FolkWorld #72 07/2020
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Country Music Online

The Cumberland River Project

The Cumberland River Project
Als Teenager spielt Frank Renfordt Bass in einer Rockband; erwachsen geworden entdeckt er seine Affinität zur Country-Musik. Er beginnt Lieder in diesem Idiom zu schreiben, kann z.B. Erfolge bei der International Songwriting Competition vorweisen. Aber er ist nicht zufrieden: Es klänge einfach nicht nach echtem Country, sein Gesang und Gitarrenspiel wären nicht gut genug, sagt er. Das führte am Ende des Tages dazu, dass er im heimischen Studio nur noch Demos produzierte und zu Dave Demay in den Song City Studios in Nashville schickte, wo Studiomusiker den Songs einen authentischen Anstrich verpassten. Die 13 Songs des nach dem durch Kentucky und Tennessee fließenden Cumberland River genannten Projekts nehmen den Zuhörer auf einen musikalischen Ausflug durch alle Spielarten des Country-Pop, die in den letzten Jahrzehnten in der Music City Nashville hervorgebracht worden sind. Frank Renfordt setzt dabei durchgängig auf Eingängigkeit. Das Ganze bleibt zumeist in der middle-of-the-road, geht mit einem Blues-Rock-Riff aber auch schon mal auf die Überholspur und pausiert schlusssendlich mit filigranem Gitarren-Picking auf dem Standstreifen. [wt]

"The Cumberland River Project", Dr. Music Records, 2020


The Cumberland River Project

Artist Video
www.cumberlandriverproject.com

Country Music, die originäre Musikform Nordamerikas, wird nicht nur in Nashville fabriziert, sondern an den sonderbarsten Orten dieses Planetens. Dank Internet ist heutzutage technisch beinahe alles möglich. Jüngster Beweis ist Frank Renfordt aus dem westfälischen Hohenlimburg. Frank hat keine Band im Rücken, aber jede Menge Ideen im Hirn und geschickte Hände für die Dreh- und Schieberegler am Mischpult. Sehr geehrte Damen und Herren, Vorhang auf für ... The Cumberland River Project!

Tom: Hallo Frank! Was hat aus dir den Musiker gemacht, der du heute bist?

Bob Dylan Dolly Parton Brandy Clark Steve Earle
Zac Brown Kris Kristofferson Taylor Swift Lori McKenna

Frank: Ich habe mit ca. 11 Jahren angefangen, Gitarre zu spielen, mit 17 wurde ich Bassist in einer deutschen Rockband. Wir haben damals auch eine LP rausgebracht, haben aber den großen 'Durchbruch' nicht geschafft. Dann haben mir viele Jahre Beruf und Familie nur wenig Zeit für die Musik gelassen, aber nun bin ich seit einigen Jahren wieder aktiv und konzentriere mich dabei vor allem auf das Songwriting.

Wie bist du nun dazu gekommen, ausgerechnet Country-Musik zu spielen?

Vor ca. 10 Jahren habe ich das erste Mal zufällig die Zac Brown Band gehört. Seitdem habe ich mein Herz für Country-Musik entdeckt und bin immer tiefer in diese Szene eingedrungen, auch weil ich beruflich häufiger in den USA und auch in Nashville gewesen bin. Auch die Fernsehserie 'Nashville', bei der sich alles um Country und das Music-Business dreht, hat mir viel Spaß gemacht und ließ in mir den Wunsch aufkommen, selbst ein 'Songwriter' zu werden. Mein Traum ist es nach wie vor, für einen der Stars einen Song zu schreiben.

Wer sind ganz konkret die 'Stars', denen du musikalisch nacheiferst?

Bob Dylan, Kris Kristofferson und auch Dolly Parton haben Songs geschrieben, die für immer im 'großen Gesangsbuch' stehen werden. Von den moderneren Songwritern möchte ich Brandy Clark, Lori McKenna, Steve Earle und Taylor Swift erwähnen, sehr unterschiedliche Songwriter, aber alle können auf ihre Weise großartig kleine Geschichten erzählen.

Was inspiriert dich denn zu deinen eigenen Songs?

Das Leben ist eine unendliche Inspirationsquelle. Manchmal reicht ein Satz, den man irgendwo hört, oder eine Überschrift, die man irgendwo ließt, aus, um daraus die Idee für einen Song zu spinnen. Der Filmtitel 'Honig im Kopf' hat mich zum Beispiel zu dem Song 'Honey In My Head' inspiriert, wobei es in meinem Song um etwas ganz anderes geht als im Film, nämlich um's Verliebtsein. Grundsätzlich mag ich Songs, die kleine Geschichten erzählen und uns in bestimmte Stimmungen versetzen oder uns in bestimmten Lebenslagen begleiten. 'Back On The Road' ist aus der Erfahrung entstanden, dass sich auch nach einer schmerzhaften Trennung früher oder später wieder neue Horizonte auftun.

Diese Songs finden sich auf einer CD namens 'The Cumberland River Project'. Was bzw. wer steckt hinter dem ominösen Titel?

The Cumberland River Project

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Ich bin ausschließlich der Songwriter und Initiator des Projekts, ich habe weder selbst gesungen noch ein Instrument gespielt. Der Prozess sieht so aus, dass ich zu Hause in meinem kleinen Homestudio ein Work-Tape mit einfachem Arrangement erstelle. Ich spiele Gitarre und Bass, ein wenig Banjo und Mandoline, kann ein paar Akkorde auf dem Klavier, kann die Drums programmieren und ein bisschen singen kann ich auch. Nichts davon kann ich wirklich gut.

Aber dieses Work-Tape gibt wieder, was den Song ausmacht, die Melodie, die Struktur, das Tempo und natürlich den Text. Mein Produzent Dave Demay macht daraus dann gemeinsam mit seinen Session-Musikern das fertige Produkt. Die ganze Kommunikation erfolgt überwiegend online. Es sind die selben Musiker, die auch bei den großen Projekten der Country-Stars aktiv sind.

Wie bist du dabei eigentlich auf den Namen 'Cumberland River Project' gekommen?

Der Cumberland River fließt quer durch Tennessee und Kentucky. Nashville, die Hochburg amerikanischer Country Musik, liegt an seinen Ufern. Ich habe gar nicht nach einem Namen für mein Projekt gesucht, der Name kam irgendwie von selbst. Als ich die ersten Dateien auf meinem Computer abgespeichert habe, habe ich einen neuen Ordner angelegt, den habe ich einfach so genannt, dabei ist es dann geblieben.

Dies deutet schon an, dass es sich um ein reines Studio-Projekt handelt. Live-Konzerte sind nicht vorgesehen. Aber hast du Pläne, wie es weitergehen soll?

Durch dieses Projekt haben sich inzwischen recht viele, auch internationale, Kontakte ergeben, aus denen nun neue Kooperationen entstehen. Ich möchte gute und noch bessere Songs schreiben, auch mit anderen zusammen, und möchte mich dabei auch nicht auf das Country-Genre beschränken. Mir geht es nicht darum, bekannt zu werden; ich möchte, dass meine Songs gehört und von anderen Künstlern eingespielt werden. Ich will nicht ausschließen, dass es eine Fortsetzung des Cumberland River Projects geben wird; geplant ist das erstmal noch nicht, aber Ideen gibt es reichlich.

Obwohl generell nur noch wenige Leute CDs kaufen, ist die erste (kleine) Auflage meiner CD inzwischen fast ausverkauft. Auf Spotify habe ich nach knapp drei Monaten mehr als 50.000 Streams und 4.500 Follower. Das hat leider nur einen minimalen wirtschaftlichen Effekt und ich bin weit davon entfernt, die Kosten wieder einzuspielen, aber immerhin gibt es ein paar Leute, denen meine Songs gefallen, und das macht mich schon sehr glücklich.



Photo Credits: (1)-(2),(11)-(12) Frank Renfordt (The Cumberland River Project) (by Timm Ortmüller); (3) Bob Dylan, (4) Dolly Parton, (5) Brandy Clark, (6) Steve Earle (7) Zac Brown, (8) Kris Kristofferson, (9) Taylor Swift, (10) Lori McKenna, (unknown/website).


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