Ausgabe 4 5/98

Einer der wenigen verbliebenen Folkclubs hat in diesem Jahre einen großen Geburtstag gefeiert: Der Folkclub Iserlohn wurde 20!

Großen Respekt kann man den Machern des Folkclubs zollen, die nun schon so lange ehrenamtlich ein anspruchsvolles Programm an Folkmusik aus aller Welt zusammenstellen. Finanziell vollkommen unabhängig und ohne jegliche regelmäßige Finanzspritze, kann der Folkclub Iserlohn vor allem bestehen durch seine regelmäßigen Bücherflohmärkte, und das selbst in Zeiten, in denen weder die öffentliche Hand noch Privatpersonen Geld für Kultur ausgeben wollen, und zu Zeiten, wo viele andere Clubs wegen Zuschauermangel und Ausländersteuer ihre Tore schließen.

Zum Geburtstag wurde Anfang März an einem Freitag und Samstag geladen. Am Freitag gab es ein hervorragendes Konzert von Andy Irvine, mit der Düsseldorfer Irish Folk Band Pete O'Killy & Friends als Support.
Andy Irvine hat irgendwo ja schon Gemeinsamkeiten mit dem Folkclub Iserlohn: Zum einen war er das letzte Mal gerade vor dem Start des Folkclubs mit dem Irish Folk Festival in Iserlohn gewesen - auch 20 Jahre her. Zum anderen hat er auch irgendwo ein vergleichbares Los: So lange schon 'on the road' hat er doch immer noch nicht den großen Durchbruch; er gilt zwar als Legende, kann aber doch nicht die Massen an Folkfans ziehen. Genau wie der Folkclub Iserlohn heute noch immer oder auch gerade Probleme hat, Publikum zu ziehen.
Ganz klar, daß sich bei dem Auftritt von Andy, dem Musiker, der vor allem durch seine Mitarbeit in Planxty in den 70ern bekannt ist, und heute als Trad Singer/Songwriter/Instrumentalist mit seiner Guitar bodied Irish derivation of the Greek Bouzouki durch die Welt zieht, schon eine nostalgische Atmosphäre bemerkbar machte.
Der gemütliche Abend wurde durch eine große Verlosung noch bereichert, die dem Folkclub zusätzliches Geld einbrachte.

Erst am Samstag fanden die offiziellen Feierlichkeiten statt, mit geladenen Gästen aus der Stadtpolitik, aber vor allem Freunden und Unterstützern des Folkclubs.
Irgendwie war es schon ein lustiger Gedanke: Gegründet wurde der Folkclub damals als Jugendinitiative, und noch heute wird er im Jugendzentrum gehalten und auch vom Jugendamt unterstützt. Unter diesen Jugendlichen Folkclub-Unterstützern waren wir dann doch mit die jüngsten Gäste - zumindest vom Alter her, denn im Herzen sind die anderen Folkies auch noch jugendlich geblieben... Es wurde viel in schönen Erinnerungen geschwelgt. Aber die heutige Hauptmacherin des Folkclubs Beate erzählte uns im privaten Gespräch auch von den Problemen: So ist es dann doch sehr enttäuschend, wenn nur eine handvoll Leute zu den Konzerten kommt, obwohl die Eintrittspreise wesentlich niedriger liegen als zum Beispiel Kinopreise. Und wenn die lokale Presse immer noch den Folkclub nicht für voll nimmt.
Dafür gibt es aber dann auch immer wieder die schönen Momente. So z.B. jener Samstagabend, als zum Geburtstag die Distant Friends spielten, eine Gruppe, die auf Fiddle, Gitarre und Bass sehr eigenständige, sehr gute Songwriter-Rootsmusik macht, die zwischen Folk, Pop, Rock und Jazz pendelt. Es stellte sich eine so gemütliche Folkclubatmosphäre ein, wie man sie in Deutschland eigentlich überhaupt nicht mehr kennt. Verschiedene Special Guests traten noch auf, die alle die familiäre Runde im Folkclub begeisterten; zu ihnen gehörten - was uns besonders freute - u.a. der Engländer Phil Shackleton und der Schotte Jim Quinn. Es sollte noch eine lange Nacht werden...

Wir wünschen allen im Folkclub alles Gute für die nächsten 20 Jahre, auf daß es bei der Organisation weiterhin viele Glücksmomente gibt, die all die Arbeit entschädigen!
Gleichzeitig empfehlen wir allen aus Nordrhein-Westfalen, mal regelmäßiger im Folkclub Iserlohn, einem der freundlichsten Folkclubs überhaupt, vorbeizuschauen - das Programm ist sehr gut; Konzerte finden in den Folk-Saisons ca. zweiwöchentlich statt.

Infos zum Programm gibt es bei Beate Mackenbruck, Tel. 02372-13869

Photo Credit: All Photos by The Mollis
Andy Irvine beim Folkclubgeburtstag

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