FolkWorld Live Review 12/99:

Bayern dürfen etwas gemein sein

Der bairisch-diatonische Jodelwahnsinn macht kleinkünstlerische Volksmusik


Von Christian Rath

Rotgefärbte Haare, grüngestrichene Geige - Monika Drasch ist nicht gerade die typisch bayerische Volkmusikantin. Aber ihre Gruppe, der "bairisch-diatonische Jodel-Wahnsinn", will ja auch eher untypische Volksmusik machen. Und das auf eine typisch bayerische Art. Im November gastierte das Trio für drei Tage im Freiburger Theatercafé.

Bairisch-Diatonischer Jodelwahnsinn Eigentlich sind die Zutaten bekannt. Bayerisch-verschmitzte Ansagen sorgen für eine gemütliche Stimmung. Kleine Gemeinheiten, auch auf Kosten einzelner Zuschauer, bringen schnelle Lacher (Bayern dürfen gemein sein, die sind halt so). Hier und da wird ein alpines Instrument eingesetzt, und gelegentlich sind auch die Melodien traditionell. Die drei aus München verstehen sich zwar als Volksmusikanten, machen aber eher eine Kleinkunst nach eigenem Gusto: etwas Kabarett, viele lustige Instrumente und auch ein bisschen Nachdenklichkeit.

Richtig überzeugend ist das eigentlich nicht. Das Programm hat keine verbindende Idee und keinen roten Faden. Die Ansagen passen oft nicht zu den Stücken, der politische Witz bleibt flach und mancher scheinbar spontane Einfall fällt den dreien immer an derselben Stelle ein (wie die neue CD belegt).

Stark sind die Münchener dagegen in ihrem sehr angenehmen und gekonnten Chorgesang. Hier merkt man, dass die drei vom "Jodelwahnsinn" schon seit sieben Jahren in dieser Besetzung zusammenspielen. Außerdem sind sie einfach furchtbar sympathisch.

Bairisch-Diatonischer Jodelwahnsinn Da ist zum einen der ehemalige Weinhändler Otto Göttler mit seinem tiefem Baß und viel Mutterwitz. Göttler, der heute mehr wie Rezzo Schlauch aussieht als dieser selbst, hat die Gruppe bereits vor 13 Jahren im Wackersdorf-Widerstand gegründet. Der Bariton Josef Brustmann, ein ehemaliger Ministrant, strahlt dagegen den Charme eines ehrlichen Einzelhändlers aus. Und Monika Drasch gibt die fesche Melancholikerin so hinreissend, dass man sich zu fragen beginnt, warum die Niederbayerin eigentlich so einen Kummer hat.

Beim Publikum hatten die drei denn auch leichtes Spiel. Die Nummern mit Zuschauerbeteiligung endeten jeweils in ausgelassener Kindergeburtstags-Stimmung. So gesehen garantiert ein Konzert mit dem Bairisch-diatonischen Jodelwahnsinn zwar keinen denkwürdigen Abend - aber einen netten.

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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 12/99

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