Folkmusiker und so blieb es auch
Sohn Sean nicht erspart, irgendwann seine erste Gitarre in die Hand zu
nehmen. Die Vorbilder hört man auf seiner CD “Undone” sehr gut heraus.
Sein Mundharmonikaspiel ist genauso heftig und hackig wie bei Bob Dylan,
seine Songs gefüllt mit subtilen Geschichten, für die man sich Zeit
nehmen sollte. McConnell, der für Meat Loaf, Martina McBridge und Brad
Paisley erfolgreiche Lieder komponierte, schreibt für sich selbst Songs,
die keinen Anspruch auf Chartplatzierungen erheben. Ohne den Antrieb von
Veröffentlichungsdaten, wartet er auf die Inspiration, die ihn oft
nachts überfällt und die er dann in seinem Studio auslebt. Manchmal sind
es biblische Themen, die ihn bewegen, manchmal Geschichten über
langjährige Eltern-Kind-Beziehungen. Connell interpretiert seine
Gedanken auf “Undone” reduziert auf Gitarre und Gesang, lediglich
gastmusikalisch begleitet von der Grammy-Gewinnerin Lori McKenna.
© Karsten Rube
Torhild Ostad / Carsten Dahl "Jeg roper til deg"
NorCD, 2017
Große Vokalkunst und minimalistisches Jazzpiano treffen in dem Album
“Jeg roper til deg” aufeinander. Die norwegische Sängerin Torhild Ostad
fasziniert mit einer glockenhellen Stimme, während der dänische Pianist
Carsten Dahl gelegentlich Töne anschlägt und leise dazu brummt, wie es
Keith Jarreth zuweilen zur Kunstform erhob. Das alles klingt
hypnotisierend. Die Ruhe, die dieses Album ausstrahlt, hat allerdings
auch etwas Deprimierendes, denn so sehr die Songs auch einen positiven
Hintergrund besitzen mögen, die klangliche Wirkung ist eher dämpfend.
© Karsten Rube
Uncle Sally "Still Travellin’"
Eigenverlag, 2015
Country- und Rootsmusic aus Regensburg bieten die fünf
Freizeitamerikaner der Gruppe Uncle Sally. Das Album “Still Travellin”,
das zugegeben schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, ist eine
gelungene Sammlung kleiner Country- und Folkperlen, die Uncle Sally
feinfühlig aus der großen Menge der Americanamusic herausgefischt
haben. Kompositionen von Steve Earle, Neil Young und Dolly Parton
finden sich auf dem Album, fein poliert und mit viel Spielspaß neu
interpretiert. Uncle Sally sind auch 2019 noch musikalisch aktiv und,
wenn man ihrer Webpräsenz glauben darf, leider sehr selten Live zu erleben.
© Karsten Rube
The Nutty Boys "Get your dancing shoes"
Soulfire, 2018
Die Freiburger Band The Nutty Boys zeigen mit dem Album “Get your
Dancing Shoes”, dass sie versessen sind auf Geschwindigkeit. Nach einem
langsamen Start, der schon etwas von Anlaufnehmen hat, feuern sie
schnelle Beats, Ska, Dubs und Reggae in einem schweißtreibenden Tempo
ab. Die Bläser reiten wie die Kavallerie ihre rhythmischen Einsätze.
Gitarre, Bass und Drums halten das Tempo. Die Nutty Boys besitzen zudem
ein gutes Gespür für nuancierten Jazz, wie ihre Interpretation des
Klassikers “A Night in Tunisia” beweist. Gesanglich wird die Gruppe
recht rabiat und rotzig frech von Anja Lehmann unterstützt. Ein
schweißtreibendes Album.
© Karsten Rube
The Remedy Club "Lovers, Legends & Lost Causes"
High Flying Disc, 2017
Irland ist eine grüne Insel, auf der das Landleben eine bestimmende
Rolle spielt. Deshalb ist es nahe liegend, dass man in Irland auch so
etwas wie Countrymusic macht. The Remedy Club hat sich diesem als
typisch amerikanisch verorteten Stil angenommen. Die Songs auf dem Album
“Lovers, Legends & Lost Causes” sind gefällige, harmonische
Countrysongs, mit einem kleinen melancholischen Hang hin zum Blues.
Produziert haben sie die CD in Nashville, was dem Ganzen die nötige
räumliche und emotionale Nähe zum Mutterland des Country gibt. Pedal
Steel-Gitarre und Countryjodler inklusive.
© Karsten Rube
Tiziano Tononi & the Ornettians "Forms and Sculptures"
Felmay, 2018
FreeJazz muss man mögen - oder man lässt es. Kaum eine Stilrichtung des
freien Spiels erhitzt so die Gemüter. Dabei ist FreeJazz nicht
ausschließlich wilde Improvisation, sondern folgt in vielen Fällen
ebenso klaren Grundlinien, wie andere Musikrichtungen. Nur eben auf sehr
eigenwilligen Wegen. So ist das auch bei der Band The Ornettians des
italienischen Jazz-Schlagzeugers Tiziano Tononi. Dessen Album “Forms and
Sounds” (A Celebration of Free Jazz”) feiert den FreeJazz auf eigene
Weise. Ihre Arrangements liegen deutlich im Trend, in dem es
kompositionsähnliche Absprachen in der Gestaltung gibt. Tononi klingt
mit seiner Kapelle, wie eine klassische Bigband, denen irgendwann die
Nerven durchgegangen sind. Die Bigbandstrukturen sind deutlich
vorhanden, auch die Grundlinien der Songs kann man mit etwas Mühe
heraushören. Doch letztlich bleibt es FreeJazz. Und den muss man mögen -
oder man lässt es.
© Karsten Rube