FolkWorld Artikel von Walkin' T:-)M:

Das Grundvergnügen, Musik zu machen

Stoppok & Worthy akustisch


Der Regen peitscht über Münster. Das macht er zwar an 364 Tagen im Jahr - bekanntlich ist der Sommer in Münster ein bißchen wie der Krieg der Sterne, mehr Hype als Substanz -, aber dennoch kann man immer wieder von neuem den Blues kriegen. Aber warum nicht den Blues mit Stoppok teilen, denn dann wird es zum Grundvergnügen ...

Stoppok & Worthy, photo: www.stoppok.de

Angeblich riet ihm einst ein Musikprofessor, lieber die Finger von der Musik zu lassen. Gottseidank hat Stefan Stoppok sich den Rat nicht zu Herzen genommen. In den 70ern beginnt der "Pott-Poet" und jetzige Wahlbayer als Straßenmusikant durch die Lande zu ziehen und lernt jedes Saiteninstrument, das ihm unter die Finger kommt. Zwölf Alben, darunter der Soundtrack zum Kinofilm "Das Superweib", sind das Resultat emnsigen Strebens. Im vergangenen Jahr erhält Stoppok den Liederpreis des Südwestdeutschen Rundfunks. "Mülldeponie" stand sechs Monate lang auf der Liederbestenliste. Nicht nur ein Lied über deutsche Sammelleidenschaft: "Wieviel Müll kann man schlucken?"

Stoppok will kein kein "Prisoner of Rock'n Roll" sein und ist deshalb dieser Tage als Akustikduo unterwegs, in eigenen Worten "zurückkehrt in die Nähe seiner Anfänge: Zum Spielmann der Straße. Abrüsten, verkleinern. Drahtloser Anschluß ans Grundsätzliche. Karge Klänge. Einfache Ekstasen. Simple Vielfalt. Das musikalische Material durch Reduktion neu aufladen. Kleine Besetzung: Gitarre, Gesang, Bass. Kleine Clubs. Näher am Ursprung, näher am Publikum." Bassist Reggie Worthy - einst mit Ike & Tina Turner, Falco, Jennifer Rush und Universal Supersession unterwegs, ist die kongeniale Ergänzung bei dieser Mission.

Stoppok & Worthy, photo: www.stoppok.de

Der "Ärger" - "du kriegst gar keine Schnitte" - hat ihn doch angeschmiert. Wegen eines geklemmten Daumen musste das Konzert um eine Woche verschoben werden: "Nach 4 Erholungstagen, inclusive einer durchgezechten Nacht in Köln - das Problem war, dass der Doc gesagt hatte, ich sollte meinen Daumen immer hoch halten, was der Wirt, das dicke Ei, völlig falsch verstanden hatte und ein verdammtes Kölsch nach dem anderen hingestellt hatte, bis ich den Daumen überhaupt nicht mehr gespürt hatte und auch nicht mehr hoch halten konnte - ging es wieder bergauf." Stoppok-Auftritte - laut taz "kautzige Heimatabende einer eingeschworenen Fangemeinde" - liegen irgendwo im Niemandsland von Folk, Blues und Rock. Mal humorvoll ("Scheiße am Schuh"), mal melancholisch ("Unten am See"), nachdenklich (Rio Reisers "Der Krieg") oder auch pädagogisch ("Learning by Burning"). Im Zentrum aber immer Stoppoks bissige und nölige Stimme. Reggie steuert eine Eigenkomposition, sowie das Hendrix-Cover "Castles Made of Sand" und Joan Osbornes Erfolgshit "One of Us" bei.

Live geht das Grundvergnügen in die Endphase. Das Ganze gibt's aber natürlich auch auf Platte. "Grundvergnügen" ist zudem die erste Produktion des neuen Grundsound-Labels. Motto: "Trotz mp3, trotz CD-Rekordern und trotz - oder gerade wegen - völlig verflachten und langweiligen ,der beste Mix'-Radiosendern, gründen wir ein neues Label. Das Interresse in jeder Alters- und Zielgruppe wird immer grösser, gegen die weitere Verfeldbuschung unserer Musik und unserer Gesellschaft massiv vorzugehen. Wir werden Musik veröffentlichen, deren Haltbarkeitsdatum den eines Sahnejoghurts light überschreitet und die mehr Tiefgang hat als ein weiches Sesambrötchen, das den Hamburger lediglich daran hindern soll, nicht aus der Hand zu rutschen." Man darf gespannt sein, was folgt, wenn Stoppok wieder mit Band Krach macht ...


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 4/2001

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