FolkWorld #53 03/2014
© Rainer Zellner / Music Contact

Tolle Konzerte, klasse Team, wunderbares Publikum



The Winds of Change

Blu­e­grass ist re­la­tiv jung, zwi­schen 1942 und 1946 ent­stan­den. Blu­e­grass war die Pop­mu­sik der Süd­staa­ten. Auf mei­nen Rei­sen habe ich dort Men­schen – keine Hin­ter­wäld­ler - ge­trof­fen, für die auch heute noch der Blu­e­grass die ein­zi­ge Musik ist, die sie je ge­hört haben.
Mitt­ler­wei­le ist na­he­zu die ge­sam­te erste Ge­ne­ra­ti­on der Blue­grass­mu­si­ker ver­stor­ben. Als Bill Mon­roe, der Vater des Gen­res 1996 starb, gab es noch hin­rei­chend Weg­ge­fähr­ten, die mit teil­wei­se rich­tungs­wei­sen­den Pro­jek­ten und Ton­trä­gern die Fa­ckel wei­ter­tru­gen. Ralph Stan­ley hat sei­ner Ver­si­on von “I´m A Man of Con­stant Sor­row” (1951) über die Film­mu­sik zu „O Bro­ther Where Art Thou“ (2000) neues Leben ein­ge­haucht, mit „The Three Pi­ckers“ (2003) haben Doc Wat­son, Earl Scruggs und der in­zwi­schen na­he­zu 60­jäh­ri­ge Ricky Ska­ggs eine kon­ge­nia­le Li­ve­pro­duk­ti­on auf­ge­nom­men. Die CD „Earl Scruggs and Fri­ends“ (2001) zeigt, daß die Be­deu­tung des Blu­e­grass und sei­ner Grün­der weit in die Welt des Rock, Pop und Blues hin­aus­reicht. Auf der CD fin­den sich näm­lich so il­lus­tre­re Gäste wie Elton John, Me­lis­sa Ethe­ridge, Sting, Don Hen­ley, Billy Bob Thorn­ton, Steve Mar­tin, John­ny Cash und an­de­re.
In die­sem Jahr, 2012, haben al­ler­dings eine be­deu­ten­de An­zahl mei­ner frü­hen Blu­e­grass-​Hel­den ihren Ab­schied ge­nom­men. Ein Mer­le­fest (durch­schnitt­lich 30.000 Be­su­cher) mit Doc Wat­son werde ich nicht mehr er­le­ben kön­nen. Ein Earl Scruggs Kon­zert (letz­te Eu­ro­pa­tour 2005?) werde ich nicht mehr sehen kön­nen. Everett Lilly (Lilly Bro­thers) und Doug Dil­lard sind auch nicht mehr.
Stirbt der „echte“ Blu­e­grass aus? Die Frage stell­te sich mir 1996, als Bill Mon­roe starb. In die­sem Jahr stellt sich die Frage für mich nicht.
Es hat sich über die letz­ten sech­zehn Jahre ge­zeigt, wel­che Strahl­kraft der Blu­e­grass hat, wo man un­ver­mu­tet Blu­e­grass fin­det, wo über­all Blu­e­grass­e­in­flüs­se zu spü­ren sind, so daß ich meine, der Blu­e­grass ist zu neuen Ufern auf­ge­bro­chen.
Er­freu­lich ist, daß die Tra­di­tio­na­lis­ten nicht al­lein ge­las­sen wer­den. Be­kann­te Künst­ler zol­len dem Blu­e­grass in sei­ner Ur­form mit her­aus­ra­gen­den Pro­jek­ten Tri­but, z.B. Ricky Ska­ggs (Ho­no­ring The Fa­thers of Blu­e­grass, CD), The Del Mc­Cou­ry Band (Old Me­mo­ries: The Songs of Bill Mon­roe, CD).
Da­ne­ben zeigt sich, daß in mensch­li­cher und mu­si­ka­li­scher Weise den Mu­si­kern und Hö­rern die Tür zum Blu­e­grass an ab­so­lut un­ge­wöhn­li­chen Orten ge­öff­net wer­den. Die ehe­li­che Ver­bin­dung zwi­schen dem Blu­e­grass-​ und „World Music“-​Man­do­li­nist Mike Mar­shall und der in­ter­na­tio­nal be­kann­ten klas­si­schen Man­do­li­nen­vir­tuo­sin und Do­zen­tin Ca­te­ri­na Lich­ten­berg bringt bei ihren ge­mein­sa­men mu­si­ka­li­schen Pro­jek­ten dem klas­sisch in­ter­es­sier­ten den Blu­e­grass und dem Blu­e­gras­ser den klas­sisch mu­si­ka­li­schen Aus­blick. Für den in­ter­es­sier­ten Man­do­li­nis­ten gibt es z.B. die eu­ro­päi­sche Man­do­li­nen­aka­de­mie bei der Bun­des­aka­de­mie in Tros­sin­gen eben mit u.a. Mike Mar­shall aber auch dem Blu­e­grass-​ und Jazz­man­do­li­nis­ten Don Stiern­berg. Das In­ter­net er­mög­licht es, Blu­e­grass per­sön­lich bei mu­si­ka­li­schen Groß­meis­tern für einen re­la­tiv güns­ti­gen Preis zu ler­nen. Als un­er­müd­li­cher Bot­schaf­ter in Sa­chen Blu­e­grass er­weist sich der Ko­mi­ker, Schau­spie­ler, Fil­me­ma­cher und Blu­e­grass-​Ban­jo­spie­ler Steve Mar­tin. Seine Sym­bio­se mit der groß­ar­ti­gen, jun­gen Blu­e­grass Ka­pel­le „Steep Can­yon Ran­gers“ bringt ex­cel­len­te Musik und La­cher in glei­chem Maße. Alt und neu ver­bin­det die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen dem Gi­tar­ris­ten Mi­cha­el Daves und dem Man­do­li­nis­ten Chris Thile („Sleep With One Eye Open, CD“). Der mit dem mit 500.000 US-​Dol­lar do­tier­ten McAr­thur-​Sti­pen­di­um aus­ge­zeich­ne­te Thile sprengt da­ne­ben die Gren­zen zur Klas­sik mit sei­nen Bach In­ter­preta­tio­nen und ist ein fes­ter Be­stand­teil der Jam­grass Scene mit sei­ner in­ter­na­tio­nal tou­ren­den Ka­pel­le Punch Bro­thers. Deren Musik, die den Nerv der hip­pen Latte Mac­chia­to Ge­ne­ra­ti­on trifft ist für mich glück­li­cher­wei­se auch mit tra­di­tio­nel­len Ele­men­ten durch­zo­gen, so daß sich welt­weit eine brei­te Zu­hö­rer­schaft er­schließt. Da­ne­ben nehme ich mit Zu­frie­den­heit For­ma­tio­nen wie die im Blu­e­grass ver­wur­zel­ten Lovell Sis­ters zur Kennt­nis, die in Eu­ro­pa haupt­säch­lich in al­ter­na­ti­ven, der Blu­e­grass Scene ab­ge­wand­ten Clubs auf­tre­ten und Hard­core Bands wie Hay­seed Dixie, die die Gren­zen zum Rock und an­de­ren Sti­len bra­chi­al ein­rei­ßen.
Des­halb bin ich der An­sicht, daß der Blu­e­grass auf einem guten Weg ist. Die be­schrie­be­nen Bei­spie­le zei­gen, Blu­e­grass ist jung, dy­na­misch, sexy, in­te­gra­tiv, krea­tiv, frisch, ide­en­reich, offen… Die Liste der At­tri­bu­te ließe sich wei­ter fort­set­zen.
Ty­pisch deut­sche Dis­kus­sio­nen dar­über, daß man sich von Hut- und Stie­fel­trä­gern, Wes­tern­fans, Kirch­gän­gern, Mo­to­rad­ro­ckern, Jaz­zern u.a. mu­si­ka­lisch ab­gren­zen möch­te, soll­ten des­we­gen schon über­flüs­sig sein. Denn der echte Blu­e­grass reicht über alle Schran­ken die Hand. Das zeigt sich am bes­ten bei Be­su­chen von Blu­e­grass­kon­zer­ten, Fes­ti­vals und Jam Ses­si­ons.

© Olaf Gläs­mer / Bluegrass Jamboree

Tour Blog Bluegrass Jamboree! - 5. Festival of Bluegrass and Americana Music, 27. Nov. - 15. Dez. 2013.



Bluegrass Jamboree 2013:
Blu­e­grass is ever­ywhe­re!


www.bluegrassjamboree.de

Mit dem 5. Bluegrass Jamboree haben wir eine deutliche Steigerung der Besucherzahlen erreichen können. Es war eine äußerst harmonische Tournee; Schnee, Eis und Orkane haben uns verschont, auch ein Novum in der Tour Geschichte. Den Künstlern hat es auf allen Ebenen ausnehmend gut gefallen, alle waren voll des Lobes über Publikum, Konzertorte, örtliche Veranstalter, Organisation und die kulinarische Vielfalt (kreatives Kochen ist in Kanada nun angesagt, z.B. Elchgulasch mit Grünkohl und Spätzle).

27. November, Offenburg/Salmen: Der fünfte Jahrgang Bluegrass Jamboree! - Festival of Bluegrass and Americana Music geht heute an den Start. Welcome Dinner mit lokalen Schnitzel Variationen und leckeren Getränken gestern war ein guter Auftakt. Alle sind gespannt auf das deutsche Publikum.

27. November, Offenburg: Erste Show in Offenburg war großer Erfolg. Salmen Saal verwandelte sich fast in eine Scheune in den Appalachen! Fahren in bester Stimmung zurück ins Tour Hotel...

1. Dezember, Ravensburg: Tolles Konzert, klasse Team und wunderbares Publikum gestern in Ravensburg. Heute vorbei an glitzerndem Schnee Richtung München. Pflichttermin Hofbräuhaus und dann Amerikahaus zum Konzert. Alle sind heiß auf Bayern!

1. Dezember: Hier gibts nen ganzen Satz Videos von den Shows in Offenburg und Reutlingen (Danke an Folkert): www.youtube.com/channel/UC7pz1PfsJSOQrXHebJt1_-Q

6. Dezember, Dortmund: Xaver hat die Dortmunder Straßen leergefegt. Werden ihn verklagen, hatten doch etliche Besucher aus Angst, dass ihnen ein Ast auf den Kopf fallen könnte, das warme Sofa daheim vorgezogen. Selbst bei Wurst Willi war es ohne anstehen möglich, mit einigen Feinschmeckern unter der Jamboree Truppe die legendäre Currywurst zu essen. Publikum und Team im Domicil waren wieder grandios, sogar eine weitere Zugabe erkämpften sie sich, ein Novum dieser Tour. Das Konzert wurde für den WDR mitgeschnitten und im Januar ausführlich präsentiert.

11. Dezember, Kassel: Gestern Kassel, im Schlachthof... eine einmalige Gelegenheit aus der Not geboren: "The Carperfoggies!!" Im übrigen ein lebendiges, engagiertes Publikum.

12. Dezember, Berlin: Sensationelles Konzert in der übervollen Passionskirche in Kreuzberg. Berlin... we love you!!


© Bluegrass Jamboree Tour Blog @ www.facebook.com/pages/Bluegrass-Jamboree-Festival-of-Bluegrass-and-Americana-Music/165291036825127


Photo Credits: (1) Bluegrass Jamboree Logo (2) Session 2013, (3) Red Tail Ring, (4) The Foggy Hogtown Boys (by Rainer Zellner / Music Contact).


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