FolkWorld #55 11/2014
© Karsten Rube

Gutes Wetter auf der Dachterrasse

Mayra Andrade

Artist Video Wassermusik: Lusofonia
Sommer-Open-Air-Festival
25. Juli — 16. August 2014


www.hkw.de

Wassermusik mit Mayra Andrade im Haus der Kulturen der Welt, Berlin.

Wassermusik ist der Name eines Sommermusikfestivals, das seit einigen Jahren im Berliner Haus der Kulturen der Welt für weltmusikalische Erfrischung sorgt. Jedes Jahr themenbezogen organisiert, konnte man in diesem Jahr Musik der Länder genießen, die einerseits eine leidenschaftliche Beziehung zum Meer pflegen, andererseits ausschließlich der lusofonen Sprachwelt angehören. Die Dachterrasse des Hauses der Kulturen der Welt bietet sich für solche Konzerte immer wieder gut an.

Mayra Andrade

Artist Video Mayra Andrade @ FW:
FW#44, #54

www.mayra-andrade.com

Schon die Copa de Cultura, die die Weltmeisterschaft im Fußball kulturell begleitete, tischte dort ein paar wunderbare Künstler auf, wie zuletzt den Altmeister des brasilianischen Easy Listening Sergio Mendes. Bei Regen geht es ganz zügig hinab in die Ausstellungshalle, die ebenfalls viel Platz, leider aber weniger Luft bietet und so stand der Eröffnungsabend unter einer schweißtreibenden Luftglocke, in der der Sauerstoff bald zur Mangelware wurde. Aber Musik und Künstler kamen aus warmen und schwülen Gefilden, so passte es an diesem Abend stimmungsmäßig gut zusammen.

»Lusofonia« hieß es in diesem Jahr und den Anfang des Festivals macht die Kapverdierin Mayra Andrade sowie Daniel Nogueira und das Projeto Coisa Fina. Letzteres widmet sich dem brasilianischen Komponisten Moacir Santos. Daniel Nogueira leitet seine 13-köpfige Bigband, die hervorragend arrangierte Bläsersätze hervorbringt und die Musik Moacir Santos in ein mitreißendes Jazzambiente packen. Zum Festival hatte der Bandleader sein Programm erweitert und einen Sänger auf die Bühne gebracht, der Lieder von Antonio Carlos Jobim, Gilberto Gil und Chiquo Buarque singt.

Leider verfügte der Mann über ein kaum bemerkenswertes Stimmvolumen noch über eine erkennbare Bühnenpräsenz, so dass ich mich mehr über den instrumentalen Programmpunkt freute.

Doch dann, nach einem nicht gerade als hektisch zu bezeichnenden Bühnenumbau, trat Mayra Andrade von den Kapverden auf. Trotz ihres eher ruhigen Auftretens sieht man bei ihr sofort, wer hier das Heft in der Hand hat. Die junge Frau füllte den Raum, den sie zur Verfügung hatte, agierte mit dem Publikum und leitete mit kaum sichtbaren Gesten Band und Tontechnik. Die Lieder Mayra Andrades sind keine einfachen Mitsingsongs, es sind komplexe Kompositionen, mal sentimental, wie die Morna der Kapverden, mal schwungvoller, weil Reggae und kreolische Einflüsse mitschwingen. Zudem singt sie Französisch und Englisch, kann mit leichten Popnummern ebenso überzeugen, wie mit Chansons. Sie brachte es an diesem Abend fertig, dass das Publikum auf Portugiesisch mitsingt. Gut die Hälfte der Anwesenden waren dieser Sprache mächtig und ich bekam den Eindruck, als wäre dieses Konzert für sie ein Heimspiel gewesen.

Es war ein wunderbar sympathisches Konzert von Mayra Andrade auf einem ambitionierten Festival, dem man eigentlich nur eines wünschen möchte - immer gutes Wetter für die Dachterrasse.


Photo Credits: (1)-(2) Mayra Andrade (by Haus der Kulturen).


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