Ausgabe 18 04/2001
FolkWorld CD-Besprechungen
Alistair Russell & Chris Parkinson "Paddy
goes to Huddersfield"
Label: Glade
Recordings; GLCD0201; 2001; Spielzeit: 48.42 min
Alistair Russell, mit schottischem Ursprung, ist vielen noch bekannt als Sänger
der schottischen Battlefield Band; vor einigen Jahren hat er die Band verlassen.
Akkordeonspieler Chris Parkinson, irischen Ursprungs, spielt in der House Band.
Beide leben heute in Yorkshire. Wie kommen die beiden nun dazu, ein Album mit
einem nicht besonders schönem Titel einzuspielen, auf dem Irish Folk Song
Favourites zu finden sind?
Ein einfacher Grund: Der Veranstalter der St. Patrick's Day Celebration Tour
in Deutschland hat die beiden gebeten, mit einem irischen Liedprogramm die Tour
2001 zu begleiten. So finden sich auf diesem Album Lieder wie "As I roved
out", "The Curragh of Kildare" oder "The Mickey Dam"
wieder. Die Tunes stammen zum großen Teil aus den Session-Erfahrungen
von Chris. Die Musik der beiden klingt sehr ehrlich; und daß die beiden
talentierte Musiker sind, bleibt unbestritten. Alistairs Gesang mag ich schon
solange ich ihn kenne. Trotz allem fehlt mir auf dem Album ein bißchen
eine persönlichere Note, will sagen z.B. auch mal ein schottisches Lied
etc. Aber trotzdem ist es für mich eine große Freude musikalisch
mal wieder was von Alistair zu hören - nicht nur auf CD sondern vor allem
auch in live.
Das Album endet übrigens mit dem Alistair-Russell-Battlefield Band Classic
"From Here to there", natürlich in einer neuen Version.
Glade Recordings
Michael Moll
Mercedes Peón "Isué"
Label: Resistencia; M-35261-2000; 2000; 11 Tracks; Spielzeit: 38:48 min
Zuerst verschreckt sie mit einem Schrei. Kurze Zeit später liegt ihr der
Zuhörer zu Füßen, den Mund vor Erstaunen offen und die Ohren erst recht.
Mercedes Peón singt nicht einfach ein paar Lieder vor, sie ergreift vom
Hörer Besitz. Ihre Stimme erscheint ungebändigt. Und doch beherrscht sie
sie vortrefflich. Selbst wenn sie schreit, schreit sie melodiös. Dank
geschickt eingesetzter Studiotechnik, begleitet sie ihren Gesang meist
persönlich, singt mit sich selbst im Chor und reduziert an einer Stelle
der CD den mehrstimmigen galizischen Pandeireta-Gesang auf eine Person.
Die deutlich eingesetzten elektronischen Elemente und der tiefe Bass, der
einige der Lieder begleitet, gibt solchen Momenten etwas Treibendes.
Komplettiert durch ihre Stimme, lässt diese geballte Kraft den Beginn des
Albums beinahe etwas aggressiv wirken. Und dann gibt es da diese leisen
Momente. Momente in denen ihre Stimme weich und wärmend in den Hörer
dringt, tröstend und beruhigend, dabei kräftig und sanft zugleich. Nachdem
Mercedes Peón einige Jahre bei verschiedenen, vor allem galizischen
Musikern dem Background eine besondere Note gab, wurde es nun endlich Zeit
für eine CD unter eigenem Namen. "Isué" heißt ihr Debüt und es ist
vortrefflich gelungen.
Die Lieder auf dem Album sind zum Teil sehr
komplex und kompliziert arrangiert, treten aber mit kindlicher Einfachheit
in Erscheinung. Welche Kunst das ist, merkt der Hörer spätestens dann,
wenn er versucht eine Melodie nachzupfeifen, die er gerade gehört und noch
immer im Ohr hat. Die meisten der komplett in galizischer Sprache
gesungenen Texte hat Mercedes Peón selbst verfasst. Das Galego wird erst
seit einigen Jahren wieder vor allem von den Künstlern Galiziens
protegiert. Viele der Einwohner dieser kleinen, eigenwilligen Provinz im
äußersten Nordwesten Spaniens beherrschen die Sprache nicht oder nur
geringfügig. So singt Mercedes Peón unter anderem von einem Mann, der
seine Heimatsprache nicht kennt. Der entwurzelt ist, nicht weiß, wo er
herkommt und keinen Platz besitzt, an dem seine Seele Frieden finden kann.
Dieses Lied, das sich überraschenderweise, von allen Liedern am wenigsten
galizischer Stilelemente bedient, sondern eher nach dem Balkan klingt, ist
eine Aufforderung, sich auf die Muttersprache zu besinnen, die in Galizien
so lange vernachlässigt wurde. In einem Lied tröstet sie. In einem anderen
fordert sie zum Tanz auf. Da ist z.B. "Adorro" - der 10. Titel, ein sehr
energiegeladener Tanz. Wer der galizischen Ausgelassenheit ungeübt
ausgesetzt wird, dem muss dieser Tanz eher wie eine Rummelplatzpolka
anmuteten. Allerdings wie eine von jener Sorte, die den Hörer unversehens
dazu bringt, den nächsten Ahnungslosen zu kidnappen und mit ihm im
Fluchtplattler-Schritt durch ein imaginäres Tanzzelt zu hopsen. Am Ende
des Albums besingt sie voller Sehnsucht, ja, mit einem Hauch jener vor
allem in der portugiesischen Nachbarschaft so gepflegten Saudade, das
Meer, die Gezeiten, die ihr ihren Liebsten nahmen. Abgesehen von dem
außergewöhnlichen Instrument, das sie mit ihrer Stimme beherrscht, rundet
sie die CD durch ihr recht sauberes Gaitaspiel ab. Ich weiß was Sie
denken, lieber Leser. Und Sie haben Recht. Dies ist weniger eine
CD-Rezension, als eine Liebeserklärung. Was aber angesichts dieses Albums
nicht weiter verwunderlich ist. Ach ja, noch eins. Die Platte erschließt
sich einem nicht, wenn man sie beim Essen im Hintergrund dudeln lässt. Sie
verlangt ein ziemliche Maß an Aufmerksamkeit. Dafür belohnt sie den Hörer
dann auch mit einem Produkt, das das Prädikat außergewöhnlich verdient.
Karsten Rube
Sharon Shannon & friends "The Diamond Mountain Sessions"
Label: The Grapevine Label Ltd. GRACD289, 14 Tracks plus 1 hidden Track, Dauer 53:19 min
Die adrette irische Akkordeonvirtuosin Sharon Shannon hat, nachdem sie
häufig als Gastmusikerin auf anderer Leute Platten erschien, endlich
wieder eine CD unter dem eigenen Namen produziert. Gewissermaßen als
Revancheprodukt hallote sie einmal in die Runde und was in der Folkwelt
einigermaßen bei Laune war, tummelte sich auch prompt im Studio von Old
Monastery in Letterfrack Galway.
So ist es denn auch kein Soloalbum geworden, sondern eine Session, wie
sich bereits aus dem Namen der CD ersehen läßt: "The Diamond Mountain
Session" .
Viele bekannte Namen vereinigt diese Session. Steve Earle, The
Hothouseflowers, Jackson Browne und Carlos Nuņez und noch eine ganze Menge
mehr. Trotz der quirligen Sharon ist es eine dieser CD's geworden, die man
getrost als CD mit Jungs-Musik bezeichnen kann.
Sie klingt ein bisschen nach dem Westen, als er noch Wild war, nach
ungesattelten Pferden, die über grüne Wiesen hoppeln und nach den Zeiten
in denen noch nicht alle Rinder komplett bekloppt waren. Sie klingt ein
bisschen mehr nach amerikanischem Pioniergeist, als nach irischem
Landregen.
"The Diamond Mountain Session" ist eine ausgesprochen fröhliche Platte,
bei deren Einspiel die Musiker viel Spaß hatten, was an den Bookletphotos
ebenso zu sehen ist, wie es in der Musik zu hören ist. Eine
Gute-Laune-Platte, die man, wegen des Hidden-Tracks auch nach dem letzten
Ton des angeblich letzten Liedes noch eine Weile laufen lassen sollte,
denn da gibt es noch eine Zugabe.
Karsten Rube
Triakel "Vintervisor"
Label: Westpark LC07535; 2000, 15 Tracks, Spieldauer: 45.22min
Wer zum Erscheinen dieser Zeilen, also irgendwann im März, aus dem Fenster
schaut, der hat ein sehr wages Gefühl vom Frühling, vom wiedererwachenden
Leben und ersprießlichen Regungen in verschlafenen Körperregionen. Es gibt
allerdings Gegenden der Welt und in diesen Gegenden Leute, die freuen
sich, wenn das Thermometer im August schon mal auf Null fällt. Aus
Schweden kam Ende letzten Jahres eine CD auf den Markt, die "Vintervisor"
(Winterweisen) heißt. Eingespielt wurde sie von Emma Härderlin, einer
ausgewiesenen Sommerverächterin von der Gruppe Garmana, sowie Kjell Erik
Erikson und Janne Strömstedts von Hoven Troven. Beide Gruppen stehen
normalerweise nicht gerade für Besinnlichkeit. Verbündet haben sie sich
zum Trio Triakel und Besinnlichkeit ist ihr zweiter Name. Im letzten
Sommer, zogen sie sich für zwei Wochen bei Keksen und Glühwein ins Studio
zurück, um aus dem Fundus schwedischer Weihnachts- und Wintergesänge das
Schönste hervorzukramen. Neben traditionellen Weisen findet sich auch ein
vertontes Gedicht von Emmas Großmutter darauf, sowie ein Lied, das von der
alten ABBA-Legende Benny Anderson geschrieben wurde. Das muss nicht
abschrecken, denn bevor Anderson Abba ist, ist er zu allererst einmal
Schwede. Die Platte läßt im Hörer, eine wunderbar ruhige Weihnachts- und
Winterstimmung aufkommen, eine Stimmung die nicht unbedingt nach
Gänsebraten und Zuckerkuchen riecht, sondern nach tiefem Schnee und
klirrendem Frost. Das Cover ist schlicht. Weiß, mit einem verschneiten
Fluss. Sämtliche schwedischen Texte sind übersetzt, was dem dem deutschen
Verleih Westpark hoch anzurechnen ist, da ihm eine sehr feinfühlige
Übersetzung gelungen ist. Und wenn, während die Musik im Zimmer läuft,
draußen in den Bäumen die Vögel kopfschüttelnd ihre Nester zusammenkleben,
dann sei sich der Hörer von "Vintervisor" gewiss: der nächste Winter kommt
bestimmt und mit etwas Glück wird der ordentlich kalt.
Karsten Rube
Liisa Matveinen/Tellu Virkkala Mateli
Label: Laika Records; LC 07577; 2001; 13 Tracks, Spieldauer: 46:36 min
Die finnische Musikszene ist überaus belebt und sehr rege. In den letzten
Jahren haben sich zahlreiche Folkmusiker international hervorgetan. Sei es
mit eigenen Produktionen oder in grenzüberschreitenden
Gemeinschaftsprojekten. Die schwedische Gruppe Hedningarna pflegt seit
Jahren ein sehr inniges Verhältnis zu Finnland, was sich nicht nur in der
Wahl ihrer Sängerinnen, sondern auch auf der letzten CD "Karelia Visa"
beobachten lässt.
Längst ist Värtinnä nicht mehr der einzigste international erfolgreiche
Exportschlager Finnlands - wenn auch noch der vielleicht bekannteste.
Värtinnä stützen sich, wie viele andere Musiker Finnlands, musikalisch auf
die Kalevala - dem Nationalepos Finnlands. Überhaupt geht an diesem Epos,
das der Liedersammler Elias Lönnrot Mitte des 19. Jahrhundert
zusammentrug, kaum etwas vorbei, wenn es um traditionellen finnischen
Gesang geht.
Elias Lönnrot brachte neben der Kalevala auch die Lieder der Sängerin
Mateli Kuivalatar, die im frühen 19. Jahrhundert im Norden Kareliens
lebte, zu Papier. Dieses Werk - er nannte es die Kanteletar - ist die
Grundlage der CD "Mateli" die die finnischen Sängerinnen Liisa Matveinen
und Tellu Virkkala der Sängerin Mateli Kuivalatar widmen.
Liisa Matveinen und Tellu Virkkala, begnadete Sängerinnen, Absolventen der
Helsinkier Sibelius Akademie und bei den Gruppen Tallari und Hedningarna
bereits angenehm aufgefallen, erheben ihre Stimmen zum "Blues der
finnischen Frauen".
Die Lieder der Kanteletar, werden von der Kraft und dem Mut getragen, die
eine Frau in Kareliens Norden, dieser schönen aber unwirtlichen Landschaft
an der Grenze Russlands aufbringen müssen, um den rauen Lebensbedingungen
trotzig die Stirn bieten zu können. Sehnsucht schwingt in den Liedern, wie
eine ständig schwingende Seite eines Streichinstrumentes. Sehnsucht nach
Wärme, in einer Gegend, die nur einen kurzen Sommer kennt.
Liisa Matveinen und Tellu Virkkala begleiten sich zu den Liedern selbst
auf alten Instrumenten Skandinaviens, wie der Moraharpa, der Jouhikko,
einer Streichharfe und der Kantele, einem zitherähnlichen Zupfinstrument,
das in Finnland den Status eines Nationalinstrument bekleidet, welches so
manches Wappen ziert .
Eine leise Platte, die langsam aber lange wärmt.
Karsten Rube
Anders Norudde "Kan sjelv"
Label: DroneMusic, DROCD020; AB 2000; 26 Tracks; Spielzeit: 70:18 min
Die schwedische Gruppe Hedningarna gehört zu den wenigen erfolgreichen
Folk-Formationen in ihrer Heimat, die es vermögen, ein relativ junges
Publikum zu interessieren, welches nicht von vornherein folkbegeistert
ist. Als einzigste Folkkapelle gelang es Hedningarna in die schwedischen
Hitparaden einzusteigen. Folk ist unter den Jungmenschen Skandinaviens
nicht unbeding angesagt. Man gibt sich eher dort heavy.
Hedningarna wissen dies und bedienen sich neben dem traditionellen
Instrumentarien auch gern und intensiv umfangreicher elektronischer
Gerätschaften. Die Basis ihrer Musik ist dabei jedoch die Musik aus dem
Erbe ihrer skandinavischen Heimat.
Anders Norudde ist einer der Musiker der Gruppe Hedningarna, der seine
Nickelharpa gern einmal an den elektronischen Verzerrer anstöpselt.
Allerdings ist Norunde seit frühester Kindheit fasziniert von den alten
Musikinstrumenten seiner Heimat.
Sein Soloalbum "Kän sjelv" was so viel bedeutet, wie "Das kann ich
selber!" zeigt viel von dieser Faszination. Norunde spielt auf dieser CD
26 zum Teil nach alter Tradition neu komponierte Stücke. Er gehört zu den
wenigen Musikern Schwedens, die alte Musik neu komponieren. Dabei bedient
er sich der schwedischen Bagpipe und der Moraharpa, der Urgroßmutter der
Nickelharpa, einer Schlüsselfidel.
"Kän selv" ist nicht unbedingt einfach anzuhören. Man benötigt schon einen
großen Respekt und viel Zuneigung zu Musikschatz Skandinaviens in seiner
klassischen und modernen Hörgewohnheiten unangepassten Form und selbst
dann besitzt die Platte das Manko, das sie etwas zu lang ist.
Karsten Rube
ULC "Spring"
Label: Laika Records; LC07577; 2001; 12 Tracks, Spielzeit: 53:32 min
Wenn man von Dänemark spricht und dabei nach etwas sucht, das typisch
dänisch ist, kommt man unwillkürlich ins Trudeln. Viel gibt es nicht, in
dieser ältesten europäischen Monarchie, das einem als typisch dänisch
sofort ins Auge fällt. Ein paar Dichter, ein paar Physiker, vielleicht
noch die Olsenbande.
Musikalisch ist Dänemark auch nicht unbedingt für seine Einzigartigkeit
berühmt. Trotz des jährlich vergebenen "Danish Music Award Folk" gibt es
wenig Herausragendes. Das heißt aber nicht, das die Dänen untätig wären.
Seamus Cahill ist zwar kein gebürtiger Däne, sondern Ire, lebt aber
bereits seit 30 Jahren in Dänemark. Er ist Sänger und Gitarrist und das C
im ULC QUINTETT. Diese legte jetzt die CD "Spring" vor, eine CD die trotz
leichter Jazzeinflüsse etwas altbacken daherkommt.
Auf "Spring " werden die durch Cahill dominierenden Lieder der irischen
Tradition mit Liedern der kleinen Däneninsel Fanö verschweißt, was so
schwer nicht ist, beachtet man die Ähnlichkeit zwischen der Shanty-Kultur
der Nordseeinsulaner mit den irischen Traditionells.
"Spring" ist ein bisschen sehr gewöhnlich, man kann sie hören, ohne sich
an ihr zu stören, allerdings kann man "Spring" auch hören, ohne sie recht
zu bemerken.
Karsten Rube
12th St. Patrick's Day Celebration Festival "Irish paradse lost and found"
Label: Magnetic Music Records; MMR CD 1033; 2001; Spielzeit: 71.38 min
Die CD zum Patrick's Day Festival 2001 bietet drei zuvor unveröffentlichte Titel von jeder der sechs Gruppen, die auf einer der beiden Touren aufgetreten sind.
Vor allem junge, noch unbekannte Künstler der Szene kann man so kennenlernen - daneben war es auch eine besondere Freude, den ex-Battlefield Band Sänger Alistair Russell mal wieder auf einer Bühne zu sehen.
Die Bands sind Ganam (ein junges Irish trad. Trio mit u.a. Fiddel, Gitarre, Banjo und Gesang), Skidoo (aus der irischen Musik Szene aus Manchester, bringen jede Menge an Einflüssen in ihre Musik ein), Jennifer Roland (junge Fiddlerin aus Cape Breton, Kanada), Alistair Russell & Chris Parkinson (ex-Battlefield Band, bzw. House Band), Drimin Dubh (junges Quartett, neben der Sängerin Fiona Kelleher mit sehr schöner klarer Stimme, einem irischen Bouzouki Spieler und einem irischen Fiddler bringt der asturische (Nordspanien) Querflötist Alberto Sanchez interessante Einflüsse in ihr Repertoir) und schließlich noch die aufwärtsstrebenden North Cregg aus Cork.
Mit fast 72 Minuten Spieldauer erhält man eine Menge Musik für sein Geld.
Magnetic Music Records
Christian Moll
Folk in Vlanderen - Folk Music in Flanders 2000
Label: MAP Records 20003; 2000; 2CDs: 21 Tracks, 71.30 min und 20 Tracks, 73.57 min,
Im Augenblick boomt die Folk Musik Szene in unseren Nachbarländern Holland und Belgien (siehe diverse Artikel in FolkWorld) - deshalb war ich sehr gespannt, als ich diese CD im Briefkasten fand.
Man muss allerdings etwas aufpassen, denn auf dieser CD wurde die flämische Musik selbst weitgehend ausgeklammert - zu diesem Thema gab es in 1997 schon eine Doppel-CD (Flemish Folk). Dieses Doppelalbum widmet sich den Gruppen in Flandern, die nicht-flämischen Folk und traditionelle Musik spielen - mit diversesten Einflüssen.
Es werden auf dem Album 41 verschiedene Gruppen mit jeweils einem Stück vorgestellt - die Vielfalt ist sehr groß, es findet sich z.B. irische Musik, Folkrock, schwedische Traditionen, Chansons, Galicische Musik, Ethno-Jazzy Folk, Klezmer, Musette, Europäische Musik, etc.
Es fällt mir schwer aus dieser Vielfalt eine kleine Auswahl persönlicher Highlights auszuwählen - da wären Troissoeur ein junges Quartett, das sehr eigenständige Eigenkompositionen (mit einer 'eigenen Sprache') spielen, Ialma, die Galicische Gesangstraditionen überzeugend darbringen, Jaune Toujours die Rock und Chanson ungewöhnlich mixen, die Folk Big Band Olla Vogola, die unter Leitung von Ambrozijn's Wouter Vandenabeele interessante Folk und Weltmusik fabrizieren oder auch Poutchelap, die gerne mit ungewöhnlich unregelmäßigen Rhythmus spielen.
Diese CD zeigt ganz deutlich, dass es in Flandern neben der äußerst lebendigen Szene der flämischen Musik auch noch Musik mit vielfältigen anderen Einflüssen zu entdecken gibt...
Infos über: Folkfestival Dranouter, Douanestraat 34, 8958 Loker-Heuvelland, Belgien,Tel. 0032 57 44 69 33
Christian Moll
Liederjan: "He, ick mach di"
Label:
Pläne;
88850; 2000 (Erstveröffentlichung 1982);
Spielzeit: 39.48 min
Liederjan: "Mit der Torte durch die
Tür"
Label: Pläne; 88849; 2000
(Erstveröffentlichung 1988); Spielzeit: 40.39 min
Für alle, denen noch alte Schätzchen von Liederjan fehlen
oder sie endlich auf CD haben möchten, hat Pläne nun 'He, ick
mach di' mit plattdeutschen Liedern von 1982 und 'Mit der Torte durch die
Tür' von 1988 wiederveröffentlicht. Zwei Scheiben, die kaum
gegensätzlicher sein könnten und Liederjans umfangreiches
Spektrum wiederspiegeln.
Auf der einen Seite die plattdeutschen Lieder (aufgenommen in der
Besetzung Jörg Ermisch, Anselm Noffke und Rainer Prüss) mit
tradionellerer, 'folkiger' Musik und eher nachdenklichen bis ernsten
Themen wie Antikriegsliedern, Lieder von (unglücklicher) Liebe, dem
Abschied vom Bruder oder die Sehnsucht der Freundin eines Seemans.
Auf der anderen Platte (Jörg Ermisch, Anselm Noffke, Edzard
Wagenaar und Gästen wie Yannick Monot am Akkordeon) dann der Griff
zum Keyboard, ein etwas poppigerer Klang und satirischere Texte. Da wird
über die Musikindustrie, das Fernsehen, Vereinsmeierei, die Regierung
im allgemeinen und Exbundeskanzler im speziellen gelästert (letzteres
in Comedian Harmonists würdigem a capella Gesang), dazu gibt's einen
Schnellkurs in New Age 'Erleuchtung in 3 Minuten inklusive
Reinkarnation'.
So ist dann erstere Platte unbedingt allen zu empfehlen, die die ruhige
Seite von Liederjan mögen; sie ist durchweg gelungen, auch, wenn
Hörer aus südlicheren Regionen hin und wieder zu den
Übersetzungshilfen im Booklet greifen müssen. Die zweite wirkt
zunächst für Liederjan ungewohnt keyboardlastig, was jedoch
durch die gekonnt bissigen Texte wieder wett macht wird.
Pläne
http://www.plaene-records.de,
Postfach 104151, 44041 Dortmund, info@plaene-records.de
Tom Kamphans
Zur ersten CD-Seite
Zur zweiten CD-Seite
Zum Inhalt der FolkWorld CD Besprechungen
Zum Inhalt des FolkWorld online magazins Nr. 18
© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 4/2001
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