FolkWorld Ausgabe 37 11/2008; Artikel von Daniel Bax
Andenken an einen Freund
Sezen Aksu & Arto Tuncboyaciyan
Ein Album, fast nur mit armenischen Musikern aufgenommen - dies ist in der Türkei immer noch ein politisches Statement. Wenn sich das jemand leisten kann, dann Sezen Aksu, die Grande Dame des türkischen Pop.
Sie waren das Traumpaar der türkischen Popmusik: Sezen Aksu und der armenischstämmige Produzent Onno Tunc, der ihre Karriere über mehr als ein Jahrzehnt hinweg begleitete. Als er im Januar 1996 mit 48 Jahren mit seiner Privatmaschine auf dem Rückflug nach Istanbul an einem Berg zerschellte,
|
Es ist auch ein politisches Album geworden. Allein schon, dass mit Arto Tuncboyaciyan und seiner "Armanian Navy Band" aus Eriwan fast nur armenische Musiker beteiligt waren, ist eine Aussage für sich: Immerhin sind die Beziehungen der Türkei zur christlichen Minderheit im eigenen Land sowie zum Nachbarland Armenien bis heute hoch problematisch. Ein Stück, ("Taube") ist zudem Hrant Dink gewidmet, dem armenischen Journalisten, der im Januar 2007 auf offener Straße in Istanbul von einem nationalistischen Fanatiker ermordet wurde. "Taube", so lautete auch der Titel von Dinks letztem Gedicht, das dieser vor dem Anschlag geschrieben hatte. Ein anderes Stück, "Memet", richtet sich als eine Art Wiegenlied an einen jungen Rekruten und handelt von der Sinnlosigkeit des Krieges: schwer, dabei nicht an den andauernden Konflikt mit der kurdischen PKK-Guerilla zu denken.
Der Grundton der Stücke, die größtenteils aus der Feder von Arto Tuncboyaciyan stammen, ist melancholisch bis traurig. Der Titelsong beginnt getragen und orchestral wie der Soundtrack zu einem nostalgischen Film, um sich dann mit einem Kirchenchor zu dramatischen Höhen aufzuschwingen. Doch es gibt auch fröhliche Momente. "Roman" zitiert den Sound der Romakapellen aus Thrakien, "Kutlama" kommt wie ein italienischer Chanson daher, und "Izmir'in Kizlari" ist den "Mädchen von Izmir" gewidmet. "Keine anderen Absätze können so einladend klappern wie diese", schwärmt Sezen Aksu. Sie muss es wissen, denn sie stammt selbst von dort.
Als "ihr bislang persönlichstes Album" hat Sezen Aksu "Deniz Yildizi" bezeichnet.
Arto Tuncboyaciyan @ FolkWorld: |
Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift der
Menschenrechtsorgani- sation Amnesty International (www.amnesty.de) entnommen: amnesty journal 10/11 2008. |
Photo Credits:
(1) Sezen Aksu 'Deniz Yildizi' (from website).
Zur englischen FolkWorld |
© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2008
All material published in FolkWorld is © The Author via FolkWorld. Storage for private use is allowed and welcome. Reviews and extracts of up to 200 words may be freely quoted and reproduced, if source and author are acknowledged. For any other reproduction please ask the Editors for permission. Although any external links from FolkWorld are chosen with greatest care, FolkWorld and its editors do not take any responsibility for the content of the linked external websites.