FolkWorld Ausgabe 39 07/2009
Editorial
von Walkin' T:-)M
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Arminius den man nent Hermann ein junger Held, ein khüner Man von Leyb und Gmüt wol auff erwachsen geborn vom Hartz, ein Fürst von Sachsen Burchard Waldis, 1543) |
Hundert Jahre später wurde Arminius noch bei den germanischen Stämmen besungen, berichtet der römische Geschichtsschreiber Tacitus. Manche sagen, der Römertöter Arminius sei literarisches Vorbild für den Drachentöter Siegfried in den nordischen Sagas gewesen.
Das ist der Teutoburger Wald, Den Tacitus beschrieben, Das ist der klassische Morast, Wo Varus steckengeblieben. (Heinrich Heine, 1844) |
Johann Gottfried Herder sollte sagen, dass die alten Deutschen mit dem Gesange wie mit dem Schwert fochten, und solange es Barden gab, war der Nationalgeist unbezwinglich und ihre Sitten und Gebräuche unauslöschbar. Auch Friedrich Gottlieb Klopstocks dreiteiliges Heldenepos stellte die angeblich große Bedeutung der germanischen Sänger und Dichter in den Vordergrund und er bezeichnete seine vaterländischen Dramen als Bardiete.
Als die Römer frech geworden Zogen sie nach Deutschlands Norden Vorne mit Trompetenschall Ritt der Generalfeldmarschall, Herr Quintilius Varus (Joseph Viktor von Scheffel, 1849) |
Seit dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus spielt der Hermanns-Mythos bis auf Restbestände keine erkennbare Rolle mehr. Einzig Herman Grotes Niedersachsenlied, das vom NDR in den neunziger Jahren wegen des als faschistoid empfundenen Textes aus dem Rundfunk verbannt wurde, wird von niedersächsischen Sportvereinen, sowie bei politischen Veranstaltungen von den Jungen Liberalen bis zur NPD noch gerne gesungen. Das 2000jährige Jubiläum hat bislang nur die Bücherregale gefüllt; die Öffentlichkeit interessiert mehr Deutschland sucht den Superstar. Andere Zeiten, andere Helden.
Wo fiel'n die römischen Schergen? Wo versank die welsche Brut? In Niedersachsens Bergen, An Niedersachsens Wut Wer warf den römischen Adler Nieder in den Sand? Wer hielt Freiheit hoch Im deutschen Vaterland? Das war'n die Niedersachsen, Sturmfest und erdverwachsen Heil Herzog Widukinds Stamm. (Herman Grote, 1926) |
Der niederländische Liedermacher Hermann van Veen hat extra ein Kindermusiktheater komponiert, das in der neuen Waldbühne unter dem Hermannsdenkmal aufgeführt wird. Der Folkfrühling im Örtchen Venne in unmittelbarer Nähe zu Kalkriese gestaltete Friedenszeichen, ganz gemäß dem Luka-Bloom-Zitat: Wenn die Welt Krieg führt, müssen wir mehr Musik machen!
Ich persönlich wundere mich ja nur, dass sich die Filmindustrie noch nicht des Themas angenommen hat. Ein heroischer Schlacht-Schinken wäre sicherlich wenig angebracht. Aber es ginge ja auch anders; wenn man die Geschichte je verfilmen sollte, müsste man es aus Sicht des unglückseligen Varus und seiner Legionen machen, die a la Stalingrad dem Untergang entgegen gehen. Ich empfehle dazu den Roman Varus von Iris Kammerer.
Nun denn, hoffen wir auf ein weiterhin friedliches Jahr 2009. Salve, T:-)M
© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2009
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