FolkWorld Ausgabe 43 11/2010; Kindermusik-Rezensionen von Michael Moll (mit Hilfe von Yasmine, 2,25 Jahre alt)


Folk 4 Kidz
Köche, Kuckuck & Hai, Aus-
und Einwanderer und mehr

Erneut gibt es dieses Mal eine Reise durch die deutsch-österreichische Kindermusikszene, die uns nach Amerika, in die Küche, zu den Warumbas und dem Schrammljatz und in alle möglichen anderen Teile der Welt führt.

Ratz Fatz, Schrammljatz

www.ratzfatz.at

Seit einigen Monaten fordert Yasmine jedes Mal, sobald sie im Auto sitzt, "Kuckuck Hai" - "Der Kuckuck und der Hai" ist DER Kinder-Hit; ein eingängiger Refrain, den auch Yasmine mit ihren 2 Jahren schon immerzu mitsingt ("Kuckuck Kuckuck Kuckuck Hai, Kuckuck Kuckuck Kuckuk Hai") dazu ein intelligenter Nonsens-Text (Was passiert, wenn eine Katze mit einem Hai geht? Oder ein Ei mit seinem Spiegelbild?) und gute Instrumentierung - Kindermusik kann nicht besser sein! Und das ist nur eines von sieben hervorragenden Kinder-Ohrwürmern auf RatzFatz's neuester CD "Schrammljatz". Zum Beispiel gibt's da die "Warumbas", die zu lateinamerikanisch-spanisch geprägter Musik alle möglichen Fragen stellen - wieder mit einem tollen Mitsing-Refrain; "Onkel Mastablasta" geht eher Richtung Reggae und ein kleiner Mastablasta-Tanz mit Tanzbeschreibung ist auch darin integriert; dann gibt's da noch Lieder über den wunderschönen Garten und den Miesmuffel von Nachbarn. Eine CD voller Hits, die Yasmine liebt, und die auch mir nicht aus dem Kopf gehen. Zwischen die Lieder ist die Geschichte von Tante Hermine gewebt, wie sie auf Riesen geht und all die Personen von den Liedern trifft. Ich muss sagen, auch wenn der Text originell ist, den Text haben wir uns einmal angehört, aber seitdem hören wir nur noch diese hervorragenden Lieder. Diese CD hat die besten Lieder der RatzFatz-Diskographie - sehr empfehlenswert!

Zaches & Zinnober, Konzert am Herd

www.kinderlied.de

Einen Hai gibt es auch auf der nächsten CD - aber hier ist der Hai im Kochtopf! Auf Zaches und Zinnober's neuester und nunmehr vierter CD geht es hauptsächlich um Kochen, Essen und Trinken - also tolle Themen für Kids. "Konzert am Herd" ist eine sehr ansprechende CD, mit Kinder-freundlichen, originellen, lustigen und inspirierenden Liedern zum Hören, Misingen und Mitmachen. Da geht's um eine Ameisenstrasse durchs Haus,einen Piratenkoch, da wird beim Kochen mit allen möglichen "Küchentrommeln" Musik gemacht, und es gibt eine Maus in der Kaffeemaschine, einen Mann im Kühlschrank und zu guter Letzt noch ein Picknick. Die Musik zu den Liedern ist hervorragend und einfallsreich, alles akustisch mit Gitarre, Flügel, Saxophon, Ukulele und - von Gastmusikern gespielt - Kontrabass, Schlagzeug/Perkussion, Trompete und Tuba. Während Zaches und Zinnober den meisten Solo-Gesang bringen, kommt (meistens für Refrains) der Kinderchor der Grundschule Osnabrück-Pye hinzu. Insgesamt funktioniert das ganz gut - auch wenn ich finde, dass bei einigen Lieder der Chor einen ganz kurzen Moment versetzt zu Zaches und Zinnober's Gesang eingespielt ist - was für mich nicht 100% harmonisch klingt. Alles in allem aber eine klasse Scheibe.
Und sicherlich ist das Programm live als Kindertheater unbeschreiblich gut - und wurde auch schon als Kindertheater des Monats in NRW ausgezeichnet.

Suserl trifft Ali

www.steirisches-volksliedwerk.at

Für die letzten beiden CDs dieses Mal geht es wieder auf Reisen - aber nicht wie bei RatzFatz zu Fantasie-Völkern wie den Warumbas, sondern in "echte" Kulturen. Suserl trifft Ali - der Titel spricht mich nicht gerade an - bringt uns "Lieder und Tänze aus aller Welt". Die CD, die in einem A5-Heft geliefert kommt, wurde innerhalb des Interkulturellen Dialogs eines Schulprojektes in der Steiermark zusammengestellt. Die Idee der Publikation ist, Kindern einen Einblick in Migrations-Kulturen in der Steiermark zu ermöglichen, und gleichzeitig ihre eigene und fremde Kulturen wertzuschätzen. Die Musik auf der CD klingt definitiv authentisch, Volksmusik wie sie tatsächlich vom Volk gesungen wird. Geboten werden Lieder und Tänze u.a. aus Arabien, dem östlichen Mittelmeerraum (Türkei, Griechenland, Balkan), Südamerika und zu guter Letzt drei traditionelle Stücke aus Österreich. Die Lieder werden hauptsächlich von Kindern gesungen, und sind traditionelle Kinderlieder. Das Heft bietet Liedertexte mit Übersetzungen, Noten und Tanzbeschreibungen. Ich muss sagen, dass ich die CD wohl nicht oft hören möchte - die Musik-Stile sind nicht unbedingt mein Fall, und Yasmine konnte auch im Moment nicht viel damit anfangen. Aber trotz allem durchaus eine gelungen Einführung in Musikkulturen von Migranten zum Mitsingen und Mittanzen.

Hoefele, Welcome to America

www.firlefanz-kinderlieder.de

Und zum Schluss geht die Reise nach ... Nordamerika. Und die CD Welcome to America und das dazugehörige Buch gibt eine sehr umfassende Einführung in amerikanische Musik and Kultur. Die Musik auf dem Album ist erstklassig und abwechslungsreich. Sie führt den Hörer durch fast alle Volksmusik-Stile, die man traditionell in den USA findet: von indianischen traditionellen Liedern über Bluegrass, Country, Rock/Pop, Cajun, Gospel bis zu Hiphop, Cheerleading und traditionellen Kinderliedern. Viele Lieder sind traditionell und werden sowohl mit englischen Texten als auch ins Deutsche übertragen gesungen; andere sind von deutschen Kinder-Liedermachern geschrieben. Die musikalischen Arrangements, mit den Musikern von Hartmut Höfele's Kinder-Band Firlefanz und Gästen, sind insgesamt geschmackvoll und werden Jung und Alt (inklusive Folk-Fans!) gefallen. Gesungen werden die meisten Lieder von Kindern aus dem Odenwälder Kinderchor; das Resultat klingt professionell und ansprechend.

Auch thematisch ist die CD vielfältig - von Auswanderung, Indianern, Goldsuche, Eisenbahnen, Sklaverei und vielem mehr. Vor jedem Lied gibt es einen Text, der die Lieder in den kulturellen und geschichtlichen Kontext setzt. Während diese Texte informativ sind und gut herübergebracht werden, stören sie doch für's wiederholte Hören; insbesondere mit einigen Texten, die sehr lang sind (eins ist 7 Minuten lang). Und das ist ein Problem, dass es oft bei deutschen Kinder-CDs gibt: sie versuchen mit Recht, auch pädagogischen Anspruch zu haben (und das gelingt durchaus) - aber das bedeutet, dass beim wiederholten Hören man immerzu Texttitel vermeiden will. Vielleicht wäre es eine gute Idee, für derartige Produktionen eine Doppel-CD herauszubringen - eine CD mit Texten und Liedern und eine nur mit Liedern?

Während mir die CD sehr gut gefällt, hat sie doch ein gravierendes Problem - mit ihren 31 Titeln und 75 Minuten hat mein "edler" CD-Player große Probleme - ab Nummer 10 kann er die CD nicht mehr lesen und springt hin und her [mein billiger Zweit-CD-Spieler konnte zum Glück die gesamte CD spielen]. Irgendwo sollten sich die Produzenten und Fabrikanten überlegen, ob die CD besser produziert werden kann (vielleicht besser eine Doppel-CD?).

Das zur CD gehörige Buch bietet alle Lieder der CD mit Noten, und ist ausserdem voll von Spielen, Tänzen und Aktivitäten, sowie Geschichten und Kultur zum Thema Amerika. Liebevoll aufgemacht steckt das Buch mit seinen 126 Seiten voll von Ideen für Kindergruppen, Grundschulen und für zuhause. Und mit Amerika beenden wir die Kindermusik-Reise dieser Ausgabe...

Folk4Kidz #42
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2010

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